Entstehungsdaten:
Frankreich 2011
Regie:
Julien Mokrani
Darsteller:
Jason Flemyng
Dexter Fletcher
Arben Bajraktaraj
Scott Thrun
Link zum Kurzfilm
„Welcome to Hoxford“ ist ein ebenso stylischer wie düster-gewalttätiger Horror-Kurzfilm aus dem Jahre 2011, welcher mit einer
Netto-Laufzeit von rund 15 Minuten daherkommt und auf der gleichnamigen (vierteiligen) 2008er Comic-Mini-Serie des Australiers Ben Templesmith basiert, der ja hauptsächlich aufgrund seiner (gemeinsam mit Autor Steve Niles kreierten) „30 Days of Night“-Reihe internationale Bekanntheit erlangte. Bereits 2009 sicherte sich Chris Columbus’ Produktionsschmiede „1492 Entertainment” die (zeitlich befristeten) Rechte an der Materie – woraus im Folgenden (bis heute, Mitte 2013) allerdings nie eine
direkte Verwirklichung hervorging. Mit dem hier nun zu besprechenden Werk hatte der französische Regisseur und Fotograf Julien Mokrani – auf welchen „gewisse Kreise“ gerade erst dank seines und Samuel Bodin´s hoch gelobten
Fanfilm „Batman: Ashes to Ashes“ aufmerksam geworden waren – noch kurz vor dem terminierten Auslaufen jener Option den engagierten Versuch gestartet, die betreffenden Verantwortlichen sowohl von seinem Talent als auch seiner „cineastischen Vision“ (bezogen auf die von ihm angedachte
spezielle stilistische Aufbereitungsweise der Vorlage) zu überzeugen – leider ohne Erfolg. Nichtsdestotrotz ist dieses mit einer Menge Aufwand und Können realisierte „Bewerbungsvideo“, welches angesichts seiner „inoffiziellen Verwirklichung“ übrigens eine strikte
Non-Profit-Auflage einzuhalten hat, allen entsprechend geneigten Betrachtern (mit Nachdruck) zu empfehlen: Gelegenheiten dafür lassen sich auf verschiedenen Seiten im Internet finden…
Im Zentrum der Geschichte steht Raymond Delgado (Jason Flemyng) – seines Zeichens ein (derzeit inhaftierter) geistig gestörter Mehrfachmörder, der als Kind seine Mutter „geschubst“ und ihre Leiche im Anschluss dann „im Keller aufbewahrt“ hatte sowie von seinem Vater außerdem zu „sexuellen Perversionen“ gezwungen worden war. Über 20 Personen fielen ihm innerhalb seines Lebens (seither) zum Opfer. Er ist dafür berüchtigt, den Leidtragenden
gern auch mal die Zungen oder Kehlen herauszubeißen, und hält sich obendrein für einen Gott – genau genommen für den Titanen
Cronos. Einem „Vorfall“ anknüpfend, in dessen Rahmen (mal wieder) einer seiner Mitinsassen
das Zeitliche segnen musste, verlegt man ihn kurzerhand in die in einer einsamen Wüstenregion gelegene, schwer gesicherte „Hoxford Correctional Facility and Mental Institution“, welche unter privater Leitung sowie der Führung des Wardens Gordon Baker (Arben Bajraktaraj) steht. An diesen
gottlosen Ort werden all jene verfrachtet, mit denen die Gesellschaft nichts mehr zutun haben will – halt Leute wie Ray oder sein Zellennachbar Morton (Dexter Fletcher), der bis zu seiner Verhaftung als Priester auftrat und im Zuge dessen eine Vielzahl junger Knaben missbraucht hatte. Inmitten der ersten Nacht mit einem hellen Vollmond hoch über ihnen am Himmel, werden die Täter jedoch plötzlich selbst zur „Beute“ – als das
scheußliche Geheimnis dieser Einrichtung bzw. ihrer Mitarbeiter auf einmal (auf gleichermaßen grausame wie schreckliche Weise) zum Vorschein tritt...
