Infernal Affairs III
Director´s Cut
Mo gaan do III: Jung gik mo gaan
Infernal Affairs 3: End Inferno
Wu jian dao III: Zhong ji wu jian
Herkunft: Hong Kong / 2003
Regie: Andrew Lau / Alan Mak
Darsteller:
Tony Leung
Andy Lau
Anthony Wong
Eric Tsang
Leon Lai
Chen Dao Ming
Kelly Chen
Chapman To
...
Lang musste man hierzulande warten, bis man in den Genuss des abschließenden dritten Teils der Infernal Affairs Trilogie kommen konnte. Während die beiden Vorgänger relativ zeitnah nacheinander veröffentlicht wurden, kam Teil 3 erst vier Jahre nach seiner Entstehung auf den deutschen DVD-Markt. Eine lange Zeit, in der man vieles, aber nicht nur Gutes über den Film erfahren hat. Glücklich darf sich der schätzen, für den die Story, im Detail, bisher im Dunkeln lag.
Ereignisse verändern Menschen...
Die Geschichte setzt 10 Monate nach dem Tod des Polizisten Chan Weng Yan ein. Sein Mörder, der in den Polizeidienst eingeschleuste Triadenspitzel, Lau Gin Meng musste sich nach den Geschehnissen, die letztendlich zu dem Mord führten, einer internen Untersuchung der Polizei stellen, aus der er mit weißer Weste straflos hervorging. Nachdem er für den Zeitraum der Untersuchung in die Verwaltung abgeschoben wurde, darf Lau nun endlich wieder seinen Dienst bei der Dienstaufsicht fortsetzen. Dort darf er sich sogleich mit Selbstmorden von Polizisten befassen, die ebenfalls allesamt Maulwürfe von Hon Sam, dem Boss der Triaden, waren. Im Vorfeld, sowie auch im Zuge seiner Ermittlungen stößt er immer wieder mit Yeung Gam Weng zusammen, der seinerseits im Abschirmdienst der Polizei beschäftigt ist, der ebenfalls für mehrere Seiten gleichzeitig zu arbeiten scheint. Mittendrin steht Shen Chen, ein chinesischer Waffenhändler, der sowohl mit Yan, als auch mit Yeung zu tun hat(te) und somit auch zum Zielobjekt von Lau wird. Ein Teil der Geschichte wird zusätzlich noch in der Vergangenheit erzählt. Hier wird die Affäre Yans zu der Psychiaterin Mary vertieft und offenbart wie die zwei sich näher gekommen sind. Außerdem erfährt man hier mehr über die Details von Yans Arbeit für Sam, sowie seine Beziehung zu allen handelnden Haupt- und Nebenfiguren. Außerdem werden die viele Personen hier charakterlich vertieft, was den meisten, aber nicht allen Figuren gut tut.

...aber Menschen verändern niemals Ereignisse.
Filme, die verschiedene Zeitebenen in ihre Erzählstruktur einbringen gibt es mittlerweile viele. Bei einigen funktioniert das Konzept, bei anderen hingegen nicht. Infernal Affairs III gehört leider zur letzteren Kategorie. Es macht hier einfach zu selten Sinn, plötzlich von der Gegenwart in die Vergangenheit zu springen, weil sich die jeweiligen Szenen oft nicht gegenseitig ergänzen, was bei so einem Film, meines Erachtens nach der Grund für so eine Art der Geschichtenerzählung wäre. Vielmehr ist es häufig der Fall, dass in der Gegenwart ein roter Faden aufgegriffen wird und dann in der Vergangenheit ein komplett anderer, der nur ganz entfernt mit dem vorherigen zu tun hat. Das sorgt dafür, das sich der Film, scheinbar, unnötig in die Länge zieht, obwohl er mit seinen knapp 115 Minuten nicht gerade als überlang zu bezeichnen ist. Zu allem Überfluss kommt zwischendurch auch noch hier und da ein fiktive „Traumebene“ hinzu, in der Lau, von seinem schlechten Gewissen geplagt, auf Yan trifft.
Inhaltlich gehen die beiden Episoden völlig unterschiedliche Wege. Während in der Vergangenheit vornehmlich Charaktervertiefung betrieben wird, dient die Gegewart ausschließlich der Fortführung der Story des 1. Teils. Ein Weg, der durchaus Sinn macht. Aber leider werden auch hier ein paar Leichen am Rand zurückgelassen. Das Hinzufügen von zusätzlichen Charakterfacetten geht leider fast vollends in die Hose. Die messerscharfe Figurenzeichnung des Erstlings wird hier nach und nach bei jeder handelnden Person verwässert. Teilweise sind die „neuen“ Attribute völlig konträr zu den bisher bekannten, was dem Ganzen eine gewisse Unglaubwürdigkeit verleiht. Als bestes Beispiel kann hier Yan herangezogen werden. Wer er doch vormals ein, von Selbstzweifeln geplagter, seelisch fertiger Undercovercop, der seine Therapie dazu nutzte, um endlich wieder ruhig schlafen zu können. Nachdem die Regisseure Andrew Lau und Alan Mak mit ihm fertig sind, ist er ein knallharter Lakai, Sams, der ohne zu zögern oder zu hinterfragen die Aufträge der Triaden ausführt und sich dabei auch gerne mal über´s Ohr hauen lässt. Diese Aufweichung der Persönlichkeit muss leider ausnahmslos jeder Akteur über sich ergehen lassen, was das Gesamtbild der Trilogie leider etwas unrund erscheinen lässt. Doch dient das Aufzeigen der Vorgeschichte nicht einzig und allein der tieferen Charakterisierung. Zusätzlich werden einige neue Personen, wie Shen Chen und Yeung Gam Weng, eingeführt, die dann im gegenwärtigen Plot eine tragende Rolle spielen.
