Kung Fu Panda
Ein im Food Boxing geschulter, wild um sich kickender Panda im Kampf gegen einen reißenden Kung Fu Tiger. Gehts noch schräger? Klar ... im neuesten Animationswunderwerk aus der Dreamworksschmiede.
Originaltitel: Kung Fu Panda
Herstellungsjahr: 2008
Produktionsland: USA
Regie: Mark Osborne, John Stevenson
Stimmen: Jack Black, Dustin Hoffman, Angelina Jolie, Ian McShane, Jackie Chan, Seth Rogen, Lucy Liu, James Hong, Michael Clarke Duncan u.a.
Der Pandabär an sich ist niedlich, fett, verfressen, faul und der größte Kung Fu Kämpfer auf Gottes weitem Rund … ein Panda ist bitte was? Ein Kung Fu Kämpfer? Klar! Glaubt ihr nicht? Dann wird es Zeit, dass ihr euch Kung Fu Panda anschaut. Dieser erzählt uns die Weise von Po, einem Taugenichts und Tagträumer in Pandagestalt, der seinem „Vater“ – einer Ente – im Familienbetrieb hilft und fleißig Nudeln kocht. Doch in seinen Träumen ist er Po – der große Kämpfer, der mit seinen Kampfgefährten, den furiosen Fünf, ein Abenteuer nach dem anderen besteht. Doch die Zeit der Träumerei nähert sich dem Ende, denn Tai Lung, ein übermächtiger Kung Fu Kämpfer mit dem Herz am falschen Fleck, ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und trachtet nach der Drachenrolle. Ein Schriftstück, das die Geheimnisse beinhaltet, die ihn vollends unbesiegbar machen würden. Dementsprechend ist das ganze Land in Aufruhr und sucht nach einem würdigen Gegner, der sich Tai Lung entgegenstellen kann. Dabei fällt die Wahl durch einen mehr als dummen Zufall auf Po. Blöd nur, dass der überhaupt kein Kung Fu beherrscht. Blöd auch, dass ihm keiner wirklich helfen will, seine Mission zu erfüllen, wirft man Po doch vor, das Erbe des Kung Fu in den Dreck zu ziehen. Was ist also zu tun?

Die Antwort auf diese Frage gibt es in einem Lichtspielhaus in eurer unmittelbaren Nähe und lasst euch gesagt sein, dass ein Besuch dieses gigantischen Animationsspektakels alle mal lohnt! Denn Kung Fu Panda ist ein Juwel unter den derzeit wie Unkraut aus dem Boden schießenden 3D Animationsstreifen, das die Konkurrenz ohne große Probleme k.o. auf die Bretter schickt. Dabei ist es weniger die altbekannte Geschichte um den Loser, der sich seiner Fähigkeiten bewusst werden muss, ohne sich dabei selbst zu verleugnen oder zu sehr verbiegen zu lassen und der Werte wie die Wichtigkeit von Freundschaft und Familie anzuerkennen lernt, als vielmehr die Art der Darbietung dieser Geschichte. Denn alleine die Entscheidung, Kung Fu Panda dem Sujet entsprechend folgerichtig in Asien anzusiedeln, verschafft dem Streifen etwas Frisches und Unverbrauchtes und kreiert eine wundervolle und eigentümliche Atmosphäre, die den Film schon ganz allein zu tragen im Stande ist. Da glücklicherweise die eigentliche Geschichte dann auch noch mit unglaublich viel Verve, Witz, Esprit und Tempo vorgetragen wird, kommen wirklich zu keinem Zeitpunkt Längen oder Tempohänger auf, was den rundum positiven Gesamteindruck in Storyfragen nur unterstreicht.

