Nowhere to Hide Korea-SE

Technische Daten
Vertrieb: Spektrum
Regionalcode: 3
Laufzeit: 112/100 Minuten (koreanische/internationale Fassung)
Regie: Myung-se Lee
Darsteller: Joong-hoon Park, Sung-kee Ahn, Dong-gun Jang
Bildformat: 1,85:1
Sprachen: Koreanisch DTS; DD5.1 (koreanische Fassung); Koreanisch, Englisch, Japanisch DD2.0 (internationale Fassung)
Untertitel: Englisch, Chinesisch, Japanisch ; Englisch, Spanisch, Japanisch, Französisch
Freigabe: /
Film:
Das koreanische Kino ist in letzter Zeit übelst am boomen. Was mit „Shiri“ 1999 begann (erfolgreichster Film in Korea), ging weiter mit Action-Blockbustern wie „2009 – Lost Memories“ bis hin zu Kriegsdramen wie „Silmido“ & „Taegukgi“. Bei allen fällt auf, dass durchaus bei Hollywood abgekupfert wird, aber die Umsetzung meist überall besser als beim budget-gepolsterten Vorbild gelingt.
Nachdem ich mir „Taegukgi“ angesehen hatte, viel mir einmal mehr positiv Dong-gun Jang auf und ich suchte nach weiteren Filmen des jungen Schauspielers und so kam ich zu „Nowhere to Hide“, welcher – wie sollte es anders sein – in Korea in einem äußerst schicken Digipack mit Magnetverschluss erschienen war.
In diversen Reviews werden durchgestylte Actionszenen gelobt und prompt – so auch mir – kommen dem verwöhnten Filmfreak Zeitlupenorgien a la John Woo in den Sinn. Die Bestellung folgt und wenn der Postbote das Päckchen dann endlich bringt, wird mit Begeisterung das Digipack bewundert und anschließend der Film in den Player geworfen. Die Ernüchterung folgt schnell……nix Zeitlupe, nix Bullet-Time…in der Startsequenz bekommt man zu sehen, dass koreanische Polizisten sich einen Dreck um Schusswaffen scheren und böse Buben stattdessen lieber mit Baseball-Schlägern und Stühlen kampfunfähig machen. Untermalt wird die äußerst gewöhnungsbedürftige Klopperei mit allerlei Verfremdungseffekten (Standbilder, Farbfilter) von harten E-Gitarren-Klängen. Anschließend verfolgt man eine Mord-Sequenz, die musikalisch und filmisch wunderschön eingefangen ist.
Soviel zur Ausgangslage…
Um besagte Mord-Sequenz dreht sich der Film, denn die zwei Polizisten von der Anfangsklopperei sollen den Mörder schnappen….Punkt, mehr Plot gibt’s nicht.

