Entstehungsdaten:
USA 2011
Regie:
Francis Ford Coppola
Darsteller:
Val Kilmer
Bruce Dern
Elle Fanning
Ben Chaplin
Alden Ehrenreich
Joanne Whalley
David Paymer
Anthony Fusco
Trailer
Nicht bloß als bekennender Freund „eigenwilliger“ Filme hat Francis Ford Coppola´s „Twixt“ (2011) sogleich einen ganz speziellen Reiz auf mich ausgeübt: Zum einen erweckte es meine Neugier, was für ein
cineastisches Ergebnis der Regisseur solcher Klassiker wie „Apocalypse Now“ oder „the Godfather 1&2“ wohl abgeliefert hat, nachdem er in den '90ern „irgendwie ins Straucheln geriet“ (siehe den Flop „Jack“ oder die
konturlos-glatte Studio-Produktion „the Rainmaker“) und infolge dessen (u.a. inspiriert seitens der
spürbar persönlichen Werke seiner Tochter Sofia) in den vergangenen Jahren (in Gestalt seiner Veröffentlichungen „Youth without Youth“ und „Tetro“) immer deutlicher zu seinen „Ursprüngen“ (sprich: zu kleineren,
individuelleren Projekten) zurückgekehrt war – worüber hinaus mir (zum anderen) mehrere von ihm gewählte „konzeptionelle Ansätze und Ideen“ (sowohl auf stilistischer als auch inhaltlich-thematischer Ebene)
per se erfreulich interessant vorkamen…
Anfangs noch unter dem Titel „Twixt Now and Sunrise“ angekündigt, entstammt das Gebotene einem Traum, aus welchem Coppola eines Nachts in Istanbul vorzeitig erwachte: Ohne der Möglichkeit einer „Rückkehr“ zu diesem, heilt er seine Erinnerungen kurzerhand fest und arbeitete eben jene Aufzeichnungen – u.a. angereichert mit diversen „Verknüpfungen“ zum Leben und Schaffen Edgar Allan Poes sowie zu bestimmten Erlebnissen innerhalb seiner eigenen Historie – in der Folgezeit zu einem Drehbuch aus, auf welchem der hier nun zur Besprechung vorliegende Streifen letzten Endes basiert. Dank der üppigen Erträge seines Weinguts in Nappa Valley gelang es Coppola, das Werk quasi
aus seiner Tasche zu finanzieren – was ihm somit die „gesamte kreative Kontrolle“ sowie „künstlerische Freiheit“ gewährte, keine Kompromisse hinsichtlich seiner „Vision“ eingehen zu müssen und (parallel dazu) auch erneut an seine „experimentellen Anfänge“ anknüpfen zu können. Bloß zwei kurze (voneinander unabhängige) Sequenzen in 3D aufweisend, war es obendrein seine Intention, den Film bei besonderen „Road Show Screenings“ (je nach Publikumsreaktion)
live vor Ort umzuschneiden – ein Vorhaben, mit welchem er auf der „Comic-Con 2011“ (per „iPad“ sowie am Beispiel des Trailers) für Aufsehen sorgte. Ich selbst habe diese
Gothic-Vampire-Smalltown-black-Comedy-Drama-Murder-Mystery-Ghoststory-Genre-Kombination übrigens weder in einer „Remix-Variante“ noch mit dem eigentlichen 3D-Effekt gesehen – sondern
gänzlich traditionell in der ursprünglichen bzw. „normalen“ Schnittfassung…
Seit dem Unfalltod seiner Tochter steckt der einst mit einer relativ aussichtsreichen Karriere gesegnete Schriftsteller Hall Baltimore (Val Kilmer) in einer „schöpferischen Schaffenskrise“: Statt
etwas Bedeutendes zu Papier zu bringen, verdient er sich sein Geld nunmehr mit weitestgehend trivialen Romanen über Hexen und schwarze Magie. Um sein neustes Buch dieser Reihe zu promoten, tingelt er derzeitig in seinem Wagen (u.a. mit einigen gebundenen Ausgaben und einer Kiste Alkohol im Gepäck) durch verschiedene US-Kleinstädte – was ihn irgendwann schließlich ins verschlafene Örtchen Swann Valley führt, wo ihm der zuständige Sheriff Schrägstrich Fledermaus-Häuschen-Bauer Bobby LaGrange (Bruce Dern) gegen Ende einer frustrierend-erfolglosen Signier-Veranstaltung (in der Bücherecke eines Hardware-Stores) stracks eine Kollaboration vorschlägt, bei welcher er dem Autor gern (als
Lieferant gewisser Ideen und Infos) „unterstützend“ zur Seite stehen möchte. Laut seinen Ausführungen ist es nämlich so, dass die Gegend unter einer Art „Fluch“ leidet, der scheinbar auf einen mehrfachen Kindermord im Jahre 1955 zurückzuführen ist und ferner etwas mit der „alternativen Siedlung“ einer Gruppe
