Entstehungsdaten:
USA 2010
Regie:
John Carpenter
Darsteller:
Amber Heard
Mamie Gummer
Danielle Panabaker
Laura-Leigh
Lyndsy Fonseca
Jared Harris
Trailer
Neun Jahre nach seinem 2001er Kritiker- und Boxoffice-Flop "Ghosts of Mars" kehrte der legendäre Genre-Regisseur John Carpenter 2010 mit einem neuen Werk in die Kinos zurück – und zwar mit "the Ward": Einer erstmalig von ihm nicht mit Panavision-Kameras gedrehten, auf einer Vorlage Shawn und Michael Rasmussens ("Crawl") basierenden Kombination aus Psycho-Thriller und althergebrachter Grusel-Geschichte, von welcher sich viele eine Rückkehr zur alten Form eben jenes Mannes erhofften, der die Filmwelt im Laufe seiner Karriere um Klassiker wie "Halloween" (1978), "the Fog" (1980), "Escape from New York" (1981) und "the Thing" (1982) bereichert hatte, bevor er in den zwei Dekaden vor diesem hier nun im Fokus stehenden Streifen nichts mehr abzuliefern vermochte, das einen ähnlich hohen Stellenwert genießt; des an sich positiven Eindrucks von Veröffentlichungen wie "In the Mouth of Madness" (1994), "Vampires" (1998) und "Cigarette Burns" (2005) zum Trotz…
1966 wird eine unter Gedächtnisverlust leidende junge Frau namens Kristen (Amber Heard) in die von dem renommierten Dr. Stringer (Jared Harris) geführte geschlossene Abteilung des North Bend Psychiatric Hospitals eingewiesen, nachdem sie zuvor ein Farmhaus in Brand gesetzt hatte. Mit ihr befinden sich noch vier weitere seiner Betreuten im betreffenden Trakt der Einrichtung: Iris (Lyndsy Fonseca) ist stets freundlich – zugleich aber auch ein wenig zurückhaltend – Sarah (Danielle Panabaker) präsentiert sich meist relativ egozentrisch und rechthaberisch, Zoey´s (Laura-Leigh) ganzes Gebaren entspricht eher dem eines Kindes und Emily (Mamie Gummer) hat ihre anpassungs-unwillige (ständig auf Konfrontationen ausgerichtete) Art inzwischen eine gewisse Außenseiter-Position in der Gruppe eingebracht. Losgelöst aller Unterschiede vereinen sie jedoch die Umstände ihrer gemeinsamen Situation – und Kristen ist nun eine von ihnen…
Während Ansätze von Kameradschaft entstehen und Stringer bei Kristen mit seiner Therapie-Arbeit beginnt, richtet sie ihr Haupt-Augenmerk indes auf die Suche nach einer Flucht-Möglichkeit. Dies resultiert u.a. aus den Erzählungen der Mädels, dass die Verantwortlichen bislang wohl noch nie jemanden tatsächlich als geheilt eingestuft sowie im Anschluss daran entlassen hätten – wie auch daraus, dass kürzlich erst eine Patientin "spurlos verschwunden" sei sowie sich obendrein offenbar gar die geisterhafte Erscheinung einer weiteren ehemaligen Mitinsassin (Mika Boorem) in den Klinik-Gemäuern umherbewegt. Je mehr sich Kristen mit den Hintergründen jener Begebenheiten beschäftigt, desto stärker gewinnen die "übernatürlichen Einwirkungen" an Intensität – was rasch zu einer steigenden Zahl schrecklich zugerichteter Opfer führt. Es gilt, ein düsteres Geheimnis zu lüften, bevor es für sie alle zu spät ist...
