Entstehungsdaten:
USA-Kanada-Frankreich 2012
Regie:
Morgan O'Neill
Darsteller:
John Cusack
Jennifer Carpenter
Dallas Roberts
Mae Whitman
Sonya Walger
Mageina Tovah
Katherine Waterston
Gary Anthony Williams
Michael Trevino
Trailer
Bei „the Factory“ handelt es sich um einen düsteren Thriller aus Joel Silver´s (dank Werken wie „Whiteout“, „the Apparition“ oder „Bullet to the Head“) zuletzt arg „Flop-geplagten“ Produktions-Schmiede „Dark Castle Entertainment“. Bereits 2008/09 abgedreht, wurde der eigentlich angedachte Kino-Start im Folgenden mehrfach verschoben – bis man den Streifen schließlich Anfang 2013
still und leise in den USA „direct-to-DVD“ herausbrachte, im Zuge dessen ihm „Warner Bros.“ nicht einmal eine BluRay-Veröffentlichung zugestand. Klingt bitter? Ist es auch, keine Frage – erst recht in Anbetracht so manch eines namhaften Beteiligten sowie der Budgethöhe, welche offenbar wohl irgendwo in der Nähe von 25 Millionen Dollar zu verorten war. Andererseits muss man sich
generell ein Stück weit wundern, warum sich die betreffenden Mitwirkenden überhaupt auf ein Projekt eingelassen haben, das auf einem derart unterdurchschnittlichen Drehbuch basiert, wie es im vorliegenden Fall seitens der beiden „hauptberuflichen“ australischen Schauspieler Morgan O´Neill und Paul Leyden
zu Papier gebracht wurde...
Da in den vergangenen drei Jahren mehrere „Working Girls“ aus ihren Reihen (jeweils in den von Schnee und Kälte gezeichneten Wintermonaten)
spurlos verschwunden sind, gehen die Prostituierten in Buffalo (des Staates New York) ihrem Gewerbe inzwischen mit einem zusätzlichen Anteil an Unsicherheit und Angst nach. Verantwortlich dafür ist ein
geistig gestörter Herr namens Carl (Dallas Roberts), der die von ihm entführten jungen Frauen fortan immerzu in seinem Keller gefangen hält:
Besessen von grotesken „Familien-Vorstellungen“, tötet er sie nur, wenn sie sich ihm
zu sehr widersetzen (sprich: seine aufgestellten Regeln missachten) oder sie ihm aus speziellen (hier jedoch noch nicht zu verratenden) Gründen
nicht mehr von Nutzen sind. Beim Eintreten letzterer „Situation“ zerlegt er die entsprechenden Leichen kurzerhand und „lagert“ die Körperteile anschließend in einer geräumigen alten Kühltruhe – u.a. um den Cops keinerlei Spuren seiner Taten zu bieten. Genau deshalb – ergänzt darum, dass
jene Art Dame zudem (für gewöhnlich) von kaum jemandem wirklich „vermisst“ wird – ist auch nicht jeder im zuständigen Police Department davon überzeugt, dass es die Stadt tatsächlich mit einem aktiven Serienkiller zutun hat. Detective Mike Fletcher (John Cusack) und seine Partnerin Kelsey (Jennifer Carpenter) sehen das allerdings anders: Sehr zum Leidwesen seiner „vernachlässigten“ Familie daheim, hat sich besonders ersterer
überaus verbissen (nahezu
obsessiv) einer Aufklärung der Vorfälle verschrieben, während seine Kollegin ihm dabei stets unterstützend zur Seite steht. Eines Nachts begeht Carl dann jedoch einen gravierenden Fehler:
Aus Versehen verschleppt er ausgerechnet Mike´s Tochter Abby (Mae Whitman) – was jenen natürlich prompt dazu veranlasst, zu ihrer Rettung
alle ihm verfügbaren Mittel einzusetzen, selbst wenn er dafür
die Grenzen des Gesetzes ausloten bzw. (gegebenenfalls) sogar überschreiten muss...
