Entstehungsdaten:
USA 2003
Regie:
Mark L.Lester
Darsteller:
Louis Mandylor
Judd Nelson
Tricia Helfer
Sandra Vidal
Deborah Zoe
Charlie Schlatter
Trailer
Es gab tatsächlich mal eine Zeit, in der man Mark L. Lester als einen aufstrebenden, reizvollen Regisseur ansah, der sich voller Enthusiasmus daran begab, ernstzunehmende Filme mit politischen und sozialkritischen Inhalten zu schaffen: Lang ist das her. Wer heute seinen Namen hört, muss unweigerlich an belanglose Genre-Kost von häufig inhaltlich wie inszenatorisch zweifelhafter Qualität denken. Dabei begann alles doch so hoffnungsvoll: Sein Debüt, die 1971er Doku "Twilight of the Mayas", erhielt beim Festival in Venedig die höchste Auszeichnung in jener Sparte – worauf u.a. das originelle Action-Sport-Drama "Steel Arena" sowie die Polit-Persiflagen "Tricia´s Wedding" und "White House Madness" folgten, bevor er 1979 den banalen Disco-Streifen "Roller Boogie" ablieferte. Drei Jahre später inszenierte er "the Class of 1984" – ein kontroverses, in bestimmten Kreisen als "fragwürdig" angesehenes Werk, das allerdings rasch Kult-Status erlangte – anschließend die mittelprächtige Stephen-King-Adaption "Firestarter", das platte Schwarzenegger-Vehikel "Commando" sowie den witzarmen "Police Academy"-Klon "Armed and Dangerous" – bevor er 1990 bei "the Class of 1999" erneut versuchte, satirische Ansätze in ein "brachiales Unterhaltungskonstrukt" mit einzuflechten: In jenem Fall jedoch nahezu erfolglos. Während man "Showdown in Little Tokyo" ('91), "Extreme Justice" ('93) und "Night of the Running Man" ('94) noch als unterhaltsame B-Movie-Flicks durchgehen lassen kann, lieferte er seither – beinahe im Einklang mit der Gründung seiner eigenen Produktions-Schmiede "American World Pictures" – überwiegend bloß noch unterdurchschnittliche Genre-Ware á la "Hitman´s Run" ('99), "Blowback" ('00) oder "Betrayel" ('03) ab. Auch der im Vorliegenden betrachtete Crime-Thriller "White Rush" (2003) stammt aus jener Phase und reiht sich entsprechend in besagte "Güteklasse" ein…
Irgendwo in den bewaldeten Bergen Kaliforniens wollen sich fünf Freunde von ihrem stressigen Alltag in Gestalt eines Wochenend-Campingausflugs erholen: Chick (Louis Mandylor) ist ein knallharter Cop, Douglas (Taylor Sheridan) ein erfolgreicher Geschäftsmann, seine neuste Bekanntschaft Eva (Tricia Helfer) eine Krankenschwester, Arlene (Deborah Zoe) versucht sich gegenwärtig als Künstlerin zu etablieren und ihr Mann Jay (Charlie Schlatter), ein Lehrer, ist ebenfalls mit von der Partie. Plötzlich hören sie Schüsse ganz in der Nähe, worauf sich Chick umgehend in jene Richtung aufmacht – wo er prompt die Leichen der Beteiligten eines Drogen-Deals entdeckt, der offensichtlich "übel aus dem Ruder geraten" war. Da sich die Rauschgifthändler gegenseitig erschossen haben, liegt sowohl das Koks als auch eine beträchtliche Summe Cash "einfach nur so" zwischen den noch warmen Körpern herum. Einer von ihnen lebt sogar noch – nur hat Chick seine Entscheidung bereits getroffen: Er erschießt den Mann, nimmt alles an sich und überzeugt die anderen infolge dessen, dass dies ihre "große Chance" sei, für die Zukunft ein für alle Mal "ausgesorgt" zu haben…
