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Next Door
Originaltitel: Naboer
Herstellungsland: Dänemark/Norwegen/Schweden
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Pål Sletaune
Darsteller: Kristoffer Joner, Cecilie A. Mosli, Julia Schacht, Anna Bache-Wiig, Michael Nyqvist, Øystein Martinsen, Odd Arno Midtsjø, Magne Kipperrud u.a.[/align]
In Johns Nachbarwohnung ziehen zwei Schwestern ein. Die eine wirkt in ihrer besonnen und langweiligen Art beinahe wie die Mutter der lolitahaften, scheinbar deutlich jüngeren Anderen. Beide verhalten sich sehr ungewöhnlich, tischen John Lügen auf, die er nicht verorten kann und dennoch landet er häufiger in der Wohnung der Beiden, als ihm selbst lieb ist. Als er mit der jungen Schwester allein ist, spielt sie den Lolitafaktor voll aus und erzählt ihm von einer ihrer Fantasien, in der sie mit 3 Männern den Beischlaf vollzieht. John nähert sich ihr und beginnt sie zu befummeln. Plötzlich verpasst sie ihm volle Kannüle einen brachialen Schwinger ins Gesicht! Und noch einen! John kann sich nicht mehr beherrschen und schlägt zurück. Seltsamerweise ist sie davon nicht geschockt, sondern wird nur noch schärfer. Das Seltsamste ist aber: John geht es genauso. Es folgt ein Sexakt, der mehr einem Boxkampf ähnelt ... und der den Film vollkommen kippen lässt.
Bis zu diesem Moment bestand der Film nämlich nur aus edelsten, schleichenden Kamerafahrten und einer ruhigen, etwas seltsamen, aber niemals unheilschwangeren Atmosphäre. Doch nach diesem Akt ändert sich alles! Die schleichenden Kamerafahrten transportieren plötzlich Beunruhigung, Gestalten huschen vor der Kamera vorbei und John verirrt sich mehrmals in dem Labyrinth der für ihn fremden Wohnung. Oder ist sie gar nicht so fremd? Er kann es nicht sagen. Er dreht immer mehr ab und damit auch die Inszenierung. Die Kamera stolpert, taumelt, zittert und die allmählich aufgebaute Atmosphäre der Verunsicherung mutiert zu Panik, Angst und Ausweglosigkeit. Die grandiose Musik tut ihr Übriges und wie John weiß man gar nicht mehr, was man hier schaut: Eine Studie über die Verquickung von Sex und Gewalt? Ein Psychogramm kaputter Menschen? Mindfuck? Am Ende weiß man, es ist ein Mix aus diesen drei Komponenten, gepaart mit einer kleinen Prise Nekrophilie.
Der skandinavische (Dänemark, Schweden, Norwegen) Streifen Next Door läuft zur Zeit in der Reihe "Die dunkle Seite" auf Arte und ist ein kleines Highlight in dem zumeist recht drögen Fernsehprogramm der letzten Zeit. Toll gespielt und inszeniert, scheint sich der Film alle paar Augenblicke zu verwandeln und einem neue Einblicke zu erlauben und obwohl man dadurch Ahnungen hat, wie hier alles zusammen hängen könnte, wird man auf die komplexe Auflösung nicht von alleine kommen, zumal diese auch noch Raum für eigene Interpretationen zulässt, vor allem, was die beiden Schwestern angeht. Grandios, verstörend, schwarzhumorig, in seinen besten Momenten verstörend, häufig beunruhigend und immer ein klein wenig rätselhaft. Das ist Next Door ...
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Im Übrigen läuft der Film am 2.12. noch einmal auf Arte ...
In diesem Sinne:
freeman