Goths an einem nahebei gelegenen See zutun hat, welche von einem mysteriösen jungen Mann namens Flamingo (Alden Ehrenreich) vorgestanden wird…
Aber es geht noch weiter: In Swann Valley gibt es außerdem einen Glockenturm mit sieben Uhrwerken, die jeweils unterschiedliche Zeiten anzeigen, ein altes Hotel, in dem Edgar Allan Poe mal übernachtet hat – und die Leiche einer Jugendlichen, der kürzlich erst ein Pflock durchs Herz getrieben wurde und welche seither in der lokalen Leichenkammer „aufbewahrt“ wird. Obgleich LaGrange´s „Pitch“
durchaus reizvoll klingend übernatürliche Komponenten mit Ereignissen aus der Stadtgeschichte vereint, vermag es erst einem überaus
bildhaft-intensiven Traum, in welchem Hall sowohl auf das
geisterhafte Mädchen „V“ (Elle Fanning) als auch auf
Mr. Poe himself (Ben Chaplin) trifft, ihn wahrhaft zu inspirieren sowie für das Projekt zu gewinnen. Entsprechend willigt er einer „losen Partnerschaft“ ein und begibt sich flugs (per „Skype“) daran, seinem Agenten (David Paymer) das Vorhaben „schmackhaft“ zu machen: Um einen Vorschuss zu erhalten, der hoch genug ist, um seine Gattin (Joanne Whalley) zu beruhigen, die sich unterdessen daheim um die Finanzen kümmert, verlangt jener von Hall allerdings ein
„kugelsicheres Ende“ – welches ihm bislang jedoch noch fehlt. Durch Nachforschungen sowie im Rahmen einiger
kryptischer Gespräche mit „V“ und Poe bemüht er sich fortan (redlich) um das Aufklären bzw. Meistern der betreffenden Geheimnisse und Herausforderungen – wobei die
Grenzen zwischen bestimmten Zeit- und Realitätsebenen
zunehmend zu verschwimmen beginnen…
Angenehm atmosphärisch entfaltet sich der Einstieg von „Twixt“ in Form einer Reihe (ruhig und bedacht dargebotener) Impressionen aus dem altmodischen, unbelebten Ortskern Swann Valleys – unterlegt mit einem detailreichen (beschreibenden und erklärenden) Voiceover Tom Waits´, dessen raue Stimmlage und trostloser Inhalt sogleich
den perfekten Grundton für eine Handlung wie die folgende legt. Zusätzlich bringt der direkt daran anknüpfende Auftritt Halls auf Anhieb ein gewisses „auflockernd-humoristisches Element“ mit ins Spiel, welches prima zum präsentierten Kleinstadt-Setting – inklusive so manch eines (gerade für Außenstehende)
eigenwillig wirkenden Ansässigen – passt und einem simultan auch einige ähnlich geartete Werke in den Sinn ruft. Eingebettet in einer unheilschwangeren Basis-Stimmung, sind diese
amüsanten Eigenheiten zwar keineswegs originell, „funktionieren“ aber dennoch anständig – zumal es dem Film „auf jenem Pfade“ gelingt, Hall bereits sehr früh wichtige Sympathiepunkte „zuzuschustern“, u.a. da ihn der Sheriff (völlig unverblümt und grinsend) nachstehende Frage stellt:
„How does it feel to be the bargain basement Stephen King?“ Diese Provokation, welche unstreitig eine Menge bittere Wahrheit enthält, verknüpft LaGrange postwendend mit einem Appell an Hall´s (berufliche wie grundlegende) Neugier und Ambition: Die Aufklärung eines mit „makaber-phantastischen Einflüssen“ durchsetzten Verbrechens als Thema eines neuen Buches. Einen treffenden Titel dafür hat er ebenfalls schon parat –
„the Vampire Executioners“ – und seine Theorie hinsichtlich der seltsamen Sterbeumstände jenes Mädels, in deren (mit einer Decke verhüllten) Leichnam übrigens noch immer der tödliche Pflock steckt, veranschaulicht er dem Autor prompt anhand einer Barbie-Puppe, die er an eine hölzerne „Miniatur-Hinrichtungs-Maschine“ festgeschnallt hat…
In seiner ersten Nacht, welche er in einem kostengünstigen Motel verbringt,
wandelt Hall (im Traum) innerhalb der Stadt umher, wobei er der Teenagerin „V“ begegnet – ihres Zeichens