Das Geld würden sie sich teilen, heißt es – und dank seiner Connections wisse Chick außerdem, wie und wo man die "heiße Ware" schnell gewinnbringend veräußern könne. Nur Eva lässt sich nicht auf diesen "Pakt" ein, da sie früher selbst mal abhängig war, und begibt sich zu Fuß auf zur nächsten Hauptstraße, um von dort aus in die City zurück zu trampen. Auf dem Weg dorthin wird sie allerdings von dem verwundeten Brian (Judd Nelson) – welcher dem Gemetzel als einziger lebend entkam – abgefangen und als Geisel genommen. Ihm geht es ausschließlich ums Wiedererlangen der Ware – weshalb er sie vergleichsweise gut behandelt: Ihm ist nämlich bewusst, dass der mächtige Kartell-Chef Garcia (Ivo Cutzarida) gewiss keine Gnade zeigen wird, wenn er von dieser "unvorteilhaften Situation" erfährt. Letzteres geschieht dank eines Informanten relativ zügig – worauf die eiskalte wie bildschöne Killerin Solange (Sandra Vidal) den Auftrag erhält, ein "unmissverständliches Exempel" zu statuieren. Schon bald entbrennt zwischen allen Parteien ein von Furcht, Misstrauen und Unnachgiebigkeit gespeister "Wettlauf gegen die Zeit", bei dem mit jeder verstreichenden Stunde immer mehr Personen "auf der Strecke bleiben"…
Sein geringes Budget sieht man "White Rush" – welcher (aus mir schleierhaften Gründen) auf dem New Yorker "International Independent Film & Video Festival" übrigens einen Regie-Preis erhielt – überdeutlich an: Einfach alles wurde merklich "simpel" gehalten – von den Sets und der Ausstattung bis hin zur gebotenen Optik Schrägstrich Kameraarbeit Ken Blakeys ("Recoil"). Das Gesamtbild wirkt eintönig, kaum der Rede wert. Sicher – die Inszenierung ist solide bzw. routiniert, keine Frage: Nur halt unspektakulär; irgendwie ohne "Drive" oder wahrlich herausragenden Eigenschaften jeglicher Art. Aufwändig arrangierte Action-Setpieces oder gar Explosionen sucht der geneigte Zuschauer vergebens. Dafür "würzte" Lester seine fade, mit zig Klischees und altbekannten Genre-Versatzstücken vermengte Standardkost mit "strategisch günstig" platzierten Sex- und Gewaltspitzen, welche einen (wenn sie denn mal auftreten) wenigstens kurzzeitig (notdürftig) "bei Laune halten": Zum einen stellen zwei der drei zentralen Damen ihre attraktiven Körper in jeweils voneinander unabhängigen Momenten zur Schau – zum anderen weisen die Tötungen eine ordentliche "direkte Härte" auf (vornehmlich blutige Einschüsse sowie eine in Erinnerung verbleibende durchschnittene Kehle als Ausklang eines "feucht-fröhlichen Intermezzos" im Whirlpool). Dem früheren "berüchtigten Ruf" seines Schöpfers wird dieser Streifen in zweitgenannter Hinsicht dabei aber keineswegs gerecht: Die deutsche "FSK-16"-Freigabe wurde vollkommen angemessen vergeben…
Homogen fügt sich die Besetzung in den generellen Eindruck ein: Sie erfüllt ihre Aufgabe annehmbar – bloß "ohne Glanz". Judd Nelson ("New Jack City") – in den '80ern fester Bestandteil des angesagten "Brat Packs" und hier zudem als Co-Produzent tätig – liefert eine passable Performance ab – was bei ihm per se ja weißgott keine Selbstverständlichkeit ist. Louis Mandylor ("Daylight´s End") – der minder talentierte Bruder Costas' – gibt sich wiederholt dem Over-Acting hin und der Argentinierin Sandra Vidal ("Derailed") hat man den Part der "rassigen Killer-Lady" bestimmt nicht aufgrund