Entstehungsdaten:
Kanada 2007
Regie:
Ernie Barbarash
Darsteller:
Jaime King
Terry Chen
Pei-pei Cheng
Regan Oey
Henry O
Vicky Huang
Michael Biehn
Trailer
Bei „They Wait“ (2007), einem von Ernie Barbarash („Cube: Zero“) inszenierten sowie „keinem Geringeren“ als Uwe Boll („BloodRayne“) produzierten B-Film, welcher hierzulande übrigens unter dem nicht gerade Begeisterung hervorrufenden Titel „Demon Days“ veröffentlicht wurde, handelt es sich augenfällig um einen weiteren Horror-Thriller, der sich im Fahrwasser der erfolgreichen „the Ring“- und „the Grudge“-Remakes bewegt und bei dem ebenso auf stilistischer wie inhaltlicher Ebene fernöstliche und nordamerikanische Motive miteinander verflochten wurden. Zwar bezieht sich das aus den Federn dreier Autoren stammende Drehbuch nicht konkret auf eine asiatische Vorlage, doch wird man unzweifelhaft einige genau dieser Werke beim Verfassen mehr als nur vage im Hinterkopf präsent gehabt haben. Obgleich die erdachte Geister- bzw Spuk-Story relativ konventionell und innovationsarm daherkommt, profitiert sie allerdings (u.a.) von der reizvollen Hinzugabe einer Reihe spezieller Details und Fakten aus dem geschichtlichen Immigranten-Umfeld British Columbias…
Jason (Terry Chen) ist ein im Import/Export-Bereich tätiger Geschäftsmann chinesischer Abstammung, welcher für eine absehbar-begrenzte Zeit, die sich inzwischen aber mehrfach verlängert hat, zusammen mit seiner kanadischen Frau Sarah (Jaime King) und dem gemeinsamen Sohn Sam (Regan Oey) nach Shanghai gezogen ist, um dort für seine Firma den Aufbau einer neuen Abteilung bzw Handelssparte zu leiten. Während Sarah langsam das Ende des Auslandsaufenthalts herbeisehnt, mitunter weil sie sich nie wirklich optimal eingelebt hat und zudem in jenem Land ihren Job als Journalistin im Grunde genommen nicht mehr ausüben kann, ist der erst 5-jährige Sammy ziemlich begeistert von den viele übernatürliche Elemente umfassenden kulturellen Bräuchen um ihn herum – aktuell interessiert ihn zum Beispiel der just angebrochene „Monat der hungrigen Geister“ sehr, in welchem man besonders rastlosen Seelen, die gar bis in die Welt der Lebenden vordringen können, seit jeher mit Opfergaben (wie Früchten oder dem Verbrennen von Geld) besänftigt sowie auf diese Weise seinen Respekt vor den Verstorbenen ausdrückt. Ausgerechnet in dieser „sensiblen Phase“ erreicht die junge Familie die traurige Nachricht, dass Jason´s Onkel Raymond (Colin Foo) auf der anderen Seite des Pazifiks verschieden ist…
In Vancouver gelandet, wohin jener in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ausgewandert war, er infolge dessen im Chinatown-Viertel der Stadt ein Schneidereibetrieb eröffnet und sich zu einem angesehenen Mitglied der Gemeinde entwickelt hatte, kommen Sarah, Sammy und Jason für die Dauer der Beerdigung bei dessen Witwe Mei (Pei-pei Cheng) unter, welche in einem Appartement oberhalb der inzwischen ungenutzten Firmenräumlichkeiten wohnt. Beinahe augenblicklich nach ihrer Einreise beginnen sowohl Mutter als auch Sohn aber plötzlich an merkwürdigen Visionen zu leiden – nur sucht erstere logischerweise zunächst einmal nach einer rationalen Erklärung für diese, statt ernsthaft in Erwägung zu ziehen, dass sie und ihr Kind von irgendwelchen Geistern heimgesucht werden. Vater Jason registriert das derweil bestenfalls beiläufig, denn mit der Bestattung und diversen geschäftlichen Problemen in Shanghai hat er momentan eine ganze Menge zu koordinieren und zu bewältigen. Um zumindest die berufliche Angelegenheit zu klären, reist er kurzerhand für einige Tage zurück – Sarah kümmert sich so lange um Tante Mei…
Unmittelbar nach seinem Abflug gerät Sammy jedoch in direkten Kontakt mit einer offensichtlich bereits lange toten, eine klaffende Kopfwunde sowie einen zugenähten Mund aufweisenden jungen Frau (Vicky Huang) – und fällt wenig später in ein tiefes Koma, das selbst die Ärzte im Krankenhaus vor Rätsel stellt, denn wie es scheint, versagt sein Herz aus unerklärlichen Gründen mit zunehmender Geschwindigkeit. Es heißt, dass wenn nicht ein Wunder geschieht, er gewiss keine 24 Stunden mehr zu leben hätte. Verzweifelt wendet sich Sarah daraufhin an die zwei einzigen ihr bekannten Personen, die ihr eventuell dabei helfen könnten, die Zeichen zu entschlüsseln und ihren Sohn zu retten – vor welcher Macht auch immer, die ihn da in ihrem eisigen Griff haben mag. Gemeinsam mit ihrem Ex-Kollegen, dem Journalisten O´Connell (Michael Biehn), nimmt sie nun die durchaus einige düstere Geheimnisse aufweisende Vergangenheit der Familie ihres Mannes unter die Lupe – allerdings es ist ein weiser chinesischer Apotheker (Henry O), der ihr letztlich die Hintergründe der Geschehnisse um sie herum offenbart: Er berichtet ihr davon, dass sich Geister angesichts ungesühnter Sünden unter Umständen zu aggressiv auftretenden Dämonen entwickeln können, die manchmal auf eine bestimmte Form von Vergeltung aus sind, worauf er sie zudem mit einigen bedeutungsvollen Kenntnissen und Utensilien ausstattet, mit denen sich das drohende Unheil wohlmöglich doch noch abwenden lässt…
