Entstehungsdaten:
USA 2011
Regie:
Larry Wade Carrell
Darsteller:
Grace Powell
Dylan Horne
Larry Wade Carrell
Krystn Caldwell
Leo D. Wheeler
Michael Biehn
Jennifer Blanc-Biehn
Karen Schlag
Trailer
Where innocence ends, vengeance begins...
Resultierend aus der Gegebenheit, dass ich mir sowohl interessant klingende „Indies“, düstere Horror-Streifen als auch Filme mit Michael Biehn relativ gerne anschaue, dauerte es nicht allzu lange, bis der „Unrated Director´s Cut“ der hier nun zur Besprechung vorliegenden 2011er Low-Budget-Produktion „Jacob“ (seiner US-Veröffentlichung im April 2013 anknüpfend) erstmals in meinem heimischen BluRay-Player landete: Für nur rund neunhunderttausend Dollar hauptsächlich seitens einer engagierten Gruppe „Genre-Freunde“ im ländlichen Texas umgesetzt, merkt man dem fertigen Werk den gebotenen Enthusiasmus der Mitwirkenden durchaus an – unglücklicherweise aber hat das in diesem Fall nicht wirklich ausgereicht, um letzten Endes ein vernünftig zufrieden stellendes „cineastisches Ergebnis“ zu erschaffen...
Eröffnet wird in der Gegenwart – genau genommen vor einem gleichermaßen entlegenen wie zerfallenen Haus, gerade noch so innerhalb der Grenzen des kleinen Städtchens Melvin Falls. In Reaktion auf eine Herausforderung bzw. Mutprobe zwei seiner Kumpels, befindet sich ein Junge unmittelbar davor, das Innere zu betreten – als er plötzlich von dem im Vorfeld informierten sowie in der Zwischenzeit eingetroffenen Sheriff (Larry Wade Carrell) mitsamt eines klaren Hinweises auf die Baufälligkeit des alten Gebäudes davon abgehalten wird. Angesprochen auf die in der Gegend offenbar recht weit verbreitete „Spuk-Legende von Jacob Kale“, erwidert der Gesetzeshüter, dass es zwar keine Geister gäbe, jene Person aber tatsächlich „vor Jahren mal“ im Ort gelebt hätte – bis hin zu jenem Tage, an welchem er ein „wahres Blutbad“ anrichtete sowie im Folgenden dann selbst (auf genau diesem Grundstück) getötet wurde. Fortan setzt nun eine lange, nahezu die gesamte Story umfassende Rückblende (gen 1979) ein...
Damals war der heutige Sheriff erst noch der (ebenfalls von Carrell verkörperte) Deputy des vorherigen Amtsinhabers (Leo D. Wheeler), während sein Bruder Otis (wiederum Carrell) dagegen regelmäßig durch sein „Verhalten unter Alkoholeinfluss“ negativ auffiel – was auch Gewalt gegenüber seiner Gattin Edith (Krystn Caldwell) mit einschloss. Jene hatte ihn geheiratet, nachdem sich ihr erster Mann (Biehn) irgendwann auf beängstigende Weise „charakterlich verändert“ hatte sowie eines Abends schließlich in einer Bar „Amok gelaufen“ war. Ihre Kinder Jacob (Dylan Horne) und Sissy (Grace Powell) – er ein großer, kräftiger, glatzköpfiger, stummer, geistig zurückgebliebener junger Mann, sie seine über alles geliebte kleine Schwester – entstammten beide jener Beziehung und mieden den neuen Stief-Daddy (nicht bloß aus genanntem Grunde) wo es nur ging. Mit einem Mal änderte eine grässliche Tragödie jedoch so gut wie alles: Ohne Sissy, welche ihn bis dato stets noch immer „in Zaum halten konnte“, erlangten in Jacob kurzerhand dieselben „finsteren Mächte“ die Oberhand, welche zuvor bereits das grausame Schicksal seines Vaters beeinflusst hatten...
Larry Wade Carrell hat bei „Jacob“ nicht nur zwei zentrale Rollen bekleidet, sondern außerdem auch das Drehbuch verfasst, Regie geführt sowie den Streifen mitproduziert. Hinsichtlich des Skripts fällt einem ziemlich schnell auf, dass die betreffende Geschichte mit einer hohen Anzahl verschiedener Ideen und Genre-Versatzstücke aufwartet – von denen man die meisten jedoch schon aus zig anderen Filmen her kennt. Selbiges gilt ebenso für die gezeichneten Figuren, aus deren Reihen angrenzend keiner über ein „wirklich anständiges Leben“ verfügt. Was sich lange Zeit wie ein Drama über „häusliche Gewalt im Redneck-Milieu“ entfaltet und sich im Zuge dessen kontinuierlich auf einen bestimmten „Eskalationspunkt“ hinzubewegt (siehe z.B. „Carrie“ oder „Sling Blade“), mündet mit Erreichen des finalen Drittels stracks in einem überaus brutalen Horror-Flick, komplett mit diversen „Friday the 13th“-artigen Kills sowie einem gewissen „Einfluss“ der klassischen „Texas Chainsaw Massacre“-Franchise – ganz zu schweigen von einer arg oberflächlich eingebundenen übernatürlichen Komponente, die eigentlich vollkommen überflüssiger Natur ist...