„the Factory“ ist eine unoriginelle, auf uninspirierte Weise aus zahlreichen bekannten „Genre-Bauteilen“ zusammengestückelte Angelegenheit: Eine sich durch die komplette Entfaltung ziehende Beobachtung Schrägstrich Feststellung – von der unmittelbar zu Beginn (bei Flicks dieser Art ja bloß nur noch „Augenrollen“ hervorrufenden) eingeblendeten
„Inspired by Actual Events“-Textzeile bis hin zu dem „geradezu obligatorischen“ (möglichst vertrackt und unerwartet konzipierten) „Twist“ kurz vorm Einsetzen des Abspanns. Seit in den '90ern „finstere“ Thriller wie „the Silence of the Lambs“, „Se7en“ oder „Kiss the Girls“ zu stattlichen Box-Office-Erfolgen avancierten, gibt es
in bestimmten Bereichen vergleichbare Werke (etwa vom Look, Inhalt und/oder der erzeugten Atmosphäre her) ja recht reichlich auf´m Markt – worüber hinaus eben jene Film-Gattung im Jahre 2004 dann ein weiteres Mal
markant geprägt wurde, nämlich seitens eines „kleinen Reißers“ namens „Saw“. Gleich mehrere Sequels sowie etliche „verwandte“ Veröffentlichungen (á la „WΔZ“, „Captivity“ oder „Anamorph“) folgten sogleich
in jenem Fahrwasser, woran sich bis heute auch nur wenig geändert hat: Ähnliche B-Movies werden weiterhin regelmäßig produziert – und selbst im Fernsehen decken düstere Crime-Serien (wie z.B. „Criminal Minds“) jenes „Terrain“ bereits des längeren zufrieden stellend ab. Worauf ich hinaus will: Nicht einmal zu Zeiten seiner Entstehung dürfte das von O´Neill und Leyden Erdachte eine
sonderlich frische Impression heraufbeschworen haben. Obendrein ist jeder in den vorherigen Textzeilen genannte Titel letzten Endes sehenswerter als dieser hier, bei welchem es den Verantwortlichen schlichtweg nicht gelungen ist, die einzelnen zwar
abgegriffen anmutenden, im Kontext aber dennoch als
klassisch zu charakterisierenden „Zutaten“ (man nehme nur mal den engagierten Cop, der im Rahmen seiner hartnäckigen Jagd auf den irren Killer seine eigene Familie „aufs Spiel setzt“) in einer derartigen Form zu variieren bzw. zu kombinieren, dass ein
reizvoll-ergiebiges Gesamtresultat dabei herauskommt…
Obwohl John Cusack („Grosse Pointe Blank“) die Hauptrolle
weitestgehend solide meistert, wird man das Gefühl nicht los, als würde er „rein auf Autopilot“ agieren. Vergleichbar mit seinem Auftritt als Edgar Allan Poe in „the Raven“, passt die Figur einfach
nicht optimal zu seiner Person – was ihm im Zuge des Drehs eventuell selbst irgendwann gewahr geworden ist. Das Skript lässt Fletcher „all die üblichen Dinge“ tun – wie beharrlich Spuren und Hinweisen nachzugehen, aufgrund des Jobs zu spät zum gemeinsamen Familienessen aufzutauchen, eine andere Meinung als die seines Chefs zu vertreten, nach der Entführung seiner Tochter wütend einen Schreibtisch zu zerlegen, Zeugen und Verdächtige auch mal „härter anzupacken“, den Fall entzogen zu bekommen sowie schließlich
auf eigene Faust loszuziehen (etc. pp.). Bei solchen „Vorgaben“ kann man John im Grunde nicht viel mehr als den Vorwurf machen, den Part überhaupt angenommen zu haben. Es hat mich gefreut, Jennifer Carpenter („the Exorcism of Emily Rose“) endlich mal wieder in einer Rolle mit einer gehörigen Portion Screen-Time (in Kontrast zu ihrer Beteiligung an Werken wie „Faster“, „Seeking Justice“ oder „Gone“) zu Gesicht zu erhalten – und das obgleich einen Kelsey natürlich „ein gewisses Stückchen“ an
Debra Morgan in TV´s „Dexter“ erinnert und ebenfalls (so wie Cusack´s Mike)
nicht gerade reichhaltig „ausgestaltet“ wurde. Die Performance Dallas Roberts´ („the Grey“) würde ich als okay einstufen: Den Killer, inklusive seiner „gestörten“ Ansichten und Verhaltensweisen, mimt er anständig – doch hebt sich Carl nicht genügend von
artverwandten Psychopathen ab, um einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen zu können. Die mit „persönlichen Problemen“ (wie Beziehungsstress plus Schwangerschaft) zu kämpfende Abby wird von Mae Whitman (TV´s „Parenthood“)
in gewollter Weise nervig/zickig gespielt – was es allerdings
recht unvorteilhaft erschwert, später „echtes Mitleid“ für sie aufzubringen. Ferner sind u.a. noch Sonja Walger (TV´s „Common Law“), Gary Anthony Williams (TV´s „Malcolm in the Middle“) und Michael Trevino (TV´s „the Vampire Diaries“) mit von der Partie…
In den anfänglichen Minuten von „the Factory“ erhält das Publikum prompt Carl´s
„Modus Operandi“ aufgezeigt: Unter den Prostituierten der Stadt sucht er sich seine Opfer immerzu in kalten, verschneiten Nächten – denn in diesen gibt es nur wenige potentielle Zeugen auf den Straßen und arbeiten nur die „verzweifeltsten“ Damen der betreffenden Branche (was nicht unwichtig für seine
