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Sympathy for Lady Vengeance
Chinjeolhan geumjassi
Lady Vengeance
Regie: Park Chan-Wook
Herkunftsland: Südkorea
Jahr: 2005
Darsteller:
Choi Min-sik
Lee Yeong-ae
Lee Seung-shin
Bae Du-na
Kang Hye-jung
Kim Bu-seon
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Anno 2002 hat es sich ein Regisseur und studierter Philosoph namens Park Chan-Wook zur Aufgabe gemacht, den Kinobesuchern den Begriff „Vengeance – Rache“ zu erklären. So zeigte er uns in seinem Rache-Debüt einen Vater, der seine Tochter verloren hatte und den taubstummen Täter, der eigentlich nur seine Schwester retten wollte. Im Nachfolger „Oldboy“ war ein Mann, der ohne erkennbaren Grund 15 Jahre lang eingesperrt wurde, sein Werkzeug der Vergeltung. Hier nun, beim abschließenden Teil seiner losen Trilogie, sehen wir einen „Engel“, der aus dem Himmel herabstürzt, um den Schuldigen zu richten. [/align]
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[align=justify]Als Lee Geum-Ja (Lee Yeong-Ae) wegen Mordes an einem kleinen Jungen verurteilt wurde war sie 19 Jahre alt. Heute, 13 Jahre später, ist ihre Entlassung. Sie sinnt auf Rache. Was außer ihr nur ein paar Mithäftlinge wissen, ist nämlich die Tatsache, dass sie das Verbrechen nicht begangen hat. Der Grundschullehrer Mr. Baek (Choi Min-Sik) zwang sie damals zur Beihilfe bei der Entführung des Jungen und tötete anschließend den Kleinen. Nachdem er drohte, ihr neugeborenes Mädchen, seine Tochter, umzubringen, nimmt Geum-Ja die Tat auf sich und wandert dafür ein. Die Öffentlichkeit ist entsetzt darüber, wie so eine junge und schöne Frau zu so einer Tat fähig ist. Nur der ermittelnde Inspektor zweifelt. Im Gefängnis macht sie sich schnell als „Engel“ einen Namen, indem sie ihren Kameradinnen hilft, wo sie nur kann. Dabei schreckt die ehemals so normale und bisher strafrechtlich unbefleckte Frau auch vor einem Mord nicht zurück. Während dieser Zeit baut sie somit ein Netzwerk aus Helferinnen um sich auf, die sich, jede auf ihre Art, Geum-Ja verpflichtet fühlen. So bekommt die mittlerweile 32jährige nach ihrer Entlassung sehr schnell eine passende Unterkunft für sich. Sie findet einen Job in einer Konditorei und auch bei der Anfertigung einer Schusswaffe, deren Pläne sie ebenfalls im Gefängnis von einer nordkoreanischen Spionin bekam, findet sich die richtige Frau, bzw. deren Mann. Zwischendurch macht sie einen Kurztrip nach Australien, um wenigstens einmal ihre Tochter zu sehen. Die wurde direkt nach Geum-Ja´s Inhaftierung zur Adoption freigegeben und ist auf diesem Wege in Down Under gelandet. Jenny, wie sie von ihren jetzigen Eltern genannt wurde, ist aber ein richtiger Dickkopf und besteht darauf nach Korea mitkommen zu dürfen. So machen sich beide zusammen auf den Heimweg zurück zur koreanischen Halbinsel. Mr. Baek, der inzwischen über den Gefängnispfarrer herausgefunden hat, dass sich Lee Geum-Ja wieder in Freiheit befindet, ahnt bei der Nachricht schon Böses. Fotos zeigen sie zusammen mit seiner Freundin, die ebenfalls zusammen mit Geum-Ja eingesessen hat. Doch seine Vorahnung kommt zu spät. Seine Freundin vergiftet sein Abendessen, wonach er bewusstlos zusammensackt. Die Zeit für Rache scheint gekommen. Bei Durchsuchen seiner Wohnung entdecken die beiden Frauen jedoch etwas furchtbares. Etwas so unvorstellbares, dass der perfekt ausgeklügelte Racheplan umgestoßen wird, um ihn in seiner Ausführung dem Entdeckten in Sachen Grausamkeit anzupassen. In einer verlassenen Schule wartet der gefesselte Mr. Baek nun auf die Vollstreckung seines Urteils...[/align]
