Vince schrieb
Auf die Art Film habe ich momentan leider gar keinen Bock (zu viel Politik im Moment), aber auf Dauer ist er ein sicherer Ansehkandidat.
Bock, den hatte ich nun gehabt:
Man benötigt eine Perspektive, um dieses ambitionierte Werk so zu konsumieren, wie es konsumiert werden will. Möglichst sollte man sich über die wesentlichen Punkte der McCarthy-Ära informieren. Ich habe mich genau mit der Erwartungshaltung genähert, die der Film benötigt - und komme dennoch nicht über das Urteil "ganz ordentlich" hinaus.
Ein ähnliches Problem wie bei seinem anderen Prestigewerk "Syriana" befällt Clooneys zweite Regiearbeit (nach "Confessions of a Dangerous Mind"): beide Filme sind viel zu mikroperspektivisch und bei derart politischen Themen muss das nicht notwendigerweise, kann aber sehr schnell Gift sein. Wie man das interne Operieren aus einer Institution heraus adäquat darstellt, wie man nicht auf die den Unterhaltungsmechanismen gehorchende Spannung verzichtet, die gewöhnlich auch als Katalysator für das Verstehen und Einfühlen des Zuschauers in die Materie dient, haben Filme wie "Insider", "Thirteen Days" und "Die Unbestechlichen" gezeigt. Dort wird ebenfalls ein einzelner Insider oder eine Gruppe zum Identifikationspol gemacht, auch hier wird das große Ganze von der eingeengten Position des Kleinen heraus aufgedeckt, jedoch wusste man wesentlich besser mit dem Element der Unterhaltung umzugehen, das hier komplett fehlt.
Clooney macht einen massiven Anfängerfehler: Dass "Good Night, and Good Luck" eine Herzensangelegenheit ist, macht ihn blind für das Bedürfnis des Publikums. Er setzt voraus, womit er selbst sich intensiv auseinandergesetzt hat, ohne zu berücksichtigen, dass man eine Brücke bauen muss, um gegenüber dem Adressaten verständlich zu wirken. George Clooney ist der Techniker, fasziniert von den ihm vertrauten Rädchen und Schrauben, dem verdutzten Ikea-Kunden eine Montageanleitung vorsetzend, deren Fachsprache der Kunde unmöglich entschlüsseln kann, ohne nicht selbst ein Technikstudium absolviert zu haben.
Nicht, dass man nicht ein wenig Geschichtswissen oder harte Fakten vorraussetzen könnte; um Gottes Willen, darum soll es nicht gehen. Die Handlung dürfte für jeden denkenden Menschen - und nur an solche wendet sich dieser Film - nicht schwer nachvollziehen zu sein. Was schwer nachvollziehbar ist, das sind die Charaktere. Es findet keine Einfühlung statt. Die Journalisten sind plakativ, zweidimensional, wie ein Holzschnitt - das eigentlich als optische Hilfestellung zur Rückbesinnung in die 50er Jahre wird zur optischen Betonung jener Plakativität.
Doch wenigstens ergeht sich Clooney nicht im aktuellen Trend zur Faselei wie sein Kollege Robert de Niro mit "The Good Shepherd" - es wird gesagt, was gesagt werden muss. Und das ist erledigt in angenehmen 89 Minuten. Nicht mehr, nicht weniger. Eine vorbildliche Beachtung der Grice'schen Maximen, ein Musterbeispiel für Effizienz. Danke wenigstens hierfür.