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Entstehungsdaten:
USA 1989
Regie:
Don Coscarelli
Darsteller:
Lance Henriksen
Dermot Mulroney
Catherine Keener
Mark Rolston
Steve Antin
Traci Lind
Reggie Bannister[/align]
[align=justify]Obwohl Don Coscarelli nicht gerade zu den fleißigsten oder kreativsten Filmemacher da draußen zählt, ist er jedem echten Genre-Fan ein fester Begriff – schließlich hat er der Horror-Gemeinde die klassische wie beliebte „Phantasm“-Reihe sowie den 2002er Kult-Fav „Bubba Ho-Tep“ beschert. 2005 wurde ihm die Ehre zuteil, die Pilotfolge zu Showtime´s „Masters of Horror“-Anthology („Incident on and off a Mountain Road“) beizusteuern – einige der im Verlauf jener Episode eingebundenen Themen gehen dabei auf Elemente eines Abenteuer-Dramas zurück, dass er 1989 inszenierte: „Survival Quest“. Seit einem sehr kurzen Lauf in den US-Kinos, der nur wenige Tage umfasste, verschwand das Werk nahezu vollständig von der Bildfläche. Es dauerte bis 2007, dass „Anchor Bay“ den ursprünglich von „MGM“ vertriebenen Titel im Zuge einiger Neuauflagen erstmals auf DVD veröffentlichte…
Hank Chambers (Lance Henriksen) ist ein erfahrener Überlebenskünstler, der die Natur wie seine Westentasche kennt und in dieser im Schnitt auch rund 10 Monate des Jahres verbringt. Als Weisenkind in der Großstadt sowie diversen Pflegefamilien aufgewachsen, hatte ihm einer seiner Ziehväter irgendwann die Schönheit der kalifornischen Berge nähergebracht, welche seither das Zentrum seines Daseins bilden. Den Lebensunterhalt verdient er sich damit, City Slickern zu sich selbst finden zu lassen – im Laufe von vier Wochen sollen sie persönliche Grenzen überschreiten und Ängste bezwingen. Die aktuelle, von einem befreundeten Piloten (Reggie Bannister) absetzte Gruppe besteht aus folgenden Individuen: Hal (Ben Hammer) ist ein Mann in seinen 50ern, der seinen Angehörigen (und sich selbst) beweisen will, dass er nicht zum alten Eisen gehört, der schweigsame Straftäter Gray (Dermot Mulroney) verpflichtete sich per Auflage für den Trip, Joey (Paul Provenza) flüchtet sich gern in Scherze, um sein ungenügendes Selbstwertgefühl zu kaschieren, Jeff (Dominic Hoffman), der „Quoten-Afroamerikaner“ der Truppe, scheint grundsätzlich alles besser zu wissen, Olivia (Traci Lin) ist ein Mädel aus gutem Hause, das bald heiraten wird und daher noch einmal etwas „Rebellisches in Freiheit“ unternehmen will, Cheryl (Catherine Keener) hat gerade eine unschöne Scheidung hinter sich und möchte auf diesem Wege zu neuer innerer Kraft gelangen. Nach einigen Lektionen in Sachen Vertrauens- und Gruppenbildung, primär im Basislager vermittelt, führt Hank seine Schützlinge zunehmend tiefer in die Wildnis hinein, wo sie unter realen Bedingungen lernen müssen, Unstimmigkeiten zu überwinden und als Team zusammenzuarbeiten. Er gibt ihnen zu erreichende Zielvorgaben und lässt jeweils einen anderen Teilnehmer die Führung übernehmen – mit Erfolg, trotz aller anfänglichen Differenzen.
