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“Eternal”
Entstehungsdaten:
Kanada 2004
Regie:
Wilhelm Liebenberg
Federico Sanchez
Darsteller:
Conrad Pla
Caroline Néron
Victoria Sanchez
Sarah Manninen
Luke Bélanger
Liane Balaban
Trailer:
http://www.eternal-themovie.com/video.php [/align]
[align=justify] „Eternal“, ein erotischer Horror-Streifen, der all jenen Zuschauern zusagen dürfte, die sich über das Einstellen bzw Absetzen der TV-Serie „the Hunger“ geärgert haben, markiert das Spielfilmdebüt von Federico Sanchez und Wilhelm Liebenberg, welche das Projekt gemeinsam schrieben, produzierten und inszenierten. Ihre erzählte Geschichte beruft sich auf die historische Persönlichkeit Erzsebet Bathory, einer ungarischen Gräfin, welche im 16.Jahrhundert mehrere hundert junge Mädchen im Laufe einer rund 10-jährigen Spanne getötet haben soll – allem Anschein nach, um ihnen ihr Blut abzuzapfen, es zu trinken und sogar zum Baden zu nutzen, zwecks einem Bewahren ihrer Jugend. Nachdem man sie in ihrem Schloss (Csejthe) bei einer Blutorgie auf frischer Tat erwischte, wurde sie verhaftet und vor Gericht gestellt – nur ihre Adelsherkunft verhinderte ein Todesurteil, weshalb man sie stattdessen zu einem dem restlichen Verbleib ihres Lebens andauernden Hausarrest verurteilte. Sie starb wenige Monate später – vielleicht, weil sie auf ihre speziellen „Behandlungen“ verzichten musste…?
Nachdem Jessica Pope (Sarah Manninen), im Grunde eine ganz normale Mutter und Ehefrau, im Chat-Bereich einer „Female Erotica“-Website eine Gleichgesinnte getroffen hat, steht nun die erste „reale“ Verabredung an: Zu diesem Zweck sucht sie die Dame, welche sich ihr als Elizabeth Kane (Caroline Neron) vorstellt, in deren außerhalb Montreals gelegenen Villa auf. Jessica ist beeindruckt von der souveränen Ausstrahlung ihres Dates, während sie selbst sichtbar nervös ist – schließlich hat sie sich seit dem College nicht mehr auf ein solches Abenteuer eingelassen. Beide kommen sich schnell näher, doch an einem Punkt stülpt sich Elizabeth einen silbernen Gelenkring über, sticht ihr die messerscharfe Spitze in den Hals und beginnt das aus der Wunde heraussprudelnde Blut zu trinken – allerdings nicht viel, denn der rote Lebensnektar dient ihr keineswegs als bloße Nahrung: Wie es sich herausstellt, ist sie in Wahrheit Erzsebet Bathory höchstpersönlich – indem sie in dem Blut ihrer Opfer badet, vermag sie ihren Körper zu konservieren. Ihre impulsive (menschliche) Assistentin Irina (Victoria Sanchez) unterstützt sie dabei, indem sie die Verabredungen arrangiert sowie die anfallenden Leichen verschwinden lässt. Sie strebt danach, von ihr eines Tages die Unsterblichkeit zu erlangen – bis dato dient sie ihrer Herrin in vollster Treue.
