Das Vermächtnis des geheimen Buches
Originaltitel: National Treasure: Book of Secrets
Herstellungsland: USA
Produktionsjahr: 2007
Regie: John Turteltaub
Darsteller: Nicolas Cage, Justin Bartha, Diane Kruger, Jon Voight, Helen Mirren, Ed Harris, Harvey Keitel, Bruce Greenwood, Alicia Coppola, Joel Gretsch u.a.
Wir erinnern uns:
"Das Vermächtnis der Tempelritter ist ein rundum gelungener Spaß, der sein offensichtliches Vorbild aber nicht einmal annähernd erreicht. Trotzdem könnte man sich Indiana Jones gut als Kinogast dieses Filmes vorstellen, und ich denke, der Film hätte ihm auch Spaß gemacht: Keine Schlangen, keine Spinnen, keine Nazis, dafür ein paar geile Helikopteraufnahmen 😉 und ein Typ, der genauso besessen nach Schätzen sucht, wie er selbst. Wo er vielleicht zusammengezuckt wäre, sind die "geschichtlichen" Hintergründe und die Tatsache, dass man exotische Schauplätze wie den dichten Dschungel oder weite Wüsten durch den urbanen Großstadtdschungel ersetzte. Und genau wie ich, würde sich Indy vermutlich sagen: Naja, vielleicht beim nächsten Mal ..."
Dank formidabler Einspielergebnisse des ersten Teiles erhielt das National Treasure Franchise wirklich die Möglichkeit, sich erneut zu beweisen. So trommelte Jerry Bruckheimer fast die gesamte Crew des Vorgängers - einschließlich des Regisseurs John Turteltaub - zusammen und drängte auf eine massenkompatible Fortsetzung. Diese muss sich nun eigentlich im Vergleich zum Vorgänger nur einen Vorwurf gefallen lassen: Nämlich dass sie eine 1:1 Kopie des gelungenen Vorgängers geworden ist. Und da diese ja nun schon eine 1:1 Kopie des Indiana Jones Franchises darstellte, sieht es nun also in Teil II mit Innovationen noch eine ganze Ecke schlechter aus als im Vorgänger. Doch worum geht's nun eigentlich?

Ben Gates muss sich bei einem Vortrag über einen seiner Vorfahren den Vorwurf gefallen lassen, dass sein Urgroßvater Thomas Gates am Attentat auf den amerikanischen Präsidenten Lincoln beteiligt gewesen sein soll. Dies kann Ben Gates freilich nicht auf sich sitzen lassen und beginnt mit der geballten Manpower seiner Familie (auch seine Mutter kommt diesmal zum Einsatz) den Namen der Familie Gates reinzuwaschen. Dabei wird schon mal der US Präsident entführt und spielt das geheime Buch der Präsidenten eine nicht unwesentliche Rolle. In all dem Chaos bemerkt Ben nicht, dass er eigentlich nur von dem Schatzjäger Mitch Wilkinson manipuliert wird, um einen Schatz von bisher ungeahnten Ausmaßen zu finden.
Was einem bei Das Vermächtnis des geheimen Buches sofort wieder auffällt, ist, wie stark das National Treasure Franchise in der amerikanischen Geschichte verwurzelt ist. Egal wie exotisch die Schauplätze auch sein mögen, es geht immer um uramerikanische Geschichte, die hier heraufbeschworen wird. Dies - in Verbindung mit so beliebten Themen wie Verschwörungen oder der liebgewonnenen, althergebrachten Geheimniskrämerei - dürfte sicher einer der Hauptgründe für den großen Erfolg des Franchises im eigenen Heimatland sein. Und mehr noch als im Vorgänger gibt es hier wahre Hohelieder auf die Nation und ihre Werte und wedelt dementsprechend auch einmal zu oft die amerikanische Flagge durchs Bild, ohne dass dieses Motiv irgendwie ironisch gebrochen werden würde. Abseits dieses Faktes funktioniert die Geschichte hinter National Treasures II ähnlich gut wie im Vorgänger und wird eine enorme Menge an Witz lanciert (mehr als im Vorgänger!), um das Unterhaltungslevel durchgängig auf einem konstant hohem Niveau zu halten.
Im Vergleich zu National Treasure I fällt auf, dass sich die Fortsetzung ein wenig gesetzter gibt. Insbesondere die erste Stunde ist doch deutlich langsamer und ruhiger geraten als noch im Vermächtnis der Tempelritter. Die Fortsetzung legt diesmal wesentlich mehr Wert auf das Finden von verborgenen Tipps und Hinweisen und legt dafür die actionreichen Verfolgungsjagden und Verstrickungen der I ad acta. Zwar gibt es auch in der II eine wirklich gute Autoverfolgungsjagd zu bestaunen, abgesehen davon bleiben aber echte Showtopper weitgehend aus.
Dafür gelingt dem Vermächtnis des geheimen Buches die Schatzsuche im zweiten Teil des Filmes deutlich besser! War diese im Vorgänger doch eine teilweise etwas zerfahrene Aneinanderreihung von Szenen, an deren Ende immer eine Enttäuschung stand, weil man den Schatz nicht in den Händen halten konnte, kommt man diesmal erstaunlich straight und geradlinig zum Ziel. Auch sind die "Fallen" diesmal deutlich spektakulärer und aufwändiger als im Vorgänger geraten und sorgen für ordentlich Spannung.

