Entstehungsdaten:
USA 1991
Regie:
Stuart Gordon
Darsteller:
Lance Henriksen
Rona De Ricci
Jonathan Fuller
Mark Margolis
Jeffrey Combs
Carolyn Purdy-Gordon
Tom Towles
Frances Bay
Oliver Reed
Trailer
Bei Stuart Gordon´s „the Pit and the Pendulum“ (aka „the Inquisitor“) – hierzulande auch als „Meister des Grauens“ bekannt – haben wir es mit einer relativ lose auf der gleichnamigen 1842er Edgar Allan Poe Kurzgeschichte „die Grube und das Pendel“ basierenden sowie aus Charles Band´s „Full Moon Entertainment”-Kult-Schmiede stammenden Produktion aus dem Jahr 1991 zutun. Angesichts des limitierten Umfangs der Vorlage, welche nur wenige Seiten umfasst, war es für Drehbuchautor Dennis Paoli („From Beyond“) von Nöten, sich eine weitestgehend eigenständige Rahmenhandlung auszudenken, um vom Inhalt her auf eine volle Spielfilmlänge zu kommen. Entsprechend dürftig erinnert das fertige Werk noch an die klassische Story des berühmten amerikanischen Horror-Schriftstellers – zumal das „Kernstück“ jener (die im Titel genannte Apparatur) im Vorliegenden nicht einmal mehr eine zentrale Position innerhalb der Geschehnisse einnimmt, sondern erst zum Finale hin (sozusagen als „Abschluss“ einer ganzen Reihe anderweitiger Set-Pieces) mit eingebunden wurde…
Toledo, Spanien, 1492: Während Columbus auf der anderen Seite des Atlantiks gerade die „neue Welt“ entdeckt, herrschen in vielen Gebieten Europas „pechschwarze Zeiten“, denn „mit eiserner Faust“ regiert dort – sich quasi von der streng religiösen Prägung des Volkes nährend – die heilige Inquisition, deren Ziel es ist, „Gottes Wort und Wille“ (bzw. ihre Interpretation der betreffenden Überlieferungen) zu gewährleisten und durchzusetzen. Zu diesem Zweck werden anders denkende Individuen (Abweichler, Opponenten, Freigeiste etc.) nur allzu häufig als Ketzer oder Hexen diffamiert: Sadistische Folterverhöre und öffentliche Hinrichtungen stehen an der Tagesordnung. Als das junge Bäcker-Ehepaar Maria (Rona De Ricci) und Antonio (Jonathan Fuller) im Rahmen eines Marktplatz-Besuchs unfreiwillige Zeugen solch eines grausamen „Spektakels“ werden, ist vor allem die gottesfürchtige Frau angewidert von der dargebotenen Brutalität, die selbst vor dem Auspeitschen eines Kindes nicht Halt macht, welches zugleich mit ansehen muss, wie seine Mutter zuerst bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt sowie im Anschluss daran (vom Jubel der Massen begleitet) verbrannt wird. Entsetzt, schreitet sie ein und bittet den anwesenden Großinquisitor Torquemada (Lance Henriksen) um Gnade für den Jungen. Zwar stoßen ihre Worte bei ihm auf „taube Ohren“ – doch etwas in seinem Innern fühlt sich augenblicklich von ihrer unschuldig anmutenden Schönheit angezogen: Ein Gefühl, welches er (selbstredend) „nicht zulassen“ darf – weshalb er Antonio umgehend niederprügeln und sie verhaften lässt…