Und da sitzt der Hannibal nun, konnten die Deppen in ihren blöden Reviews nicht schreiben, was die unter stylish verstehen?
Nach 2 Anläufen habe ich den Film dann doch zu Ende geschaut. Die Story wirkt letztendlich wie ein Gerüst, was die gezeigten Szenen geradeso beisammen hält. Alles scheint recht wirr, oft weiß man gar nicht, was die Polizeitruppe da überhaupt macht und Spannung sucht man zu Beginn auch vergeblich.. Zwischendrin gibt’s immer wieder Kloppereien im gleichen Stil wie die Startsequenz. Karate, Kung-Fu….alles wäre ok, aber warum zum Teufel gibt’s hier nur Baseballschläger? Ich habe mir einen auf dem Zahnstocher-kauenden Chow Yun-Fat selten mehr herbei gewünscht, der statt nem Holzknüppel zwei blitzende Berettas aus dem langen Mantel zieht und stylish in Zeitlupe alles ummäht, was auch nur entfernt nach bösem Buben aussieht.
Herumgerissen wird das Ruder vom Hauptdarsteller Joong-hoon Park, der den Polizisten Woo verkörpert. Er mimt einen komischen Kauz, der so gar nicht ins Polizisten-Klischee passt. Gerade aufgrund seiner seltsamen Art gewinnt er das Herz des Zuschauers und schenkt dem Film damit die unbedingt benötigte Identifikationsfigur, die scheinbar nix auf die Reihe kriegt, aber doch irgendwo liebenswert ist. Auf seine Kappe gehen dann auch viele kleine skurile Szenen & schräge Ideen, die dem Film eine innovative Note verleihen. Seine Dialoge, sein ganzes Auftreten sorgen für Lacher und vor allem Interesse beim Zuschauer….die Gedanken der ersten halben Stunde ans „Abschalten“ sind verflogen.
Der anfangs erwähnte Dong-gun Jang hat nur eine Nebenrolle, die er gut ausfüllt, aber zu keinem Zeitpunkt gegen die One-Man-Show des Hauptdarstellers ankommt.
Die technische Umsetzung des Streifens ist an für sich gesehen genial. Perfekte, innovative Kameraeinstellungen, exzessiver Einsatz von Farbfiltern, Verfremdungseffekten und Standbildern. Regisseur Myung-se Lee hat ein Gespür für tolle Optik und die dazupassende Musik. Die Action inszeniert er ebenfalls interessant, aber für den westlichen Zuschauer – der zudem in meinem Fall mit falschen Erwartungen an den Film heranging – völlig ungewohnt.

Ein Film braucht eine mitreißende Geschichte und die hat „Nowhere to hide“ nicht! Der skurile Humor, der kauzige Hauptdarsteller und die interessante, erfrischend andere Optik sorgen dennoch dafür, dass der Film nicht im Mittelfeld versinkt. Als Hollywood-verwöhnter Zuschauer braucht man aber nichts desto trotz Zeit, um sich an den Stil des Films zu gewöhnen, ist das erst mal geschafft, wird man gut vom Polizisten Woo unterhalten und bekommt nebenbei eine Inszenierung geliefert, die man nicht alle Tage antrifft.
Bild:
Eine objektive Meinung ist hier schwierig, da der Eindruck durch die vielen Verfremdungseffekte verfälscht wird. Die Farben & Kontrast sind gut, Detailschärfe überzeugt abseits der Stilmittel komplett.
Sound:
Die Dialoge kommen klar aus dem Center, die Kloppereien werden vom Subwoofer dezent unterstützt, Umgebungsgeräusche & Musik werden angenehm auf die restlichen Speaker verteilt. Guter Durchschnitt.
Die englischen Untertitel laufen teilweise arg schnell. Man muss sich also in der koreanischen Fassung ganz schön konzentrieren, um alles mitzubekommen.
Ausstattung:
In einem sehr schönen Digipack mit Magnetverschluss befinden sich neben einem kleinen Booklet zwei DVDs.
Auf der ersten DVD befindet sich der Korea Cut, zusammen mit Interviews, einer Doku „Real Cut vs. CG + Final Cut/CG“, einige Musik Videos, eine Fotogalerie, Filmographien und Trailer. Die zweite DVD beinhaltet die internationale Fassung des Films u.a. auch in English. Diese ist allerdings um 12 Minuten gekürzt. Hatte bisher keine Zeit die anzuschauen, Kommentar dazu wird noch nachgeliefert. Ansonsten befinden sich auf der zweiten Scheibe nur noch einige Trailer.
Fazit:
Ein Stilmittel-Overkill-Action-Cop-Thriller-Comedy-Mix abseits des uns bekannten Mainstream-Kinos. Auf jeden Fall aufgrund der Inszenierung und des starken Spiels von Joong-hoon Park einen Blick wert.
Die DVD ist oberer Durchschnitt, vor allem der Ausstattungs-Bereich gefällt ganz abgesehen von der wiedermal sehr schönen Verpackung.
Testequipment
PC-System mit Teufel Concept E Magnum
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