The Spirit
Ist die neueste Comicverfilmung von Frank Miller nach der großartigen Vorlage von Will Eisner nun vollkommener Humbug oder doch eher eine gelungene Umsetzung? Die Wahrheit liegt - wie so oft - irgendwo dazwischen!
Originaltitel: Spirit, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Frank Miller
Darsteller: Gabriel Macht, Scarlett Johansson, Samuel L. Jackson, Eva Mendes, Jaime King, Paz Vega, Eric Balfour, Johnny Simmons, Stana Katic, Sarah Paulson u.a.
Frank Miller musste seinerzeit miterleben, wie sein Drehbuch zu Robocop II ziemlich verhunzt wurde und zog sich darum vollkommen enttäuscht aus dem Filmbusiness zurück, um sich fortan nur noch um seine Comickarriere zu kümmern. Erst als Robert Rodriguez an ihn herantrat und ihn bat, nicht nur seine Sin City Werke zur Verfilmung freizugeben, sondern auch noch als Co-Regisseur zu agieren, wurde der umtriebige Künstler erneut vom Film angefixt. Deshalb bewarb er sich für den Regiesessel des Filmes The Spirit, der das Lebenswerk seines besten Freundes Will Eisner in bewegte Bilder umsetzen sollte.
In The Spirit geht es um einen jungen Polizisten namens Denny Colt, der bei einem Einsatz gemeuchelt wurde und danach seltsamerweise wiederauferstand ... nun versehen mit erstaunlichen Selbstheilungskräften und der Gabe der Anonymität, denn Denny Colt war tot und begraben ... Denny wurde zu The Spirit, einem Kämpfer für Recht und Ordnung, der sich selbst als guter Geist seiner Heimatstadt begreift. Und diese wird nun Zeuge eines seltsamen Falles, in dessen Verlauf der Intimgegner von The Spirit – ein Irrer namens Octopus – in den Besitz des Blutes von Herakles kommen will, um so zu einem Gott aufzusteigen. Im Verlauf dieses grotesken Falles wird The Spirit auf eine alte Liebe treffen und muss erfahren, dass ihn mit Octopus mehr als nur eine Feindschaft zu verbinden scheint.
Man sagt, wenn man stirbt, läuft noch einmal das gesamte Leben vor den Augen des Sterbenden ab! Vergesst es! Alles, was ich sah, waren Frauen!
Dieses Statement ist dann auch das, was einem nach The Spirit am bewusstesten in Erinnerung bleibt, denn The Spirit läuft über vor wunderschönen Frauen, die alleine schon das Eintrittsgeld wert sind! Allen voran Eva Mendes als Spirits Jugendliebe Sand Saref, die hier mit vollstem Körpereinsatz, wundervollen Rundungen und einem Knackarsch sondergleichen alles und jeden an die Wand sext und eine endlich einmal wirklich eindrucksvolle Rolle in einem Film zu verzeichnen hat, die weitab von den sonst gewohnten Mendes’chen Langweilerrollen liegt. Schon der erste Auftritt im knallengen Bodysuit ist Verheißung pur und wird nur von ihrem Nacktauftritt und ihren genial geschnittenen Abendkleidern getoppt. Kein Wunder, dass The Spirit ihr verfällt, beziehungsweise, eigentlich ist es ja andersherum, denn normalerweise verfallen ALLE Frauen IMMER dem Spirit. Eine schöne Begleiterscheinung seiner Wiederauferstehung 😉. Ebenfalls aus Latingefilden stammt die nächste Sexbombe im Cast: Paz Vega (Lucie und der Sex und gerne auch als bessere Penelope Cruz bezeichnet) darf als Messerwerferin Plaster of Paris so herrlich abseitig agieren, dass es eine einzige große Freude ist, ihrem wogenden Dekollete beim wüsten Overacting der Besitzerin zuschauen zu dürfen. Die undankbarste Damenrolle hat Sarah Paulson (Serenity) als ehemalige Ehefrau von Denny Colt abbekommen, da sie standesgerecht nur extrem langweilig und wie ein Mauerblümchen auftreten darf. Stana Katic (Ein Quantum Trost) sorgt als Newbie in den Reihen der Polizei für ein paar witzige Momente und versprüht viel Begeisterungsfähigkeit, schade, dass ihre Rolle recht klein ausfiel. Jaime King wird als Lorelei leider ähnlich verheizt wie schon in Robert Rodriguez Sin City. Sie soll den Sexlevel etwas steigern, was auch durchaus gelingt, wirklich schlüssig in den Film integriert wird sie allerdings nicht und das, wo sie eigentlich eine wichtige Rolle für den Spirit und seine Existenz zu spielen scheint.

Tja, und dann haben wir da noch die Göttin. Scarlett Johansson darf als dominante Silken Floss neben dem grandios chargierenden Samuel L. Jackson einen eiskalten und emotionslosen Betonklotz geben, der offensichtlich Octopus irre Anflüge erden soll, was auch hervorragend gelingt. Samuel L. Jackson und Scarlett ergänzen sich großartig und sind im Grunde fast schon die einzigen Elemente im Film, die so funktionieren, wie man es sich von The Spirit wohl erwartet hätte. Aber ich möchte noch nicht vorgreifen. Lieber schwärme ich noch ein wenig von den eng geschnürten Brüsten der Scarl... ääääh, gehe noch auf Gabriel Macht ein, der mit aller Macht aufspielt und wirklich einen überzeugenden Helden spielt, ohne sich dabei von den Showtoppern Jackson, Johansson, den restlichen Damen und Louis Lombardi als Gagmaschine in mindestens 20 verschiedenen Rollen an die Wand spielen zu lassen. Und das ist hier wirklich aller Ehren wert!
