Entstehungsdaten:
Australien-USA
2010
Regie:
Stuart Beattie
Darsteller:
Caitlin Stasey
Deniz Akdeniz
Rachel Hurd-Wood
Lincoln Lewis
Phoebe Tonkin
Chris Pang
Ashleigh Cummings
Andrew Ryan
Colin Friels
Trailer
Bei dem dramatischen Action-Thriller „Tomorrow, when the War began“ (2010) handelt es sich um die Verfilmung des gleichnamigen (hierzulande unter dem Titel „Morgen war Krieg“ erschienen) Romans aus der Feder des australischen Schriftstellers John Marsden, der 1993 den Auftakt einer siebenteiligen Jugendbuch-Reihe markierte, welche sich insbesondere in ihrem Ursprungsland bis heute großer Beliebtheit erfreut sowie zwischen 2003 und 2006 in Gestalt dreier „Spinoff“-Werke („the Ellie Chronicles“) eine zusätzliche Erweiterung erfuhr. Lange Zeit sträubte sich Marsden dagegen, die Rechte an dem Stoff „zur Adaption freizugeben“ – bis er sich irgendwann schließlich aber doch überzeugen ließ und das Projekt im Folgenden unter der Führung seines Landsmanns Stuart Beattie in Produktion ging. Jener hatte sich zuvor mit Drehbüchern zu mehreren „High-Profile-Veröffentlichungen“ der Traumfabrik Hollywoods (u.a. „Pirates of the Caribbean“, „Collateral“, „30 Days of Night“, „Australia“ sowie „G.I. Joe: the Rise of Cobra“) einen geachteten Namen innerhalb der Branche erworben – worauf er nun auch erstmalig (neben dem Liefern der Skript-Vorlage) die Aufgaben bzw. den Posten des Regisseurs übernahm…
Ellie Linton (Caitlin Stasey) ist eine gleichermaßen clevere, attraktive wie sympathische Siebzehnjährige, die auf einer Farm nahe des Küstenstädtchens Wirrawee zuhause ist und eines Tages nun gemeinsam mit einigen Freunden zu einem Camping-Trip ins Hinterland aufbricht. Ihr Ziel markiert ein abgelegenes Tal, in welchem sich ein wahrhaft paradiesisches, seitens der Einheimischen ironischerweise allerdings „Hell“ genanntes Fleckchen Erde finden lässt – inklusive See, Wasserfall und üppiger umringender Vegetation. Neben ihrer „BFF“ Corrie (Rachel Hurd-Wood), die frisch mit dem charmanten Kevin (Lincoln Lewis) zusammengekommen ist und sich entsprechend auf jede freie Sekunde in seiner Gegenwart (außerhalb der „Reichweite“ ihrer Eltern) freut, ist auch der stets in unterschiedlichen Schwierigkeiten steckende „rebellische“ Grieche Homer (Deniz Akdeniz) mit von der Partie – ebenso wie die hübsche Fi (Phoebe Tonkin), welche man durchaus als ein verwöhntes reiches (aber nettes) „City-Püppchen“ beschreiben könnte, die religiöse Robyn (Ashleigh Cummings) sowie der meist eher ruhig auftretende Lee (Christopher Pang), auf den Ellie zuletzt zunehmend (aber weiterhin zaghaft) „ein interessiertes Auge“ geworfen hat...