Jessica´s Mann, der Macho-hafte Cop Raymond (Conrad Pla), welcher seine eigenen sexuellen Neigungen (es darf gerne mal etwas härter zugehen) hauptsächlich außerhalb des ehelichen Schlafzimmers auslebt (aktuell nebenbei mit Nancy (Ilona Elkin), der Frau seines Partners), wird misstrauisch, als man ihren Wagen (samt persönlichen Gegenständen) verlassen auffindet. Unterstützt von seiner Nachbarin, dem recht reifen, öfters auf seinen Sohn aufpassenden Teen Lisa (Liana Balaban), entdeckt er eine Spur auf dem heimischen PC und verfolgt diese bis zu Elizabeth´s Anwesen. Einerseits fasziniert von der betörenden Dame, auf der anderen Seite in seinem Stolz verletzt, da sie ihn offen mit den Begierden seiner Frau konfrontiert, die nach ihrem Besuch angeblich postwendend wieder gegangen ist, gerät Ray schnell in einen Strudel aus erotischen Reizen und Psycho-Spielchen, welcher bald sein gesamtes Leben hinfortzureißen scheint: Zuerst wird Nancy tot aufgefunden und die Affäre gelangt an die Öffentlichkeit, weswegen ihm sein Partner (Nick Baillie) am liebsten eine Kugel in den Schädel jagen würde, später ermordet Irina auch Lisa und platziert die Beweise/Indizien so, dass diese ziemlich eindeutig in Raymond´s Richtung weisen. Eine Reihe Zufälle bzw Entdeckungen zwingen Elizabeth kurz darauf, die Stadt gen Venedig zu verlassen. Seiner eigenen Verhaftung gerade noch knapp zuvorkommend, reist Ray ihr nach – in Italien trägt er zunächst zusätzliche relevante Informationen zusammen und sucht anschließend ihren aktuellen Wohnsitz auf, um nicht nur den Fall zu lösen, sondern ihr mörderisches Treiben ein für alle Mal zu beenden…
„Eternal“ kann man sich in etwa so vorstellen, als hätte Zalman King eine Joe Eszterhas Adaption eines Anne Rice Romans umgesetzt. Im Prinzip handelt es sich um einen Erotik-Thriller, den man mit übernatürlichen Elementen angereichert hat. Traditionelle Vampire, welche das Blut ihrer Beute über die Eckzähne aufnehmen, sucht man vergebens – stattdessen findet eine kleine Edelmetall-Waffe Verwendung, um dem Opfer den tödlichen Stoß zuzuführen, wonach einige Schlucke genommen werden, der Rest nach dem Ausbluten in die Badewanne fließt. Irina ist ein Anhänger dieser Mythologie: Bis ihre Herrin ihr den Schlüssel zur Ewigkeit schenkt, dient sie innig ergeben, geht aber ebenfalls selbst auf die Jagd – nicht, weil sie es muss, sondern um dieses berauschende Gefühl zu kosten. Sie nutzt dabei ein künstliches Gebiss, das bei Anwendung, meistens an Hälsen der unglücklich Auserwählten, beträchtliche Wunden hervorruft. Vieles Erinnert an Tony Scott´s „the Hunger“ aus dem Jahre 1983: Eine jung gebliebene, aus Europa stammende, seit Ewigkeiten lebende Grande Dame, mehr Vamp als Vampir, die inzwischen auf dem nordamerikanischen Kontinent sesshaft ist und Personen ihrer „Begierde“ in ihr edles Zuhause lockt, dazu ein sehr ruhiges Erzähltempo, betörend schön ins rechte Licht gerückte Bildkompositionen, eine primär lesbische Orientierung plus einige heterosexuelle Geschlechtsakte. Die Gewichtung liegt auf der gewollten Atmosphäre – nicht auf reißerischen Thrills oder einer vordergründigen Präsentation platter Erotik. Sicher, neben einigen blutigen Details sind viele nackte Körper und diverse Praktiken (Fetisch, Bondage etc) anzutreffen, doch wer auf einen „ergiebigen“ Softcore-Streifen oder gar Exploitation-Flick hofft, wird enttäuscht, da sich die Macher alle Mühe gaben, ihrem Film einen künstlerischen Touch zu verleihen. Leider scheiterten sie allerdings an eben dieser Ambition, da sich jegliche inhaltliche Tiefe sträflich vermissen lässt – auf diese Weise werden beide potentiellen Zielgruppen weitestgehend verfehlt.