das letzte Opfer eines Pastors, der Jahre zuvor mehrere Kinder vergiftet sowie ihnen im Anschluss dann die Kehlen durchgeschnitten hatte, da er auf diese Weise „ihre Seelen zu retten“ gedachte. Im Keller eines inzwischen leer stehenden Gasthauses vergraben, kommen ihre „Geister“ nun regelmäßig heraus, um im Mondlicht zu spielen. „V“ ist die Schlüsselfigur des Films bzw. Plots: Mal aktiv, mal eher passiv (aus dem Zusammenhang heraus) verknüpft sie die verschiedenen Handlungsebenen miteinander – und entpuppt sich im Zuge dessen schnell als der (mit Abstand) interessanteste Protagonist des Ganzen. Edgar Allan Poe ist eine weitere Person, auf die Hall
in jenem Kontext trifft – was nicht nur zu einigen „anregenden Konversationen“ zwischen den beiden Schriftstellern führt, in denen u.a. bestimmte Schreibtechniken besprochen werden, sondern auch in einer Art
Mentor/Schüler-Verhältnis mündet, welches über Aspekte ihrer gemeinsamen Profession klar hinaus reicht: Poe hilft Baltimore, sich in diesem speziellen (im Vorliegenden statt per Absinth mit „heutzutage gängigeren“ Spirituosen und/oder Schlafmitteln erreichten) „Bewusstseinszustand“ zurechtzufinden und offenbart ihm zugleich Parallelen zwischen einzelnen Inhalten seiner Werke und der Stadthistorie Swann Valleys, welche ihn (nach und nach) „des Rätsels Lösung“ immer näher bringen. Coppola´s Faible fürs Oeuvre Poes ist unverkennbar – und seine Idee, ihn und sein Schaffen in dieser Form mit einzubinden, an sich beileibe keine schlechte. Der „primäre Haken“ an der Sache ist jedoch, dass ausgerechnet dieser Bereich der Geschichte nahezu humorlos ausgestaltet wurde: Nachvollziehbar, wenn man den betreffenden „persönlichen Hintergrund“ kennt – deshalb aber nicht minder „unproblematisch“ beim Betrachten und
Empfinden des auf Film gebannten Ergebnisses…
Ausgestattet mit zahlreichen Anspielungen und Analogien, ist vieles unterschiedlichen „Meta-Ebenen“ zuzuordnen: Für Kundige sind Verknüpfungen zu klassischen Veröffentlichungen á la „the Philosophy of Composition“ (mitsamt des Beispiels „the Raven“) rasch auszumachen – doch wird einem im fortschreitenden Verlauf (obendrein) immer deutlicher, dass Coppola einen ganz eigenen Schicksalsschlag in die Geschehnisse mit eingebunden hat, nämlich den tragischen Unfalltod seines Sohnes Gian-Carlo. Dieser starb 1986 bei einem Bootsunfall – genauso wie Hall´s Tochter (hier nun) einige Zeit zuvor. Auch Poe betrauerte das Ableben seiner Frau Virginia (abgekürzt: „V“) sehr intensiv und wandte sich in jenem Rahmen dem Alkohol zu. Dank dieser Erfahrungen vermag er Baltimore bei der Bewältigung seiner (daraus hervorgegangenen) Schuldgefühle zu helfen – bloß passt die „Schwere“ eben dieser „Materie“
nicht unbedingt einträglich zum Rest der Story: Eine Szene mit einem Gespräch der zwei Männer am Rande einer Klippe fällt da besonders negativ ins Gewicht. Coppola präsentiert Augenblicke wie diese mit einer Ernsthaftigkeit, die einfach nicht mit dem „augenzwinkernden Drumherum“ harmonieren will. Stilistisch wie „von der umfassenden Aura her“ hat er Swann Valley
irgendwo zwischen „Twin Peaks“ und der „Twilight Zone“ angesiedelt – ein ruhiges kleines Örtchen mit eigenwilligen, nicht aber unsympathischen Bewohnern, in welchem sich auch Geister und Vampire umher bewegen. Letztere „Zutaten“ werden von ihm (ebenfalls)
mal ernst, mal mit unverkennbarem Amüsement dargereicht – und es ist u.a. dieser ständige Wechsel zwischen Drama, Mystery, Ehrerweisung und fast schon Parodie, der alles in allem
arg uneben wirkt und auf diesem Wege den Unterhaltungswert „unvorteilhaft beeinflusst“: Es fehlt dem Zuschauer schlichtweg der Anreiz, sich im nötigen Maße mit Coppola´s diversen „Gedankenspielchen“ zu beschäftigen bzw. auseinanderzusetzen...