ihrer "mimischen Bandbreite" zugesprochen. Prima gefiel mir unterdessen Tricia Helfer ("Bloodwork"), da ihr an den Tag gelegtes Engagement die Passivität Evas ganz gut kaschiert, in welche sie das Drehbuch eigentlich hineinzwängt – wogegen Deborah Zoe ("Going Back") zumindest auf einem "mäßigen Level" agiert. Leicht schmunzeln musste ich angesichts der Erkenntnis, dass mir Charlie Schlatter seit seinem 1989er "the Delinquents"-Erfolg nie mehr bewusst in einem Projekt über den Weg gelaufen war – bis zu diesem halt. Überdies treten in Nebenrollen einige bekannte Gesichter á la James Pickens Jr. (TV´s "Grey´s Anatomy"), Eddie Velez ("Bulletface") und Tom Wright ("Message from the King") in Erscheinung: Einen nachhaltigen Eindruck können sie jedoch genauso wenig hinterlassen wie ihre Kollegen – zumal ihnen die Vorlage keinerlei Chance bietet, sich vorteilhaft "aus dem Background heraus" zu präsentieren. Ach – und Kundigen ist es obendrein möglich, in einem Nebenpart den späteren Drehbuch- und Regie-Profi Taylor Sheridan („Wind River“) zu erspähen…
Autor C. Courtney Joyner – der Mann hinter Werken wie "Prison", "Puppet Master 3", "Doctor Mordrid" und "Trancers 6" – schwebte augenscheinlich ein "ausgefuchster, aufreibender Thriller" vor – nur verlässt sein Skript nie die "ausgelatschten Pfade", welche zig andere Genre-Produktionen zuvor bereits beschritten. Einen ausführlichen Kommentar zu den stereotypen kolumbianischen "Gangstern" und den nicht selten "haarsträubenden" Dialogen ersparte ich mir an dieser Stelle einfach mal. Es ist offensichtlich, wer aus den Reihen der Protagonisten die meisten Bedenken, wer die geringsten Skrupel entwickeln wird – worüber hinaus sich die Plot-Entfaltung aus "an den Haaren herbeigezogenen" Entscheidungen sowie dem Auftun diverser Zufälle nährt, die einem als Überraschungen verkauft werden, nie aber im vollen Umfang den erhofften "Aha-Effekt" zu generieren in der Lage sind. Amateure auf dem Gebiet illegaler Machenschaften, ist schnell klar, wo die "Grenzen zwischen Treue und Verrat" innerhalb der Gruppe verlaufen: Gier hatte schon immer ihren Preis. Chick ist durch und durch unsympathisch – sein abzusehendes Schicksal sehnt man förmlich herbei. Das preisgegebene Motiv, mit dem Geld seiner behinderten, bei seiner Ex aufwachsenden Tochter eine "finanziell sorglose Zukunft" gewährleisten zu wollen, mutet angesichts dessen fast schon lächerlich an. Dass Nathanson ein Geheimnis hütet, lässt sich indes (augenfällig) aus der Art ableiten, wie er Eva behandelt. Der voranschreitende "beidseitige Rollentausch" (ein Cop gibt sich der Korruption hin, ein Krimineller tritt als Beschützer seiner Geisel auf) weiß immerhin halbwegs zu gefallen – was gleichermaßen auf den Einstieg zutrifft, der als Ausgangspunkt einer potentiell reizvollen Geschichte durchaus Neugier erweckt – bevor mit fortschreitender Dauer diese Hoffnung jedoch allmählich zu schwinden beginnt und schließlich der Gewissheit eines absolut konventionellen Ablaufschemas weicht…
Fazit: "White Rush" ist ein leidlich aufregender, kostengünstig realisierter Crime-Thriller, der gern clever wäre – letzten Endes allerdings nie den heraufbeschworenen Eindruck "weitestgehender Belanglosigkeit" zu überwinden vermag…
knappe