Die Story selber erinnert dabei an diverse, hundertfach gesehene „Schüler geht bei einem unwilligen Meister in die Lehre, hat ordentlich zu leiden, erkämpft sich aber des Meisters Respekt und muss irgendwann einer Nemesis entweder aus seinem eigenen Leben oder dem des Meisters gegenübertreten“ Streifen. In genau diesem Storypart liegt dann auch der Reiz für das erwachsene Publikum. Denn während die Kids von den herrlichen Figuren und den teils irren Slapsticksequenzen bestens bedient werden, werden die Erwachsenen dank diverser Zitate zu Filmen dieser Couleur abgeholt und ordentlich bespaßt. Wer die alten Jackie Chan und Ti Lung Klassiker gesehen hat, sollte hier also ein ums andere Mal liebevoll persiflierte Szenenfolge vorfinden können. Ti Lung selber erhält in dem fast gleich klingenden Bösewicht Tai Lung eine nette Referenz und auch Jackie Chan Fans werden recht schnell erkennen, dass das „Food“Boxing von Po nichts anderes als eine witzige Hommage an das Drunken Boxing ist, das Chan in diversen Prüglern als Kampfstil zu etablieren wusste. Die Erwachsenen dürften zudem samt und sonders über die genialen Actioneinlagen staunen, die teils so druckvoll geraten sind, dass ein ganz junges Publikum ziemlich überfordert sein dürfte. Kids ab sechs Jahren sollten dann aber auch an den Actioneinlagen ihren Spaß haben.

Auch technisch lieferte man hier ein Sahnebonbon allererster Güte ab. Was die Animatoren in Kung Fu Panda abbrennen, ist aller Ehren wert und macht den dicken Panda vorerst zum großen Genreprimus. Das beginnt bei dem absolut gelungenen Figurendesign, das in genial knuffigen Figuren resultiert, die jedes Kinderherz höher schlagen lassen dürften, und vor allem in dem über die Maßen niedlichen Panda Po seinen Höhepunkt findet. Der Panda ist dann auch so ziemlich das einzige Tier, das extrem fotorealistisch daherkommt, während man sich bei den anderen Figuren einige Freiheiten herausnahm und sie immer wieder in einigen entscheidenden Punkten gegenüber der Realität variierte. Seien es die Tiger, denen man am meisten asiatische Zeichenstile angedeihen ließ, oder die Nashörner mit ihren Bierbäuchen und Brustwarzen, denen eigentlich nur ein Piercing fehlt. Man erkennt bei allen Tieren, worauf die Animatoren hinaus wollten, eine Nachahmung der Natur verkniff man sich aber weitestgehend. Obendrein zog man allen Figuren landestypische Kleidung an, was sie noch einmal ein wenig von der Realität wegrückt. Am Meisten haben es mir dabei die Enten angetan. Diese sehen einfach so herrlich putzig aus und lassen erahnen, wie ein 3D animierter Donald Duck aussehen könnte, rennen sie doch alle unten ohne herum.
Absolute Genrereferenz liefert Kung Fu Panda in den Actionszenen ab. Eine derart freie Kamera gab es in noch keinem Animationsstreifen zu sehen. Die Bewegungen, die sie vollführt, auch nicht und die Rasanz, in denen sie die Bilder auf den Zuschauer einprasseln lässt, erst recht nicht. Immer wieder werden genial getimte Zeitlupensequenzen in die Action eingebunden, die zumeist witzige, meist brachial komische Trefferwirkungen bebildern, im Großen und Ganzen in ihrer Perfektion aber vor allem ein eindrucksvolles Muskelspiel der Animatoren darstellen. Ein weiteres Highlight hat ebenfalls mit der Action zu tun und bezieht sich auf die Bewegungen der Figuren. Diese sind so geschmeidig, so elegant und so wunderschön anzuschauen, dass die Kinnlade des Zuschauers mehrfach vor Bewunderung gen Boden klappt. Diese Bewunderung überträgt sich auch auf die herrlich designten und in aller Farbenpracht erstrahlenden Hintergründe, die teils ziemlich reduzierte Animation mit einer enormen Liebe zum Detail kreuzen und wundervoll lebendige Backgrounds kreieren. Insbesondere der Detailreichtum erstaunt über weite Strecken enorm. Gerade die Bebilderung von Festen erstrahlt in genau der Farbenpracht, wie man sie aus jüngeren Wuxia Granaten a la Hero und Co. kennt. Da erfüllen bunte Papierschnippsel den Raum und vereinen sich Figuren mit knallbunt strahlenden Partikeleffekten a la fliegenden Blütenblättern und erzeugen echte Gänsehautmomente. Ganz groß! Dass man mit dem Film die Darstellung von Fell und Co ebenso vorantrieb wie diverse Techniken zur Darstellung von Massenszenen, versteht sich fast von selbst. Sehr witzig sind vor allem die Einlagen um Pos „Flexibilität“ dank eingelagerter Fettschichten, die einige herrlich Old Schoolig anmutende Cartoonsequenzen und einen Finishing Move im Chuck Rock Stil (kennt das Spiel noch wer? 😉 ) zur Folge haben. Auch die in liebevollem 2D animierte Einleitungssequenz ist vom Allerfeinsten und ahmt diverse japanische Animes nach.