spätere Absicht ist). Dieses Mal nimmt er jemanden mit zu sich nach Hause – wohingegen er sie sonst meist direkt in seinem Wagen überwältigt – doch stellt sich dort allerdings flugs heraus, dass es sich bei „ihr“ um einen „Transgender-Stricher“ handelt, der noch
vor der entscheidenden Operation steht. Außer sich vor Wut, tötet er „ihn“ stracks mit einem Schürhaken – zerstückelt die Leiche dann und verfüttert den Penis an seinen Hund. Wäre „sie“ eine Frau gewesen, hätte er sie zu Brittany und Lauren – jeweils prima verkörpert von Mageina Tovah (TV´s „Joan of Arcadia“) und Katherine Waterston („Enter Nowhere“) – in sein dunkles Kellerverlies gesperrt: Letztere befinden sich seit nunmehr etlichen Monaten in seiner Gewalt und haben inzwischen (überdies) eine Variante des
„Stockholm-Syndroms“ entwickelt. Sein Ziel ist es, sie zu schwängern – was er auch regelmäßig versucht, während er per Filmprojektor Cartoons an die grauen Steinwände projiziert und die Szenerie mit „stimmungsvoller Musik“ (vom Band) unterlegt. Nach einem solchen „Akt“ hängt er Brittany sogar mal kopfüber auf, um die
Chancen einer Befruchtung zu erhöhen – was sie „bereitwillig“ über sich ergehen lässt, da sie weiß, dass er sie mit Sicherheit in einem alten Brunnenschacht ertränken wird, sollte sie ihm nicht bald
ein Kind schenken. Lauren dagegen ist (aus einer Vergewaltigung resultierend) bereits schwanger und steht kurz vor dem Geburtstermin: Da sie nach einem „Unfall“ über keine Muskelkontrolle mehr in ihrem Unterleib verfügt, muss das Baby (zwangsweise) per Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden. Beide nennen Carl übrigens
„Daddy“. Ja, der Streifen kann mit
so einigen ungemütlichen, nicht aber wirklich „ersprießlich“ zu wertenden Momenten aufwarten: Trotz aller präsentierten Leiden und menschlichen Abgründe entsteht nie eine „echte emotionale Verbindung“ zwischen den Geschehnissen und dem Zuschauer – welcher von daher auch
nie wirklich mitzufiebern vermag…
Die Regie-Leistung Morgan O´Neills („Drift“) ist beileibe keine schlechte – nur wirkt sie so, als hätte sie ein „ambitionsloser Routinier“ abgeliefert, und kein Newcomer, der mit diesem Projekt hier
eine bedeutende Chance in Hollywood geboten bekommen hat. Im kanadischen Montreal gedreht, weiß zumindest das eisige, verschneite Setting zu gefallen sowie
ein zusätzliches Maß an Atmosphäre in den Film zu injizieren. Zudem hat Komponist Mark Isham („Blade“) einen gewohnt klangvollen Score beigesteuert und ist Cinematographer Kramer Morgenthau´s („Fracture“) Optik durchaus schick – exakt wie man es von einer Produktion dieser Art „normalerweise“ ja auch erwartet. Tempo und Ausstattung stimmen ebenfalls. Die eigentlichen Probleme liegen ganz eindeutig „unterhalb dieser Oberfläche“ – nämlich im Bereich des unkreativ verfassten Skripts: Die eh schon
grob zusammengeschusterte Story ist obendrein noch reich an Plot-Löchern, eintönigen, sich gelegentlich
merkwürdig unpassend verhaltenden Charakteren und unglaubwürdigen Zufällen: An einer Stelle (z.B.) sucht Mike ein
bestenfalls knapp volljähriges Mädel in einem Bordell auf, um sie zu befragen – ohne dabei aber ihren Strip zu unterbrechen, wie es die „angemessene Form“ klar vorschreiben würde – und Abby wird nicht etwa verschleppt, da ihr Vater der ermittelnde Beamte ist, sondern
absolut versehentlich, nur weil sie eines Nachts geschminkt sowie in knappen Klamotten am Straßenrand eine Zigarette raucht. Als die Motive für Carl´s Taten am Ende schließlich (leidlich schlüssig) offenbart werden, geschieht dies im Rahmen eines arg jämmerlichen „Twists“, für welchen man die Macher am liebsten ohrfeigen würde und der
jeder mit nur einem halben funktionierenden Gehirn im Grunde (mindestens) eine Dreiviertelstunde zuvor „durchschaut“ haben sollte – u.a. angesichts der „markanten Eigenschaft“ einer bestimmten Person, die mehrfach innerhalb des Verlaufs (auf
geradezu amateurhafte Weise) eine „betonte Erwähnung“ findet: Quasi der „Todesstoß“ für einen Film, der ohnehin
kaum etwas Positives zu bieten hat...
Fazit: Obgleich hochwertig produziert und stimmungsvoll düster, ist „the Factory“ (2012) im Ganzen jedoch nichts weiter als ein vorhersehbarer, unorigineller, belanglos-unaufregender Thriller vom „Grabbeltisch des Genres“, der nicht ohne Grund erst einige Jahre nach seiner Fertigstellung eine
sang- und klanglose Veröffentlichung erfuhr...