Sie sind allerdings nicht allein „da draußen“ in den Wäldern: Neben ihnen im Flieger saßen nämlich die Mitglieder einer paramilitärischen Gruppierung, die unter der Führung des erfahrenen Soldaten Schrägstrich Söldners Jake (Mark Rolston) an einem Survival-Training teilnehmen, welches sie knallhart in die Pflicht nimmt – sie lernen, wie man im Kampf überlebt sowie Gegner möglichst lautlos und schnell ausschaltet. Hank und Jake kennen sich schon länger, sind sich jedoch nicht gerade freundlich gesinnt, denn während ersterer die Harmonie mit der Natur lehrt, geht es dem anderen hauptsächlich um Dinge wie Techniken, mit denen man seinem Kontrahenten am effektivsten die Kehle durchschneidet – das Drumherum ist quasi nur eine Kulisse dafür. Dementsprechend geht man sich, soweit möglich, aus dem Weg – und trotzdem kommt es gelegentlich zu kurzen, geringfügigen Scharmützeln zwischen beiden Parteien: Joey wird mit Farbmunition beschossen, Hank düpiert seinen Gegenüber, nachdem dieser illegal ein Reh erlegt hat. Innerhalb des Testosteron-getränkten Trupps keimen zudem immer stärkere Spannungen auf – besonders in Gestalt des Hitzkopfs Raider (Steve Antin), der bedrückend unter Jake´s Lektionen zu leiden hat und diese „Demütigungen“ nicht sonderlich gut verkraftet. Eines Tages kommt es zu einem folgenschweren Vorfall: Raider trifft ganz allein auf Gray und lässt in Folge dessen seine angestaute Wut an ihm aus – als Hank die Auseinandersetzung zu beenden versucht, wird er aus Versehen von dem jungen Mann niedergeschossen. Jake ist natürlich außer sich und weist seinen Rekruten erst einmal (körperlich) zurecht – bis jener vollends die Kontrolle verliert und seinem Ausbilder den Hals aufschlitzt. Den „Tatort“ manipuliert er daraufhin so, dass es für seine Kameraden (im Einklang mit seinen Ausführungen) danach aussieht, als hätte Hank Jake getötet und er jenen dann wiederum ausgeschaltet. Aufgepeitscht von Pflichtgefühl und Wut, machen sie es sich fortan zur Aufgabe, blutige Rache an ihren „Feinden“ auszuüben, welche ihrerseits, inzwischen unter Cheryl´s Führung, verzweifelt versuchen, das 80 Meilen entfernte Flugfeld (lebend) zu erreichen…
„Survival Quest“ ist ein unterhaltsames Produkt der 80er Jahre. Dieses gewisse, hier sogar mal überhaupt nicht negativ behaftete Gefühl, dass es sich unverkennbar um ein Werk aus jener Zeit handelt, wird nahezu permanent vermittelt – von den Frisuren, Sonnenbrillen und Dialogen bis hin zur Story, der Tagline („
In the Wilderness you can´t call 911“) sowie dem leicht unrühmlichen deutschen Titel „Camp der verlorenen Teufel“. Filme dieser Art werden heutzutage einfach nicht mehr gedreht, und obwohl ich gestehen muss, darüber keinesfalls wirklich traurig zu sein, kann ich genauso wenig verleugnen, dass es gelegentlich einfach Spaß macht, einen solchen „Walk down Memory Lane“ in Angriff zu nehmen. Beinahe naiv nähert sich Coscarelli, aus dessen Feder auch das Drehbuch stammt, der Thematik: Gut und Böse sind fast durchgängig sauber voneinander getrennt, alle Figuren muten wie am Reißbrett entworfen an. Die ersten zwei Drittel kommen in Form eines im Prinzip familienfreundlichen Adventure-Dramas daher, bevor der Schlussakt verstärkt in Richtung eines Action-Thrillers tendiert, der sporadisch Erinnerungen an bestimmte Momente aus (zumindest in Ansätzen) ähnlich gearteten Produktionen á la „Shoot to Kill“, „Southern Comfort“, „Deliverance“ oder „Red Dawn“ wachruft. Insgesamt folgt das Skript dem altbewährten Muster: Unterschiedlich geartete Personen müssen einen gemeinsamen Nenner finden, um als Einheit zu funktionieren („
The Purpose is not for each of us to succeed, but for all of us to!“) und auf diese Weise schließlich eine lebensbedrohende Gefahr überstehen. Dazu gesellen sich noch kernige Leitsätze („
You don´t leave anyone behind!”), Weisheiten („
Survival in the Wilderness is a Matter of Heart, not Hardware”) und das Abarbeiten etlicher klassischer, zur Materie passender Sequenzen – wie das an einem Seil hängende Überqueren eines Flusses, Graben nach Trinkwasser im Boden, eine Begegnung mit einem Bären, das Essen von nahrhaften Regenwürmern, Wunden mit einer im Lagerfeuer zum Glühen gebrachten Kampfmesser-Klinge sterilisieren oder das Trinken warmen Blutes eines frisch erlegten Tieres (etc). Im Grunde sind alle Zutaten vertreten, die man von einer Handlung dieser Ausrichtung erwartet – nur dass halt die Gewichtung etwas überrascht, u.a. weil die Kombination aus der allgemeinen Inhaltsangabe und dem (ohnehin zu hoch gegriffenen) „R“-Rating tendenziell falsche Erwartungen weckt.