Fortan geht Torquemada seine hübsche Gefangene nicht mehr aus dem Kopf: Er ist fasziniert von ihr, registriert in ihm erkeimende „fleischliche Gelüste“ und sieht sie in seiner Phantasie gar als „Jungfrau Maria“ an. Selbst intensive Geißelungen können diese Gedanken bestenfalls temporär vertreiben. Währenddessen mündet eine Untersuchung, bei der diverse Männer (unter ihnen Jeffrey Combs und Mark Margolis) die nackte Maria nach „Teufelsmalen“ absuchen, darin, dass einer jener sie heimlich kneift sowie die dadurch entstandene Haut-Verfärbung als „Beweis ihrer Schuld“ ausgelegt wird. Ins Burgverlies gesperrt, lernt sie dort Esmeralda (Frances Bay) kennen: Ihres Zeichens eine echte „Hexe“ (im Sinne einer naturverbundenen Heilerin), die ihr nützliche Ratschläge gibt – etwa wie man beim Erleiden von Schmerzen „geistig an einen besseren Ort entfliehen“ kann. Simultan bemüht sich Antonio darum, seine Angetraute zu befreien: Per Bestechung erkauft er sich den Weg ins Gebäude – wo er allerdings prompt verraten und gefasst wird. Beide Liebenden erleiden daraufhin etliche Qualen unter den Händen der christlichen Folterknechte – nur unterbindet Torquemada das irgendwann in Maria´s Fall, da er sie inzwischen im Prinzip nur noch „für sich allein“ haben will. Als es ihm jedoch nicht gelingt, sich ihr „körperlich aufzuzwingen“, flüchtet er sich in blindwütigen Aktionismus: Zusätzlich erzürnt von ihren Worten, schneidet er ihr die Zunge heraus, ordnet Esmeralda´s Verbrennung an und wählt Antonio als das erste Opfer seines neusten Tötungsinstruments aus: Ein riesiges, mit einer rasiermesserscharfen Klinge bestücktes, von der Decke herabhängendes sowie sich langsam auf die darunter festgeschnallte Person niedersinkendes Pendel…
Ich muss zugeben, dass mich „the Pit and the Pendulum“ stracks von den ersten Minuten aus an überrascht hat – bloß leider nicht unbedingt auf eine positive Weise. Angesiedelt in einer der grausamsten Epochen überhaupt, habe ich einen konsequent düsteren Film erwartet, der die historisch überlieferten Gräueltaten, welche manche Zweige der Kirche zu jener Zeit „im Namen des Herrn“ begangen, schonungslos aufzeigt – doch gleich die Eingangssequenz zwang mich dazu, diese Hoffnung schlagartig aufzugeben und mich auf eine ganz andere Herangehensweise gefasst zu machen: Posthum der Ketzerei für schuldig befunden, lässt die religiöse Obrigkeit kurzerhand einen länger schon Verstorbenen aus seinem Grab holen – worauf der bereits skelettierte Leichnam zusammengebunden, aufgehängt und ausgepeitscht wird sowie die infolge der Schläge entstandenen Einzelteile zu Staub zermahlen und in eine mächtige Sanduhr Torquemadas gefüllt werden. Das Gebotene wirkt „Comic-haft überzogen“ – und diese Art von Humor ist es, die fortan die komplette Laufzeit durchzieht. Des Öfteren hat sich Gordon im Rahmen seiner Karriere ernsteren Stoffen mit „augenzwinkerndem Witz“ angenähert – bloß funktioniert das in diesem speziellen Fall unglücklicherweise (im Gesamtbild betrachtet) nicht sonderlich gut bzw. nur unzureichend ergiebig…
Gewiss: Wenn man den Blick auf individuell herausgestellte Passagen richtet, muten Einzelheiten gelegentlich „nicht unköstlich“ an – allen voran die trockenen Kommentare Franciscos (Combs), der immerzu Protokoll führt und für aufklärende Erläuterungen á la
„Confessions are only accepted under Torture – otherwise you might only confess to avoid being tortured, and it wouldn´t be a true Confession“ zuständig ist. Großartig auch seine letzte Botschaft an Esmeralda vor ihrer Exekution:
„I´m sorry that you weren't properly able to confess. There just wasn't enough time to torture you.” Ihre Erwiderung:
„Thanks anyway.” Die Absicht hinter dieser ironischen Präsentation der Dinge ist klar erkennbar – nämlich das Herausstellen der grotesken Absurdität der betreffenden Handlungen und Motive (also dass diese Fanatiker im Schutze ihrer Ämter und Positionen in erster Linie „sich selbst“ dienen, ohne dass „Gottes Wille“ im Vordergrund ihrer Verfügungen steht) – allerdings empfand ich die Gewichtung im Kontext als nicht sonderlich „homogen“. Garstige und zum Schmunzeln anregende Momente wechseln sich permanent miteinander ab – wobei letztere die der Materie angemessene abgründige sowie mitunter regelrecht abstoßende Stimmung jedes Mal aufs Neue „verpuffen“ lassen; was ebenso für etwaige Klerus-kritische Story-Ansätze gilt. Wie kann man sich den vermittelten Eindruck ungefähr vorstellen? Vielleicht so, als hätte ein Studio einigen Parodisten den Auftrag gegeben, Paul Verhoeven´s „Flesh and Blood“ per Re-Shoots „mehr als nur einen Hauch“ ihres gewohnten Stils einzuverleiben…
Als „Personifizierung“ aller schlechten Facetten der spanischen Inquisition glänzt B-Movie-Urgestein Lance Henriksen („Aliens“) in der Hauptrolle als diabolisch-fieser Torquemada, der Maria für die Befriedigung seiner lange vehement (u.a. per Tragen eines „Selbstgeißel-Gürtels“) unterdrückten „Bedürfnisse“ vereinnahmen will – allerdings immer wieder aufgrund ihres Widerstands, seiner Impotenz sowie der wiederholt hervortretenden „inneren Zerrissenheit“ daran gehindert wird. Über seinem Bett hat er gar ein Schwert an einem dünnen Faden hängen, der jederzeit reißen kann: Er ist davon überzeugt, dass ihn Gott – sollte jener mit seinem Tun unzufrieden sein – auf diese Weise schon bestrafen würde. Lance agiert „entfesselt“ – des Öfteren im „Over-Acting-Modus“. Kontinuierlich setzt er seine Hände ein, um mit Gesten bestimmte Aussagen zu unterstreichen, trägt eine bizarre Haarkranz-Frisur und verleiht dem Part durch seine markante Stimme zusätzlich noch eine verstärkte Ausstrahlungskraft. Ihm gegenüber steht die attraktive, wenn auch nicht übermäßig ausdrucksstarke Rona De Ricci: Ihr nach „the Penitent“ (1988) zweiter und letzter Leinwandauftritt. Gordon-Regular Jeffrey Combs („Doctor Mordrid“) fällt im Zuge seiner gewohnt trocken-sarkastischen Charakter-Auslegung positiv auf – worüber hinaus u.a. noch Stuart´s Gattin Carolyn Purdy-Gordon („Re-Animator“), Tom Towles („Fortress“), Frances Bay („Blue Velvet“) und Mark Margolis („the Courier“) mit von der Partie sind. Jonathan Fuller („Arcade“) weist in einigen Szenen indes arge darstellerische Defizite auf und war mir schlichtweg zu „blass“, um einen „würdigen Helden“ zu mimen, und Alt-Star Oliver Reed („Gladiator“) schaut an einer Stelle mal als vom Papst entsandter Kardinal für knappe fünf Minuten vorbei – wurde im Zuge dessen im Grunde aber weitestgehend „verschenkt“…
