Entstehungsdaten:
USA 2012
Regie:
Jonas Åkerlund
Darsteller:
Matt Lucas, Billy Crystal, Johnny Knoxville, Juno Temple, James Caan, James Marsden, Dolph Lundgren, Peter Stormare, Rebel Wilson, Amanda Plummer, Saffron Burrows, Rosie Perez, DJ Qualls, David Koechner, Alex Solowitz, ...
Trailer
Die skurrile 2012er Dramödie „Small Apartments“ basiert auf einem gleichnamigen Roman, mit welchem Autor Chris Millis im Jahre 2000 den „23rd Annual International 3-Day Novel“-Schreibwettbewerb gewann. Ergänzt um einige „kleine Veränderungen“ des schwedischen Regisseurs Jonas Åkerlund – seines Zeichens ein exzellenter Musikvideo- und Werbeclip-Filmer, der zuvor auch die beiden (extrem unterschiedlichen) Werke „Spun“ (2002) und „the Horsemen“ (2009) in Szene gesetzt hatte – adaptierte er seine eigene Vorlage in Gestalt eines Skripts, welches seine „cineastische Verwirklichung“ schließlich im Laufe des ersten Quartals 2011 erfuhr. U.a. mit einer erstaunlich namhaften Besetzung sowie einem rund zwei Millionen US-Dollar betragenden Budget gesegnet, ist dabei letzten Endes „im Ganzen“ aber leider bloß nur ein relativ durchschnittlicher kleiner „Indie“ herausgekommen – schade, denn eigentlich hätte das Projekt an sich (sprich: die Kombination aus der Cast, Crew und zugrunde liegenden Geschichte) durchaus das Zeug zu einem „vergnüglich-schrägen Kult-Hit“ gehabt…
Franklin Franklin (Matt Lucas) ist ein blasser, übergewichtiger, kahlköpfiger Außenseiter, der zusammen mit seinem Hund in einem heruntergekommenen Apartment-Gebäude irgendwo in L.A. haust, leidenschaftlich gern Alpenhorn spielt und davon träumt, irgendwann mal in die Schweiz auszuwandern. In seiner Wohnung gibt es daher auch einen Wandbereich mit einer Collage aus Bild-Motiven eben jenes Landes, stehen (zudem) allerorts leere „Moxie“-Flaschen herum und liegt die Leiche seines „schmierigen“ Vermieters Mr. Olivetti (Peter Stormare) auf dem Boden nahe der unaufgeräumten Küchenzeile. Trotz einer „gewissen Mitschuld“ an dessen Ableben hält sich Franklin´s „emotionale Reaktion“ gegenüber dieser Sachlage allerdings arg in Grenzen: Meist kaum mehr als eine dreckige alte Unterhose tragend, geht er seinem Alltag „geradezu unbeirrt“ weiter nach – wozu u.a. das Warten auf die regelmäßig eintreffenden Päckchen seines Bruders Bernard (James Marsden) gehört, welcher ihm aus einer psychiatrischen Einrichtung heraus schreibt, seit er auch innerhalb der Veröffentlichungen des „Experten“ Dr. Mennox (Dolph Lundgren) den „Sinn des Daseins“ nicht zu entdecken vermochte…
Am liebsten bleibt Franklin „für sich allein“, zumal er bei seinen Nachbarn nicht sonderlich beliebt ist – unter ihnen ein „Stoner“ namens Tommy Balls (Johnny Knoxville), ein missgelaunter Maler (James Caan) sowie die junge, süße, von einer Karriere als Tänzerin in Las Vegas träumende Simone (Juno Temple), welche er per Fernglas übrigens recht gern des Öfteren durchs Fenster ihres Zimmers auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofs beobachtet. Als er sich am Abend dann mal daran begibt, den Leichnam „endlich loszuwerden“, führt