10 000 BC
Originaltitel: 10 000 B.C.
Produktionsjahr: 2008
Herstellungsland: USA
Regie: Roland Emmerich
Darsteller: Steven Strait, Camilla Belle, Cliff Curtis, Joel Virgel, Affif Ben Badra, Mo Zinal, Nathanael Baring, Mona Hammond u.a.
D'Leh, wenn nicht gerade auf Mammutjagd wie seine männlichen Stammeskollegen, wird von seinem Stamm weitgehend gemieden. Die Gründe dafür liegen in der Vergangenheit, ließ doch sein Vater einst den Stamm schmählich im Stich. Zumindest wird es so erzählt. Doch D'Leh ist das egal, seine ganze Aufmerksamkeit gilt Evolet, einer holden Schönheit, die einst von dem Stamm aufgenommen wurde, nachdem ihr Volk von "vierbeinigen" Monstren ausgerottet wurde. Gerade als D'Leh am Ziel seiner Bemühungen zu sein scheint und Evolet erobert hat, reiten diese vierbeinigen Monster auch bei seinem Stamm ein und entführen Evolet. Dabei haben sie ihre Rechnung aber ohne D'Leh gemacht, der die Entführer fortan mit eiserner Entschlossenheit verfolgt ... und ganz nebenbei zum ersten Helden der Menschheitsgeschichte mutiert ... irgendwie ...
Soll ich euch sagen, wann bei mir die Alarmglocken bezüglich des Drehbuches eines Filmes schrillen? Das ist spätestens dann der Fall, wenn der Held des Filmes Good Boy heißt, wie in "Battlefield Earth" geschehen, oder ein Farmer schlicht und ergreifend den Namen Farmer trägt, wie in "Schwerter des Königs" passiert. Diese wirklich hanebüchen schlechten Einfälle (die wohl ab und an auch ironisch gemeint sein sollen) stehen dann zumeist auch stellvertretend für die "Qualität" der betreffenden, herrlich ideenbefreiten Drehbücher und des daraus resultierenden Filmes. Warum ich dies anführe? Tja ja, lest doch bitte mal D'Leh rückwärst ... Und glaubt mir, dies ist nicht der einzige Bock, den das 10 000 BC Drehbuch schießt.

Schon der Titel ist einfach mal megadämlich gewählt, impliziert er doch, der Film wolle die Zeit von vor über 10 000 Jahren bebildern wie beispielsweise ein "Am Anfang war das Feuer". Nur passen Mammuts, Säbelzahntiger, Raptorenähnliche Großvögel und jagende und mit Sprache kommunizierende Menschen irgendwie nicht so recht zusammen. Von entwickelten und sich in Pyramidenbau und Schifffahrt übenden Hochkulturen ganz zu schweigen. Emmerich wäre besser beraten gewesen, den permanent vorhandenen märchenhaften Grundcharakter seiner Geschichte nicht mit einem solchen, ziemlich falsche Erwartungen weckenden Titel zu konterkarieren. Doch hey, dies ist ein Blockbuster, sehen wir darüber hinweg. Nicht hinwegsehen kann ich über das vollkommen uninspirierte Vermengen der Geschichten aus Pathfinder und Apocalypto (den man in einigen Szenen fast schon haarklein kopiert), denen man dann quasi als Zuckerguss ein 45 Minuten Finale verpasst, das man so irgendwie schon 1:1 aus Stargate kennt. Nichts gegen das Vermengen bereits vorhandener Ideen, aber ein wenig Spielfreude mit den Ausgangsstoffen sollte man schon beweisen!
Es scheint daher keine sonderlich glorreiche Idee von unserem Schwabenspielbergle gewesen zu sein, das Drehbuch mit einem Soundtrackkomponisten zu verfassen, der sichtlich nur darum bemüht war, sich selbst große Bilder zu basteln, die er wuchtig untermalen kann. Das wäre alles nicht so schlimm, wenn der Film diese Ideenarmut wenigstens irgendwie kaschieren könnte, doch dies gelingt nie so wirklich. Die Charaktere sind ein schlechter Witz, die Dialoge von atmberaubender Schlichtheit und das Schlimmste: Der Film kommt einfach nicht aus der Hüfte! Lange Zeit bilden die Wechsel der Schauplätze die einzigen Höhepunkte des Streifens, in dem einfach nichts passieren will. Kurz vor Schluss fällt 10 000 BC dann ein, auf was er eigentlich hinauswill und auf einmal wird es dann schon fast hektisch und mutiert 10 000 BC zu einer Art MTV Videoclip, in dem Plausibilität oder Logik dann gleich komplett Pause haben. Gab's vielleicht damals auch noch nicht 😉.
Kurzum: Storytechnisch ist 10 000 BC einfach mal ein gigantischer Schuss in den Ofen. Doch Emmerichs Zielgruppe war ja noch nie das denkende Publikum. Die Bilder und der Aufwand müssen stimmen, dann klappt's auch mit dem Boxoffice. Doch auch hier hakt es an manchen Stellen gar schrecklich. Die gebotenen Bilder und Naturpanoramen sind, wenn gerade nicht am PC erzeugt, gigantisch und von formvollendeter Schönheit! Was Wunder, drehte man doch an Orten, wo die Natur noch Natur sein darf. Südafrika, Neuseeland, Namibia, kaum ein Platz der Welt, den Emmerich für sein Projekt nicht bereist zu haben scheint. Doch sobald Emmerich auf Freund Computer setzt, torpediert er seinen eigenen Film. Vor allem, weil er - wie gewohnt - seine Effektarbeiten auf verschiedenste Effektfirmen verteilte (der Abspann ist erneut fast so lang, wie der eigentliche Film!!!) und dementsprechend einen wilden Mischmasch aus grandiosen Effekten und wirklich peinlichen Aussetzern präsentiert. Gerade staunt man noch über fast fotorealistisch wirkende Mammuts. Zwei Sekunden später reißt einen eine megapeinliche Rückprojektion von Menschen, die vor den Mammuts wegrennen, wieder komplett aus dem Film. Und wenn die Mammuts dann eher wie junge Welpen herumhüpfen, anstatt sich schwerfällig zu bewegen, wird's auch noch unfreiwillig komisch. Und diese Eindrücke ziehen sich durch den gesamten Streifen. Man achte nur mal bei den scheinbar perfekten, gigantischen Bildern des Showdowns auf die Bewegungsabläufe der offensichtlich computeranimierten Menschen! Grandios ... schlecht.