Der in Spanien geborene Hauptdarsteller Conrad Pla (TV´s „ReGenesis“/„16 Blocks“), ein ehemaliger Muay-Thai-Fighter und Kickbox-Champion, könnte glatt der Bruder von Billy Zane sein – so sehr ähneln sich die zwei Schauspieler (Statur, Lächeln, Gesichtszüge, sogar die erblich bedingte „Frisur“). Er agiert gar nicht mal so übel, nur hat er keine Chance gegen die Tatsache, dass seine Figur eine unsympathische ist: Den Begriff „Treue“ gibt es für ihn nicht, selbst mit der Frau seines besten Freundes betrügt er Jessica. Am liebsten hat er ausgefallenen Sex, bei dem er durch „Gefahr“ zusätzlich erregt wird (Strangulation, Hinzuziehen von Messern oder gar Pistolen), im Job wirkt er leicht unprofessionell und ist in der Vergangenheit wohl schon öfters ins Visier der „Internal Affairs“-Abteilung geraten. Da nützt es auch nichts, dass man Pope einige beinahe aufgesetzt wirkende Szenen zugesprochen hat, in denen er sich um sein Kind kümmert (übrigens Pla´s echter Sohn Joey). Emotional scheint ihm die Untersuchung (anfangs) kaum näher zu gehen als die anderen Aktenfüller auf seinem Schreibtisch. Caroline Neron (TV´s „Tribu.com“/„Ice Cold“) verkörpert Elizabeth hervorragend: Sie sieht toll aus und strahlt die nötige Dominanz aus, was sich nicht bloß auf die erotischen Aspekte beschränkt. Kleine Notiz am Rande: Es wäre gewiss stimmiger gewesen, ihre Haare schwarz (oder zumindest dunkler) zu färben, denn im klassischen Sinne besitzen Ungarinnen gewöhnlich keine blonde Mähne. Egal, auf solche Details kommt es hier kaum an, zumal die Parts ohnehin wenig reichhaltig konzipiert wurden. Victoria Sanchez („Noel“/„Flirting with Danger“) liefert eine zufriedenstellende Performance ab und reiht sich nahtlos in die Riege der für diese Produktion verpflichteten, ausnahmslos sehr attraktiven Aktricen ein, was demnach ebenso auf Sarah Manninen (TV´s „Naked Josh“), Kathleen Munroe (TV´s „Beautiful People“) sowie Liane Balaban („the Wisher“) zutrifft. Letztere, an und für sich mindestens fünf Jahre zu alt für ihre Rolle, erweckt nichtsdestotrotz den gefälligsten Eindruck aller Charaktere, da Lisa einfach eine freundliche, hilfsbereite Seele ist – ihr Schicksal ist dementsprechend das einzige, welches den Betrachter irgendwie ansatzweise berührt. Ansonsten verbleibt der von den Protagonisten ausgehende Eindruck eher kühl – angesichts der ganzen Mörder und untreuen Gestalten kein Wunder.
Wilhelm Liebenberg und Federico Sanchez stammen ursprünglich (u.a.) aus der Werbe-Branche, was man ihrer cineastischen Schöpfung auffällig ansieht: Es ist ihnen gelungen, mit einem sehr begrenzten Budget ein (in Sachen Produktionsdesign) opulent ausschauendes Ergebnis abzuliefern, das in beinahe jeder Szene dem Auge gefällig schmeichelt. Die Locations sind perfekt gewählt, die Ausstattung schmiegt sich diesem Eindruck eng an: Elizabeth´s prachtvolle Villa wird nachts durch den Schein etlicher auf dem Grundstück entzündeten Feuer erhellt, die luxuriöse Inneneinrichtung ist schlichtweg ein Traum – allein die Möbel, Gemälde oder ein das Treppengeländer abschließender, aus Stein gemeißelter Löwenkopf wecken Beachtung und Anerkennung. Ferner wären da noch die prachtvolle Aussicht aus dem Büro des Police-Chiefs, der moderne Appartementkomplex, in dem Pope wohnt, und natürlich die venezianischen Örtlichkeiten (der Markusplatz, Wasserwege, alte Straßenzüge etc) zu erwähnen. In der italienischen Kanalstadt entfaltet sich zudem ein pompöser, semi-freizügiger Masken-/Kostüm-Ball, vergleichbar mit dem in „Eyes Wide Shut“ (nur bunter), der Showdown findet rings um ein großes weißes Marmorbecken statt, welches aus jenem Material geformte Frauenkörper aufweist. Ein US-Studio hätte wahrscheinlich New Orleans als Schauplatz gewählt, hier kam das Geld aus Kanada, weshalb man auf Montreal zurückgriff, inklusive der dort vertretenen französischen Einflüsse: Die Sprache wird des Öfteren gesprochen, sei es im Fernsehen oder Alltag, charakteristische Musik lässt sich an spezifischen Stellen vernehmen – am auffälligsten in einem äußerst Atmosphäre-schwangeren Nachtclub, in dem eine Chansonniere lasziv „La Boheme“ ins Mikro haucht. Kameramann Jamie Thompson („Cyborg 2“) fängt all diese reizenden und/oder dekadenten Ansichten düster ausgeleuchtet, aber in warmen Tönen gehalten ein – auf visueller Ebene existiert keinerlei Grund zur Klage.
