Jorin
Ausstattung:
Vertrieb: Koch Media
Regionalcode: 2 (Europa)
Laufzeit: 580 Minuten (unterteilt auf 8 Episoden)
Originaltitel: The Kingdom/Riget I & II
Regie: Lars von Trier, Morten Arnfred
Darsteller: Ernst Hugo Järegard, Kirsten Rolffes, Holger Juul Hansen, Soren Pilmark, Udo Kier
Bildformat: 1.33:1 (4:3)
Tonformat: Dolby Digital 2.0
Sprachen: Deutsch, Dänisch, Schwedisch
Untertitel: Deutsch, wahlweise nur bei den nicht synchronisierten Szenen
Freigabe: ab 16 Jahren
Ausstattung
4 DVDs mit insgesamt 8 Episoden in einem Digipack im Pappschuber. Folgendes Bonusmaterial ist auf die 4 DVDs verteilt:
- Exklusiv produziertes Featurette mit Udo Kier
- Audiokommentar zu selektierten Szenen
- Behind the Scenes
- Original-Trailer
- Acht Werbespots von Lars von Trier mit Ernst Hugo Järegard
- Porträt von Lars von Trier
- "The Shiver" Musikvideo mit Lars von Trier
- "The Shiver" Musikvideo-Outtakes mit Lars von Trier
Film:
"Guten Abend, ich heiße Lars von Trier. Wenn Sie mehr über GEISTER erfahren wollen, dann folgen Sie uns und machen Sie sich darauf gefasst, dass wir das Gute mit dem Bösen vertreiben."
Diese appetitanregende Einleitung erwartet den Käufer der Geister-DVD-Box, sobald er diese aufklappt, um die erste DVD in den DVD-Player einzulegen. Und die geweckten Erwartungen werden keineswegs enttäuscht, wenn auch die Umsetzung arg untypisch für den modernen Film geraten ist. Lars von Trier schafft es aber selbst mit seinen verwackelten, grieseligen und in einem seltsamen roten und braunen Farbton gehaltenen Aufnahmen, Spannung und gefplegten Grusel zu erzeugen. Man muss dieser Miniserie aber eine Chance geben, sich zu entfalten, und selbst offen sein für Mystisches und Geheimnisvolles.
Die erzählte Geschichte spielt fast ausschließlich im riesigen Reichskrankenhaus Kopenhagens, genannt "das Königreich", einem verwinkelten und unwirklich scheinenden Bau, der einige Geheimnisse birgt. Wir lernen den Arzt Dr. Helmer kennen, seines Zeichens Schwede und nur ungern im dänischen Krankenhaus beschäftigt, wo er als Ersatz für einen Kollegen fungiert. Doch Dr. Helmer hat eine Leiche im Keller: Die verpatzte Operation am Gehirn eines jungen Mädchens, Mona, die nun nur noch dahin vegetiert und scheinbar auf ihre Umwelt nicht mehr anspricht. Dann ist da noch Frau Drusse, deren Sohn selbst im Krankenhaus beschäftigt ist, und die eine spiritistische Simulantin zu sein scheint. Der Pathologe Bondo hat ein ganz anderes Problem: Sein Lebenswerk, die Erforschung des Leberkrebses, droht zu scheitern, da ihm die infizierte Leber vorenthalten wird. Aber die Wissenschaft fordert manchmal Opfer, und so beschließt er, sich die kranke Leber selbst einpflanzen zu lassen. Der Stationsarzt Haken betreibt im Keller des Krankenhauses ein florierendes Geschäft mit allerlei Medikamenten und Drogen, während der Sohn des Chefarztes den Kopf einer Leiche stielt, um eine Schwester damit zu beeindrucken, die daraufhin zum sexgeilen Biest wird und den jungen Mann mehr fordert, als ihm lieb ist. Und da wäre noch die Loge, eine Gruppe irgendwie abgedrehter Ärzte, die sich heimlich treffen und eigene Ziele im Geiste der Wissenschaft verfolgen.