Einige Zeit nach der Fertigstellung von „Ashes to Ashes“ wurde Mokrani auf „Welcome to Hoxford“ aufmerksam, als ihm Templesmith´s Veröffentlichung in einem Pariser Comic-Laden in die Hände fiel, dessen außergewöhnlicher Look (seitens der Illustrationen) sowohl ihm als auch seinem „kreativen Partner“ Bodin auf Anhieb zusagte – worauf er mit der Idee einer filmischen Umsetzung fortan etliche Wochen lang schwanger ging, bis er sich letztlich zu einem
konkreten aktiven Angehen der Sache entschloss. Ben selbst konnte ihn bei seinem Vorhaben nicht unterstützen, da ihm ein bestehender Vertrag jegliches Engagement in dieser Hinsicht verbat – während der Rechteinhaber seinerseits bloß daran interessiert zu sein schien, einen Deal mit einem möglichst großen Hollywood-Studio abzuschließen. Aus diesem Grund schlug Mokrani erneut den Weg eines
Fanfilms ein – investierte viel eigenes Geld und bemühte sich redlich darum, ein Ensemble talentierter Branchen-Kollegen für das Projekt zu gewinnen: Unter anderem gelang es ihm, Luc Besson´s Stamm-Kameramann Thierry Arbogast („the Fifth Element“) mit an Bord zu holen – ebenso wie den angesehenen F/X- und Make-up-Künstler Jean-Christophe Spadaccini („La Cité des Enfants Perdus“), welcher sich nach dem Lesen einer entsprechenden Online-Anzeige kurzerhand per „Facebook“ meldete. Allein durch ihre Beteiligung vermochte sich Mokrani bereits überaus glücklich zu schätzen…
Hauptdarsteller Jason Flemyng („X-Men: First Class”) trafen er und Bodin am Set von Louis Leterrier´s „Clash of the Titans“ – wonach jener dann wiederum den Kontakt zu seinem
alten Kumpel Dexter Fletcher („Kick-Ass“) herstellte. Ersterer, welcher sich für den Part extra eine Glatze scherte, verkörpert Ray mit ruhiger, kontrollierter und eindringlicher Stimmlage sowie genau der richtigen
Badass-Attitüde. Es wird nie konkretisiert, ob es sich bei ihm wirklich um so etwas wie einen „Gott“ handelt – einschließlich etwaiger „Tentakel-Mutationen“ sowie des ihn begleitenden „schwarzen Löwen“ – oder ob sich das alles
rein in seinem Kopf abspielt. Dass ihn seine Vergangenheit „schwer verstört“ hat, ist dagegen frei jeden Zweifels – doch inwieweit sind seine „übernatürlichen Eigenheiten“ (in diesem Kontext)
tatsächlich in der Realität zu verorten? In einer Welt, in der blutrünstige Kreaturen bei Vollmond
ihre „menschliche Hülle“ ablegen, ist im Prinzip nahezu alles denkbar – und so sehnt er die Konfrontation mit dem „Tod verbreitenden Grauen” buchstäblich herbei: Lächelnd und voller Erwartung. Als Pädophiler in der Zelle nebenan liefert Fletcher unterdessen eine tadellose Performance ab – was ebenso auf Arben Bajraktaraj („Taken“) zutrifft, der Warden Baker (u.a. dank seiner Blicke, Mimik, Gestik, wie auch seines albanisch-französischen Akzents)
herrlich creepy portraitiert. Einzig mit der Leistung Scott Thruns („Michel Vaillant“) in der Rolle eines Wächters (unmittelbar zu Beginn) war ich persönlich „nicht unbedingt zufrieden“…
Das Skript aus der Feder Bodins „verdichtet“ den Inhalt der Vorlage auf einen (für ein Werk dieser Lauflänge)