Auf angenehme Weise rufen einem die stimmungsvollen, zusagend arrangierten Anfangs-Minuten von "the Ward" in Erinnerung, dass Carpenter nicht umsonst über die Reputation verfügt, eine Koryphäe seines Fachs zu sein – sowie er sich außerdem (unabhängig aller Enttäuschungen) auch im weiteren Verlauf seiner Karriere nie derart schwer "blamiert" hat wie etwa sein Kollege Dario Argento (siehe bspw. "the Card Player", "Mother of Tears", "Dracula 3D" etc.). Unheilschwanger bewegt sich die Kamera langsam durch die nächtlichen Korridore – bis hin zum Zimmer der verängstigten Tammy (Sali Sayler), welche unmittelbar darauf von Händen ergriffen, in die Luft gehoben und getötet wird. An dem Punkt setzen nun die ansehnlich gestalteten sowie mit einem atmosphärischen Score unterlegten Opening Credits ein, im Zuge derer alte Fotos "betagter" Behandlungs-Methoden gezeigt werden, die der Reihe nach (in Zeitlupe) zu Scherben zerspringen – gefolgt von einer Szene, in der Kristen am helllichten Tage (barfuß sowie nur weiße Unterkleidung tragend) durch ein Waldstück hin zu einem Farmgebäude hastet, welches sie sogleich anzündet sowie (fast wie in Trance versunken) beim Niederbrennen beobachtet. Es ist just dann, dass zwei Polizisten vor Ort eintreffen, sie überwältigen und wenig später in die Psychiatrie verfrachten…
Bei diesem nahezu ohne gesprochene Worte auskommenden Einstieg handelt es sich um einen wahrlich gelungenen, der sowohl Interesse als auch Hoffnung auf eine Grusel-Mär im klassischen Stil erweckt. Auf den ersten Blick scheinen die "wichtigsten Zutaten" dafür durchaus vorhanden gewesen zu sein – insbesondere eine fähige Cast&Crew sowie creepy Location, für welche das 1891 eröffnete Eastern Washington State Mental Hospital als Drehort diente. Eine gute Ausgangsbasis also – allerdings steht und fällt ein Film letztendlich bekanntermaßen ja nicht unerheblich mit der Qualität seines zugrunde liegenden Skripts. In diesem Fall stammt jenes von den Gebrüdern Michael und Shawn Rasmussen, welche im Vorhinein bloß den belanglosen 2005er Thriller "Long Distance" verfasst hatten. Leider mangelt es dem von ihnen Erdachten auch dieses Mal an Kreativität und Originalität: Inmitten der Schar solcher Werke kommt einem das meiste einfach zu vertraut vor – inklusive einzelner Versatzstücke sowie gar kompletter Plot-Passagen. Simultan sind die Möglichkeiten, was es mit den "Vorfällen" zum Schluss hin wirklich auf sich hat, unweigerlich eingeschränkt: Ein real existierender Geist, eine psychische Erkrankung – oder vielleicht eine speziell konzipierte Therapieform? Die Antwort darauf bzw. den damit verbundenen Twist dürfte jeder in dieser Sparte halbwegs geübte Zuschauer bereits nach rund 30 Minuten voraussagen können – was schlichtweg schade sowie förmlich als bezeichnend für den gesamten Streifen anzusehen ist…
Ohne Innovationen oder Humor – dafür aber mit so einigen Klischees, Unglaubwürdigkeiten, banalen Dialogzeilen und oberflächlichen Charakter-Zeichnungen – entfaltet sich die Story relativ strikt entlang der "ausgelatschten Pfade" gängiger Spukhaus- und Anstaltsfilme. Zumindest vermag die Besetzung den 08/15-Figuren ein passables Maß an Leben einzuhauchen: Mit einer ordentlichen Performance verkörpert Beauty Amber Heard ("London Fields") die Hauptrolle – allerdings hätte Kristen noch zusätzliche markante Eigenschaften vertragen können, um den Part noch tiefergehender auszuloten. Die anderen jungen Damen – also Danielle Panabaker ("Mr. Brooks"), Lyndsy Fonseca ("Kick-Ass"), Laura-Leigh ("We´re the Millers") und Mamie Gummer ("Stop-Loss") – liefern durch die Bank weg solide Leistungen ab – ebenso wie Sali Sayler ("the River Murders") und Mika Boorem ("Blue Crush") in Flashbacks. Wären ihre Parts besser ausgearbeitet worden – gerade im Bereich der Trauma-Bewältigung – hätten ihre Schicksale gewiss stärkere Reaktionen beim Betrachter hervorgerufen – selbst wenn sich das zum Teil aus dem späteren Geschehen heraus erklärt. Als ihr behandelnder Arzt routiniert agierend, gibt Jared Harris ("Pompeii") Stringer´s "wahre Absichten" erst pünktlich zum Finale hin umfassend preis – wohingegen sein Personal (unter ihnen Susanna Burney als Oberschwester und Dan Anderson als Pfleger) stereotypisch an das in einer Vielzahl verwandter Produktionen (á la "One flew over the Cuckoo´s Nest") erinnert…
