Entstehungsdaten:
USA-Kanada
2010
Regie:
Kaare Andrews
Darsteller:
Jessica Lowndes
Julianna Guill
Landon Liboiron
Jake Weary
Ryan Donowho
Trailer
Bei dem Mystery-Sci-Fi-Horror-Thriller „Altitude“ (2010) handelt es sich um die erste „abendfüllende“ Regiearbeit des preisgekrönten „PSA“-, Videoclip- und Kurzfilmers Kaare Andrews, welcher sich im Vorfeld des Projekts (in entsprechenden Kreisen) maßgeblich jedoch als Autor und Zeichner diverser bekannter Comics (á la „the Incredible Hulk“ oder „Ultimate X-Men“) einen geachteten Namen erworben hat. Inhaltlich wie stilistisch zahlreiche auf letzteres Tätigkeitsfeld zurückzuführende Einflüsse aufweisend, wird die Geschichte der noch unerfahrenen Pilotin Sara (Jessica Lowndes) erzählt, die im Kindesalter ihre Mutter bei einem Flugzeugunglück verlor und aktuell nun unmittelbar davor steht, zusammen mit ihrem Freund Bruce (Landon Liboiron), Cousin Cory (Ryan Donowho), ihrer „BFF“ Mel (Julianna Guill) und deren Boyfriend Sal (Jake Weary) zu einem „Coldplay“-Konzert hin aufzubrechen – allerdings nicht in Form eines Road-Trips, wie sie es eigentlich ihrem Vater (Mike Dopud) berichtet hatte, sondern per gemietetem Kleinflieger. Unabhängig der Gegebenheit, dass die Stimmung an Bord nicht gerade ausgelassen anmutet, was u.a. daraus resultiert, dass die Gruppe nicht unbedingt eine „eingeschworene Gemeinschaft“ bildet, verlaufen die anfänglichen Minuten nach dem Start im Grunde völlig reibungslos – bis vor ihnen auf einmal eine düstere Schlechtwetterfront auftaucht und Sara diese im Folgenden zu überfliegen versucht, da sie noch keine Lizenz für die Durchführung eines Instrumentenflugs besitzt. Im Zuge dessen geschieht es jedoch, dass ein Defekt das Höhenruder der Maschine blockiert, welche fortan stetig weiter zu steigen anhält. Als obendrein der Funkkontakt abreißt, die Anzeigen versagen und der Treibstoff nur noch für eine knappe Stunde reicht, wächst die (von ersten Hypoxie-Symptomen zusätzlich genährte) Anspannung unter den jungen Leuten kontinuierlich an: Kopfschmerzen, Wutausbrüche sowie Anflüge von Hysterie und Paranoia sind nur einige der zu verzeichnenden Auswirkungen. Je tiefer sie in den rätselhaften Sturm hineindringen, desto deutlicher werden ihnen zugleich aber auch verschiedene „Merkwürdigkeiten“ der gesamten Situation gewahr – bis sie sich irgendwann schließlich (tatsächlich) eingestehen müssen, dass „da draußen“ augenscheinlich „etwas Riesiges“ in der Dunkelheit lauert, das kreischende Laute von sich gibt, über zig Tentakel verfügt sowie ganz offensichtlich „feindseliger Wesensart“ ist…
Die Eröffnung des Streifens vollzieht sich in Gestalt eines kurzen, in erster Linie den Tod von Sara´s Mom (Michelle Harrison) aufzeigenden Prologs, in welchem eine Cessna (mit ihr am Steuer sowie einer anderen Familie als Passagiere) mitten in der Luft urplötzlich mit einem entgegenkommenden Flieger kollidiert: Ein gelungener Einstieg, der aufmerksamen Zuschauern allerdings ein wenig zu klare Hinweise auf einen Teil des Ausgangs der darauf einsetzenden Geschichte offenbart. Aber der Reihe nach: Einem geschmeidigen Übergang in die Gegenwart anknüpfend, werden dem Publikum nun erst einmal die einzelnen Protagonisten „vorgestellt“ – womit die „Probleme am Gebotenen“ jedoch schon (relativ früh) beginnen, schlichtweg weil keiner einen durchgehend sympathischen Eindruck hervorruft, sich die Runde (erneut mal wieder) aus einer „Ansammlung altbekannter Stereotypen“ zusammensetzt und man sie überdies jeweils noch mit ein bis zwei (jene „unvorteilhafte Impression“ nur noch bekräftigende) „Requisiten“ ausgestattet hat: Corey z.B. ist Kletterer und Musiker, weshalb