Ausgelassen verleben sie einen schönen Ausflug – doch als sie schließlich nach Wirrawee zurückkehren, dauert es nicht lange, bis sie feststellen müssen, dass „irgendetwas nicht mehr stimmt“: Umliegende Häuser, Höfe und Grundstücke sind menschenleer, so manch ein Tier wurde einfach seinem Schicksal überlassen, nur eigene Generatoren liefern noch Strom, das Internet ist nicht erreichbar und keinerlei Handy-Signal vermag empfangen zu werden. Könnte das mit den vielen Militärflugzeugen in Verbindung stehen, die einige Nächte zuvor über sie hinweggeflogen sind? Spätestens als sie (heimlich und mit Vorsicht) in den Stadtkern vordringen, findet diese Vermutung ihre schreckliche Bestätigung: In ihrer Abwesenheit wurde Australien von fremden Truppen angegriffen sowie in Teilen besetzt – die lokalen Anwohner hat man auf dem zentralen Jahrmarktgelände zusammengetrieben und interniert. Nachdem sie u.a. Zeuge einer Hinrichtung werden und selbst nur knapp mit dem Leben davonkommen, ziehen sie sich vorerst wieder ins Umland zurück, wo sie sich bezüglich ihrer Optionen beraten und letztlich zu der Entscheidung gelangen, weder aufzugeben noch zu versuchen, die Situation irgendwie „auszusitzen“ – sondern stattdessen aktiv (hauptsächlich per Anwenden klassischer Guerilla-Taktiken) Widerstand zu leisten bzw. auf diesem Wege den Kampf gegen die Invasoren aufzunehmen...
„Tomorrow, when the War began“ erinnert natürlich unweigerlich an den berüchtigten '84er US-Streifen „Red Dawn“, welchen der politische Hardliner John Milius innerhalb der Epoche des „Kalten Krieges“ sowohl als Propaganda-Werk als auch manipulative Allegorie (bspw. auf den amerikanischen Einsatz in Vietnam) konzipierte und realisierte – allerdings kann man in diesem Fall (zum Glück) relativ zügig „beruhigt aufatmen“, denn trotz eines im Prinzip nicht unähnlichen Subtexts zielt dieser Film hier in erster Linie (unverkennbar) darauf ab, sein Publikum bestmöglich zu unterhalten, und nicht etwa in irgendeiner Weise zu beeinflussen. Unverborgen weist Beattie auf vorhandene Parallelen zur historischen Kolonialisierung des Landes durch europäische Kräfte hin, welche damals ja ebenfalls „nicht gerade achtbar“ mit den Ureinwohnern umgingen – jedoch geschieht dies bloß am Rande, ohne es dem Zuschauer aufzudrängen: Vielleicht ein wenig oberflächlich, ja – aber noch immer besser, als diesen Aspekt zu vordergründig zu gestalten oder völlig unter den Tisch fallen zu lassen. Eine Gegebenheit, die zu einigen „kontroversen Reaktionen“ führte, stellt die präsentierte ethnische Zugehörigkeit der Aggressoren dar: Während im Buch keinerlei Hinweis auf ihre Herkunft gegeben wird, handelt es sich bei ihnen im Vorliegenden um eine aus mehreren asiatischen Staaten bestehende Koalition, welche es auf die reichhaltigen Rohstoffvorkommen der Region abgesehen hat. Obgleich frei spezifischer Details in dieser Beziehung – etwa ist die verwendete Sprache eine rein fiktive – beruht dieses Szenario aber dennoch auf der realen geopolitischen Lage Australiens und greift somit (entsprechend) bestimmte tatsächlich existierende (u.a. kulturelle) Ängste auf, ohne diese allerdings direkt zu thematisieren...
Wie von einem der Protagonisten im Verlauf auch klar auf den Punkt gebracht, ist es im Grunde überhaupt nicht von Bedeutung, wer genau die Angreifer nun eigentlich sind: Die Jugendlichen interessieren sich nicht für ihre Nationalitäten und Motive, denn ihre Anwesenheit und begangenen Taten genügen ihnen als Rechtfertigung und Antrieb ihrer Gegenwehr – und da die Geschichte strikt aus ihrer Perspektive heraus erzählt wird, ist das vollkommen in Ordnung so bzw. absolut legitim. In Anbetracht dessen, dass sie im Zuge ihrer Kämpfe nur auf „einfache Soldaten“ treffen, wird die Anonymität des Feindes zusätzlich unterstrichen – schlichtweg weil in der Story kein Oberbefehlshaber (á la ein General oder Politiker) vorkommt, der jenen Streitkräften ggf. ja ein „konkretes Gesicht“ verleihen würde. Dieser „begrenzte Rahmen“, also das ausschließliche Aufzeigen von Ereignissen, an denen Angehörige der kleinen Gruppe beteiligt sind, führt (gezwungenermaßen) dazu, dass sich eben jene rein in der Gegend um Wirrawee entfalten und solche wie die Invasion an sich oder weitere aktuelle Zustände an anderen Orten im Lande nie aufgezeigt werden – was auf jeden Fall positiv zu werten ist, da das Gesamtbild so stets fokussiert verbleibt. Getreu seines umfassenden Konzepts nimmt sich der Streifen eingangs genügend Zeit, seine Charaktere anständig einzuführen: Ihr gemeinschaftlicher Trip, der seitens des vermittelten Eindrucks übrigens wunderbar „locker-leicht“ arrangiert wurde, bringt sie sowohl einander als auch dem Betrachter näher – worauf sie im Folgenden in eine „veränderte Realität“ zurückkehren, die düsterer und erschreckender kaum sein könnte...