scheinbar perfekt anmutenden Umfang: Vorrangig konzentrierte er sich dabei auf die erste Hälfte der zugrunde liegenden Comic-Reihe, ließ z.B. bestimmte Passagen, Plot-Details und Figuren komplett weg – wie etwa eine Psychiaterin, die irgendwann dahinter kommt, dass regelmäßig Totenscheine verstorbener Insassen gefälscht werden, und infolge dessen selbst (recht bald schon) in akute Todesgefahr gerät sowie letztlich gemeinsam mit Ray um ihr Leben kämpfen muss. Darüber hinaus erschuf er (im Rahmen seines gewählten Ansatzes) eine „Kette“ bündiger Sequenzen bzw. Set-Pieces, welche die erzählte Geschichte konstant vorantreiben. Untermalt seitens eines
klangvoll-energischen Scores der „Seppuku Paradigm“-Gebrüder Alex und Willie Cortés („Martyrs“), ist angrenzend jede Szene (jeweils auf eine „spezielle Weise“)
verdammt cool ausgefallen: Die Art der Einführung, inklusive eines kurzen Voiceovers und dem ersten Blick auf Raymond, wie dieser sein jüngstes, just zuvor verschiedenes Opfer in Armen hält, seine daran anschließende Verlegung nach Hoxford, bei welcher im Bus ein ebenso unheilschwangerer wie unheimlicher „Einführungsfilm“ (in Schwarzweiß) vorgeführt wird, gefolgt von einer inspiriert arrangierten Aktensichtung des Wardens, einer Konversation Rays mit seiner (eigentlich ja toten, hier jedoch in Gestalt einer Ratte „auftretenden“) Mutter sowie einer durchaus stimmungsvoll dargereichten Rückblende – bis hin zur kompletten Entfaltungs- und Präsentationsweise des
in tiefster Nacht ausbrechenden blutigen Chaos...
Auch auf „visueller Ebene“ haben sich Mokrani und sein Team (erfolgreich) darum bemüht, dem Stile Templesmiths
so treu wie möglich zu verbleiben – was ihnen dank einer (an ähnliche Adaptionen wie Robert Rodriguez´s „Sin City“ oder Zack Snyder´s „300“ erinnernden) Film-Technik gelungen ist, bei welcher „reale Akteure“ (u.a. per Green-Screen-Aufnahmen) digital in „künstlich kreierte Umgebungen“ eingefügt wurden. In kräftigen Farbtönen gehalten sowie von Cinematographer Arbogast mit einigen reizvollen Perspektiven versehen, ist auf diesem Pfade ein feiner
„Comic meets Live-Action“-Look entstanden, der optisch ungemein viel hermacht. Die CGI-Effekte (der „Black Lion“, die Gebäudearchitektur, einzelne „Tentakel“ etc.) sind schick anzusehen und von hochwertiger Qualität, in gewissen Einstellungen wird überaus inspiriert auf „Schattenspiele“ zurückgegriffen – und das „Creature Design“, bei dessen Realisierung zum Teil sogar
Animatronics zum Einsatz kamen, ist wahrlich mal ein originelles: Groß, mit leuchtend roten Augen und fiesen Zähnen sowie hinsichtlich des Körperbaus von Mokrani als
„a decrepit, asthmatic beast that was partially deformed, sick, almost dying, but nonetheless dangerous, with characteristics of anorexia and obesity all at the same time“ umschrieben, muten die Geschöpfe fast schon wie direkt aus einem „Horror-Cartoon“ entsprungen an. Es ist unverkennbar, dass eine Menge Talent und „kreative Energie“ in dieses Projekt geflossen ist: Im Ganzen vermag das Ergebnis
richtig gut zu überzeugen – und so erwarte ich gespannt den Tag, an welchem „irgendwelche Entscheidungsträger“ Mokrani und Bodin endlich mal die Umsetzung einer (aus Branchensicht)
bedeutungsvolleren Produktion anvertrauen...
Fazit: „Welcome to Hoxford“ (2011) ist ein düster-atmosphärischer, straff und kompetent in Szene gesetzter „Short“, der zwar u.a. deutlich mehr Wert auf
Style als auf
Substance legt – nichtsdestotrotz aber bestens zu unterhalten weiß und sich im Zuge dessen (obendrein) als
einer der wohl beeindruckendsten Fanfilme aller Zeiten entpuppt...
starke