Repo Men (2010; USA, Kanada)
Directed by Miguel Sapochnik
Written by Eric Garcia & Garrett Lerner
Cast: Jude Law (Remy), Forest Whitaker (Jake), Liev Schreiber (Frank), Alice Braga (Beth)
Trailer
Willkommen bei „the Union“ und seien sie ganz unbesorgt, denn ab jetzt müssen sie sich keine Sorgen mehr machen. Egal ob ihre Leber, ihr Herz oder ihre Lunge das Problem sein sollte, das sie zu uns führt, wir haben den perfekten Ersatz für sie. Ihre genaue Krankengeschichte spielt dabei keine Rolle. Sie bekommen von uns ein High-Tech-Organ, das, seien wir doch mal ehrlich, auch viel besser als das Original funktioniert. Wie sie das bezahlen sollen? Auch daran brauchen sie keinen Gedanken zu verschwenden. Egal wie ihre finanziellen Möglichkeiten aussehen, wir haben das perfekte Angebot für sie. Und, so ganz unter uns, denken sie doch an ihre Familie, Freunde und all die schönen Momente, die sie noch erleben können, und das nur mit einer Unterschrift.
So oder so ähnlich funktioniert das Gesundheitssystem der Zukunft, zumindest wenn wir dem filmischen Machwerk „Repo Men“ glauben schenken. Es kann durch das Ersetzen jeweiliger Organe (Gelenke, Knochen, etc.) alles kuriert werden, jedoch ist die Gesundheit der Menschen ein Wirtschaftsfaktor geworden, den es zu kalkulieren gilt. Was passiert also, falls die Kredite für das gekaufte neue Leben nicht mehr gezahlt werden können? Das Gleiche, was auch passiert, wenn man bei einem Haus den Kredit nicht mehr zahlen kann. Die Bank zieht es ein. In diesem Fall ist der Kreditgeber der Konzern „the Union“ und natürlich werden auch hier Organe wieder eingezogen, die nicht mehr bezahlt werden können. Diesen Job übernehmen mit einer spitzbübischen Begeisterung die beiden Freunde Remy (Jude Law) und Jake (Forest Whitaker), und das sehr zur Freude ihres Chefs Frank (Liev Schreiber). Sie sind die „Repossession Men“, die Repos. Man muss wohl kein Prophet sein, um erahnen zu können, dass die „Kunden“ den Verlust eines lebenswichtigen Organs nicht unbeschadet überstehen.
Remy plant jedoch einen Wechsel der „Branche“ aus Liebe zu seiner eigenen Familie. Nachdem sich dieser allerdings nach einem schiefgegangenen Auftrag, der sein letzter sein sollte, im Krankenhaus mit einem „neuem“ Herzen wiederfindet, stellen sich für ihn mehrere Fragen. Bin ich der Jäger oder der Gejagte? Wie besorge ich Monat für Monat genug Geld? Was haben mein bester Freund und mein Chef damit zu tun? War es überhupt richtig, was ich tat und weiß ich denn, was jetzt richtig ist?
Eine durchaus interessante Ausgangssituation, die sich Regiedebütant Miguel Sapochnik hier zur Brust nahm. Denn, wie es die Einleitung schon vermuten lässt, gehört zu diesem Sci-Fi-Paket eine gehörige Portion Gesellschaftskritik mit dazu. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch noch mal kurz das Buch „the Repossession Mambo“ erwähnen, das die Vorlage zu diesem Film bietet und von Eric Garcia geschrieben wurde, der sich auch für das Screenplay verantwortlich zeigt. Der Anspruch eines gesellschaftskritischem Sci-Fi-Action-Spektakels wird von diesem nämlich allzu gern in diversen Interviews erwähnt. Und eines muss man ihm und dem Regisseur auch zugestehen, die moralische Frage, die sich jeder von uns stellen muss, ob eine Gesellschaft menschlich bleibt, die ihre stützende Wirtschaftssäule mehr beschützt als die Individuen, die die Gesellschaft ausmachen sollten, wird sehr schnell im Film deutlich. Leider wird ebenso schnell deutlich, dass es genau an dieser Stelle, die quasi sofort nach meiner inhaltlichen Einleitung einsetzt, beginnt zu haken.