Großes Lob gebührt den Verantwortlichen hinsichtlich der gecasteten Akteure: Durch die Bank weg erfüllen die vorrangig aus einheimischen TV-Serien bekannten Jungdarsteller die ihnen abverlangten Aufgaben Schrägstrich Anforderungen – nämlich gut auszusehen und die einzelnen Parts (inklusive ihrer jeweiligen Persönlichkeitsausprägungen) zudem möglichst glaubwürdig darzubieten. Caitlin Stasey („All Cheerleaders die“) ist nicht nur eine natürliche Schönheit, sondern kann obendrein ein feines Maß an Talent vorweisen – was sie geradezu für eine internationale Karriere prädestiniert hat. Sie verfügt über Charisma und meistert die Rolle der Ellie, welche ja die „treibende Kraft“ der Teenager markiert sowie die allgemeine Basis-Stimmung sporadisch (u.a. per Voiceover) in treffende Worte kleidet, dank solcher Eigenschaften wie einer prima transportierten Kombination aus Verletzlichkeit und tougher Entschlossenheit restlos zufrieden stellend. Den verhältnismäßig stereotypen „Bad Boy“ Homer, der aber rasch ungeahnte Führungsqualitäten an den Tag legt, verkörpert Denzi Akdeniz („April Rain“) ohne Anlass zur Klage und bietet auf diesem Wege eine sympathische Identifikationsfigur – wohingegen Chris Pang („I, Frankenstein“) und Lincoln Lewis („Bait“) als Lee bzw. Corrie´s Freund Kevin leider eher blass verbleiben. Jene wird von der vergleichsweise Kino-erfahrenen sowie eine rundum solide Performance abliefernden Britin Rachel Hurd-Wood („Solomon Kane“) gespielt – worüber hinaus auch Phoebe Tonkin (TV´s „H20“) und Ashleigh Cummings („Dream Life“) zu gefallen wissen, allen Klischees ihrer Parts zum Trotz. Unglücklicherweise trifft das jedoch nicht auf den „Stoner“ Chris (Andrew Ryan) zu, der sich ihnen „gegen Halbzeit“ anschließt: Seine ganze Art (sprich: Humor, Gebaren, Attitüde etc.) wirkt dafür einfach „zu forciert“...