Schauspielerisch sieht man Cage an, dass ihm das Ben Gates Franchise gut gefällt und er sich in der Figur heimisch fühlt. Mit viel Charisma entwirft er erneut seinen sympathischen Charakter und lässt ihn sogar ein paar echte Cage Momente puren Wahnsinns angedeihen - etwa wenn er in der Residenz der britischen Queen mal so richtig auf die Kacke haut! Was ein wenig irritiert, ist, wie schnell sein Ben Gates jedes noch so komplizierte Rätsel zu lösen vermag. Hier wird die Schnitzeljagd leider immer wieder einmal ein wenig zu unlogisch. Das soll aber die Leistung Cages in keiner Weise abwerten. Wie im Vermächtnis der Tempelritter sorgen die knuffigen Nebenfiguren erneut dafür, dass der Streifen zu keiner reinen Cage Show verkommt. Insbesondere das herrliche Vater-Mutter Gespann Patrick Gates und Emily Gates, grandios nuanciert gespielt von John Voight und Helen Mirren, beschert dem Film ein paar herrlich amüsante Momente, zumal die Chemie zwischen Voight und Mirren auf den Punkt stimmt. Das scheint John Turteltaub früh gemerkt zu haben, weshalb er die beiden alten Gates auf eigene Faust in einem Showdownnebenstrang den Schatz suchen lässt. Damit gewinnt er und der Film auf ganzer Linie. Justin Bartha als Sidekick von Cage sorgt wie im Vorgänger für diverse trockene Humoreinlagen und einen immer entspannten Grundton. Bruce Greenwood darf bereits zum zweiten Mal einen amerikanischen Präsidenten spielen und der sympathische Mime überzeugt auf ganzer Linie. Ed Harris gibt bereits zum zweiten Mal einen Cage Antagonisten. Wie in The Rock gerät sein Bäddie zwar ein wenig harmlos, doch es ist ein Genuss, den in letzter Zeit vor allem in schwermütigen Produktionen auftretenden Edelmimen endlich mal wieder ein wenig lockerer, gelöster und vor allem sehr charismatisch aufspielend zu sehen. Leider ist seine Screentime ein wenig gering, weshalb sein Bäddie im direkten Vergleich Sean Beans Bäddie aus dem ersten Teil unterliegt. Der Hammer ist aber erneut, dass John Turteltaub alle großen Namen seines Filmes hervorragend in den Film integriert bekommt, aber bei Harvey Keitel erneut auf ganzer Linie versagt. Was den Mimen dazu bewogen hat, in der Fortsetzung dabei zu sein - wobei er irgendwie eher nicht dabei zu sein scheint - ist ein echtes Rätsel, an dem sich wohl auch Ben Gates die Zähne ausbeißen würde - akute Geldknappheit im Hause Keitel mal außen vor 😉. Über Diane Krüger werde ich an dieser Stelle mal den Mantel des Schweigens ausbreiten. Jedem hier dürfte bekannt sein, dass ich ihre "Schauspiel"ausflüge für eine einzige Folter für den Zuschauer halte. Daran hat sich nichts geändert. Zumindest hat sie anscheinend ein wenig die deutsche Sprache geübt und lässt sich bei ihrer Eigensynchronisation doch tatsächlich beim Betonen von Silben und ganzen Wörtern erwischen!!! *staun*
In technischer Hinsicht gibt sich John Turteltaub erneut keine Blöße und präsentiert seinen Film grundsolide, fast schon altmodisch fotografiert und mit viel Gespür für den Einsatz von Effekten und handgemachten Tricks. Dabei scheinen vor allem die Soundstages des Filmshowdowns und damit eben die Sets um den großen Schatz im Vermächtnis des geheimen Buches echt gigantisch gewesen zu sein, mutet hier doch nichts an, als sei es großartig durch die ILM Rechner gewandert. Top. Trevor Rabin packt unter das Treiben einen immer treibenden, dem Vorgänger in nichts nachstehenden Score, der sich gewaschen hat und als reinrassiger Actionscore immer ordentlich auf die Höreromme klöppelt. Dabei variiert er zwar die bekannten Themen nur selten, wenn dann aber immer recht eindrücklich.

Das Ergebnis ist ein Film, der sich im Großen und Ganzen wirklich überhaupt nicht von seinem Vorgänger unterscheidet. Hochkarätig besetzt und mit viel Sinn für einwandfreie Unterhaltung umgesetzt, macht der Streifen erneut einen riesigen Spaß. Einzig die Tatsache, dass das Franchise bereits jetzt ein wenig abgenutzt wirkt und keinerlei neue Ideen aufzubieten hat, schmälert den Spaß ein wenig ...
In diesem Sinne:
freeman