Originaltitel: Deadlock
BRD / Israel 1970
Regie: Roland Klick
Drehbuch: Roland Klick
Darsteller: Mario Adorf („Charles Dump , die Ratte“) , Anthony Dawson („Sunshine , der alte Killer“) , Marquard Bohm („Kid , der junge Killer“) , Mascha Rabben („Jesy , das Mädchen“) , Sigurd Fitzek („Enzo , der elende Schnüffler“) , Betty Segal („Carinna , die abgetackelte Schachtel“)
Laufzeit: circa 88 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Film wurde nach Neuprüfung von FSK 18 auf FSK 16 runtergestuft.
Handlung
Irgendwo in der Wüste in Mexiko – Kid ist mit einem Alukoffer voller Geld auf der Flucht. Entkräftet & durch eine Schusswunde verletzt bricht er schließlich zusammen. Er wird von Charles Dump gefunden , der beim Anblick des Geldes den Plan fasst , Kid zu töten – was er aber nicht fertig bekommt. Er wird von Kid überwältigt & fährt schließlich zu ihm nach Hause , wo Kid auf seinen Partner Sunshine warten will. Als dieser auftaucht entbrennt zwischen den drei ein Kampf um den Geldkoffer – ein Spiel bei dem es am Ende nur einen Sieger geben kann....
Kritik
Das Wort Deadlock hat verschiedene Bedeutungen – laut Lexikon heißt es soviel wie „völliger Stilstand“ , es bezeichnet aber auch eine Tür , die nur von einer Seite aus geöffnet werden kann. Steht man auf der falschen Seite ist man gefangen & kann nicht mehr raus – eine perfekte Beschreibung für das was in diesem Film passiert.
Dieser Deutsche Film , der in der Wüste von Jordanien kurz nach dem 6 Tage Krieg gedreht wurde , atmet jede Sekunde den Geist des Italowestern – dabei ist das Genre gar nicht so klar definiert. Der Film spielt eindeutig in der Neuzeit – es gibt Autos , Plattenspieler oder moderne Waffen. Pferde o.ä. Westernmerkmale sind nicht zu sehen. Gleichzeitig ist er auch ein Krimi / Thriller , der als Kammerspiel angelegt wurde. Es gibt nur drei Hauptpersonen sowie drei Nebendarsteller , die wirklich nur Nebenher auftauchen.
Reduziert ist hier vieles & erklärt wird gar nix. Wie Kid an das Geld & er an die Schusswunde kam & wie er überhaupt in der Wüste gelandet ist wird nicht erklärt. Zwar gibt Charles Dump eine Vermutung ab – ob diese stimmt wird aber nicht gesagt. Man wird als Zuschauer ohne Vorbereitung in die Handlung reingeworfen. Auch das Verhältnis zwischen Sunshine & Kid ist etwas unklar. Zwar wird immer wieder erwähnt das sich beide schön länger kennen & auch früher viele Dinge zusammen gemacht haben – aber Freunde sind sie zum Zeitpunkt wo sie in der Wüste aufeinandertreffen nicht gerade.
Sehr reduziert die Dialoge – einzig Mario Adorf als Charles Dump redet viel weil seine Figur extrem unsicher ist. Die beiden Killer Kid & Sunshine sind dagegen Wortkarg – geredet wird eher mit Blicken & Gesten , was Roland Klick damals bei der Finanzierung des Filmes in Schwierigkeiten brachte , weil im Drehbuch kaum Dialoge waren. Die Figur der Jesy ist sogar total stumm.
Auffällig wie nah die Kamera an den Figuren ist – Augen in Großaufnahme , immer wieder der Wechsel zwischen Totale & Nahaufnahme , die Sonne strahlt mehr als einmal direkt in die Kamera & überstrahlt alles. Roland Klick betont zwar das er keinen Italo Western machen wollte – aber diese Technik der Bildgestaltung hat er sich doch sehr gut angeeignet.
Einen besonderen Stellenwert hat die Musik im Film , die von den Kölner Musikern Can kommt. Deren Space Rock passt perfekt in die Atmosphäre des Films. Einen besonderen Stellenwert hat der Song „Tango Whiskeyman“ , den Kid als Schallplatte in das Dorf mitbringt & immer wieder in der Musikbox abspielt. Der Song läuft auch beim Showdown & genau in dem Moment wo sich die gesamte Situation zuspitzt , bleibt die Platte hängen & wiederholt sich in einem monotonen Loop , der dem ganzen eine Atmosphäre des Gefangenseins in einer Situation perfekt Musikalisch untermalt. Besser kann man Filmmusik nicht einsetzen.
