Entstehungsdaten:
USA 2007
Regie:
Scott Wiper
Darsteller:
Steve Austin
Vinnie Jones
Robert Mammone
Tory Mussett
Rick Hoffman
Trailer
Hierzulande unter dem Titel "die Todeskandidaten" erschienen, markierte "the Condemned" 2007 die dritte Kino-Veröffentlichung aus dem Hause "WWE Films". Letztere Abkürzung steht bekanntlich für World Wrestling Entertainment und sagt auf jenem Wege von vornherein schonmal eine Menge über die angepeilte Zielgruppe aus: Vorrangig männliche Zuschauer, die sich regelmäßig an dieser von Chairman Vince McMahon berechnend gestalteten Form von Unterhaltung erfreuen. "Auf dem Papier" ließen die TV-Quoten ein umfangreiches Publikums-Potential erkennen: Genau diese Leute, die sich derart an einem bewusst Klischee-reichen, überwiegend vorhersehbar arrangierten Spektakel erfreuen, bei dem gut trainierte, auf die eine oder andere Weise "aufgepumpte" Typen im Rahmen gescripteter Fights im Ring gegeneinander antreten, müssten mit ähnlich gearteter Genre-Kost (Krawall! Gewalt! Muskulöse Kerle! Sexy-toughe Frauen!) doch in die Lichtspielhäuser zu locken sein – oder? Wie es sich herausstellte: Nicht wirklich. Übler noch als "See no Evil" und "the Marine" zuvor, floppte der Streifen sowohl bei den Kritikern als auch an den Cinema-Kassen: Das Budget betrug 20 Millionen Dollar – das weltweite Einspielergebnis indes bloß $8.642.858. Aktuell (08/2023) beträgt der "Rotten Tomatoes"-Score maue 16%. Auf dem "Home Entertainment Sektor" lief´s dagegen besser – vielleicht, weil von der heimischen Couch aus Bier einfach verfügbarer und griffbereiter ist…
Als sein neustes Projekt hat sich Multi-Millionär Ian Breckel (Robert Mammone) eine kontroverse, so noch nie dagewesene Reality-Show ausgedacht, mit der er seine Popularität und sein Vermögen stark zu vervielfachen gedenkt: "Handverlesene" zur Exekution verurteilte Kriminelle – freigekauft aus Gefängnissen der dritten Welt – sollen auf einer abgelegenen, mit zig Kameras bestückten Südsee-Insel einen erbarmungslosen Kampf auf Leben und Tod ausfechten: Jeder wider jeden. Der Sieger erhält am Ende nicht nur seine Freiheit geschenkt, sondern auch eine Tasche voller Geld mit auf den Weg. Da natürlich kein Sender dazu bereit ist, so etwas auszustrahlen, soll das Ganze weltweit live im Internet gestreamt werden, wo es sich jeder für knapp 50 Dollar unzensiert ansehen kann. Zusätzlich genährt seitens des sich rapide verbreitenden "Online-Hypes", erhofft sich Breckel so, Viewer-Zahlen in der Größenordnung derer des "Super Bowls" zu erreichen. Via Hubschrauber raus zum Schauplatz geflogen, bleiben jedem Partizipanten bloß genau 30 Stunden, um the last Man/Woman standing zu sein – am Knöchel jeweils eine entsprechend herunterzählende "Fußfessel" mit Sprengstoff tragend, deren explosive Wirkung sich aber auch per Betätigen einer Vorrichtung direkt an jener metallenen Schelle dran auslösen lässt…
Nach speziellen (u.a. ethnisch-demographischen) Kriterien ausgewählt, setzt sich die Gruppe aus dem japanischen Attentäter Saiga (Masa Yamaguchi), den Ehepartnern Paco (Manu Bennett) und Rosa (Dasi Ruz), dem Afroamerikaner Kreston Mackie (Marcus Johnson), einem russischen Hünen (Nathan Jones), dem deutschen Ekel Helmut (Andy McPhee), der in Ghana geborenen Mörderin Yasantwa Adei (Emelia Burns) sowie zwei "Alphamännchen" zusammen – ihres Zeichens der wegen diverser Vergewaltigungen und Tötungen in Afrika inhaftierte ehemalige britische Elitekämpfer Ewan McStarley (Vinnie Jones) sowie der Amerikaner Jack Conrad (Steve Austin), welcher ein "Last-Minute-Ersatzkandidat" war. Da man deshalb über letzteren so gut wie nichts weiß, hat man ihm kurzerhand eine fiktive Bio zugeschrieben, die ihn so richtig schön hassenswert machen soll – fabrizierte Attribute wie Ku-Klux-Klan-Mitgliedschaft und ermordete Kinder inklusive. Als es schließlich "Showtime" ist, schafft es einer der Kandidaten (Rai Fazio) nicht einmal bis ans Ufer – was prompt zynisch kommentiert wird. Da waren´s nur noch neun. Diese Phase gehört übrigens mit zu den besten des Films – welcher fortan seinen gradlinig-brutalen Lauf nimmt…