er sowohl eine Gitarre als auch seine Seil-Ausrüstung bei sich führt – und außerdem heimlich auf Mel steht, die blond, sexy und lebensfroh ist sowie später mal Regie führen möchte, weswegen sie jetzt bereits alles und jeden mit ihrem Camcorder filmt. Aktuell sind sie und Sal ein Paar: Jener ist ein sich ständig wie „der letzte Arsch“ benehmender Sportler – was nicht allein auf seinen starken Alkoholkonsum zurückzuführen ist (jip, er hat Bier im Gepäck). Es dauerte keine 10 Minuten, da habe ich ihm bereits einen grausamen (und möglichst baldigen) Tod gewünscht. Cory indes ist ein in sich gekehrter sensibler junger Mann, der unter Flugangst leidet, Comics schätzt sowie Sara liebt: Nur wegen ihr nimmt er überhaupt an dem Trip teil – „klammert“ in der Beziehung, ist unruhig und scheint etwas zu verbergen. Sie dagegen erwidert seine Gefühle in der Form bzw. Intensität nicht – will sich daher auch im Rahmen eines in Kürze angedachten Umzugs nach Montreal von ihm trennen. Der Verlust ihrer Mutter belastet sie bis heute schwer: Das betreffende Trauma will sie mit dem Fliegen nun aber endlich verarbeiten und sich dadurch (simultan) auch gegenüber ihrem Dad beweisen. Sara ist im Prinzip ein klassisches „Final Girl“ – aufgrund des „Verhältnis-Stands“ zwischen ihr und Cory allerdings nicht ganz so „stromlinienförmig“ wie sonst meist üblich…
Losgelöst davon, dass die Rollen weder allzu originell noch reichhaltig gezeichnet wurden, werden sie seitens der gecasteten Akteure dennoch (den Vorgaben des Skripts entsprechend) solide verkörpert: Ryan Donowho („Rites of Passage“), Landon Liboiron (TV´s „Hemlock Grove“) und Jake Weary („It follows“) agieren jeweils okay – ebenso wie die beiden Schönheiten Jessica Lowndes („Abattoir“) und Julianna Guill („Mine Games“). Generell sind die charakterlichen Entwicklungen unterschiedlicher Persönlichkeiten unter dem Druck einer potentiell tödlichen Extremsituation – welche in diesem Fall ja zusätzlich gar noch von diversen emotionalen und zwischenmenschlichen Konflikten, der beengten Umgebung sowie einigen „mysteriösen Einwirkungen“ angereichert wird – stets interessant mitzuverfolgen. Unglücklicherweise verhindert im Vorliegenden jedoch u.a. die grobe individuelle Beschaffenheit der Figuren das Entstehen einer „ergiebigen Verbindung“ zum Betrachter: Von Anfang an sind sie einem mehr oder minder „egal“, vermag die Qualität ihrer Dialoge nur bedingt zufrieden zu stellen und kommen ihre Gefühle und Verhaltensweisen (wer wirklich was für wen empfindet, wem der Stress am meisten zusetzt etc.) nicht gerade arm an Klischees und Vorhersehbarkeiten daher. Speziell in diesem Bereich hat Drehbuch-Autor Paul Birkett („the Keeper“) eine Menge Potential verschenkt. Mit zunehmender Laufzeit werden die Verfehlungen der Vorlage immer deutlicher – wobei Logikschwächen und uninspirierte Einfälle nur die „Spitze“ des betreffenden „Eisbergs“ markieren. Die Blockade des Höhenruders wird noch schlüssig dargelegt sowie das von wachsender Angst und Verzweiflung geprägte Szenario ersprießlich aufgebaut: Während die Maschine unaufhörlich steigt, erhitzen sich die Gemüter und scheitern erste Versuche, eine Verbesserung der Lage herbeizuführen – wie etwa per Abwerfen überschüssigen Ballasts durch eine zuvor geöffnete Luke. Einige verbale wie auch physische Auseinandersetzungen später entscheidet sich Cory schließlich dazu, das Problem „direkt“ anzugehen – draußen am Heck, mitten im Flug, nur von einem Seil gesichert: Eine Sequenz, die den beabsichtigten „Effekt“ jedoch verfehlt – denn statt Hochspannung ruft sie eher Kopfschütteln hervor und raubt dem Werk schlagartig ein neuerliches Stück seiner verbliebenen „Glaubwürdigkeit“. Unmittelbar darauf verändert sich der Stil dann allerdings auch vollends hin ins „Übernatürlich-unrealistische“ – und zwar als ein Leidtragender plötzlich von einem riesigen Tentakel ergriffen sowie in den Sturm hinaus hinfortgerissen wird…