seine Unbeholfenheit allerdings stracks dazu, dass der von ihm arrangierte „Schauplatz“ (in den Augen der Behörden) „nicht wirklich“ den beabsichtigten Eindruck eines Suizids heraufbeschwört. Entsprechend dauert es im Folgenden nicht allzu lange, bis der mit dem Fall betraute Brandermittler Walnut (Billy Crystal) die Bewohner der Anlage zu befragen beginnt sowie erste Hinweise in Franklin´s Richtung deuten. Jener sieht sich derweil jedoch plötzlich mit „weitaus gravierenderen persönlichen Sorgen“ konfrontiert, da ihn ausgerechnet genau an diesem Tage auf einmal (erstmalig seit dessen Einlieferung) keine von Bernard versandte Post erreicht…
„Small Apartments“ steht und fällt mit seiner dominant im Mittelpunkt verorteten Hauptfigur: Franklin Franklin – überzeugend verkörpert von dem britischen Komiker Matt Lucas (TV´s „Little Britain“/„Bridesmaids“). Ohne irgendeiner „Prägung von Eitelkeit“ dargestellt – meist nur in schmuddliger Unterhose zu sehen, annähernd „Albino-haft“ bleich, frei jeglicher Behaarung sowie unschön korpulent, inklusive so mancher „zugehöriger Begleiterscheinung“, wie etwa unübersehbare Dehnungsstreifen entlang des Bauches – wird hier ein relativ naiver, ungelenker, zurückgezogen lebender, soziale Kontakte ungewohnter Mann dargeboten, der sich von kaum mehr als Pickles, Senf sowie dem kalorienhaltigen Soft-Drink „Moxie“ ernährt und selbst in der Öffentlichkeit nur gelegentlich eine Hose trägt, stattdessen jedoch häufig eine dicke Winterjacke sowie immerzu eine seiner (in verschiedenen Farben vorhandenen) Perücken, welche er „in Griffweite der Tür“ aufgereiht an der Wand hängen hat. Nicht bloß in Verbindung mit dem ungepflegten Zustand der Wohnung kommt einem unweigerlich der Begriff „White Trash“ in den Sinn – und so macht sich (verhältnismäßig rasch) ein kontinuierlich zwischen „Aversion“ und „Mitleid“ schwankendes, direkt mit dem „zentralen Problem des Films“ verknüpftes Gefühl breit…
Lucas, der im Vorliegenden (nebenbei erwähnt) mit einem überraschend authentisch klingenden US-Akzent aufwartet, hat selbst auch „aktiv“ an der Gestaltung der Rolle mitgewirkt – welche er „voller Hingabe“ zum Besten gibt. Im Zuge seiner Voiceover-Erläuterungen sowie einiger seiner Dialoge und Verhaltensweisen wird einem klar deutlich, dass Franklin weder ein „dummer“ noch „gleichgültiger“ Mensch ist – sondern eine durchaus sensible, nichtsdestotrotz „eigenwillige“ Person auf der Suche nach Zufrieden- und Geborgenheit, die keinem irgendwelchen Ärger, Missmut oder Schaden bereiten möchte. Die Krux an der Sache ist jedoch, dass seine „physische Erscheinung“, Lebensweise und einige seiner Handlungen nicht gerade dazu beitragen, echte Sympathien ihm gegenüber aufzubauen – siehe seine „Spanner-Sessions“ oder die Tatsache, dass er seinem Vermieter schonmal „einen bläst“, sofern er die Miete nicht pünktlich zu zahlen vermag. Sporadisch hat man die Empfindung, als würde er dem Publikum quasi „vorgeführt“ werden – und zwar mit der unverkennbaren Absicht, entweder Belustigung oder Abscheu zu erzeugen. Sogar wenn er denn mal glücklich ist, so wie am Ende in der Schweiz, wird das noch immer „humorvoll-überzogenen ausgerichtet“ präsentiert, anstatt ihm das „einfach nur zu gönnen“ – schließlich war er bis dato (im Prinzip) stets nur ein „bedauernswertes Opfer“…