Witzigerweise bekommt Emmerich dann den besten digitalen Effekt nicht unter Kontrolle. Der Säbelzahntiger rockt nämlich wirklich amtlich, aber Emmerich weiß nicht für einen Cent, was er mit dem Vieh eigentlich anstellen soll. Also nutzt er ihn zur Untermauerung der Heldenmythologie seines Filmes und nicht für adrenalintreibende Actionhöhepunkte. Eine fast schon symptomatische Fehlentscheidung. Denn Fehlentscheidungen ziehen sich durch den ganzen Film. Auch und vor allem in Hinsicht der Besetzung der Schauspieler. Der D'Leh Darsteller hätte die Präsenz des Apocalyptohauptdarstellers gebraucht, um diesen Film wirklich tragen zu können. Frauen werden Steven Strait als D'Leh wegen seines netten Körperbaus vielleicht sogar durchaus etwas abgewinnen können, aber als Held ist er einfach mal vollkommen verloren, fehlbesetzt und unsäglich blass. Die pathetischen Reden, die er im Braveheartstil halten muss, geraten so zu den besten Comedynummern des ganzen Streifens. Auch Evoletdarstellerin Camilla Belle punktet ausschließlich durch ihr Aussehen, wird dabei aber von den selben leblosen Kontaktlinsen verschandelt, die schon Jessica Alba in Fantastic Four II extrem schadeten und die dem blassen Evolet Charakter noch mehr Leben entsaugen, als Camille es mit ihrem steifen Spiel bereits macht. Dass Roland ihr dann auch höchstens zwei zusammenhängende Sätze zugesteht, spricht dahingehend absolut Bände. Auch sonst findet man in 10 000 BC nichts, was man allgemein mit dem Begriff Schauspieler umschreiben möchte.
Allerdings muss man Emmerich zugute halten, dass er nach wie vor weiß, worauf es in seinen Streifen ankommt. Denn wenn er den Showdown dann endlich losgetreten hat, macht 10 000 BC durchaus Spaß. Hier entfesselt er dann nämlich den Bildersturm, den man sich allgemein von ihm erwartet hat. Darunter tost der Actionscore von Harald Kloser und die Action wird richtig schön wuchtig – sprich aufwändig. Leider bleibt sie gleichzeitig extrem harmlos. An zwei Stellen des Filmes gibt es Blut zu sehen, diese Momente haben allerdings nichts mit Action zu tun. Leider torpediert dieses kinderfreundliche Actiongewusel dann auch wieder den epischen Ansatz des gesamten Streifens, der dann gegen Ende auch noch vollkommen im Märchenkitsch versumpft.

Machen wir es kurz: 10 000 BC ist weit entfernt von den echten Blockbusterkrachern, zu denen ein Roland Emmerich in der Lage ist. Seltsamerweise kann Roland Emmerich diesmal noch nicht einmal seine eigentlichen Stärken ausspielen. Die gigantischen Bilder werden nämlich immer wieder von schwachen Effekten unterwandert. Das bewusste Nichtbesetzen von Stars bricht dem Film dann fast vollends das Genick, denn Emmerichs / Klosers sehr dünnes Drehbuch hätte mindestens eines Charmebolzens bedurft, um die Geschichte wenigstens halbwegs mit Leben füllen zu können. Mit den Milchgesichtern aus diesem Film kann und will man nicht für einen Augenblick mitfiebern. Das Ergebnis ist, dass der Streifen einer vollkommenen Belanglosigkeit anheim fällt, dabei ab und an gut abgeht, die meiste Zeit aber schlicht und ergreifend egal ist. Der betont gelangweilte Off-Kommentar von Armin Müller Stahl steht dann stellvertretend für die gesamte Motivation des Streifens ... Schade ...
In diesem Sinne:
freeman