Über zwei schöne alte Autos, einige Frisuren, Möbel und Kleidungsstücke sowie eine unterhaltsame Sequenz hinaus, in der die Patientinnen zum Klang eines Songs der Newbeats im Aufenthaltsraum tanzen, macht der Film nichts Herausragendes aus seinem '60er-Jahre-Setting: Ja, es kommen unethisch-unorthodoxe medizinische Methoden zum Einsatz, die zu jener Zeit mancherorts noch immer angewandt wurden – Lobotomie, Elektroschock-Therapie etc. – doch werden sie einem als reine "Horror-Instrumente" präsentiert; ohne etwa hinterfragt oder in einen bestimmten Kontext gerückt zu werden. Kritik am betreffenden System gibt es genauso wenig wie Anspielungen in Richtung der damaligen Neo-Feminismus-Bewegung – trotz aller sich dafür eigentlich bietenden Ansatz-Möglichkeiten. In einem derartigen "Umfeld" ist eine Dusch-Szene im Prinzip ja schon fast obligatorisch – und tatsächlich wird einem im Vorliegenden eine solche geboten, die allerdings erstaunlich unaufregend daherkommt. Nicht unähnlich ist der Eindruck zu beschreiben, den die unterschiedlichen Kills heraufbeschwören: In gewohnter Slasher-Manier finden die Gruppen-Mitglieder der Reihe nach ihr Ende – bspw. wird ein Opfer "unter Strom gesetzt", ein anderes erhält ihre Kehle durchgeschnitten sowie ein weiteres ein Metallpickel durchs Auge direkt ins Gehirn gestoßen. Ungemütlich und brutal, keine Frage – an sich aber weder allzu einfallsreich noch sonderlich schockierend…
Verantwortlich für den übernatürlichen Schrecken ist der Geist einer ehemaligen, u.a. nach Rache sinnenden Patientin, die in jenem Zustand ungefähr wie eine Kreuzung aus einem Zombie und der besessenen Linda Blair in "the Exorcist" ausschaut – komplett mit grau-grünlichem Teint sowie einzelnen (primär Bewegungen unter der Haut aufzeigenden) CGI-Zusätzen. Wirklich begeistern konnte mich die Kreation nicht. Obendrein bin ich der Meinung, dass man sie erst später im Verlauf offenbaren sowie weniger deutlich hätte zeigen sollen. Die Mehrheit der vorhandenen Jump-Scares werden auf "traditionellem Wege" hergeleitet sowie dann stets von einem lauten Geräusch begleitet: Eine lahme, an sich sporadisch aber dennoch "funktionierende" Taktik. Die Sache dabei ist jedoch folgende: Von einer Genre-Legende wäre einfach mehr zu erwarten gewesen! Einen bemühten Score Mark Killians ("Replicas") aufweisend sowie von Cinematographer Yaron Orbach ("the Joneses") stimmig bebildert, demonstrierte Carpenter sein weiterhin existentes handwerkliches Geschick – inklusive eines ergiebigen Gespürs für Atmosphäre: Bewährte Kenntnisse und inszenatorische Kniffe, die für sich allein in der heutigen Zeit allerdings kaum noch wahrhaft zufrieden stellen – wie dieser Film hier (unabhängig seines bisweilen brauchbaren Unterhaltungswerts) im Ganzen leider anschaulich beweist; siehe dazu nur mal den arg uninspirierten Schlussmoment…
Fazit: Obgleich "the Ward" ein ansprechendes Produktionsdesign, diverse kompetente Mitwirkende vor und hinter der Kamera, verschiedene creepy Momente sowie eine durchaus kurzweilige Beschaffenheit vorzuweisen vermag, war John Carpenter mit diesem Horror-Streifen damals nicht das erhoffte "glanzvolle Comeback" gelungen – was in erster Linie dem weitestgehend unoriginellen, ideenarmen und somit einer effektiven Suspense-Erzeugung entgegenwirkenden Drehbuch zuzurechnen ist. Beileibe kein "Totalausfall" oder etwas in der Art – wohl aber ein enttäuschend konventionelles, bestenfalls mäßiges Ergebnis…
knappe