Hier meine (Ofdb-) Kritik des Films (für die, die es interessiert)...
Vor rund zwei Jahren bin ich eher zufällig auf den koreanischen Grusel-Thriller „Phone“ des Regisseurs Ahn Beyeong-Ki aufmerksam geworden, welcher mir, aufgrund seiner hochwertigen wie spannenden Inszenierung, recht gut gefallen hat. Auffallend war jedoch, dass man eine Vielzahl von Genre-Motiven verwendet hat, die kurz zuvor durch Hollywood-Produktionen wie „What lies beneath“ oder „Stir of Echoes“ erfolgreich Bekanntheit erlangt hatten. Nun also liegt „Bunshinsaba“, das neuste Werk jenes Regisseurs, vor, welches traditionelle koreanische Storyinhalte mit modernen Horror- und Slasher-Motiven verbindet, dabei aber ebenfalls klassische Vorbilder des US-Kinos zitiert sowie erneut das durch „the Ring“ bekannt gewordene Stilmittel der „bleichen Asiatinnen mit langen schwarzen, ins Gesicht fallenden Haaren“ als Erscheinungs- und Ausdrucksform des Bösen bemüht…
Als die bildhübsche Chun Hee zusammen mit ihrer blinden Tochter Kim Im Sook in ein beschauliches Städtchen der südkoreanischen Provinz zieht, werden sie augenblicklich mit dem Argwohn der Einwohner bezüglich Fremden konfrontiert. Das Misstrauen gegenüber den beiden Frauen verstärkt sich mit der Zeit immer weiter und mündet schließlich in offene Feinseligkeit, als man erkennt, dass Chun Hee übersinnliche Fähigkeiten besitzt, mit denen sie es ihrer Tochter ermöglichen kann, trotz der Blindheit doch etwas zu sehen. Aus diesem Grund verlässt sie nur selten ihr Haus, wo sie sich auf ihre Gabe konzentriert, mit der sie für Kim Im Sook dessen Umwelt wahrnimmt und sie auf diese Weise quasi „durch ihre Augen“ sehen lässt. Eines Tages entlädt sich der Hass der Einwohner schlagartig – zuerst töten sie Kim Im Sook auf grausame Weise, dann zünden sie ihr Haus an, in welchem Chun Hee qualvoll verbrennt…
30 Jahre später: Mit Hilfe eines Ouija Boards wollen drei Schülerinnen einen Fluch heraufbeschwören, um sich auf diese Weise an vier Klassenkameradinnen zu rächen, von denen sie ständig gehänselt und unterdrückt werden. Bei der Zeremonie gilt es, auf keinen Fall vor dem Ende der Beschwörung die Augen zu öffnen – doch eine von ihnen, Yoo Lin, hält das im Verlauf nicht durch, sieht sich im Raum um und entdeckt zu ihrem Schrecken ein mysteriöses Mädchen, was aber kurz darauf wieder verschwunden ist…
Am nächsten Tag findet man in der Schule die teilweise verbrannte Leiche der ersten Schülerin der Liste, doch die Umstände lassen die Verantwortlichen von Selbstmord ausgehen. Kurz darauf gibt es einen weiteren vermeintlichen Suizid, bei welchem sich das Opfer ebenfalls eine Plastiktüte über den Kopf zieht, diese mit Benzin übergießt und im Anschluss anzündelt, so dass das Feuer zusammen mit den entstehenden Gasen den Tod hervorruft. Per Zufall stellt sich heraus, dass Kim Im Sook damals auf gleiche Weise ums Leben kam, und während Yoo Lin nun in Verdacht gerät, da sie sich nicht an die Tatzeitpunkte erinnern kann sowie immer in direkter Nähe gesichtet wurde, stellen einige Lehrer immer konkretere Verbindungen zu den Geschehnissen von vor 30 Jahren her…
Als alle vier verfluchten Schülerinnen schließlich tot sind, reißt die Serie jedoch nicht ab, sondern weitet sich auf andere Personen des Ortes aus – doch nicht nur Yoo Lin gerät in den Blickpunkt der Leute, sondern auch die neu zugezogene Lehrerin Lee, welche sich ebenfalls merkwürdig verhält, worauf die Ältesten ein weiteres Mal darüber nachdenken, die beiden Außenseiter „zum Wohle des Ortes“ zu verbannen oder aus dem Weg zu räumen…
Handwerklich ist „Bunshinsaba - Ouija Board“ wahrlich gelungen: Regisseur Ahn Beyeong-Ki hat die Geschichte hochwertig umgesetzt, in abwechslungsreichen Bildern verpackt sowie mit einem stimmungsvollen Score unterlegt, welcher einen entscheidenden Beitrag zur Atmosphäre liefert. Selbiges gilt auch für die Optik des Films – anfangs eher konventionell gehalten, wird im Verlauf in entscheidenden Sequenzen auf den Einsatz von Farbfiltern zurückgegriffen, welche, zusammen mit der stimmigen Be- und Ausleuchtung, Geschehnisse wie Gefühlslagen effektiv unterstützen. Gerade die für das Gesamtbild enorm wichtigen Rückblenden, aus denen man (mit Ausnahme bestimmter Elemente) nahezu alle Farben entfernt hat, gefielen mir sehr gut. Als einer der absoluten Höhepunkte stellte sich für mich zudem die erste von zwei Hypnose-Sessions dar, bei welcher man alle zum Konzept passenden (technischen) Möglichkeiten besonders eindrucksvoll ausgeschöpft hat.