All diese Handlungsstränge laufen parallel, kreuzen sich dann und wann, werden aber nie unüberschaubar. Gepaart mit einigen irrwitzigen, aber auch sehr gruseligen Ideen gelingt es Lars von Trier, eine spannende und unvorhersehbare Geschichte zu erzählen, die eine Mischung aus Krankenhaus-Soap, Gruselfilm, Komödie und Drama darstellt. Frau Drusse wird nach und nach zu einer seltsamen Mischung aus Medium und Miss Marple und schleicht zusammen mit ihrem Sohn durch die Keller des Königreiches, um dem Geist eines kleinen Mädchens zu helfen, dass wohl früher in diesem Krankenhaus von einem Arzt ermordet wurde. Die Situation spitzt sich zu, als eine Ärztin schwanger wird und der Fötus extrem schnell heranwächst.
Viele Fragen werden im Lauf der 8 Folgen gestellt: Wird Frau Drusse das Geheimnis des kleinen Mädchens lösen können? Was wächst da im Leib der Ärztin so wahnsinnig schnell heran? Warum verschwinden die Krankenwagen immer wieder spurlos, die scheinbar fahrerlos mit Blaulicht und Sirene das Krankenhaus anfahren? Und gelingt es Dr. Helmer, den Untersuchungsbericht seiner verpatzten Operation an Mona verschwinden zu lassen? Soviel sei dazu gesagt: GEISTER ist Dänemarks Antwort auf TWIN PEAKS (NEw York Times)!
Bild:
Ständiges Wackeln, teils übertrieben harte Schnitte und Sprünge in den einzelnen Szenen - von Trier, was hast Du Dir nur dabei gedacht? Geht das grieselige Bild noch als Pluspunkt durch (die Resident Evil-Spiele bedienen sich auch dieses Tricks, um gepflegte Gruselatmosphäre zu erzeugen), fallen die Schnitte eher negativ auf. Scheinbar mit einer leichten Handkamera gefilmt, ist neben der erzählten Geschichte auch das Bild an sich wahrlich ungewöhnlich. Puristen wird es freuen, verwöhnte Zeitgenossen rümpfen statt dessen wahrscheinlich die Nase.
Ton:
Der nur in Stereo vorliegende Ton weist typische TV-Qualität der späten 90er Jahre auf. Die Dialoge sind zwar verständlich, aber ein knackiger und dynamischer 5.1-Ton hätte dieser Serie sehr gut getan.Ständiges Rauschen der deutschen Tonspur fällt immer dann auf, wenn kurze Szenen nur im Originalton vorliegen, diese sind frei vom Hintergrundrauschen und weniger dumpf. Warum hier von Koch Media weniger Feinarbeit in diese DVD-Box investiert wurde, bleibt nicht nachvollziehbar. Wahrscheinlich ist die Zielgruppe zu klein, ist GEISTER doch nicht für die breite Masse gedacht.
Bonusmaterial:
Nicht getestet. Auflistung siehe Ausstattung.
Persönliches Fazit:
Ein Blindkauf war sie, diese Box. Ein echtes Kleinod, was fast alleine durch die spannende und unheimliche Geschichte zu überzeugen weiß. Denn Bild- und Tonqualität bewegen sich eher im unteren Mittelmaß, die derben Schnitte und Sprünge fallen teilweise wirklich negativ auf. Auch bleiben viele Fragen am Ende offen, so dass man das Gefühl bekommt, es gäbe eine weitere Episode, die den Weg in diese DVD-Box aber nicht gefunden hat. Trotzdem bekommt GEISTER noch sehr gute 4 Narrenkappen. Die sehr guten Schauspieler, eine stets packende Atmosphäre, die ungewöhnlichen Aktionen der Figuren, die das Krankenhaus nach und nach immer mehr ins Chaos stürzen - das wirkt so völlig neu.
Am Ende bleibt eine Miniserie im Gedächtnis, die durch ungewöhnlichen Stil und ausnehmend gute Darsteller begeistern kann, nicht aber durch die Qualität der Umsetzung dieser mysteriösen Geschichte.