Beattie´s Adaption bleibt der beliebten Vorlage weitestgehend treu, was Fans der Reihe erfreuen dürfte sowie bis hin zu so manch einer verwendeten Original-Dialogzeile reicht – von denen sich einige allerdings (mit Sicherheit) besser lesen als laut ausgesprochen vernehmen lassen. Gelegentlich wäre es gewiss vorteilhafter gewesen, spezielle Emotionen und Empfindungen lieber nonverbal zu kommunizieren, anstatt sie „frei heraus“ vorzutragen: In diesem Bereich sind dem Skript punktuelle Schwächen zu attestieren. In Sachen Charakterzeichnung wurden potentiell optimierende Ergänzungen offenbar einem zügigen Verlaufsfluss untergeordnet – was es einigen eventuell erschweren könnte, zu der einen oder anderen portraitierten Person eine wahrhaft ergiebige Verbindung aufzubauen. Subtexte der Story sind dennoch stets klar erkennbar und wurden außerdem auch passabel angegangen: Es geht ebenso um das Bewahren seiner Menschlichkeit wie um den „Verlust der Unschuld“ im Angesicht einer schrecklichen Bedrohung, um das Entdecken individueller Stärken, ums Über-sich-Hinauswachsen, „erzwungenes inneres Heranreifen“ sowie um die unterschiedlichen Auswirkungen des Kampfes bzw. Krieges auf diese jungen Leute. Jeder geht anders mit den belastenden Umständen der neuen Situation um: Nach dem Töten eines Soldaten erklärt Ellie ihre aus ihrem „moralischen Dilemma“ resultierende Entscheidung etwa damit, dass ihr das eigene Leben „am Ende des Tages“ nunmal mehr bedeuten würde als das eines Feindes. Besonders tiefschürfend werden diese Thematiken aber nicht ausgelotet: Durchgehend genießt die von einem unaufdringlichen Sinn für Humor sowie der generellen „Was würde ich tun?“-Frage zusätzlich genährte „Entertainment-Ausrichtung“ oberste Priorität…
Bei einem Plot wie diesem ist ein bestimmtes Maß an „Suspension of Disbelief“ im Prinzip eine unumgängliche Notwendigkeit, welche sich hier (im Hinblick aufs grundlegende Sehvergnügen) „unterm Strich“ jedoch lohnend auszahlt: Etliches muss man halt schlichtweg als „gegeben“ hinnehmen – wie dass sich die Angst und Panik der Teens alles in allem in Grenzen hält oder ihre Gegner offenbar nicht unbedingt die besten Schützen sind. Eindrucksvoll beweist das fertige Ergebnis jedenfalls, dass Regie-Debütant Beattie die gesamte Produktion fest im Griff hatte: Die erzeugte Atmosphäre ist stimmig und wird zunehmend düsterer, es sind sowohl vereinzelte brutale als auch mehrere angenehm spannende Sequenzen auszumachen – während die arrangierten Action-Set-Pieces ausnahmslos überzeugen können, ohne je übertrieben zu wirken: Primär beziehe ich mich da auf den Abschuss eines Jets, die Bombardierung einer Farm, eine „Lkw vs. Militär-Buggys“-Verfolgungsjagd sowie das große Finale, bei dem die Sprengung einer strategisch wichtigen Brücke im Zentrum der Geschehnisse steht. Die F/X-Arbeit ist hochwertig, seinen schicken Look verdankt der Film Cinematographer Ben Nott („Predestination“) sowie seinen brauchbaren Score dem Duo Reinhold Heil („Haunt“) und Johnny Klimek („Wolf Creek 2“). In Addition dazu ist das Sound-Design ungemein effektiv und sind die verwendeten Songs allesamt eingängig – obgleich es definitiv inspirierter gewesen wäre, den Abspann mit einem „weniger beschwingt“ klingenden Stück zu unterlegen. Trotz des hohen Unterhaltungsgrads könnten einige Zuschauer aber durchaus anmerken bzw. bemängeln, dass ihnen das Gebotene zu stark wie „das erste Kapitel“ einer (nie fortgeführten) Franchise vorkommt – bloß handelt es sich hierbei ja tatsächlich um ein genau solches „Einstiegswerk“, weshalb sich jeder eigentlich von Anfang an darüber im Klaren sein müsste, dass im Vorliegenden (z.B.) die Figuren stärker im Vordergrund stehen als die kämpferischen Auseinandersetzungen…
Fazit: Im Grunde genommen lässt sich „Tomorrow, when the War began“ relativ treffend als das australische Pendant eines (gelungenen) jugendorientierten Hollywood-Blockbusters bezeichnen: Ein stimmungsvoller, prima besetzter, ergiebig gespielter, optisch ansprechender sowie aufwändig, straff und kurzweilig in Szene gesetzter Streifen, welchem es (unabhängig einiger inhaltlicher Schwächen) durchweg gelingt, eine einträgliche Balance aus Action-Abenteuer, Kriegs-Drama und „Coming-of-Age“-Geschichte zu halten…