Manchmal ist weniger einfach mehr. Es ist unverkennbar, dass man bei "the Condemned" exakt das hätte beherzigen sollen, als es um die konkretere Konzeption des Werks ging. Zehn Schwerverbrecher, eine Insel, 30 Stunden sowie eine Million Dollar für den Sieger – den einzigen Überlebenden. Aus dieser simpel gestrickten Prämisse wäre es ein leichtes gewesen, einen Genre-Fans zum vergnügten Grinsen bringenden Action-Flick zu kreieren – doch leider fassten Skript-Lieferant Rob Hedden ("Friday the 13th Part VIII: Jason Takes Manhattan") und Regisseur Schrägstrich Co-Autor Scott Wiper weitaus höhere, ja gar "anspruchsvolle" Ziele ins Auge: Angestrebt wurde nämlich zudem auch noch das Vermitteln einer gesellschafts- und medienkritischen Botschaft, welche uns zum Nachdenken über solch voyeuristische sowie zunehmend geschmackloser werdende Sendungen anregen soll, die sich seit einer Weile nun ja schon stetig wachsender Beliebtheit erfreuen. Wie weit würden Verantwortliche gehen, um ihr "blutdurstiges" Publikum zu beglücken? Fragen dieser Art werden heraufbeschworen bzw. frei heraus thematisiert – bloß nie "unter die Oberfläche gehend" erörtert oder gar beantwortet: So darf der geldgierige Schöpfer im Rahmen dessen die gängigen Argumente vorbringen, dass sein Produkt nur die Nachfrage versorgen würde, es nicht an Kinder gerichtet sei (welche dank fehlender Kreditkarten ja eh keinen Zugang zum Stream erhalten könnten) sowie dass ein Konsumieren des Offerierten kathartisch zu einem "inneren Aggressions-Abbau" führen würde, anstatt "aufstachelnd-anregend" zu wirken – und so weiter und so fort…
Wow. Ausgerechnet ein Streifen, der sein "R"-Rating verdient hat und die Tagline "10 people will fight, 9 people will die – you get to watch!" zur Schau trägt, hat sich diese Message auf die zerfledderte Fahne geschrieben?!? Einerseits "zelebriert" Wiper die gewalttätige Action, um die zu sehen sich die meisten Leute den Film ja ausgewählt haben – auf der anderen wird der "moralische Zeigefinger" vorwurfsvoll in Richtung genau jener erhoben. Kein sonderlich durchdachtes Konzept – vor allem für eine Veröffentlichung unter dem "WWE-Banner". Durchaus heuchlerisch – auf jeden Fall aber "uneben" – wechseln sich demgemäß "anprangernde" Sequenzen mit harten Gräueltaten ab: In einem Moment erschießt einer der Killer mehrere unbewaffnete Techniker – was bedrückende Abscheu erzeugen soll – im nächsten wird jener selbst vom Hauptdarsteller ins Jenseits befördert – und das begleitet von einem lässigen Oneliner des Schützen. Obendrein äußert auch noch eine bedächtige Reporterin (Angie Milliken aus "Jungle") ihre Enttäuschung darüber, dass dermaßen viele Menschen mit Interesse an so etwas für Breckel´s Show bezahlen: Sie soll uns sozusagen "den Spiegel vorzuhalten" – was von der tatsächlich laut ausgesprochenen, unsubtil ihre Ausführungen abschließenden Frage "Who really are the condemned here?" gekrönt wird. Statt eines schlechten Gewissens erkeimt eher zum Augenrollen animierende Verärgerung. Immerhin aber reagieren zwei der Charaktere mit ersterer Empfindung darauf – und zwar Breckel´s Regie-Koordinator Goldman (Rick Hoffman) sowie Julie (Tory Mussett), die Assistentin und Freundin des Millionärs. Danke dafür.
