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Entstehungsdaten:
USA 1993
Regie:
Bruno Barreto
Darsteller:
Eric Stoltz
Jennifer Connelly
Dermot Mulroney
Dennis Hopper
Vincent Price
William H. Macy
Katherine LaNasa[/align]
[align=justify]„the Heart of Justice“, hierzulande als „im Herzen der Rache“ bekannt, ist ein intelligenter, ansprechend besetzter Thriller, der 1992/93 fürs amerikanische Fernsehen im Zuge des „TNT Screenworks“- bzw „Writer´s Cinema“-Programms entstand, welches darauf abzielte, Drehbücher zu realisieren, die den Federn geachteter Verfasser von Bühnenstücken entstammen.
Austin Blair (Dennis Hopper) ist ein Bestsellerautor, dessen jüngste, den Titel „a Class of their own“ tragende Veröffentlichung gerade erschienen und sogleich zu einem beachtlichen Erfolg avanciert ist – erzählt wird die Geschichte einer angesehenen Familie der New Yorker High Society, unter deren Fassade etliche dunkle Geheimnisse schlummern, wie etwa eine inzestuöse Beziehung zweier Geschwister. Als er nun, im Anschluss an ein Essen mit einem langjährigen Bekannten (Vincent Price), einen edlen Privatclub in Manhattan verlässt und sich ein Taxi ruft, tritt plötzlich ein junger Mann (Dermot Mulroney als Elliott Burgess) an ihn heran, verschafft sich per Nachfrage Gewissheit über die Identität seines Gegenübers, zieht dann eine Waffe und erschießt den Schriftsteller kaltblütig – nur um sich unmittelbar danach selbst zu richten. Das öffentliche Interesse an der Tat ist groß, und so beauftragt der Chefredakteur einer bedeutenden Tageszeitung (Harris Yulin) einen seiner besten Leute, nämlich den ehrgeizigsten Journalisten David Leader (Eric Stoltz), der Sache nachzugehen und ihm eine durchschlagende Story zu liefern. Die einflussreiche Familie des Täters ist erwartungsgemäß nicht dazu bereit, mit Vertretern der Presse zu sprechen, doch David lässt nicht locker und erwählt die attraktive wie geheimnisvolle Emma (Jennifer Connelly), Elliott´s Schwester, als Ansatzpunkt seiner Recherchen. Diese ergeben schon bald, dass die beiden sich sehr nahe standen, sie schon immer das männliche Geschlecht zu ihrem Vorteil um den Finger zu wickeln vermochte und zudem von ihrem Bruder fast eifersüchtig behütet wurde. Kurz nach dem Abdrucken einiger provokanter Meldungen in der Zeitung, welche die Familie (zwecks Brechen ihres Schweigens) unter Druck setzen sollen, erhält David diverse Kassetten zugespielt – diese beinhalten das Audiotagebuch des Täters, aus dem hervorgeht, dass der hochbegabte Elliott der festen Überzeugung war, Blair hätte in seinem neusten Roman schädigende Familiengeheimnisse preisgegeben. Für ein juristisches Vorgehen gegen den Autor ließen sich keinerlei rechtliche Grundlagen finden, also beschloss er irgendwann, genährt von einer immer intensiver werdenden Paranoia, ihn zum Wohle aller Betroffenen zu töten. Je mehr David auf diesem Wege erfährt, desto stärker geht er davon aus, die Bänder von Emma erhalten zu haben, um die mentale Verfassung Elliotts verstehen zu können. Als er schließlich selbst vollends in ihren verführerischen Bann gerät und sich auf eine Affäre mit ihr einlässt, droht seine professionelle Objektivität darunter zu leiden – nur wer manipuliert hier eigentlich wen? Er sie, um die Wahrheit aufzudecken – oder sie ihn, um genau diese verborgen zu halten…?
Wer reißerische, vordergründige Thrills sucht, ist bei „the Heart of Justice“ fehl am Platze – beispielsweise steht nicht etwa die Tat an sich steht im Mittelpunkt der Ereignisse, sondern vielmehr die vertrackten Motivationen im Hintergrund, was in einer beständig subtilen Spannung resultiert. Lange Zeit ist unklar, was innerhalb der Burgess-Reihen vor sich geht: Gab es wirklich eine Verschwörung, litt Elliott an Verfolgungswahn, u.a. weil er sich permanent beschattet wähnte, oder hat Blair tatsächlich recherchierte Fakten in sein fiktives Werk mit einfließen lassen – aber warum fallen die (angeblichen) Parallelen sonst keinem auf, ja nicht einmal seinem Vater, einem erfahrenen Anwalt? Handelte es sich bei der Beziehung der Geschwister nicht vielleicht doch nur um ein inniges, vertrauliches Verhältnis, das ein auf brisante Unterhaltung abzielender Schriftsteller bloß verkaufsfördernd „aufgepeppt“ hat? Und welche Rolle genau hält Emma eigentlich in all dem inne? Eine ehemalige Freundin (Felicity Huffman) berichtet an einer Stelle davon, dass jene schon immer gern mit Männern „gespielt“ habe – sie selbst bestätigt diese Aussage gar und begründet das mit der einschränkenden Langeweile ihrer Familienherkunft. Nur wie weit würde sie insgesamt gehen, um sich einen bestimmten Kick zu verschaffen? Zum Teil sind auch David´s Motive bzw Absichten unklar, vor allem ihr gegenüber: Ein Kollege (Keith Reddin) merkt gleich zu Beginn an, dass es für ihn üblich ist, sich weiblichen Informanten so weit es geht anzunähern, um auf diese Weise an die entscheidenden Informationen zu gelangen, sie im Anschluss dann fallen zu lassen und nach Hause zu seiner eigenen, dementsprechenden leidenden Beziehung zurückzukehren. Konstant fügen sich die einzelnen Puzzlestücke zu einem erkennbaren Gesamtbild zusammen – dies geschieht nett sowie unüberstürzt, allerdings kann man sich den Ausgang im Grunde bereits relativ zeitig denken, was das Sehvergnügen dennoch nicht allzu stark mindert.