Du warst tot! So tot wie Star Trek!
Und damit sind wir bei der Geschichte, die sich genauso tot präsentiert, wie es hier dem Franchise Star Trek vorgeworfen wird. Zum einen ist die Geschichte um Herakles Blut herrlich comicesk überzogen, von Octopus Rumgehampel, dem goldenen Vlies und in Naziuniformen herum springenden Figuren ganz zu schweigen, ABER The Spirit macht aus diesen Ingredienzien fast nichts! Die Story kommt niemals so recht ins Laufen und wird durch unzählige Subplots und Nebenfiguren empfindlichst ausgebremst.
Im Grunde kommt Miller erst in den letzten 30 Minuten wirklich zum Punkt und das ist für einen unterhaltsam gedachten Film verdammt spät. So wirkt The Spirit mit zunehmender Laufzeit beständig zäher und ... ja ... auch langweiliger. Auch das ganze Gedöhns um Spirits und San Serifs Background ist so bemüht und langwierig inszeniert, dass man sich diverse Laufzeitstraffungen förmlich herbeisehnt. Dass sich der Film obendrein auch mehrmals im Ton vergreift, soll jetzt Thema werden ...
Herakles? Hieß der nicht Herkules?
Auf The Spirit umgedeutet, müsste das Zitat lauten: The Spirit? Hieß der nicht Sin City? Denn Miller scheint von diesem Projekt so angetan gewesen zu sein, dass er sich mehrmals anscheinend nicht so recht entscheiden konnte, was The Spirit denn nun werden soll. Und so präsentiert er einen sich eigentlich nicht so ernst nehmenden Comic in der düster nihilistischen Optik der Verfilmung seines eigenen, düster nihilistischen und knochentrockenen Comics Sin City und der Zuschauer schaut betröppelt auf eine fast schon monochrome, viel zu finstere Optik, die der eigentlichen Comicvorlage nicht einmal ansatzweise gerecht zu werden scheint. Natürlich lanciert der Künstler mit einem Sinn für großes Augenfutter große Bilder mit pittoresken, am Computer entstandenen Hintergründen, lässt im Hintergrund zum Verdeutlichen von Gemütszuständen Atombomben explodieren und Octopus als Schwarzen in Naziuniform herumtanzen, aber wirklich Sinn macht das alles nicht.
Zwar lässt Miller den Bildern auch eine gewisse Farbigkeit, doch diese ist so gedeckt, dass man irgendwann innerlich so manchen Kritikern zustimmt, die für The Spirit eine knallbunte Optik a la Warren Beattys Dick Tracy vorgezogen hätten. Nimmt man dann noch Comicfights, in denen sich Octopus und Spirit gegenseitig mit Klos, Badewannen und ähnlichem Mobilar in einem Sumpf!!! bekämpfen und stellt sich dies in Sin City Optik vor, dürfte klar sein, dass dies nicht wirklich die stimmigste Umsetzung ist.
Zumal, da The Spirit vom Grundton her einfach nur Spaß machen soll und auf – die Geschichte lässt’s erahnen, Eva Mendes fotokopierter Riesenpopo als Fahndungsfoto macht’s dann unumstößlich klar – infantile Art unterhalten will. Und so sind die ödesten Momente immer die, die ernst daherkommen, so etwas wie Seriosität vermitteln sollen und stattdessen den Blick zur Uhr bewirken. Auch passen diese Momente filmimmanent nicht mit dem wüsten Treiben des Restes zusammen, hängen teils sogar ohne echten Sinn im luftleeren Raum und muten schnell an, wie sinnlose Füllszenen. Und wer sich innerhalb der Sin City Optik irgendwie erhofft haben sollte, dass hier entsprechende Splatterexzesse oder Actionlawinen über den Zuschauer niedergehen könnten, der sollte sich tunlichst von dem Whodunit Theater fernhalten - denn dann ist man hier vollkommen falsch ...

Letztendlich ist The Spirit nämlich nur eine optisch aufgebretzelte Version des klassischen Privatermittlerstreifens, angereichert um heiße Damen, eine schwer abseitige Geschichte und wirklich kaputtem Humor! Das macht zunächst viel Spaß, keine Frage, doch genauso schnell stellt sich hier schon während des weiteren Filmgenusses ein echtes Sättigungsgefühl ein, dass The Spirit immer zäher wirken lässt und in einem letztlich enttäuschenden, überkandidelten Showdown mündet. ABER The Spirit ist weiß Gott nicht so schlecht, wie er vor allem in den USA gemacht wurde! Nimmt man diese Kritiken zum Vorbild, wird man hier sogar erstaunlich solide unterhalten, zumal wir Deutschen The Spirit, der bei uns als Comic NIE besonders lief, nicht zu sehr an der Vorlage messen können. Letztendlich ist er aber nur Big Budget Trash im Sin City Gewand, der sich ab und an selbst zu ernst nimmt, um gleich darauf wieder alle Vernunft fahren zu lassen. Viel Sinn macht das alles nicht, aber wer sagt denn, dass es das immer muss?
In diesem Sinne:
freeman