Max Payne
Mark Wahlberg in einem Actioner, basierend auf einem der Kultgames in Sachen erwachsenes und düsteres Gameplay. Was soll da noch großartig schiefgehen? Einiges ...
Originaltitel: Max Payne
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: John Moore
Darsteller: Mark Wahlberg, Mila Kunis, Beau Bridges, Ludacris, Chris O'Donnell, Donal Logue, Amaury Nolasco, Kate Burton, Olga Kurylenko, Rothaford Gray, Joel Gordon u.a.
Max Payne arbeitet seit der Ermordung seiner kleinen Familie in der Cold Case Unit, in der Hoffnung, hier den Hintergründen des erstaunlich schnell zu den Akten gelegten Falles, der ihn und seine Existenz nachhaltig entwurzelte, auf den Grund gehen zu können. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn eine neue Droge namens Valkyr fordert Todesopfer um Todesopfer und die ganze Konzentration der heimischen Polizei und irgendwann auch jene von Max! Denn es beginnt sich abzuzeichnen, dass die Droge in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Tod von Max’ Frau und Kind zu stehen scheint. Als bei den Nachforschungen Max’ Partner den Tod findet und ein leichtes Mädchen tot und mit Max’ Brieftasche in den todesstarren Händen aufgefunden wird, mutiert Max umgehend zum Hauptverdächtigen Nummer eins und muss nun seinerseits zum Angriff übergehen.
Eines der eindrücklichsten Elemente des PC Games gleichen Namens, welches dieser Verfilmung zugrunde liegt, war seine grandiose Aufmachung als Hardboiled Krimi, bzw. als eine Art Film des Film Noir Genres. Und genau dieses Element rettet Regisseur John Moore fast komplett in seine filmische Umsetzung des düsteren Hitspieles. Und so herrschen in Max Payne düstere Szenarien vor, sind die Farben gedeckt, ist selbst der Schnee dreckig, regieren düstere und abseitig gelegene Hinterhofszenarien und scheinen alle Figuren in einer Welt jenseits von Gut und Böse - in einer Art Grauzone - zu leben, in der keine Regeln gelten außer das Fressen und Gefressen werden Prinzip.
Und Regisseur John Moore tut gut daran, seinen Film so eindrucksvoll wie nur irgendmöglich an die düsteren Film Noir Klassiker anzulehnen und seinem Film einige echte optische Highlights zu bescheren, denn sonst würde vor allem in den teils sehr zäh dahin fließenden ersten 60 Minuten sehr überdeutlich auffallen, dass Max Payne nicht viel mehr als eine standesübliche Rachegeschichte ohne echte Ecken und Kanten zu erzählen hat, die obendrein emotional ziemlich kalt lässt. Hauptgrund dafür dürfte sein, dass Hauptdarsteller Mark Wahlberg so emotional agiert wie ein Stück Holz und wir von seinen Gefühlen nur hören, seine Wut und Verzweiflung, die ihn angeblich antreiben sollen, aber keinerlei szenische Entsprechung erhalten. Ganz zu schweigen von Bildern aus Zeiten des Glücks mit seiner Familie.
Nach diesen 60 Minuten, in denen im Übrigen auch kaum eine Waffe abgefeuert wird und Mark Wahlbergs Max Payne eher einem Detektiv Humphrey Bogartscher Prägung beim lustigen Whodunit Spiel ähnelt, kommt die Idee um die Superdroge Valkyr endlich richtig im Film an und entwickelt Max Payne plötzlich eine ganz eigene, deutlich straightere und geradlinigere Dynamik. Und vor allem darf Max Payne endlich Max Payne sein und aus allen Rohren feuern.
Und so purzeln in den letzten 30 Minuten dann endlich die optischen Highlights, werden Handfeuerwaffen im Akkord geleert und hechtet und springt Mark Wahlberg wie ein junger Gott durch die Kulissen. Obendrein erweist sich John Moore nach Im Fadenkreuz zum zweiten Mal als versierter Actionregisseur, der weiß, worauf es ankommt: Und so gibt es hier kein Schnittgewusel, kein Kameragewackel (bzw. nur ganz Minimales und zwar beim Abfeuern von großkalibrigen Waffen, um den Druck dieser Schießprügel zu verdeutlichen) und keinerlei Hektik! Vielmehr dominieren eindrucksvoll choreographierte, souverän bebilderte Shoot Outs, die ab und an überraschend brachial umgesetzt wurden. Denn wenn ein Max Payne seine Gegner mit einer Pump Gun aus zwei Meter Entfernung umnietet und diese zu Abflügen ansetzen, die sie teils 5-6 Meter durch die Luft fliegen lassen, wird die FSK 16 Freigabe in deutschen Landen mehr als greifbar.