Ein weiterer Punkt ist, dass sich die Geschichte selbst "Schlupflöcher" gewährt hat, durch die auf den ersten Blick "normabweichend" anmutende Gegebenheiten zum Konventionellen hin umgangen werden. Besonders auffällig ist das bei der Gestaltung der Lead-Figur – also Jack Conrad: Nein, er ist kein Mörder oder Krimineller wie seine Mitstreiter – denn "in Wahrheit" ist er (wie wir erfahren) ein waschechter amerikanischer Patriot sowie Angehöriger der "Special Forces", welcher im Auftrag des Geheimdienstes eine "Black Ops"-Mission gegen ein Drogenkartell durchführte, bei der er allerdings gefasst und "auf sich allein gestellt" wurde, da die US-Regierung von dem Einsatz offiziell keinerlei Kenntnis eingestehen darf. Nicht einmal seine besorgte, daheim mit ihren Kindern auf ihn wartende Freundin (Madeleine West aus "Predestination") weiß von seiner Profession. Und ich dachte fast, Wiper wollte, dass man sich reflexiv schlecht fühlt, weil man einem Sträfling zujubelt. Verkörpert wird er jedenfalls von dem ehemaligen Profi-Wrestler 'Stone Cold' Steve Austin ("the Expendables"), für den das Werk sein Hauptrollen-Debüt markierte. Leider mangelt es ihm an Charisma und mimischem Talent: Außer seiner "physischen Präsenz" vermag er nichts Wirkliches vorzuweisen, das über die "Minimal-Anforderungen" grimmiges Dreinblicken, Beherrschen von Kampf-Moves sowie das Vortragen markiger Sprüche hinausreicht. Gerade im Vergleich zur "spielfreudigen" (wenn auch für ihn typischen sowie an sich fern von irgendwie "filigranen") Performance seines Co-Stars Vinnie Jones ("the Big Ugly") mutet seine Darbietung umso "blasser" an…
Ihre acht mitunter arg "WWE"-esk stereotypischen Kontrahenten – unter ihnen ein akrobatischer asiatischer Fighter (Masa Yamaguchi aus "the Wolverine") sowie ein im O-Ton nur schwer verständliche deutsche Kraftausdrücke (á la "Schlampe!") von sich gebender dschörman Widerling (Andy McPhee aus TV´s "Wolf Creek") – sind indes kaum der Rede wert. Von Beginn an ist bar jeden Zweifels abzusehen, dass alles auf das Duell Conrad vs. McStarley hinausläuft – und so ist der Rest dann auch reines, die Zeit bis dato überbrückendes "Kanonenfutter", dem nur ein Minimum an Aufmerksamkeit gewidmet wird. Ihre jeweiligen Zwecke erfüllen "Kraftprotze" wie Manu Bennett ("Death Race 2050"), Nathan Jones ("Mad Max: Fury Road") und Marcus Johnson ("Talk to Me") natürlich dennoch. Auf Seiten der "Showrunner" agiert Robert Mammone ("the Matrix Revolutions") als skrupellos-profitgieriger Breckel indes solide – ohne aber einen "bleibenden Eindruck" zu hinterlassen – was ebenso für Tory Mussett ("the Matrix Reloaded") und Rick Hoffman ("Postal") gilt. Auch die besten Mimen hätten aus den Parts nichts groß Besseres herausholen können. Darüber hinaus sind u.a. noch Luke Pegler ("Hacksaw Ridge"), Sullivan Stapleton ("300: Rise of an Empire") und Christopher James Baker ("Keep Watching") mit von der Partie – und wer sich fragt, warum eigentlich so viele Australier hier mitwirken: "the Condemned" wurde überwiegend in Queensland gedreht. Die Locations (Strand, Regenwald, Felsen, Wasserläufe und Klippen) sind echt schön sowie dank entsprechend arrangierter Setpieces (in einem Flugzeugwrack, auf einer zerstörten Brücke, in einem Bunker etc.) durchaus abwechslungsreicher Natur…
Augenfällig kombiniert die Handlung eine hohe Zahl bekannter Motive der "Menschenjagd-Film-Sparte" miteinander: Angesiedelt auf einer Insel – ähnlich wie bei der Hit-TV-Show "Survivor" – sind einzelne Elemente und Ideen aus Werken wie "Battle Royale", "Ten Little Indians", "the Most Dangerous Game" und "Running Man" leicht auszumachen. Die zu vernehmenden Dialoge sind ein Graus, einem werden verschiedene "Unsinnigkeiten" aufgetischt – wie dass die Quoten jedes Mal binnen Sekunden schlagartig in die Höhe schießen, sobald jemand stirbt – und die eine oder andere nicht gerade logische "Zweckdienlichkeit" ist zu verzeichnen: Etwa befindet sich die Kommando- bzw. Sendezentrale der Crew ebenfalls mit auf der Insel – und zwar in einem Gebiet, in dem keine Kameras installiert wurden, weil man sich dort sicher und fernab der Auseinandersetzungen wähnt – der die Kandidaten ankarrende Helikopterflug allerdings ausgerechnet direkt über ihre Position hinweg führt, so dass Conrad sie sich problemlos "für später" merken kann. Der Score Graeme Revells ("Sin City") kommt derweil gewohnt solide daher – während sich die begleitende Song-Auswahl von Spiderbait´s Classic-Rock-Track "Black Betty" über "Souljacker Part 1" der Eels bis hin zu the Prodigy´s "Firestarter" sowie gar Nickelback´s "Savin' Me" (im Abspann) erstreckt. Auf die Wahl Chad Kroegers und seiner Jungs bezogen: Hey, warum nicht gleich Bon Jovi?