Hier ist wirklich alles auf Perfektion getrimmt und das ist keineswegs negativ gemeint. Denn in Kung Fu Panda geht das Bemühen um Perfektion nicht zu Lasten der Qualität von Geschichte und Humor. Auch in Sachen Sprecherauswahl ging Dreamworks in die Vollen und besetzte ein auf Hit gebürstetes Ensemble. Jack Black als Po, Angelina Jolie als Tigress, Dustin Hofmann als Shifu, Lucy Liu als Viper und Jackie Chan als Monkey glänzen weithin sichtbar als Zugpferde - auch im asiatischen Kulturkreis. Erstaunlicherweise spielen aber außer Dustin Hofmann und Jack Black alle anderen Sprecher eine absolut untergeordnete Rolle – kommen teils über drei bis vier Sätze gar nicht hinaus. Vielleicht blitzt hier ja schon die Begründung einer Reihe durch? Ansonsten wäre der Starauftrieb fast schon Verschwendung. Zur deutschen Lokalisierung des Streifens kann man nur eines sagen: Absolut gelungen! Hape Kerkeling käme einem als Ersatz für Jack Black zwar nicht sofort in den Sinn, aber wie schon Otto bei Ice Age nimmt sich der Vollblutkomiker die Figur des Po und macht sie sich vollkommen zu Eigen und überträgt viele seiner Manierismen auf den Bären. Ab und an wirkt der Bär beinahe, als sei er nicht auf Grundlage von Blacks Performance geschaffen wurden, sondern als sei wirklich Kerkeling das Vorbild gewesen. Grandiose Leistung! Da kann der Rest des deutschen Castes nicht ganz mithalten, insbesondere Gottfried John als Shifu weiß nicht immer zu gefallen, doch die Richtung ist deutlich zu erkennen: Weg von den „B-Starcrashcastings“ hin zu Qualität.
Was bleibt, ist ein Film, der in seiner Brillanz ein ums andere Mal Staunen macht. Hier stimmt einfach alles. Mit viel Liebe zum Detail werden die alten Martial Arts Streifen wieder belebt und einem jungen Publikum nahe gebracht. Dieses erfreut sich vor allem an den wirklich witzigen Figuren und der herzigen Geschichte, während die Erwachsenen über den Detailreichtum der Animation, die geniale Action und die liebevollen Genrereferenzen staunen. Schlichtweg Kino für die ganze Familie, das endlich mal wieder in eine scheinbar komplett andere Welt entführt und bei dem man nur hoffen kann, dass es Dreamworks gelingt, aus diesem filmischen Geschenk ein weiteres Hitfranchise a la Shrek zu entwickeln. Zu gönnen wäre es ihnen. Wären da nicht die genialen Trailer zu Wall-E und mein Bauchgefühl, dass der kleine Roboter noch einen Zacken mehr rocken wird als Po, ich würde die volle Ladung an Punkten geben. So belasse ich es bei:
In diesem Sinne:
freeman