Im hier und jetzt weiß die Geschichte um Triaden- und Polizeispitzel nahezu vollends zu gefallen. Hier kommen wieder all die Stärken zum Tragen, die schon den ersten Teil so hervorragend machten. Sie kommt zudem, im Gegensatz zu ihrem zeitlichen Konterpart, fast ohne Ausfälle, bezüglich der Kontinuität im Geschichtsverlauf, aus. Hier erleben wir Polizist Lau, der mittlerweile, losgelöst von den Triaden, auf eigene Faust versucht, alle restlichen Maulwürfe, die ihn noch enttarnen könnten, aus dem Verkehr zu ziehen. Hier zeigt sich, dass er aus dem Geschehnissen des 1. Teils nicht ohne psychische Blessuren davon gekommen ist. Seine vormals immer akribisch genau geplanten Aktionen enden nun ein um´s andere mal im Fiasko, was er zum Teil nicht einmal zu merken scheint. Ihm gegenüber steht nun besagter Yeung Gam Weng, von der Dienstaufsicht. Mit dieser Figur ist den Macher ein raffinierter Schachzug gelungen. Ab jetzt gibt es eine ähnliche Rollenverteilung, wie damals mit Yan und Lau. Diesmal ist Lau allerdings der Spielball, den der raffiniert, gerissene Weng immer genau dahin lenken kann, wo er ihn haben will. Doch leider wird auch dieser Teil der Geschichte am Ende verhauen, indem hier ein Twist präsentiert wird, der doch sehr konstruiert erscheint und somit nicht gerade glaubwürdig rüberkommt.
Das Zusammenspiel der beiden Hauptakteure ist es aber, die diesem Teil des Film seine immense Spannung verleiht. Bis zum Schluss ist nicht klar, wer hier eigentlich die Oberhand hat, geschweige denn auf welcher Seite wer steht. Der zwielichtige Waffenhändler Shen tut sein übriges um dem brillanten hin und her die erforderliche Würze zu verleihen. Darstellerisch werden hier wieder alle Register gezogen. Zum einen wird zum wiederholten Male die hochkarätige Cast aus dem 1. Teil aufgefahren und zum anderen wird sie noch mit Leon Lai, in der Rolle von Weng, und Chen Dao Ming, als Shen, qualitativ genauso hochwertig erweitert. Hier gefällt vor allem Leon Lai, der seinem Weng eine wahrlich eiskalte Coolness verleiht und jede Lage im Griff zu haben scheint. Doch die bekannten Darsteller können wieder überzeugen. Andy Lau bietet, wie gewohnt, eine mehr als solide Leistung und zeigt, falls man ihn noch nicht kennen sollte, ein großes Spektrum seines Könnens. Auch Tony Leung kann in hohem Maße überzeugen, indem er seinen Yan, dem Drehbuch sein „Dank“, in einem völlig anderem Licht erscheinen lässt, als vorher. Die Psychiaterin Mary, die ja bei Infernal Affairs nur eine relativ kleine Rolle hatte wird hier fast zu einem weiteren Hauptcharakter ausgebaut, was der Darstellerin Kelly Chen zu Gute kommt. Sie darf dieses Mal mit deutlich mehr Screentime glänzen, wobei ihre Leistung zwar nicht herrausragend, auf alle Fälle überzeugend ist. Als Eyecatcher ist man(n) sowieso für ihr Mitwirken dankbar. Die meisten anderen Figuren haben zu wenig Zeit, um sich wirklich herauszuheben, fallen ab dennoch genug auf, um sagen zu können, dass kein Ausfall dabei ist. Hier setzen aber Chen Dao Ming und abermals Chapman To, in seiner Rolle als Keung, dezente Glanzpunkte.
Neben den Schauspielern agiert auch der Komponist des Soundtracks wieder auf sehr hohem Niveau. Teilweise erzeugt schon der Score allein eine Atmosphäre, die bis zum zerreissen gespannt ist. Leider dankt es ihm die Story nicht immer mit adäquaten Szenen. Hier und da glaubt man gleich eine Bombe platzen zu sehen, angesichts der Spannung die der Klangteppich erzeugt und bekommt bloß ein laues Lüftchen, das sich dort visuell entfaltet. Hier wurden akustische Perlen vor die dramturgischen Säue geworfen. Schade.

Den Film letztendlich zu bewerten fällt alles andere, als leicht. Da wären zu einen die Darsteller, der Soundtrack und der Verlauf der Gegenwartsepisode, die aus dem Film ein besonderes Erlebnis machen. Allerdings spielen knapp 40-50% der Geschichte in der Vergangenheit und diese ist, wie oben beschrieben weniger gelungen. Viel zu oft und zu lange sieht man Yan in der Arztpraxis seine Späße verbreiten, als dass einen dieser Part durchweg fesseln könnte. Umso mehr schmerzt dann die allerletzte Szene, die einen wirklich genialen Bogen zum ersten Teil spannt und einem klar macht, dass hier viel Potential verschenkt wurde. Alles in allem ein unrühmlicher Abschluss einer, als Gesamtwerk gesehen, völlig überbewerteten Trilogie. Anthony Wong sagt im Laufe des Making Ofs die Worte:
„Müde bin ich. Da wird ständig nachgeschoben. Was soll das noch? Ohne mich würde es auch gehen. Ich verstehe wirklich nicht, was das alles noch soll...“
Diese waren zwar auf seine eigene Rolle in der Serie bezogen, können aber durchaus auch für den Film selbst herangezogen werden...
(ganz knapp)