Bei dieser (nach "A better Way to die" aus dem Jahr 2000) zweiten abendfüllenden Regie-Arbeit Scott Wipers – welcher mitunter auch als Schauspieler aktiv ist – lassen sich in handwerklicher Hinsicht keine gravierenden Defizite entdecken – allerdings sind einige der von ihm ja mitverfassten Entscheidungen im Bereich der dargereichten Geschehnisse leider ein Stück weit "fragwürdig" geraten: Vorrangig ist damit der präsentierte Sadismus mancher Sequenzen gemeint – speziell in Verbindung mit Gewalt gegen Frauen. Um jedem unmissverständlich klarzumachen, dass Jones' Figur wirklich der böseste Böse ist, wird jener bspw. dabei gezeigt, wie er Rosa verprügelt, vergewaltigt sowie mit einem Messer malträtiert – und das vor den Augen ihres Mannes. Zwar werden einem die grausamsten Details erspart – bloß erhalten solche Momente einfach zu starke Aufmerksamkeit gewidmet und ist der Umgang mit den weiblichen Charakteren generell nicht unbedingt der beste. Die Action besteht primär aus Explosionen (der Fußfesseln) sowie harten Fights – deren Qualität sich jedoch nicht eindeutig bestimmen lässt, da Cinematographer Ross Emery ("Interceptor") seine dann immerzu wüst wackelnde Kamera meist zu nahe an den Leuten dran platziert hat und Editor Derek Brechin´s ("Doom") rasche Schnittfolgen das Arrangierte Schrägstrich Choreographierte zusätzlich "verschleiern". Waffen werden übrigens erst nach einigen Stunden per Fallschirm abgeworfen – was nicht immer "fair" zugeht: Schließlich ist es ja fern eines Geheimnisses, dass es bei Reality-TV-Formaten öftermals (gern seitens des Editings) zu "Manipulationen" kommt…
Neben den "Gewissensbissen" in Breckel´s Umfeld (bei Julie und Goldman) existieren noch weitere Plot-Stränge, zu denen regelmäßig (vom "Kontrollraum" sowie den Kontrahenten weg) gewechselt wird: Zum einen beobachtet die Computer Crimes Task Force des FBI den Stream und bemüht sich ums Lokalisieren des Ursprungsorts – zum anderen verfolgt Sarah die Übertragung besorgt von ihrer Arbeitsstelle in einer Bar aus (im Kreise von Kollegen und Gästen). Zum Glück ist sie zu Hause, als es Jack irgendwann mal gelingt, sich heimlich in Breckel´s "Camp" zu schleichen und vom Funk-Tower aus einen Anruf abzusetzen – bei dem er ihr u.a. von seinen Finanzen erzählt und ihr die Erlaubnis gibt, mit jenen ihre Zukunft zu sichern, sollte er es "nicht zurück schaffen". Zugunsten einer strafferen Entfaltung hätte man darauf getrost verzichten können: 90 statt letztlich nun rund 110 Minuten wären völlig ausreichend gewesen. Unergiebig zudem, dass sich der Streifen absolut ernst nimmt. Eine Menge ihres "Mainstream-Appeals" (über das stereotype "Redneck-Proletariat" hinaus) genießt diese Form des Wrestling-Entertainments bekanntlich aufgrund der Möglichkeit einer ironischen Betrachtung – weshalb ein kräftigeres Wertlegen auf ein "Augenzwinkern" oder eine Dosis "bissigen Humors" (über die USA-vs.-UK-Rivalität- sowie with-or-aganist-me-Mentalität-Ansätze hinaus) dem Ganzen einen dienlichen Nutzen beschert hätte. Nunja – somit entpuppt sich "the Condemned" insgesamt leider nicht als der erhoffte spaßige "No-Brainer-Action-Böller", wie es einem der Trailer ja quasi versprochen hat, sondern als bestenfalls mittelprächtige Genre-Kost, welche (neben anderen Dingen) merklich an der Ausgestaltung ihrer unvorteilhaft gewichtig mit eingebundenen (überwiegend plakativ-heuchlerischen) Medien-Kritik krankt…