Jeder, der bestimmte Artikel zum Film gelesen, das Poster gesehen oder sich den (eh ungünstig viele Details preisgebenden) Trailer angeschaut hat, weiß ja bereits, was dort in den Wolken lauert – nämlich ein schwebendes bzw. fliegendes „Kraken-Monster“, welches einen unweigerlich an H.P. Lovecraft´s „Cthulhu-Mythos“ erinnert sowie mit Hilfe anständiger F/X generell keineswegs uncool umgesetzt wurde. Nach einigen seltsamen Lauten und „visuellen Andeutungen“ in der zweiten Hälfte bekommt man die Kreatur erst im Schlussakt „in voller Pracht“ zu Gesicht – wobei sich das Werk prompt von einem fast Kammerspiel-esken Survival-Psycho-Thriller (á la „Frozen“ oder „Open Water“) hin zu einem annähernd klassischen Sci-Fi-Creature-Feature wandelt, das einem (in gewisser Weise) u.a. die beiden Stephen King Adaptionen „the Langoliers“ und „the Mist“ in den Sinn ruft. Die Erklärung, die das Publikum zu guter Letzt für die ganze „Situation“ geboten erhält – sind sie nun abgestürzt und gestorben, befinden sie sich in einer Art „Zwischenwelt“, oder handelt es sich eventuell gar um ein geheimes Militär-Experiment? – bringt zwar alles „relativ sauber“ unter Dach&Fach, enttäuscht aber dennoch, schlichtweg weil sie weder sonderlich kreativer noch unvorausahnbarer Natur ist. Der komplette Streifen erzeugt den Eindruck einer ausgedehnten „Tales from the Crypt“- oder „Twilight Zone“-Episode – was ja wiederum mit der „Comic-Einbindung“ und dem Background des Regisseurs harmoniert, der früher auch mal Kurzgeschichten geschrieben hat. Das Problem ist nur, dass eine 90-minütige Laufzeit einfach zu lang für die erzählte Story ist – und sie obendrein ein klares „Augenzwinkern“ vermissen lässt, was bei einer solchen Materie im Grunde aber absolut notwendig gewesen wäre. Immerhin weiß die Inszenierung zu überzeugen: Die Kamera-Arbeit Norm Lis („Beyond the Black Rainbow“) – mit all ihren Bewegung durch die Kabine sowie um die Maschine herum – ist gleichermaßen ansehnlich wie die gesamte Bildersprache an sich (einschließlich der gewählten Lichteffekte, Farben und Perspektiven). Stimmig werden die düsteren Geschehnisse seitens der Soundkulisse und dem Score Jeff Tymoschuks („the Marine 4“) unterstrichen, das Tempo ist straff und einige Set-Pieces kommen „ordentlich dramatisch“ daher. Darüber hinaus ist es Andrews prima geglückt, sowohl ein Gefühl von Isolation in den Weiten des Himmels als auch (parallel dazu) eins klaustrophobischer Enge im Innern des Flugzeugs zu erzeugen. Gerade unter Berücksichtigung dieser Punkte vermag der Film – unabhängig verschiedener evidenter Schwächen – dem geneigten Zuschauer nichtsdestotrotz eine akzeptable Form von Unterhaltung zu offerieren…
Fazit: „Altitude“ ist eine nicht unambitionierte kleine Genre-Produktion, die ebenso handwerklich kompetent wie optisch ansprechend umgesetzt wurde und über ein wirklich verheißungsvolles Konzept verfügt, das aber besser als Kurzfilm oder Episode einer Anthology realisiert worden wäre – u.a. da man auf jenem Wege (bspw.) die Zahl der Streitereien zwischen den überwiegend unsympathisch und schlicht gearteten Figuren zugunsten einer Konzentration auf die wesentlichen „Kernaspekte“ der Handlung (wie die Auswirkungen etlicher psychischer Belastungen auf die Protagonisten oder ihr verzweifelter Kampf ums Überleben im Angesicht einer geradezu unfassbaren Bedrohung) hätte reduzieren können…