Bei den Darstellern fällt besonders Marquard Bohm auf , der den jungen Kid mit starken Blicken & sehr wenigen Dialogen sehr reduziert aber auch sehr effektiv spielt. Zudem muß man auch als Mann zugeben das er ziemlich gut aussieht & etwas sehr verwegenes an sich hat. Anthony Dawson als alter Killer Sunshine macht während des Films eine Wandlung durch – ist er am Anfang der coole Drahtzieher verliert er im Laufe des Film immer mehr die Kontrolle über die Situation , die man sehr schön als Panik in seinem Gesicht sehen kann. Der große & bekannte Mario Adorf ist natürlich über jeden Zweifel erhaben – er spielt seinen Charles Dumb souverän wie immer (Klick sagt im Audiokommentar das sich Adorf im Laufe der Jahre angeblich von dieser Rolle distanziert haben soll – Belege habe ich darüber nicht gefunden).
Roland Klick war in der Szene der Deutschen Autorenfilmer Anfang der 70iger Jahre immer eine Art Fremdkörper. Denn während alle anderen mit ihren sperrigen Filmen das Publikum langweilten wollte Klick immer Filme für das breite Masse machen. Doch leider sollte Klick keine große Karriere machen – nach „Deadlock“ sollte noch mit „Supermarkt“ ein weiterer Hit folgen , doch danach versandete die Karriere von Klick. Angebote aus Hollywood schlug er aus , mit Deutschen Produzenten verkrachte er sich (u.a. mit Bernd Eichinger bei den Vorbereitungen zu „Christiane F“). Klick & seine Werke gerieten etwas in Vergessenheit.
Das ist sehr schade , denn gerade „Deadlock“ wirkt mit seinen fast 40 Jahren immer noch Taufrisch & Zeitlos. Auch wenn man der Landschaft durchaus ansieht das er nicht in Mexiko gedreht wurde – über solche Kleinigkeiten kann man hinwegsehen denn „Deadlock“ ist es ein sehr sehenswerter Film.
Fazit
Quentin Tarantino soll mal gesagt haben das „Deadlock“ sein liebster Deutscher Spielfilm sei – einen Beleg habe ich über die Aussage nicht finden können kann mir aber sehr gut vorstellen das er dies wirklich gesagt hat , denn dieser Film dürfte seinem Geschmack entsprechen. „Deadlock“ ist ein auf drei Personen reduziertes Kammerspiel in der Wüste , welches sehr spannend inszeniert wurde. „Deadlock“ zitiert Elemente des Italowestern , schafft es aber dem ganzen einen eigenen Stempel aufzudrücken. Ein Deutscher Film der zu keiner Minute wie ein Deutscher Film aussieht , ein kleines Filmisches Juwel welches leider in der heutigen Zeit vergessen wurde – zu Unrecht.
Die DVD – die technischen Details
Bild
Das Bild wurde restauriert & macht bis auf vereinzelnden Flecken & etwas Rauschen einen sehr guten Eindruck. Natürlich sieht man den ganzen manchmal an das der Film fast 40 Jahre auf den Buckel hat – aber es gibt durchaus jüngere Produktionen auf DVD die nicht so gut aussehen. Schärfe ist auch wunderbar – alles im grünen Bereich.
Ton
Beim Ton sollte man natürlich keine großen Wunder erwarten – hochgemixt wurde nix , der Ton ist sowohl Deutsch wie Englisch (Originalton) in Stereo. Der AV Reciever kann aus bleiben , der normale TV Ton reicht vollkommen aus.
Wiedergabe ist aber klar & verständlich – auch hier nix zu meckern.
Bonusmaterial
Beim Bonusmaterial gibt es zwei ältere Interviews mit Roland Klick (rausgeschnitten aus längeren Dokumentationen) , einen sehr informativen Audiokommentar mit Roland Klick & Ulrich von Berg (lustig wie Klick sich immer mehr in Anekdoten reinsteigert) , diverse Trailer , die TV Dokumentation „Die Chance“ wo über das Casting der Rolle der Jesy berichtet wird (in Schwarz/Weiß – damals im TV noch normal) sowie die Möglichkeit sich die Musik von Can ohne Filmbilder anzuhören. Ein dickes gutes Paket.
Die DVD ist bei Filmgalerie 451 erschienen & ist FSK 16 uncut. Beim Kauf unbedingt darauf achten die Neuauflage in der „451 Red Line“ Edition zu kaufen , den nur bei dieser ist der Film im korrekten Bildformat vorhanden.
Der Trailer
Nützliche links
ofdb Eintrag
Webseite von Roland Klick