Entstehungsdaten:
USA-Chile 2012
Regie:
Nicolás López
Darsteller:
Eli Roth
Andrea Osvárt
Ariel Levy
Natasha Yarovenko
Nicolás Martínez
Lorenza Izzo
Selena Gomez
Trailer
The only thing more terrifying than Mother Nature is human nature…
Obgleich „Aftershock“ von Nicolás López mitverfasst und in Szene gesetzt wurde, trägt diese 2012er Kombination aus Katastrophenfilm und Survival-Horror-Thriller unverkennbar die „cineastische Handschrift“ des berühmt-berüchtigten „Genre-Gurus“ Eli Roth („Cabin Fever“ plus „Hostel 1&2“), welcher an dem düster-gewalttätigen und hier nun zur Besprechung vorliegenden Streifen nicht nur als Produzent und Co-Autor mitgewirkt hat, sondern zudem auch noch eine der Hauptrollen übernahm. Erzählt wird die Geschichte eines Amerikaners mit dem Spitznamen „Gringo“, wie dieser in den letzten Tagen seines Chile-Urlaubs gemeinsam mit seinen beiden ortsansässigen Kumpels Ariel (Ariel Levy) und Pollo (Nicolás Martinez) einige schicke Sightseeing-Locations besichtigt und sich obendrein darum bemüht, bei einer der zahlreichen attraktiven Damen „zu landen“, die u.a. in ausgewählten Bars und Clubs der Gegend anzutreffen sind. Nachdem sie Bekanntschaft mit einem reizvollen weiblichen Trio schließen – bestehend aus der Russin Irina (Natasha Yarovenko), der gern ausgiebig feiernden Kylie (Lorenza Izzo) sowie ihrer „wachsam auf sie aufpassenden“ Schwester Monica (Andrea Osvárt) – starten sie in der Küstenstadt Valparaíso gemeinsam in eine Party-Nacht, die schon bald jedoch einen vollkommen anderen Verlauf als eigentlich gedacht bzw. erhofft nimmt, als die gesamte Region plötzlich von einem massiven Erdbeben erschüttert wird. Inmitten einstürzender Bauten und sterbender Menschen kämpfen sie im Folgenden ums blanke Überleben: Nicht nur herrscht in den Straßen Chaos – so wie es zu erwarten war – ihnen droht sogar noch weitaus größerer Schrecken, als sie auf einmal „ins Visier“ einiger entflohener Straftäter (aus einem eingestürzten Gefängnis) geraten sowie eine von nun an regelmäßig ertönende Sirene überdies vor einem sich möglicherweise nähernden Tsunami zu warnen beginnt…
Inspiriert von einigen wahren Begebenheiten rund um das schwere Beben, welches Chile am 27. Februar 2010 (mit einer Stärke von 8,8 auf der betreffenden Magnituden-Skala) ereilte, schufen López, Roth sowie der dritte Skript-Beteiligte Guillermo Amoedo ein Werk, das sich in drei verschiedenen Akten entfaltet. Der erste markiert sozusagen die „Einführungsphase“ und stellt dem Zuschauer alle zentralen Protagonisten vor – von denen man sich (vorrangig dank ihrer an den Tag gelegten Verhaltensweisen) relativ zügig ein entsprechendes Bild zu machen vermag: Daheim in den Staaten hat Gringo eine Tochter sowie seine Ex (dort) einen neuen Lover, Pollo kommt aus „gut betuchtem Hause“, Ariel versucht verzweifelt, seine kürzlich beendete Beziehung irgendwie doch noch zu retten, Irina ist ebenfalls Elternteil eines jungen Kindes, Kylie besitzt „eine Schwäche für Rauschmittel“ und Monica hat bestimmte Ereignisse in ihrer Vergangenheit (unter ihnen eine Abtreibung) bis heute nicht umfassend verarbeitet. Das Problem daran ist nur, dass das meiste davon viel zu belangloser und oberflächlicher Beschaffenheit ist. Keiner der Charaktere wird einem in dieser Zeit wahrhaft sympathisch: Gleichermaßen schade wie unvorteilhaft – besonders wenn sie später dann in Gefahr geraten und „von ihren jeweiligen Schicksalen ereilt“ werden. Glanzvolle Performances gibt es zwar keine zu verzeichnen, wirklich (übermäßig) störende zum Glück allerdings auch nicht: Nicolás Martinez („Promedio Rojo“) erinnert einen unweigerlich an Zach