Fangen wir bei der Inszenierung an, welche so stark versucht viel cooler zu sein als „Equilibrium“ oder auch „The Surrogates“. Doch speziell zu ersterem sind einige Parallelen zu erkennen. Es gibt ähnlich choreographierte Kämpfe, allerdings ohne besonderen Feinschliff, so dass man dann lieber zu einer gewissen überharten Darstellung bei körperlichen Konflikten greift. Das Bild muss natürlich immer etwas kühl wirken und ist darüber hinaus entweder zu dunkel oder zu hell. Die Effekte sind akzeptabel und wirken nicht fehl am Platz. Auf der Pro Seite bleiben aber auch einige nette Ideen stehen, wie eine Szene im Hochhaus, die ein tiefgründiges bis erotisches Schattenspiel beherbergt. Ansonsten bleibt die bildliche Darstellung zumeist Standardkost. Ebenso verhält es sich mit der musikalischen Untermalung, die von mittelmäßig bis nicht auffallend reicht. Und wir haben noch etwas Durchschnittliches, das Pacing. Ich hatte stetig das Gefühl, dass die Abschnitte des Films möglichst in abwechselnder Reihenfolge als zu schnell und dann als zu langsam geplant wurden. Dies gipfelt dann in einem Finale, welches sich viel zu sehr hindehnt und es sogar schafft mit wuchtigen Darstellungen einen Ekel beim geneigten Zuschauer zu erzeugen. Der Twist ganz am Ende des Films ist wieder positiv hervorzuheben, wenn auch etwas vorhersehbar. Aber vor allem dank der Figur des Jake kann das Ende einiges wiedergutmachen, was mich jetzt auch zur Darbietung der Schauspieler führt.
In den folgenden Zeilen applaudiere ich Forest Whitaker, obwohl ich ihn nicht als guten Schauspieler sehe, war er der einzige im gesamten Ensemble, der es geschafft hat seine Spielfreude auf mich und auch andere Zuschauer zu übertragen. Man muss hier dennoch sein konstantes Overacting erwähnen, was allerdings und das ist das Interessante, perfekt auf seine darzustellende Figur des Jake passt. Deswegen sind auch grade die Motive dieser Figur für alle Geschehnisse in der sie involviert ist, mehr als interessant. Ich geh sogar einen Schritt weiter und schreibe, dass, wenn es Whitaker nicht gegeben hätte, ich den Film nicht länger als eine halbe Stunde fokussiert beobachten hätte können. Da dies aber geschrieben ist, bleibt nun die größte Enttäuschung des Films zurück: Jude Law. Ich mochte Law eigentlich schon immer und dachte es würde Blockbuster-Material gepaart mit schauspielerischer Feinfühligkeit in ihm schlummern, jedoch muss ich es mir ohne weitere Umschweife eingestehen, „ich habe mich geirrt“. Law schafft es leider nicht seine Figur interessant oder gar nachvollziehbar zu gestalten, und das obwohl man jederzeit erahnt, dass das Drehbuch auch für diese Figur schlüssig ist. Man hat das Gefühl als wolle er die Entscheidungen und Gefühle seiner Figur verständlich machen, aber könne es nicht. Den immer blassen Liev Schreiber und die austauschbare weibliche Nebenrolle Alice Braga brauchen leider auch nicht weiter erwähnt zu werden.
Nach gut zwei Stunden bleibt ein etwas fader ekliger durchschnittlicher Geschmack im Mund zurück, als hätte man einen Kaugummi zu Tode gekaut, der aufgrund seiner konzeptionellen Rezeptur toll hätte schmecken können und eine überraschend gute Zutat mit Namen Forest Whitaker aufweist.
schwache
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