Ein Film, dessen Verlauf von seinen Charakteren vorangetrieben wird, muss sich auf seine Besetzung verlassen können – und das hier vereinte Ensemble ist dieser Aufgabe ausnahmslos gewachsen. Eric Stoltz („Killing Zoe“/„Rob Roy“) überzeugt als aufstrebender Journalist, der die Herausforderungen seines Privatlebens weitaus weniger souverän meistert als die mit seiner Profession im Zusammenhang stehenden. Jennifer Connelly („Labyrinth“/„the House of Sand and Fog“), zu Zeiten des Drehs 23 Jahre jung, präsentiert sich (von ihrem Aussehen und der darstellerischen Leistung her) als noch nicht ganz vollendeter Diamant – ihre anziehende, nur schwer zu ergründende Ausstrahlung lässt sie, natürlich in Addition zu ihrem nicht von der Hand zu weisenden Talent, den Part glaubwürdig vereinnahmen. Ich gebe zu, dass beide Leads zwei bis drei Dialogzeilen (in meinen Augen) nicht ganz perfekt meistern – doch fallen diese im Gesamtbild nicht weiter negativ ins Gewicht. Dermot Mulroney („My best Freind´s Wedding“/„Survival Quest“) trifft mit seiner Performance den Nagel auf den Kopf – seine reservierte, zumeist in sich gekehrte Herangehensweise passt hervorragend zu einer Person mit Elliott´s Problemen. Dennis Hopper („Blue Velvet“/„Speed“) besitzt nur wenige Minuten Screen-Time, reißt diese aber fidel an sich, Bradford Dillman („Lords of the Deep“) und Joanna Miles („the Glass Menagerie“) wurden als Oberschicht-Ehepaar treffend gecastet. In weiteren Nebenrollen lassen sich zudem noch William H.Macy („Fargo“), Harris Yulin („Training Day“), Felicity Huffman („Transamerica“) sowie die schnuckelige Katherine LaNasa („Alfie“) erspähen. Ferner muss spezielle Erwähnung finden, dass diese Produktion die letzte markiert, in welcher der legendäre Vincent Price („the Pit and the Pendlum“/„the Abominable Dr. Phibes“) vor seinem Tode (25.10.1993) auftrat – er möge in Frieden ruhen.
Drehbuchautor Keith Reddin („It´s the Rage“), der ebenfalls einen kurzen Auftritt als David´s Kollege Simon absolviert, konstruierte einen klassischen, im positiven Sinne altmodisch anmutenden Thriller, bei dem die Geschichte und ihre Präsentation stets im Vordergrund steht. Das Tempo ist angemessen ruhig, die Dialoge sind reichhaltig, der Verlauf entfaltet sich entlang eines cleveren roten Fadens: Mit dem Erhalt der Tapes setzen Elliott´s Ausführungen veranschaulichende Rückblenden ein, welche die Ereignisse bis hin zum Mord aufzeigen – man konnte aber der Verlockung widerstehen, beide Stränge am Ende zusammenlaufen zu lassen, quasi als großes Finale, denn stattdessen endet diese inhaltliche Beigabe zum Anfang des letzten Akts, der sich folgend voll und ganz auf die Geschehnisse in der Gegenwart konzentriert. Bis dato begegnen einem innerhalb der Story zahlreiche Überschneidungen: Die Flashbacks zeigen auf, dass sich die Pfade einiger der Protagonisten zuvor bereits mal (unbewusst und beiläufig) gekreuzt haben, der Recherchierende denkt sich derart intensiv in die Vorstellung des Täters hinein, dass er in einer Szene gar im Geiste durchspielt, wie es wohl wäre, einen fremden Menschen zu erschießen, und alles in allem scheint sich ohnehin manche Entscheidung bzw Bestimmung unweigerlich zu wiederholen (die letzte Einstellung vor den Credits spricht da Bände). In den abschließenden 20 Minuten offenbaren sich allerdings einige kleinere Schwächen, zudem haben sich zuvor hier und da ein paar althergebrachte Klischees eingeschlichen. Die Plausibilität des Verhaltens einer gewissen Person, deren Identität ich bewusst nicht nenne, um keinen Spoiler heraufzubeschwören, weist einige Risse auf (besonders rückwirkend betrachtet) – und man muss kein Experte auf dem betreffenden Gebiet sein, um die Auflösung spätestens zur Halbzeitmarke (zumindest einengend tendenziell) vorhersehen zu können. Unabhängig dieser Schönheitsfehler, die sich zum Glück selbst aufaddiert als keineswegs nachhaltig schädigender Natur entpuppen, lieferte der brasilianische Regisseur Bruno Barretto („View from the Top“/„One Tough Cop“) ein gelungenes, vom ausgezeichneten Score dienlich untermaltes sowie von der hochwertigen Kameraarbeit des Cinematographers Declan Quinn („Leaving Las Vegas“) in stimmungsvoll-düstere Bilder gekleidetes „Made for TV“-Movie ab, das in erster Linie Fans gediegener Krimis und Thriller anständig unterhalten dürfte… [/align]
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„7 von 10“

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