Alexandre Alexeïeff – Le cinéma épinglé
In der vergangenen Woche hab ich mir die von Alexandre Alexeïeff und dessen Lebensgefährtin Claire Parker entwickelte Animationstechnik des Nagelbretts (Pinboard/Pinscreen) angesehen. Bis vor kurzem hatte ich noch nie etwas davon gehört.
Bevor ich mich mit den auf der DVD enthaltenen Filme beschäftigt habe, hab ich mir die unterschiedlichen Dokumentationen zur Technik oder besser gesagt zur Kunst mit dieser Erfindung umzugehen, angesehen. Die Idee und vor allem die Umsetzung ist faszinierend und die Ergebnisse phänomenal.
Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich beim Nagelbrett um einen Kasten, in dem sich hunderttausende Nadeln (im sog. Junior Pinboard waren es glaube ich 240.000) angeordnet befinden, die durch ein Verschieben und eine Lichtquelle, die das Nagelbrett seitlich anstrahlt, je nachdem wie weit sie aus ihrer Öffnung ragen, einen unterschiedlichen Schatten und somit unterschiedliche Grautöne erzeugen. Was man auf diesem "Gerät" für Bilder erzeugen kann, hält man nicht für möglich.
Eine genaue, englischsprachige Erläuterung dieser Erfindung und weitere Informationen finden sich unter folgenden Links:
http://www.writer2001.com/lopes.htm
http://www.writer2001.com/analexei.htm
http://www.awn.com/mag/issue1.2/articles1.2/bendazzi1.2.html
Drei der fünf Filme von Alexeïeff und Parker sind Illustrationen von Musik von Mussorgsky und auch von dessen Musik untermalt. Der Verlauf dieser Filme besteht aus Metarmorphosen und symbolischen Bildern. Anders ist da die Adaption einer Kurzgeschichte von Gogol mit dem Titel „Le Nez“ (The Nose). Hier wird die Geschichte eines Mannes, der seine Nase verloren hat, in 11 Minuten gezeigt (Natürlich ohne Worte oder Zwischentitel). Die Bewegung des Lichtes bei einem Sonnenaufgang über der Stadt St. Petersburg oder das durch ein Fenster einfallende Licht und seine „Wanderung“ sind in diesem Film atemberaubend animiert.
Die Filme sind von 1933, 1944, 1963, 1972 und 1980.
Ein weiterer Film mit dem Titel "Le Paysagiste/ Mindscape" ist unfassbar gut mit der von Alexeïeff und Parker erfundenen Nagelbrett-Animationstechnik von Jacques Drouin animiert worden. (Laufzeit von knapp 7 Minuten und 30 Sekunden).
Neben der Dokumentation zur Technik/Kunst der Anwendung (39 Minuten), einer weiteren anschaulichen Kurzdokumentation die die Arbeit an Illustrationen zu Doktor Zhivago zeigt (8 Minuten), Gallerien sind noch zahlreiche animierte Werbefilme (vom 1935 an, insgesamt 20 Stück) auf der DVD zu finden, die aber mit dem Nagelbrett nichts mehr zu tun haben. Hierbei kommt teilweise eine weitere von Alexeïeff entwickelte Technik, die Totalisations-Technik zum Einsatz. Durch schwingende Pendel werden bei langer Belichtung Lichtspuren erzeugt.
Die Werbefilme hab ich mir noch nicht alle angesehen, was die Totalisationstechnik angeht, hab ich mich da noch nicht eingelesen, also noch nicht weiter nachgeforscht.
Alexandre Alexeïeff und Claire Parker
Vor nicht allzu langer Zeit hab ich erst Lotte Reinigers Scherenschnitt-Animationsfilm "Die Abenteuer des Prinzen Achmed" mit einer sehr guten Dokumentation gesehen, diese DVD zu einer völlig anderen, mir bis dato gänzlich unbekannten Art der Animation ist auch wieder ausgesprochen interessant und faszinierend zugleich.
Mir macht es einfach Spaß auf diesem Gebiet die verschiedensten Arten und Künstler zu entdecken.
Screenshot aus "The Nose"
Screenshot aus "En passant"
Die DVD ist zwar nicht ganz billig, die insgesamt 6 Filme die die Nagelbrett-Animationstechnik verwenden natürlich recht kurz, allerdings relativiert sich das Ganze, wenn man sich die Dokumentation auf der DVD angesehen hat. Für 30€ (Versankosten innerhalb Europas inklusive) kann man sich die DVD direkt bei Cinédoc-Paris Films Coop. bestellen, bei
amazon.fr gibt es sie für 24,67. Mit Mehrwertsteuer und Versandkosten wird man am Ende wohl aber knapp über 30€ liegen.
Die DVD bietet die Möglichkeit, das Menü wahlweise auf Französisch oder Englisch anzuzeigen. Untertitel sind keine vorhanden. Die 39 minütige Dokumentation ist glücklicherweise auf Englisch, eine kleines Filmchen hat ein paar Sätze und Bildschirmtexte auf Französisch, aber das ist vernachlässigbar. Das 20seitige Booklet ist bilingual, Englisch und Französisch. Die komplette Laufzeit der DVD beträgt 137 Minuten.
Bei
Arte finden sich zusätzliche Infos und weiterführende Links. Dort ist anscheinend in der Sendung Kurzschluß "Alexandre Alexeïeff" einmal das Thema gewesen.
Screenshots aus "Mindscape"