Entstehungsdaten:
USA 2007
Regie:
Brett A. Hart
Darsteller:
Luke Goss
Lance Henriksen
Tommy 'Tiny' Lister
Dee Wallace
Jennifer Siebel
Trailer
Bei Brett A. Hart´s 2007er Regiedebüt „Bone Dry“ haben wir es mit einem „Katz&Maus“-Thriller in der Tradition großer Vorbilder á la Jonathan Mostow´s „Breakdown“ zutun, der zusätzlich mit einer Prise „Saw“ angereichert daherkommt – was so auch auf dem Cover werbewirksam zum Ausdruck gebracht wird. Wie es diese Umschreibung erahnen lässt, sollte man sich im Vorfeld lieber keine originelle „cineastische Offenbarung“ erhoffen – weder auf inhaltlicher noch handwerklicher Ebene – doch kann ich an dieser Stelle bereits vorwegnehmen, dass es sich bei dieser Low-Budget-Produktion zumindest um einen soliden, ergiebig auf seine zwei Hauptprotagonisten zugeschnittenen Streifen handelt, der angenehm rasch „zur Sache kommt“ und aus seiner simpel gehaltenen Prämisse einen passablen Unterhaltungswert zu generieren vermag…
Eröffnet wird in einem schwach frequentierten kleinen Diner am Rande der Mojave-Wüste, in welchem sich der gut gekleidete Eddie (Luke Goss) gerade im Rahmen seiner Durchreise einen Kaffee genehmigt. Freundlich, charmant und ohne je abweisend aufzutreten, umgeht er die Flirtversuche der offensichtlich einsamen Kellnerin (Dee Wallace) und bricht wenig später erneut gen Highway auf – dem Hinweis folgend, sich aktuell „auf dem Heimweg zu Frau und Kind“ zu befinden. Nach einer im Wagen am Straßenrand verbrachten Nacht erwacht er am nächsten Morgen relativ früh und erleichtert erst einmal seine Blase etwas abseits des Fahrzeugs, als plötzlich eine Gestalt (Lance Henriksen) von hinten an ihn herantritt, ihm den Lauf einer Waffe in den Nacken presst und ihn im nächsten Moment kurzerhand besinnungslos schlägt…
Wieder bei Bewusstsein, findet er sich irgendwo mitten im Ödland wieder: Ohne Portemonnaie, dafür aber nun im Besitz eines Kompasses und Walkie-Talkies, über das ihm sein Angreifer – welchen er fortan „Jimmy“ nennen soll – umgehend die Anweisung erteilt, in nördliche Richtung aufzubrechen. Sollte er von diesem eingeschlagenen Kurs abweichen, würde jener ihn nicht nur erschießen, sondern obendrein seiner Familie „einen verhängnisvollen Besuch abstatten“ – woraus sich eine über mehrere Tage hinweg erstreckende grausame „Tour de Force“ entwickelt, bei der ihn Jimmy stets per Fernglas oder durchs Visier seines Gewehrs im Auge behält sowie ihn unter der gnadenlos brennenden Sonne entlang des Weges mit einer Reihe unschöner „Herausforderungen“ konfrontiert, die ihn recht bald schon an seine physischen wie psychischen Grenzen bringen…
Wie es uns die Schluss-Credits „großspurig“ wissen lassen, ist „Bone Dry“ nicht nur „so ohne Weiteres“ ein Film – nee, nee – stattdessen haben wir es hier mit einer „Brett A. Hart Vision“ zutun! Na klar doch. Als einen ähnlichen Zacken zu mächtig aufgetragen empfand zudem ich die eingangs eingeblendeten Zitate aus der Bibel sowie Shakespeare´s „Richard III.“ – was ich jetzt einfach mal dem Enthusiasmus des Newcomers zuschreibe, der seither zwar bloß nur noch die Talk-Show „Ain´t it Cool with Harry Knowles“ (2012-'15) in Szene setzte, nichtsdestotrotz ein durchaus taugliches Erstlingswerk abgeliefert hat. Dass das Ergebnis beileibe nicht „makellos“ ist: Keine Frage. Allerdings gelang es Hart prima, eine Menge aus den limitierten Ressourcen herauszuholen, die ihm für die Umsetzung des Projekts nur zur Verfügung standen…
In technischer Hinsicht gibt es nichts Nennenswertes zu beanstanden: „On Location“ in verschiedenen Wüstenregionen Kaliforniens und Arizonas gedreht, beeindruckt vor allem die natürliche Schönheit der seitens der beiden Cinematographer Jon Darbonne („Perception“) und Kevin G. Ellis („Single and dealing with it“) „auf HD-Video gebannten“ landschaftlichen Impressionen eben jener „lebensfeindlichen“ Gegenden. Dienlich unterstützt von Hart´s eigener, dem „Rhythmus“ der jeweils gebotenen Abläufe entsprechend angepassten Editing-Arbeit, vereinen sich die gewählten Motive, Farbtöne und Einstellungen zu einem ordentlich anzusehenden, u.a. die zehrende Hitze nachempfindbar transportierenden „visuellen Stil“, welcher zugleich einträglich mit dem zufrieden stellenden Score Scott Glasgows („Poker Night“) harmoniert…