Galifianakis, Ariel Levy (TV´s „La Sexóloga“) kann einfach keinerlei bleibenden Eindruck hinterlassen und Roth („Inglourious Basterds“) mangelt es am nötigen Charisma sowie einer ergiebigen „mimischen Bandbreite“ – während Natasha Yarovenko („Habitación en Roma“), Lorenza Izzo („Sex Ed“) und Andrea Osvárt (TV´s „the Transporter“) zumindest hübsch anzuschauen sind, allein aber bloß letztere hinsichtlich ihrer Darbietung einigermaßen positiv auffällt. Ferner ist noch Ex-„Disney“-Schnuckelchen Selena Gomez („Spring Breakers“) zu erwähnen, welche sich zu einem flüchtigen Cameo überreden ließ, als sie gerade für ein Konzert im Lande war…
Die erste halbe Stunde ist jener von „Hostel“ keineswegs unähnlich – nur halt weniger nervig sowie mit verminderter Freizügigkeit, schlichtweg da der „konkrete Erfolg“ der Männer beim anderen Geschlecht kein allzu großer ist. Von einigen amüsanten Momenten mal abgesehen, wie zum Beispiel der Versuch Gringos, sich in ein „hippes Milieu“ zu integrieren, in welches er allerdings (aus seinem Alter, Auftreten und Stil resultierend) „nicht unbedingt harmonisch“ hineinpasst, habe ich das ganze Gebaren der Figuren (in diesem Filmdrittel) jedoch eher teilnahmslos mitverfolgt. Was mir dagegen prima gefallen hat, waren sowohl die mit pulsierenden Beats unterlegten, einen stimmungsvollen „Party-Vibe“ verbreitenden Konzert- und Club-Sequenzen wie auch einige der ansprechend ins Bild gerückten Sehenswürdigkeiten der Region – wie ein edles Weingut oder die von zahlreichen bunt bemalten Häusern geprägte Altstadt Valparaísos, ergänzt um einen feinen Sandstrand sowie die interessante Hanglage direkt an einer beschaulichen Meeresbucht. Tagsüber vom strahlenden Wetter akzentuiert, hat Cinematographer Antonio Quercia („Sexo con Amor“) einige echt schöne Impressionen eingefangen: Vor allem die Luftaufnahmen haben mir wohlig zugesagt – und so ist es dem Streifen wahrhaftig gelungen, bei mir den Wunsch zu erwecken, dort (bei Gelegenheit) durchaus mal einen Urlaub verbringen zu wollen. Hätte man die ersten 35 Minuten (im Zuge der Post-Production) noch um zirka fünf bis zehn „gestrafft“ (sprich: einige der inhaltsarmen Dialoge verkürzt oder entfernt), wäre das sicherlich nicht von Nachteil gewesen – doch dann ist es ja „endlich“ soweit: Die Erde bebt und die ausgelassene Atmosphäre des Einstiegs wandelt sich schlagartig ins Gegenteil. In einem einzigen Augenblick verändert sich im Grunde genommen alles: Aus Spaß wird ernst, Chaos und Leid definieren von diesem Punkt an die nunmehr arg düster-ungemütlichen Geschehnisse – etwas, das fortan so auch seitens einer angepassten Optik und Musik-Untermalung bekräftigt wird…
Mit einem Budget von unter zwei Millionen Dollar sind „epische Zerstörungsorgien im Stile Roland Emmerichs“ natürlich weder möglich noch zu erwarten. López umgeht diesen Faktor geschickt, indem er sich während der primären tektonischen Erschütterung strikt auf seine Hauptprotagonisten konzentriert, welche sich zu der Zeit gerade in einem unterirdischen Tanzlokal aufhalten. Im Gegensatz zu Hollywood-Veröffentlichungen á la „Earthquake“ oder „2012“ werden die Ableben der unglückseligen Opfer im vorliegenden nicht „beinahe schon klinisch rein“ dargeboten – sondern mitsamt realistischer (schwerer) Verletzungen aufgezeigt: Menschen werden niedergetrampelt, von Trümmern getroffen, begraben oder erschlagen, verlieren dabei Gliedmaße, tragen multiple Knochenbrüche und diverse anderweitige garstige Wunden davon. Im Rahmen dieses Set-Pieces stirbt übrigens keiner der insgesamt sechs Personen, die sich getrost als „Leads“ bezeichnen lassen – schließlich geht es hier (getreu