„They Wait“ eröffnet in Gestalt einer illegalen Bärenjagd tief in den kanadischen Wäldern, die eine wichtige Bedeutung innerhalb der Handlung einnimmt – und das nicht nur, weil Raymond im Zuge dieser nach dem Entdecken eines blutenden Baumes im Angesicht einer zwischen den Bäumen hervorschnellenden Dämonenfratze sein Ende findet. Mit den unmittelbar daran anknüpfenden Anfangscredits weichen nun die bislang bläulichen Farbtöne bräunlich-beigen, während ein rund 50 Jahre zurück reichender Flashback einsetzt, welcher aufzeigt, wie verschiedene Gräber exhumiert werden, man die ihnen entnommenen Knochen in einem Flüssigkeitsbad sterilisiert, auf Vollständigkeit überprüft, sorgsam verpackt und schließlich gen China verschifft. Im nun anbrechenden (Haupt-) Verlauf stellt sich recht bald heraus, dass Jason´s Onkel in der Nachbarschaft „the Bone Collector“ genannt wurde und einer Organisation namens „the Benevolent Society“ angehörte, welche früher der Aufgabe nachgegangen ist, die Überreste verstorbener Immigranten zurück in die Heimat zu überführen, da die Seelen dieser Personen (ihrer Überzeugung nach) nur dann ewigen Frieden erlangen können, wenn sie nahe ihrer jeweiligen Familie und Vorfahren ruhen (sprich: man sie dort beigesetzt hat). Es sind (wahre) inhaltliche Elemente wie diese, welche dem Film einen zusätzlichen Reiz verleihen, da sie von sich aus schon relativ interessant sind, mit Sicherheit nicht allzu vielen Zuschauern bekannt sein dürften und sich für die Einbindung in den Kontext einer Horror-Story ziemlich gut eignen – quasi als „atmosphärischer Zusatz“, wie allein der gesamte mit dem „Hungry Ghost Month“ (August) in Zusammenhang stehende (Aber-) Glaube.
Unweigerlich fühlt man sich an „the Grudge“ (2004) erinnert, sobald Sarah, vorliegend so etwas wie eine Fremde im eigenen Lande, in den Bann der übernatürlichen Einflüsse gerät, deren Ursprünge in der chinesischen Kultur verwurzelt sind: Erst als sie (aus der Verzweiflung sowie Konfrontation mit diesen Dingen heraus) ihren Verstand erweiternd öffnet und jene Mächte fortan als einen realen Faktor anerkennt, ist es ihr möglich, etwaige „Gegenmaßnahmen“ zu ergreifen, welche ihr der kundige Pharmazeut entsprechend darreicht und zugleich umfassend zu verstehen hilft. Den Skript-Lieferanten Trevor Markwart („Bowzer“), Carl Bessai („Normal“) und Doug Taylor („In the Name of the King“) ist es respektabel gelungen, östliche und westliche Komponenten auf mehreren Ebenen miteinander zu verknüpfen – allerdings bewegten sie sich dabei stets entlang der Oberfläche der Geschichte, ohne weiter in die Tiefe vorzudringen, so als hätten sie sich damit begnügt, unterm Strich nur das nötigste Resultat (im Sinne einer funktionierenden, nicht zu banalen, sich geschmeidig entfaltenden Erzählung) erreicht bzw erzielt zu haben. Der historische Ansatz, inklusive der eingebetteten Ausbeuterbetrieb- und Tierorganhandel-Thematiken, verkommt zu einem reinen Gimmick, welcher mit zunehmender Dauer immer stärker verblasst – ein intensiveres Angehen dieser Punkte wäre fraglos wünschenswert und vorteilhafter gewesen. Man benötigt nicht lange, um herauszufinden, wer als Auslöser der Vorfälle die Verantwortung trägt und demzufolge die Schuld auf sich geladen hat: Erwartungs- und erfahrungsgemäß sind die Geister nämlich keineswegs von Natur aus feindselig, sondern in erster Linie „nur“ darauf aus, (lange zuvor) begangenes Unrecht nicht (ungesühnt) in Vergessenheit geraten zu lassen. Große Überraschungen bleiben also aus – und dennoch wird es glücklicherweise zu keiner Zeit langweilig, einer ganzen Reihe an Klischees und Standard-Versatzstücken zum Trotz, was primär der kompetenten Umsetzung zu verdanken ist. Erfreulich auch die Feststellung, dass sich die Dialoge tatsächlich mal auf einem passablen Niveau bewegen, was bei vergleichbaren B-Movies beileibe nicht die Regel ist.