Bei der Ausgestaltung ihres Skripts haben sich Hart und sein Co-Autor Jeff O´Brien („Blind Heat“) redlich Mühe damit gegeben, die an sich verhältnismäßig simpel gestrickte Story sich auf möglichst interessante (mit ausreichend Abwechslung aufwartende) Weise entfalten zu lassen – was im Ganzen zwar überwiegend, jedoch nicht zu jeder Zeit funktioniert. Gelegentlich wiederholen sich (in variierter Form) einzelne Abläufe und Gesprächsinhalte – wobei ein amüsierter Kommentar Jimmys, dass sich ihre Konversationen irgendwann allmählich wie die eines verbitterten alten, ihre gegenseitige Abneigung immer wieder zum besten gebenden Ehepaares anhören würden, darauf hindeutet, dass dies (nehm' ich spontan jetzt mal so an) auch den Verantwortlichen bewusst war. Generell würde ich sagen, dass die Dialogqualität im Durchschnittsbereich des betreffenden Genres zu verorten ist…
Zugunsten eines zügigen Einstiegs in das nahezu gradlinig verlaufende Geschehen wurde u.a. auf eine die Figuren mit reichhaltigeren Backgrounds versehende Einleitung verzichtet: Die Entwicklung der Charaktere hält sich insgesamt „in engen Grenzen“ – was in Anbetracht der konkreten Beschaffenheit der Handlung aber nicht wirklich schlimm ist, zumal wichtige Informationen gezielt zurückgehalten werden, um dem Finale eine stärkere Wirkung zu verleihen. Halbwegs aufmerksame sowie genügend auf das Gesagte achtende Zuschauer dürften den „Twist“ (bzw. den Ursprung der Motive Jimmys) nicht allzu schwer vorausahnen können – doch ändert das (zum Glück) kaum etwas daran, dass diese (den Kontext seines Plans umfassend preisgebende) „Wendung“ auch unabhängig dessen zu überzeugen in der Lage ist…
Als übel gebeutelter Eddie agiert Luke Goss („Blade 2“) absolut brauchbar: Zugegeben, seine „mimischen Fähigkeiten“ sind eingeschränkt und seine Zähne schon arg irritierend hell gebleicht – dennoch kann man sich über seine Leistung eigentlich nicht beschweren. Seinen erbarmungslosen Widersacher Schrägstrich Peiniger portraitiert Lance Henriksen („Daylight´s End“) – welcher ja noch nie Probleme mit dem Meistern vergleichbarer Rollen hatte – unterdessen in gewohnter Weise charismatisch, während sich die Auftritte der anderen Beteiligten (unter ihnen Dee Wallace-Stone („Cujo“), Tommy „Tiny“ Lister („the Fifth Element“) und Jennifer Siebel aus „Tales of an Ancient Empire“) allesamt als kaum mehr als Cameos entpuppen, da es sich zu rund 80 Prozent um ein reines „2-Mann-Stück“ handelt...
Von dem erzwungenen Marsch durch die Wüste und der permanenten Bedrohung des Todes über ihm überlassende Wasserflaschen, deren Inhalte sich zum Teil als ungenießbar oder mit Drogen versetzt herausstellen, bis hin zum Eingraben seines Körpers im Sand (vom Hals an abwärts) und der wohl ungemütlichsten Szene des Films, als er an einer Stelle aus einer ihm zugefügten Bewusstlosigkeit erwacht und sich plötzlich nackt an einen Kaktus gefesselt wiederfindet: Die „Leiden“, welche sich Jimmy für Eddie ausgedacht hat, sind weder unrealistisch konzipiert noch sonderlich blutig oder überzogen abstrus arrangiert worden und dienen demnach auch nie vorrangig einer Befriedigung eventuell gehegter „sadistischer Gelüste“ bestimmter Publikumsfraktionen – sind von ihrer Art und Präsentation her also nicht gerade dem Label „Torture Porn“ zuzuschreiben...
Unweigerlich ruft einem die zweite Hälfte von „Bone Dry“ Werke wie „Duel“ oder „the Hitcher“ in den Sinn – nicht nur weil in ihr Fahrzeuge stärker zum Einsatz kommen und der Action-Gehalt eine merkliche Steigerung erfährt. Punktuelle Flashbacks erfüllen ihren Zweck und liefern einen netten optischen Kontrast zum primären Setting, der Unterhaltungsgrad geht durchweg in Ordnung – allerdings herrscht eine gewisse Vorhersehbarkeit sowie ein Mangel an echter Spannung, lassen sich einige „unklare Anschlussfolgen“ (etwa nach einem Streifschuss oder Schlangenbiss) verzeichnen und sollte man ohnehin besser nicht allzu viel über so manches nachdenken (wie z.B. über die wundersame „ausbleibende Dehydrierung“ Eddies). Trotz der genannten Schwächen können Freunde vergleichbarer B-Movies und/oder Fans der beiden Leads aber durchaus mal 'nen Blick riskieren…