Wie bereits erwähnt, bestehen die Charaktere durch die Bank weg aus wandelnden Stereotypen, deren jeweilige Entwicklung sich ohne größere Mühe zügig voraussehen lässt. Schade, dass auf solch eine Standard-Zusammensetzung zurückgegriffen wurde, bei der die Fronten und Anteilnahmen klar vergeben sind sowie Klischees an jeder Ecke lauern. Bestes Beispiel hierfür ist der „Token Black Guy”, also Jeff, tapfer dargestellt von Dominic Hoffman („187“): Sein Part ist auffallend nebensächlich – und wenn er doch mal ins Geschehen eingreift, dann meist nur, um sich negativ über einen seiner Begleiter zu äußern. In Anbetracht der Entstehungszeit möchte ich dem Streifen diese Verfehlung allerdings nicht zu beträchtlich vorhalten, zumal man dem Gesamteindruck deutlich anmerkt, dass Coscarelli viel für seine kreierten Rollen übrig gehabt haben muss, denn er präsentiert sie derart gefällig und menschlich, dass man unweigerlich mit ihnen zu fühlen und fiebern beginnt. Lance Henriksen („Hard Target“/„Powder“) verkörpert Hank perfekt, welchen man ihm mit jedem Atemzug abnimmt – sein Erscheinungsbild wird von der rauen Stimme und dem trainierten Body adäquat abgerundet. Traci Lin(d) („Fright Night 2“/„Homo Faber“) ist süß wie Zucker, eigentlich aber nur fürs Auge da, also schmackhaftes Eye Candy. Catherine Keener („Being John Malkovich“/„the Interpreter“) hingegen darf mehr leisten und macht ihre Sache anständig, nur vollzieht sich ihre persönliche Wandlung einen Tick zu rapide – obzwar man argumentieren könnte, sie war halt innerlich irgendwann an dem betreffenden Punkt angelangt. Zwei Trivia-Facts am Rande: Hier „trug“ sie noch eine auffällig (imo putzige) Zahnlücke „zur Schau“, die sie später im Laufe ihrer Karriere korrigieren ließ, und verliebte sich am Set in ihren Kollegen Dermot Mulroney („My best Friend´s Wedding“/„Undertow“), mit dem sie seit 1990 verheiratet ist und ein gemeinsames Kind hat. Jener spielt okay und besitzt einige solide Szenen – die Entwicklung vom schweigsamen Convict zum Retter des Tages wirkt zudem nicht so forciert wie bei seiner Partnerin. Ben Hammer („Jagged Edge“) und Paul Provenza („Stealing Candy“), der mit seinem Humor zum Glück nie störend zu nerven anfing, agieren passabel, und Reggie Bannister („Phantasm“/„the Mangler Reborn“) schaut kurz mal auf einige Minuten Screen-Time vorbei, was ein nettes Detail markiert. Die Widersacher unserer Sympathieträger sind, selbst im Vergleich, leider enttäuschend simpel gestrickt worden: Mark Rolston („Rush Hour“/„Daylight“), der neben Henriksen schon in „Aliens“ zu sehen war, agiert glaubwürdig zwischen den Grenzen des ihm vorgelegten eindimensionalen Rahmens, Steve Antin („It´s my Party“) indessen hat keinerlei Chance, die Verfehlungen des Drehbuchs, welches Raider nicht einmal einleuchtende Motive oder wenigstens Background-Informationen zugesteht, innerhalb seines Wirkungskreises auszugleichen. Die restlichen Krieger sind angrenzend gesichtslos – in diesem Bereich ging zweifellos eine Menge Potential verloren.
Nachdem wir die Protagonisten in der ersten Stunde ausgiebig kennen und schätzen gelernt haben, was dank einer gelungenen Chemie einträglich glückt, setzt schließlich die Action-reiche Hetzjagd ein: Ohne ihre erfahrenen Ausbilder sind beide Gruppierungen nun auf sich allein gestellt, müssen selbst entscheiden und sich zwangsläufig beweisen. Die Geschichte hätte auch ohne die Militaristen und/oder das Blutvergießen (also als reines Wildnis-Abenteuer) funktioniert – so aber erhält der Betrachter eine Reihe typischer Genre-Set-Pieces geboten (auf einem Baumstamm einen reißenden Strom bezwingen etc), die kompetent über die Bühne gebracht werden, bloß nie wirklich Hochspannung generieren können. Erfreulich, dass sich dabei nie in sinnlose Gewalt geflüchtet wird – die Schicksale verbleiben im Mittelpunkt, nicht die Taten. Coscarelli´s Regie-Leistung weist keine spezifische Handschrift auf – sie ist ohne Frage fachkundig und brauchbar, nur in keiner Weise irgendwie herausragend oder originell. Cinematographer Daryn Okada („Anna Karenina“/„Texas Rangers“) fing die beeindruckende Kulisse der Rocky Mountains in schönen Bildern ein und unterstrich so zusätzlich (anschaulich und unaufdringlich) die Natur-verbundene Aussage des Films. Was ein Abdriften ins völlige Mittelmaß letzten Endes verhindert, ist das straffe Tempo, welches die gesamten Ereignisse, vom Eintreffen der Städter bis hin zum explosiven Finale, mit einer angenehmen Flussgeschwindigkeit versieht – Kurzweil entsteht, dem Aufkeimen von Langeweile wird (nicht nur so) erfolgreich entgegengewirkt. Mir hat diese inhaltliche wie inszenatorische Kombination weitestgehend zugesagt – ich wurde jedenfalls nicht enttäuscht oder verärgert zurückgelassen.
Fazit: Wer Werke dieser Ausrichtung mag, eventuell Lust auf eine gute Dosis 80er-Jahre-Charme verspürt oder sich einfach 96 Minuten Lebenszeit ohne größere Ansprüche vorm heimischen TV vertreiben möchte, kann durchaus bei Gelegenheit dieser relativ unbekannten Produktion mal eine Chance geben – unterhaltsam ist „Survival Quest“, trotz seiner offenkundlichen Schwächen und formelhaften Beschaffenheit, allemal… [/align]
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