„They Wait“ wartet mit einer brauchbaren Besetzung auf, aus der besonders Hauptdarstellerin Jaime King („Sin City“/„Pearl Harbor“) positiv herausragt, denn sie meistert ihren Part mit Bravour und liefert eine überzeugende Performance ab, welche dem Werk in diesem Bereich einen kräftigen zentralen Stützpfeiler verleiht – fernab nerviger „Hysterie-Ausbrüche“, z.B. angesichts der schauerlichen Phänomene und/oder dem drohenden Schicksal ihres Sohnes. Jener Knabe mit der „
I can see dead People“-Gabe wird von Regan Oey („Kickin it Old Skool“) genauso achtbar verkörpert, selbiges gilt für Terry Chen („War“/„Snakes on a Plane“) in der Rolle des gestressten (aber liebevollen) Dads und Ehemanns. Michael Biehn („Terminator“/„Aliens“) erfährt zwar auf dem deutschen Cover eine (ins Auge fallende) prominente Nennung, bloß entpuppt sich seine Beteiligung als ein auf zwei kurze Auftritte verteiltes, kombiniert maximal vier Minuten Screen-Time veranschlagendes, kaum der Rede wertes Cameo. Darüber hinaus treten (u.a.) noch Pei-pei Cheng („Naked Weapon“/„Crouching Tiger, Hidden Dragon“), Henry O („Romeo must Die“/„Rush Hour 3“), Colin Foo („Postal“/„Live Feed“) und Vicky Huang („Insecticidal“/„88 Minutes“) allesamt solide in Erscheinung.
Unterstützt von Hal Beckett´s („Poison“) Score und Greg Middelton´s („Slither“) inspirierter wie angepasst ruhiger Kameraarbeit, dessen eingefangene Bilder Editor Lisa Robinson (TV´s „the L Word“) in Form relativ unüberhasteter Schnittfolgen dienlich arrangierte, beweist Regisseur Barbarash hier – nach der geradezu unverhofft annehmbaren „Stir of Echoes“-Fortsetzung „the Homecoming“ – erneut sein handwerkliches Talent. Creepy in Szene gesetzte Momente, Impressionen und Set-Pieces (wie das alte Fabrikgebäude, ein blutender Baum, Teller voller Würmer, das Herauswürgen von Knochen oder ein nicht unbedingt geheuerlicher Teddy) fügen sich mit den klassischen Sound-Zusätzen (verzerrt-flüsternde Laute etc) und traditionsreichen Stilmitteln des Genres (á la Lichter, die versagen oder von selbst angehen) zu einem homogen stimmungsvoll anmutenden Gesamteindruck zusammen, der im Grunde genommen anständig zufrieden stellt. Die dargebotene Gewalt ist, wie bei Spuk-Storys ja nicht unüblich, vornehmlich unblutiger Natur, etwaige CGI-Effekte, welche ihres Zeichens eine bestenfalls mäßige Qualität aufweisen, wurden nur punktuell eingesetzt – und das ist auch gut so, denn die im Prolog zu sehende Dämonenfratze hatte bei mir bereits (Gott sei Dank letztlich unbegründete) Besorgnis hervorgerufen. Leider tritt an einer Stelle (ausgerechnet während des Finales) dann aber doch noch die gefürchtete unfreiwillige Komik zutage – nämlich als einige alte Gebeine plötzlich zum Leben erwachen, zwei sich in ihrer Nähe aufhaltende Männer (an-)greifen und diese unter bzw in einen mächtigen Knochenberg hineinzerren, quasi gen Hölle, was mir persönlich einen Tick zu stark den ja deutlich unernsteren „Army of Darkness“ in Erinnerung reif. Abschließend möchte ich keinesfalls verschweigen, dass die vorhandenen (sporadisch erfolgreichen) „Erschrecker“ überwiegend dem gängigen Muster folgen, also meist aus einem lauten, eine leisere Phase des Geschehens beendenden Geräusch (plus Bewegung) bestehen – allerdings gibt es da einen absolut unerwarteten Jump-Scare im ersten Drittel, der voll ins Schwarze trifft…
Fazit: „They Wait“ ist ein kurzweilig-unterhaltsamer, einigermaßen atmosphärischer Horror-Thriller aus kanadischen Landen, welcher auf der einen Seite von seiner gediegenen Inszenierung und guten Hauptdarstellerin profitiert, auf der anderen hingegen aufgrund der eher unoriginellen Beschaffenheit seiner Drehbuch-Vorlage bedauerlicherweise ein merkliches Stück an Kraft und Nachhaltigkeit einbüßt…
* wolfman hat die Größenangabe der Bilder entfernt