Gerade bei koreanischen Produktionen ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass diese im Horror-Genre oftmals nicht bloß auf den reinen Effekt aus sind, sondern diesen wohlüberlegt in eine möglichst reichhaltige Geschichte einzubetten versuchen. Auch „Bunshinsaba“ ist solch ein Fall, bei dem Gruselelemente und Schockmomente nie die Storyline zu überdecken versuchen, sondern sich mit ihr zu einem homogenen Gesamteindruck verbinden. Die Kombination aus Drama und Horror funktioniert erstaunlich gut, da man viel Wert auf die Figuren legte – vor allem bei den Charakterzeichnungen von Chun Hee und Kim Im Sook, aus denen sich die gesamte Tragik herausentwickelt. Die Handlung ist komplex und vielschichtig, nicht aber verwirrend. Es werden eine ganze Reihe interessanter Aspekte und Motive angesprochen, welche in ihrer realen und nachvollziehbaren Art soliden Nährboden für die übernatürlichen Elemente bieten – etwa das Misstrauen der Bewohner eines ländlichen, überschaubaren Städtchens gegenüber Fremden, die dunkle Vergangenheit des Ortes, die Rolle von Außenseitern in der Gemeinschaft sowie die Mobbing-Zustände unter Jugendlichen in der Schule.
Zwar ist der Film durchweg atmosphärisch, gut gespielt und inszeniert, doch der Spannungsbogen leidet zeitweise unter den zahlreichen Drama-Einflüssen, welche die volle Entfaltung der Horror-Elemente etwas hemmen. So bleibt „Bunshinsaba“ zwar durchweg interessant, aber leider nicht immer packend, was vor allem für den vergleichsweise unspannenden Showdown gilt, der zudem recht konventionell und fast schon in Form eines reinen Slashers ausfiel. Auf die Klischee-behaftete Schlußsequenz am Meer (mitsamt der unumgänglichen letzten Cliffhanger-Einstellung) hätte man ebenfalls getrost verzichten können.
Wie schon bei „Phone“ ist die Handlung auch dieses Mal größtenteils aus bekannten Vorbildern zusammengesetzt worden: „Heathers“, „Exorzist 2“, „Carrie“ sowie „a Nightmare on Elm Street“ standen offenkundig Pate – zusammen mit diversen Fluch- und Besessenheits-Motiven sowie den charakteristischen „Asia Horror“-Einflüssen ergeben sie zwar kein wirklich originelles, doch aber ein (fast) überzeugendes Gesamtbild.
Darüber hinaus muss ich gestehen, dass das bekannte Bild der bleichen Asiatinnen mit Haaren im Gesicht auch für mich noch immer schön creepy daherkommt, doch hier wird es auf Dauer etwas eintönig eingesetzt – fast immer bekommt man zuerst die Gestalt zu sehen, welche dann langsam aufblickt und mitsamt anschwellender Musikuntermalung zu Schluss böse dreinblickt. Hätte man das Auftreten etwas variiert, wäre es wesentlich effektiver sowie ohne Abnutzungserscheinungen verlaufen (= mehr von den „kreativen“ Szenen wie mit der Mutter und den zwei Mädchen auf dem Bett!)...
Fazit: „Bunshinsaba - Ouija Board“ ist eine interessante Kombination aus Horror und Drama, welche (u.a.) wegen der Verwendung etlicher Genre-Versatzstücke leider nicht über die Gesamtlaufzeit hinweg zu fesseln vermag, trotzdem aber hochwertige und atmosphärische Gruselunterhaltung bietet … (nach oben hin) knappe „7 von 10“.