Treffend heißt es an einer Stelle des Verlaufs, dass sich „verrückte Leute“ äußerlich kaum von anderen unterscheiden würden. Zweifelsohne hebt sich Franklin von der Masse ab – doch „irre“ ist er nicht. Einen fähigen Therapeuten könnte er aber dennoch gut gebrauchen. Nahezu jeder in dem Film weist mindestens ein „schräges Charakter-Merkmal“ auf und befindet sich – sei es nun gezielt oder eher unbewusst – auf der Suche nach einer Möglichkeit, das eigene Leben zu verbessern. Der kiffende Punkrock-Fan und Minimarkt-Verkäufer Tommy bemüht sich etwa darum, täglich wenigstens ein „konkretes Vorhaben“ zu realisieren – selbst wenn sich dahinter nichts weiter als das Konstruieren eines „Gravity Bongs“ verbirgt. Der Auftritt Johnny Knoxvilles („the Last Stand“) rief bei mir keinerlei Anlass zur Klage hervor – was in seinem Fall ja „fern einer Selbstverständlichkeit“ ist – worüber hinaus Rebel Wilson („Pitch Perfect“) seine „aktuell auf Drogen verzichtende“ Freundin Rocky sowie Amanda Plummer („Pulp Fiction“) seine „Born Again Christian“-Mutter mimt. Als mürrischer Nachbar weiß ein routiniert agierender James Caan („Misery“) gänzlich zufrieden zu stellen – genauso wie die ebenso begabte wie gern erblickte Juno Temple („Killer Joe“) in der Rolle eines Mädels, deren „Träume“ sie (eventuell) „entlang eines düsteren Weges“ führen könnten…
Als zuständiger Ermittler Walnut, der nach einem Seitensprung seiner Gattin schwer mit der Entscheidung zu ringen hat, ob er ihr denn nun verzeihen soll oder nicht, liefert Billy Crystal („City Slickers“) eine ansprechend „bodenständig-unaufdringliche“ Performance ab. Rundum prima spielt James Marsden („Straw Dogs“) indes Franklin´s „aufgedrehten“ Bruder Bernard, welcher sich derzeitig in einer „Klinik“ aufhält und ihm seither immerzu Audio-Kassetten mit Lebensweisheiten zuschickt – wohingegen der in Arbrå (ca. 280 km nördlich von Stockholm) geborene Peter Stormare („Constantine“) erneut mal wieder einen „widerwärtigen Kotzbrocken“ portraitieren darf. Und dann wäre da noch ein weiterer Landsmann Åkerlunds hervorzuheben – nämlich Dolph Lundgren („the Expendables“), der in diesem „für ihn ungewohnten“ Werk hier den wohl interessantesten Part seiner Karriere zugestanden erhielt: Braungebrannt, mit schwarzen Haaren, schrillen Outfits und einem „arg großen Ego“ bestückt, sieht der „Selbsthilfe-Guru“ Dr. Mennox das menschliche Gehirn vorrangig als einen „Muskel“ an, den es zum Zwecke der Vermeidung so genannter „Brain Attacks“ fleißig zu trainieren gilt. Seine Szenen gehören definitiv zu den Highlights des Streifens. Obendrein sind (teils rein in Form flüchtiger Cameos) außerdem noch Saffron Burrows („Deep Blue Sea“), Rosie Perez („Pineapple Express“), DJ Qualls („Road Trip“), David Koechner („Piranha 2“), Ned Bellamy („Saw“) und Alex Solowitz („Alpha Dog“) mit von der Partie...