Thematisierungen der Taten der Gräfin gibt es nicht erst seit gestern, vgl. „Countess Dracula“ (1971) oder „Immortal Tales“ (1974, Story 3), was auch allgemein für Werke dieser Ausrichtung gilt – zum Beispiel sollte eigentlich jeder, mindestens vom Namen her, Franco`s „Vampyros Lesbos“ (1971) kennen. In meinen Augen kann es, wie bei guten Action-Movies, gar nicht genug davon geben – wenn sie denn richtig gemacht sind, was bedauerlicherweise auf die wenigsten zutrifft. Bathory´s Geschichte, ein Eckpfeiler der modernen Vampir-Mythologie, diente vorliegend rein als Aufhänger für ein halbgares Story-Standardkonstrukt voller Klischees und Stereotypen, das eine männliche Phantasie transportiert, welche zwar den Sehnerv, nicht jedoch den Kopf des Betrachters stimuliert. Die Figuren sind allesamt ein-, maximal zwei-dimensional, ihre Dialoge eher mau und Taten öfters trivial. Zufälle und Logikpatzer verärgern mit der Zeit immer stärker (vgl. die unglaubwürdigen Polizei-Ermittlungen gegen Ray, so dass er ohne weiteres das Land verlassen kann), die Musikuntermalung (von „Myterious Art“) wirkt einfallslos, das Ende ist irgendwie unbefriedigend. Die „Sex & Gewalt“-Karte wird nicht genügend ausgespielt, so als versuchten die Macher vehement das Entstehen eines seichten/billigen/oberflächlichen Eindrucks abzuwehren. Zugegeben, das negative Gefühl, welches beim Sichten von (sagen wir mal) „Embrace of the Vampire“ erkeimte, trat keinesfalls auf – andererseits das eines „Guilty Pleasures“ oder echten Filmvergnügens ebenso nicht. Diverse Verführungen werden zu knapp gefasst, beinahe flüchtig aufgezeigt, die einzig spannende Sequenz steht mit Lisa´s Schicksal in Verbindung – unabhängig der ablenkenden Anwesenheit ihrer gleichaltrigen, in Unterwäsche stoned auf dem Bett in Nebenzimmer hüpfenden, per Kopfhörer Musik hörenden Freundin. Vielleicht wäre es, besonders bei Inhalten wie diesen, sinnvoller gewesen, eine geringer verkniffen ernste Herangehensweise zu wählen. Aufschlüsse á la „weibliches Blut ist reiner als männliches“, hübsche Frauen und atmosphärische Settings können eine zähe Flussgeschwindigkeit sowie die aus den Verfehlungen des Drehbuchs resultierenden Schwachstellen letzten Endes nicht genügend kaschieren – schade. Mal sehen, was Julie Deply 2007 aus dem Stoff herauszuholen vermag…
Fazit: Bei „Eternal“ handelt es sich um einen schön anzusehenden erotischen Thriller mit Anbindungen ans Horror-Genre, dem es aber leider an Tempo, einem guten Skript, sympathischen Charakteren und (im doppelten Sinne) dem rechten Biss mangelt.[/align]
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