Dennoch bliebt der Actionafficionado in mir ein Stück weit unbefriedigt, denn die irrige Altersfreigabe in den USA und die damit verbundene Ausrichtung von Max Payne auf ein Teeniepublikum schadet dem Streifen teils enorm. Denn während das Spiel zum Film mit seinem düsteren Gameplay und der harten Action einzig und allein für Erwachsene bestimmt war, darf nun kein Tropfen Blut spritzen und wird die teils hart und brachial dargebotene Action fast schon comicmäßig entschärft, was wiederum der düsteren Grundausrichtung der Geschichte des Filmes schadet. Wie man es dreht und wendet, mit der anvisierten PG 13 Freigabe in den USA hat man bei diesem Film den größten Bock geschossen und beraubt ihn immer und immer wieder der in Ansätzen durchaus vorhandenen Wucht.
Dabei fällt auch auf, dass die coolen Zeitlupenballereien, die im Spiel sinnvoller Bestandteil des Gameplays waren, für den Film nur ein einziges Mal bemüht werden, vermutlich auch, um die niedrige Altersfreigabe zu erreichen. Dennoch machen die letzten 30 Minuten in Max Payne, die eigentlich nur Actionszene an Actionszene reihen, storytechnisch deutlich mehr Zug entwickeln und in Form der Drogenhalluzinationen von Max einen unbestreitbaren, sehr cool getricksten optischen Höhepunkt haben, unbestritten sehr viel Spaß und entschädigen für den etwas lauen Einstieg. Dabei bleibt aber bei aller choreographischen Brillanz in der Paynschen Action der Streifen Wanted das Knallbonbon des Jahres, da er durchweg besser choreographiert, ideenreicher und eben auch weitaus brutaler ist - von der deutlich besseren Story ganz zu schweigen (und das will was heißen 😉 ).
Das merkte wohl auch irgendwann Mark Wahlberg, der hier nach The Happening zum zweiten Mal in Folge irgendwann sichtlich die Lust am Filmprojekt verloren zu haben scheint. So stakst er gelangweilt durch diverse Settings und hat - vom sehr physisch orientierten Showdown einmal abgesehen - offensichtliche keine Lust, Max Payne irgendwie mit einer gewissen Form von Schauspiel aufzuwerten. Was sehr schade ist, denn gerade der recht zähe Einstieg hätte durch eine coole Performance des Mimen definitiv gewonnen. Und dass er könnte, wenn er nur wollte, hat er unlängst im ähnlich gelagerten The Shooter oder in The Departed bewiesen.
In den Nebenrollen sieht es ähnlich mau aus, wobei man hier eine große Teilschuld dem Drehbuch zuweisen muss, das bei manchen Figuren gar köstlich versagt. So ist Amaury Nolasco (der beste Kumpel des Helden aus Prison Break) als Oberbösewicht eine einzige Lachnummer. Im Grunde darf er nur schwitzen, mit nacktem Oberkörper in der Kälte herumstehen und sich in einem unendlich schwachen Endfight ausschalten lassen. Bedrohung, Schauspiel, Charakterentwicklung bzw. die Erschaffung eines Charakters - Fehlanzeige. Das gilt unisono für Mila Kunis als Flintenweib. Ihre Stadien des Schauspiels erschöpfen sich in: Waffe anlegen, Waffe abfeuern, Waffe absetzen. Beau Bridges beweist einmal mehr, dass er eben nicht Jeff Bridges ist und seine besten Zeiten seit Ewigkeiten hinter sich hat. Erstaunlicherweise tummeln sich noch zwei Namen im Cast, die man vermutlich eher nicht in Max Payne erwartet hätte. Der eine, weil man ihn (Chris O’Donnell) schon seit Ewigkeiten in keinem Film mehr gesehen hat (nach der Performance hier wird einem auch wieder klar, warum) und die andere, weil man sie (Nelly Furtado) in Filmen eigentlich eher selten zu Gesicht bekommt. Ein witziges Gimmick für Olga Kurylenko Fans wie mich, ist ihr absolut genialer Kurzauftritt als sexy Luxusluder Natascha, der in seinem Irrwitz ganz kurz aufblitzen lässt, wie herrlich überzeichnet Max Payne in seinem Machowahn auch hätte sein können, aber leider nicht durfte. Sie ist dann auch unbestreitbar der Höhepunkt des Filmes ... wenn auch ein megamies synchronisierter!
Davon abgesehen fällt es schwer, den Schmerzmaxe als Höhepunkt im Actiongenre zu begreifen. Dafür startet er zu verhalten, steigert sich aber nach zähen 60 Minuten Laufzeit deutlich. Der eher uninspirierte Hauptdarsteller, die viel zu harmlose (aber ungemein stylische) Action, die desolate Figurenzeichnung und die insgesamt zu dünne Story werten Max Payne zusätzlich empfindlich ab. Zudem gibt es in diesem Jahr mit Wanted ein deutlich witzigeres Actionknallbonbon, um sich wirklich mit dieser Spielverfilmung irgendwie zufrieden geben zu müssen. Im Rahmen der teils unsäglichen anderen Spieleverfilmungen schlägt sich Max Payne dank hervorragender Film Noir Optik aber dennoch beachtlich und - ganz wichtig - versteht es, keine Minute zu langweilen!
In diesem Sinne:
freeman