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[align=justify]Nun schon zum 3. Mal nimmt uns Park Chan-Wook mit, auf eine Reise in die Abgründe der menschlichen Seele. Nun schon zum 3. Mal überrascht er uns mit einer frischen, unverbrauchten Inszenierung, die sich deutlich von ihren Vorgängern abzuheben weiß. Dies liegt nicht zuletzt an der wunderbaren Lee Yeong-Ae, die Chan-Wook zuvor schon in seinem, vor allem in Südkorea erfolgreichen, „Joint Security Area“ einsetzte. Ihre engelsgleiche Erscheinung lässt nicht nur die fiktive Öffentlichkeit im Film, sondern auch den Zuschauer ungläubig staunen, ob ihrer Kaltblütigkeit. Sie beherrscht beide charakteristischen Extreme ihrer Figur scheinbar spielend. Sowohl die freundliche Geum-Ja, die einer Mitgefangenen völlig selbstlos eine Niere spendet und nach der OP zufrieden lächelt, als auch die kaltblütige Killerin, die einen Attentäter, der ihre Tochter festhält, aus nächster Nähe das Gehirn perforiert, nimmt man ihr vorbehaltlos ab. Choi Min-Sik, der uns in „Oldboy“ als gepeinigter Wiederling Oh Dae-Su begeisterte, ist bei seiner Leistung hier schwer einzuschätzen, oder gar zu bewerten. Er hat einfach zu wenig Screentime, womit ich eigentlich auch schon beim größten Manko des Films bin. Hatten die „Helden“ der Vorgänger jeweils noch einen gleichwertigen Konterpart, gibt es außer der Lee Geum-Ja in „Sympathy for Lady Vengeance“ quasi keinen weiteren Maincharakter. Park Chan-Wook setzt seinen Fokus vollständig auf seine Hauptdarstellerin. Er baut zwar viele mehr oder weniger wichtige Nebenfiguren ein, aber kaum einer sticht weit genug heraus, um als eventueller Sympathieträger herhalten zu können. Einzig die zurückgewonnene Tochter Jenny kann in dem Bereich noch ein paar Punkte einfahren. Sie ist es auch, die unserer Mrs. Vengeance noch ein ganzes Stück menschliche Tiefe einhaucht. Einen Makel. Ist Geum-Ja ansonsten jeder Situation gewachsen und reagiert meistens berechnend und besonnen, ist ihre Jenny die einzige Person in ihrem Leben, bei sogar sie ihre Nerven verlieren kann. Doch diese obengenannte filmische Schwäche wiegt nicht besonders schwer, bzw. nur bei oberflächlicher Betrachtung. Denn wie schon gesagt, ist Yeong-Ae der Aufgabe mehr als gewachsen, den kompletten Film auf ihren schmalen Schultern zu tragen.[/align]
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[align=justify]Eine weitere Neuerung, im positiven Sinne, stellt meines Erachtens der Soundtrack dar. Beschränkte sich „Sympathy for Mr. Vengeance“ fast ausschließlich auf Umgebungsgeräusche, bot Oldboy hingegen schon einen fantastischen Orchesterscore. Hier wird uns hingegen eine Art Kammermusik geboten, die den poetischen Grundton des Films hervorragend unterstreicht. Vor allem das kurze Violinensolo bie wichtigen Szenen geht einem nicht mehr aus dem Kopf, obewohl es nur ca 3 Sekunden lang ist. Doch auch der Rest des Scores, der im Wesentlichen aus Variationen des Hauptthemas besteht, wirkt immer wieder äussersts passend platziert und funktioniert auch ohne die Bilder. [/align]
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Park Chan-Wook hat auch diesmal eigentlich alles richtig gemacht. Er hat seine Serie, die ihm endlich die verdiente Anerkennung brachte, zu einem würdigen Abschluss gebracht und sich meiner bescheidenen Meinung nach ein eigenes Denkmal gesetzt. Er lässt es sich sogar nicht nehmen, aus den beiden Vorgängern zu zitieren und zwei Szenen einzubauen, in dem dies zum Tragen kommt. Ziemlich am Anfang träumt Geum-Ja in ihrer ersten Nacht in Freiheit von Mr. Baek, der als Hund mit Menschengesicht auf einem Schlitten daherkommt. Hier kann man den Oldboy erkennen, der seinem Peiniger anbietet fortan als sein Hund zu leben. Außerdem fällt in einer Szene der Satz: „Es gibt gute und schlechte Entführer...“. Dieses Zitat entstammt dem Racheerstling, womit die Kindesentführnug dort gerechtfertigt wurde. Der verstärkte Einsatz von CGI-Effekten wirkt keinesfalls störend, da diese sich perfekt in den Look des Werkes einfügen.
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Im Vergleich zu den Vorgängern fällt „Lady Vengeance“ ganz leicht ab. Aber wirklich nur ganz leicht. Das könnte man dran festmachen das sowohl „Mr. Vengeance“, als auch „Oldboy“ spektakulärer inszeniert waren. Wurde man in „Teil 1“ noch von einer Grausamkeit zur nächsten geschickt, war es beim Nachfolger das rasante Tempo, das den Unterschied machte. Dafür muss man „Teil 3“ bescheinigen, daß er das mit Abstand verstörendste Ende vorzuweisen hat.[/align]
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