des Titels) viel stärker um die Auswirkungen bzw. „Nachwehen“ eben jenes Ereignisses. Es ist allerdings anzuführen, dass einer im Folgenden nun dringend eine medizinische Notfall-Versorgung benötigt. Nachdem sich die Gruppe ihren Weg zurück an die Oberfläche gebahnt hat, bemüht man sich sogleich darum, sowohl das nächste Krankenhaus als auch (in Anbetracht der ertönenden Tsunami-Warnung) höher gelegenes Gelände zu erreichen. Die arrangierten Schäden (u.a. zerstörte, teils mit Leichen gesäte Straßenzüge) wissen durchweg anständig zu überzeugen – zumal dabei nur wenige CGIs zum Einsatz kamen. Nach einer (leider sehr vorhersehbaren) Tragödie an einer der berühmten „Funiculars“ der Stadt sehen sich die Überlebenden (obendrein) auf einmal einer zusätzlichen, höchst abscheulichen Gefahr ausgesetzt: Es stellt sich nämlich heraus, dass auch Plünderer und entflohene Straftäter das Katastrophengebiet durchstreifen – was zu Auseinandersetzungen mit den verbliebenen Sicherheitskräften führt, ebenso wie zu einer erbarmungslosen Hetzjagd, als einige jener Männer Irina, Kylie und Monica erblicken…
In seinem finalen Akt dringt der Film letzten Endes in genau die Exploitation- und Torture-Porn-Gefilde vor, an die viele Leute (unweigerlich) denken müssen, wenn sie den Namen Eli Roth lesen oder hören – üppig an brutalen Tötungen, sadistischen Quälereien sowie auch einer abstoßenden Vergewaltigung. Zwar werden keine der gezeigten Gräueltaten in irgendeiner Weise „cool“ oder „zum reinen Unterhaltungs-Zweck“ präsentiert – nichtsdestotrotz bleibt ein „dissonanter Nachgeschmack“ bestehen, was sicher (zum Teil) mit daran liegt, dass die Angreifer derart schlicht, stereotyp und uninteressant gezeichnet wurden. Der eigentliche Kerngedanke, dass die größte Gefahr im Prinzip „von uns selbst“ ausgeht, sobald die „gesellschaftliche Ordnung“ denn mal (egal aus welchen Gründen) zusammenbrechen sollte, und dass dies unter speziellen Umständen durchaus erschreckend rasch geschehen kann, wird von dem Streifen rein auf einem arg banalen Wege herausgestellt. Mit der Entwicklung (also den Verhaltensweisen) der Charaktere nach dem ersten Drittel hatte ich unterdessen nahezu überhaupt keine Probleme: Ihre Reaktionen und Entscheidungen sind überwiegend nachvollziehbar, und gerade die Frauen erhalten einen wesentlich „aktiveren Part“ zugestanden. Erfreulich zudem, dass der Film keine der Figuren innerhalb seiner Verlaufsentfaltung (dem Publikum gegenüber) „in Sicherheit wiegt“: Einfach jeder aus ihrer Mitte könnte sterben – von einem Moment auf den nächsten. Ganz am Ende erhält der Zuchauer schließlich noch eine „besiegelnde“ Sequenz dargereicht, welche (so in der Art) zwar nicht unbedingt schwer vorauszuahnen ist – mir (alles in allem) aber dennoch überraschend gut gefiel. Regisseur Nicolás López („Santos“) hat auf jeden Fall solide Arbeit abgeliefert und ein Werk geschaffen, dass deutlich kostspieliger und aufwändiger aussieht als es tatsächlich war. Schade nur, dass es auf einem solch unvorteilhaft grob gestrickten Skript basiert und überdies auch nie einen wirklich „packenden“ Eindruck erzeugen bzw. heraufbeschwören kann…
Fazit: Eingangs sonnig, spaßig und heiter, später dann düster, grausam und nihilistisch, wurde bei „Aftershock“ (2012) gewissermaßen das Schema des ersten „Hostel“-Flicks kurzerhand ins klassische Katastrophenfilm-Genre übertragen – leider mit nur eingeschränktem Erfolg: Eine Einschätzung Schrägstrich Feststellung, welche in erster Linie der nicht sonderlich inspiriert ausgestalteten Drehbuch-Vorlage zuzurechnen ist, weniger der inszenatorischen Umsetzung noch dem grundlegenden Konzept an sich…