Für einen Film mit einer Laufzeit von rund 90 Minuten gibt es eine relativ hohe Anzahl (jeweils mehr oder minder prominent besetzter) Protagonisten, aus deren Reihen die meisten aber nur über recht eingeschränkte Screen-Time verfügen – was nicht bloß im Angesicht des „versammelten Talents“ schade ist, sondern es (u.a. ergänzt um ihre „individuellen Spleens“) zugleich auch erschwert, eine „zuträgliche emotionale Verbindung“ zu ihnen aufzubauen. Mit Sicherheit von „Vorbildern“ á la Todd Solondz und/oder den Coen-Brüdern inspiriert, schufen Millis und Åkerlund ihrerseits (dagegen) ein primär aufgrund des häufigen Wechsels zwischen „amüsant“ und „abstoßend“ unvorteilhaft „holprig“ anmutendes Gesamt-Ergebnis, das einem schlichtweg „nicht nahe genug geht“ – unabhängig aller Bemühungen der Macher in dieser Hinsicht, speziell im Rahmen des vergleichsweise ernst und „sentimental“ gehaltenen finalen Akts, der aber immerhin eine stimmige „inspirierende Botschaft“ Bernards beinhaltet. Vieles im Leben kommt nunmal darauf an, aus welcher Perspektive heraus man es betrachtet und mit welcher Einstellung man sich den vielfältigen Situationen und Herausforderungen letzten Endes stellt. Seitens der „Kerngedanken“ und Figuren ist das Gebotene durchaus reizvoll – allerdings wäre es zu wünschen gewesen, wenn man diese (im Einzelnen) noch ein Stück weit „tiefgehender“ ausgearbeitet hätte…
Im Gegensatz zu etlichen seiner Videoclips (z.B. the Prodigy´s „Smack my Bitch up“) sowie seinem Spielfilmdebüt, dem herrlich überdrehten Drogen-Flick „Spun“, ist Jonas Åkerlund´s Inszenierung in diesem Fall wesentlich ruhiger und weniger „flashy“ geartet – von punktuellen „surrealen Überzeichnungen“ mal abgesehen, etwa im Zuge gewisser Rückblenden oder „Schweizer Traum-Sequenzen“. Reich an bizarren Ideen, wie ein Gespräch zwischen Franklin und seinem Spiegelbild, ein „verbaler Ratschlag“ seines Hundes oder dass Bernard ihm jedes Mal auch diverse Zehnägel (im Umschlag) mit zuschickt, wurden so einige starke Momente arrangiert – allen voran die „Sterbeumstände“ Olivettis sowie der köstliche Versuch Franklins, dessen Tod wie ein Selbstmord erscheinen zu lassen, was u.a. in einem Schraubendreher in der Brust, einem halb weggeschossenen Gesicht sowie einer brennenden Perücke im Schritt der Leiche resultiert. Die heruntergekommene Wohnanlage (mitsamt der unterschiedlichen „detailreichen Zimmer-Einrichtungen“) offeriert ein angepasstes Setting, während die kräftige Farbgebung ebenso zu behagen weiß wie die solide Kameraarbeit Pär M. Ekbergs („Hip Hip Hora!“). Überdies ist noch anzuführen, dass der (passable) Score von Per Gessle stammt – seines Zeichens das männliche Mitglied des schwedischen Pop-Duos „Roxette“. Nunja, was „unterm Strich“ bleibt ist ein Werk, das zwar nie langweilig wird und in keinem Bereich je wirklich „schwach“ anmutet – welches „mit beseelterer Inspiration und Anstrengung“ durchaus aber (merklich) ergiebiger bzw. besser hätte ausfallen können…
Fazit: Keineswegs ununterhaltsam sowie handwerklich kompetent „ins rechte Licht gerückt“, handelt es sich bei der „eigenwillig-schrägen“ 2012er Independent-Produktion „Small Apartments“ um eine gleichermaßen gut besetzte wie anständig gemimte Tragikomödie, welche „im Großen und Ganzen“ jedoch (in erster Linie aufgrund einiger unverkennbarer Drehbuch-Schwächen) einen enttäuschend „uneben-unbefriedigenden“ Eindruck hinterlässt…