„the Pit and the Pendulum“ markiert ein kleines Highlight unter den Veröffentlichungen aus dem Hause „Full Moon Entertainment“, welche sich in der Regel am besten mit den Worten „ausschließlich für Trash-Fans geeignete Low-Budget-Ware“ umschreiben lassen. Trotz der Tatsache, dass die Dreharbeiten Anfang der 1990er stattfanden, wirkt das Ergebnis wie aus den frühen '80ern – weist manchmal sogar ein leichtes „Hammer-Studio-Feeling“ auf. Unabhängig des Mangels an Detailreichtum in Sachen Kulissen und Kostümen, welche partiell jeweils etwas „steril“ anmuten, kann das mittelalterliche Setting jedoch weitestgehend überzeugen: Umgesetzt in Charles Band´s eigener Burg in Giove (Italien), sind alle zu einem solchen Projekt passenden Schauplätze (wie Kerker, Kellergewölbe und alte Straßenzüge) vertreten – was den Aufbau einer relativ dichten Atmosphäre ersprießlich nährt sowie zusätzlich seitens des feinen Scores Richard Bands („Prison“) ergänzt wird. Die unheilvollen altertümlichen Illustrationen im Rahmen der Anfangs-Credits haben mir gefallen – woran anknüpfend Personen innerhalb des Verlaufs eingemauert, verbrannt, ertränkt, gestreckt, ausgepeitscht, lüstern körperlich untersucht, in eine „eiserne Jungfrau“ gesperrt, auf Metallstühle über ein entzündetes Feuer gesetzt sowie lebendig begraben (etc. pp.) werden. Grausam? Klar – bloß im Endeffekt nicht allzu „intensiv“, vorrangig da man inzwischen selbst im Kino extremere Kost gewohnt ist und der hier gebotene Humor dem scheußlichen Treiben immerzu ein zusätzliches Maß seines Schreckens raubt…
Insgesamt ist Paoli´s Skript nicht unbedingt originell geraten: Die von ihm erdachte Handlung setzt sich vornehmlich aus Foltereien, Antonio´s Befreiungsversuchen sowie der „Beziehung“ zwischen Torquemada und Maria zusammen – ohne markante Innovationen oder einen klaren „Rhythmus“ vorzuweisen. Positiv sehe ich indes die Einbindung einiger anderer klassischer Poe-Motive, welche den Geschichten „the Premature Burial“ und „the Cask of Amontillado“ entstammen: Dies sagte mir ebenso zu wie eine zum Finale hin hervortretende Fähigkeit Marias, die einen „amüsanten Kontrast“ zu ihrer gelebten Gottesliebe repräsentiert. Punktuelle Einfälle entpuppen sich als zweifelsohne kreativ – man nehme nur mal die Idee, Ratteninnereien als Schmiermittel zu verwenden, oder gezielt eine Menge Schießpulver zu schlucken, um beim Feuertod dann zu explodieren, worauf Knochensplitter die Herumstehenden wie Schrapnelle teils tödlich verwunden – „verwässern“ angesichts ihrer unrealistischen Gestaltung den Fokus auf das während der Inquisition ausgeübte (reale) „menschliche Böse“ aber gleichermaßen wie die Hinzugabe von übernatürlichen Elementen im Schlussakt. Regisseur Stuart Gordon („Robot Jox“) erfüllte sich mit dieser Produktion übrigens einen langjährigen Wunsch, den er ursprünglich mit Peter O´Toole in der Hauptrolle realisieren wollte. Seine verfügbaren „finanziellen Ressourcen“ waren nicht sonderlich üppig – doch die Inszenierung ist kompetent und wartet zudem mit einigen netten Schwertkämpfen und anderweitigen Sequenzen auf, die passabel anzusehen sind. Langeweile kam bei mir jedenfalls nicht auf…
Fazit: „the Pit and the Pendulum“ (1991) ist eine „eigenwillig-unebene“ Kombination aus einem düster-brutalen Mittelalter-Streifen und einer ironisch-schwarzen Komödie, die einen zwar nie wirklich „packt“ oder „verstört“ – wohl aber mit einem überragenden Lance Henriksen in der Hauptrolle aufwartet sowie gestandenen Genre-Freunden „unterm Strich“ durchaus annehmbare, altmodische Unterhaltungskost offeriert…
knappe