Obgleich die seitens der Akteure vorgetragenen Dialoge des Öfteren relativ banal klingender Natur sind, weisen sie dennoch mindestens genauso häufig
angepasste Subtexte auf, die bei einzelnen Beteiligten wiederum mit
leicht „gekünstelt“ anmutenden Darbietungen einhergehen. In der Hauptrolle liefert Val Kilmer eine solide Performance ab. Einige Kilos zuviel auf den Rippen, einen Zopf sowie langen Mantel tragend, erinnert er einen (vom Äußeren her) nicht nur
ein Stück weit an Steven Seagal, sondern lässt einen (nicht bloß aufgrund seiner „physischen Veränderung“ in den vergangenen Jahren) zugleich wehmütig auf seine Glanzauftritte in Werken wie „Heat“, „the Doors“ oder „Wonderland“ zurückblicken: Er ist
einfach nicht mehr derselbe wie früher – was (im übertragenen Sinne) so ja auch auf Baltimore und Coppola zutrifft. Nichtsdestotrotz kann er noch immer anständig spielen, sofern man ihm „das richtige Material“ dafür zur Verfügung stellt. Mit
mehr zutun als bei dem Gros seiner vorherigen Projekte, hat Val sichtlich Spaß an der Rolle – was im Zuge der Versuche Halls, seinen neuen Roman zu beginnen, besonders evident wird.
Jung-Talent Elle Fanning („Super 8“), welche 2010 ja schon in „Somewhere“ unter der Regie Sofias agierte, bemüht sich (als „V“) redlich, das Beste aus ihrem (leider) zu oberflächlich konzipierten Part herauszuholen – mit eingeschränktem Erfolg. Zumindest aber sieht ihr
Emo-Gothic-Gespenster-Look (Frisur, Schminke, Klamotten) ziemlich „creepy-cool“ aus. Während Bruce Dern („Monster“) Bobby LaGrange eher skurril und „campy“ portraitiert, verbleibt Ben Chaplin („Lost Souls“) als Poe unterdessen durchweg ernst sowie tendenziell eher blass – worüber hinaus David Paymer („Payback“) und Kilmer´s
reale Ex-Gattin Joanne Whalley („Scandal“) per „Skype“ Cameos ableisten sowie Alden Ehrenreich („Stoker“) als „rebellisch-geheimnisvoller Jugend-Rädelsführer“ Flamingo einen weitestgehend zwiegespaltenen Eindruck hinterlässt...
Je nach Bereich und Betrachtungsweise variierend, gibt es bei dem Film auf handwerklicher Ebene eine Menge
Licht und Schatten zu verzeichnen – insgesamt jedoch (unglücklicherweise) mit letzteren Momenten in der Überzahl. Untermalt von dem unheilschwangeren Einstiegs-Voiceover, welches Tom Waits mit seiner unverwechselbaren Stimme vorträgt, ebenso wie dank der Präsenz eines
immer mal wieder positiv auffallenden Scores Osvaldo Golijovs und Dan Deacons, welcher in Gestalt einer feinen Kombination aus „stimmungsvoll-ruhigen“ und „elektronisch-beschwingten“ Klängen angenehm
kreativ-verspielt daherkommt, entfalten sich gewisse gebotene Ereignisse durchaus atmosphärisch – öftermals aber auch ein wenig „steril“ wirkend, nicht so wie man es von einem Regisseur wie Coppola erwarten würde. Die Kameraarbeit Mihai Malaimare Jr.s („the Master”) ist als
ordentlich einzustufen – einschließlich einiger Bildkompositionen und Sequenzen, die
rundum prima arrangiert wurden, wie etwa der Bootsunfall, die Rückblenden in die Zeit im Vorfeld des Mehrfachmordes (an den Kindern), ein abendliches Aufsuchen der „alternativen Kommune“ am See oder als eine Person lebendig eingemauert wird und eines ihrer Augen (bis zuletzt) im Zentrum der betreffenden Einstellung verweilt. Nahezu schwarzweiß gehalten, strotzen die „Traum-Visionen“ nur so vor
Gothic-Motiven – wobei man einzelne Objekte bzw. Details allerdings in kräftigen Farbtönen „akzentuiert“ hat: Nicht unbedingt innovativ, optisch aber trotzdem relativ schick anzusehen. Im Gegensatz zum Make-up und der Ausstattung sind die vorhandenen „Green-Screen“-F/X (ihrerseits)
eher trashy geraten – was so eventuell jedoch gewollt war, wenn man z.B. (zusätzlich) den seltsamen lila Nebel im Glockenturm mit in Betracht zieht. Und der (eh bloß zweimal, jeweils für ein paar Sekunden) eingesetzte 3D-Effekt? Ein reines, vollkommen unnützes „Gimmick“, welches einem weder eine cineastische, thematische noch irgendwie „hintergründige“ Bereicherung (im Sinne eines „parodistischen Elements“ oder so) offeriert…
Im Ganzen ist „Twixt“ ein vielschichtiger, abstrakter Streifen: Mal freiwillig, mal unfreiwillig komisch (siehe u.a. die Verwendung eines
Ouija-Bretts als „Aufklärungs-Hilfsmittel“), reich an Symbolismus und multiplen Bedeutungen sowie voller offener und versteckter Referenzen – etwa verstarb Poe in Baltimore oder zitiert Flamingo an einer Stelle ein Gedicht Charles Baudelaires, welcher ja einige Werke Edgar Allans übersetzt hat. Ähnlich wie seine zwei vorherigen Filme, verfügt auch diese Veröffentlichung Coppolas (inhaltlich wie von der Umsetzung her) über ein klares
Indie-Arthouse-Feeling: Verschiedene Plot-Konzepte (á la der ermittelnde, von seinem „Idol“ Hilfe und Inspiration erhaltende Autor) vermengte er mit eigenen „autobiographischen Elementen“ (wie das Verarbeiten eines tragischen Erlebnisses durch einen aktiven Schaffensprozess) sowie mit mehreren offenkundigen Tributen, beispielsweise gen Poe, Stephen King, David Lynch oder Roger Corman, unter dessen „Schirmherrschaft“ seine Karriere damals ja begann. So sehr ich Coppola auch dafür respektiere, dass er mit dieser Produktion erneut einen ungewöhnlichen, geradezu
experimentellen „Pfad“ beschritten hat, desto enttäuschter war ich letztlich von dem konkreten Ergebnis, welches vor allem an zu vielen „verarbeiteten Gedanken“ krankt, die aufgrund ihrer Beschaffenheit und Präsentationsweise dem Entstehen einer „ersprießlichen Verbindung“ zum Publikum (teils arg deutlich) im Wege stehen. Obendrein wird das Gebotene im fortschreitenden Verlauf gar zunehmend belangloser und uninteressanter: Die Auflösung ist beileibe nicht unvorhersehbar und die Zeit bis dato (an sich)
nicht sonderlich aufregend – eine Gegebenheit, die sich wohl auch nicht mehr mit irgendwelchen „neuen Schnittfassungen“ (aka „Remixes“) ändern lässt. Schade. Kilmer und Coppola hätte ich beiden durchaus ein „kleines Comeback“ gewünscht bzw. gegönnt – leider hat „etwas in der Art“ jedoch nicht sein sollen. Immerhin aber habe ich
erstmalig (in meinem Leben) veranschaulicht bekommen, was eigentlich passiert, wenn jemandem, der eine feste Zahnklammer trägt, auf einmal Vampirzähne wachsen…