Angesichts der Masse an trivialen Stereotypen und Klischees hatte ich durchaus gelegentlich die Vermutung, das Projekt wäre möglicherweise ursprünglich mal als etwas in der Art von „Hatchet“ konzipiert worden – bevor man sich dann aber dazu entschloss, stattdessen lieber ein „ernsteres“ Werk zu realisieren sowie einen stärkeren Fokus auf die Charaktere zu legen. Problematisch daran ist bloß: Von den gewählten Namen (u.a. Otis, Mabel, Cletus, Darlene, Earl und Amos) über so manche „Äußerlichkeit“ (Vokuhilas, Schnauzbärte, Trucker Caps etc.) bis hin zu mehreren an den Tag gelegten „Aktivitäten“ (nachmittags saufen, eine Nacht zur Ausnüchterung im Knast verbringen, Familienmitglieder schlagen usw.) verhindert gleich so etliches, dass je ein vernünftiges „Gefühl von Seriosität“ erkeimt. Hinzu kommen noch Akteure, die entweder nicht allzu viel Talent besitzen und/oder in einer Form agieren, in Anbetracht derer sich die Frage geradezu aufdrängt, auf welchen Vorstellungen der Siebzigerjahre ihre jeweilige (teils nahezu „karikatureske“) Herangehensweise wohl beruht. Ob Carrell das eventuell bewusst so angestrebt hat oder nicht – darüber bin ich mir echt nicht sicher...
Unabhängig weniger Ausnahmen, liefert im Grunde die gesamte Besetzung schwache (bzw. auf die eine oder andere Weise „unvorteilhafte“) Leistungen ab. Larry Wade Carrell („Doll Factory“) ist es zwar einigermaßen akzeptabel gelungen, seine Doppelrolle zu meistern – das allerdings des Öfteren per Verwendung „zu grobschlächtiger“ Gesichtsausdrücke, die weder sonderlich ansprechend anmuten noch der Kategorie „Schauspielkunst“ zugerechnet werden können. Billy ist der typische „leicht trottelige“ Kleinstadt-Deputy – Otis dagegen ein ständig betrunkener „White-Trash-Wifebeater“, dessen Auftreten permanent zwischen „peinlich“ und „bedrohlich“ schwankt. Ja, eine Rangelei zwischen den Brüdern wirkt „geringfügig holprig“ arrangiert – doch ansonsten geht das in diesem Bereich Präsentierte schon recht passabel in Ordnung. In einzelnen Momenten leider nur bedingt überzeugend, portraitiert Krystn Caldwell („Psychic Experiment“) Edith als eine hart arbeitende Frau, welche Otis dankbar dafür ist, dass er sich in einer Zeit um sie gekümmert hat, als jeder andere ihr nur „die kalte Schulter zeigte“ – also nach der Tat ihres ersten Mannes. Es ist deshalb, dass sie ihn verteidigt und bei ihm bleibt – all seiner miesen Verhaltensweisen zum Trotz...
In einigen zusätzlichen Flashbacks (innerhalb der Haupt-Rückblende) gibt sich B-Movie-Veteran Michael Biehn („the Divide“) die Ehre – allerdings ist seine Performance ungewöhnlich mau, ungefähr auf dem Niveau seiner Co-Stars. Dass er an seiner Stelle ernsthaft (freudig) mit dem Ausdruck „Whoopee!“ auf die Nachricht reagiert, unter dubiosen Umständen ein mysteriöses Haus geerbt zu haben, macht den vermittelten Eindruck seiner dürftigen Darbietung auch nicht gerade besser. Jener war der leibliche Vater von Sissy und Jacob, bis er beim Renovieren des alten Gebäudes ein geheimnisvolles Buch (im Stile des „Necronomicons“) fand, eine „aggressive Obsession“ in Bezug aufs Anwesen entwickelte und letztendlich mehrere Menschen in einer Kneipe tötete – unter ihnen auch eine von Biehn´s Gattin Jennifer Blanc („Wrong“) verkörperte Polizistin. Während die Screen-Time Leo D. Wheelers („Domain of the Dead”) primär von seinem gehörigen Overacting gekennzeichnet ist, tritt Karen Schlag („Club Foot“) indes als eine greise, mit den seltsamen Begebenheiten irgendwie in Verbindung stehende Dame auf – welche eine entscheidende nächtliche Unterredung mit einem Cop allerdings nicht gut genug meistert, um die benötigte „bedrohliche Atmosphäre“ jenes Augenblicks heraufzubeschwören…
Seit dem Tod ihres Dads hören die beiden Kinder Ediths dieselben „unheilvollen Stimmen in ihren Köpfen“ wie jener in den Wochen vor seinem „Durchdrehen“: Jacob viel intensiver als Sissy, welche ihn mit ihrem „behutsamen Einfluss“ stets noch davon abhalten kann, diesen nachzugeben. Nur ihr gelingt es, seine Wut zu bändigen: Auf sie hört er, selbst wenn sie seine Handlungen mal kritisiert oder gar verurteilt – wie als er eines Tages (mal wieder) eine Katze umbringt. Diese Beziehung markiert einen der wenigen interessanten Aspekte des Werks. Die zwölfjährige Grace Powell verleiht dem Part (im Rahmen ihres Filmdebüts) eine ersprießliche Kombination aus Reife, Unschuld, physischer Zerbrechlichkeit und psychischer Stärke – wohingegen Newcomer Dylan Horne einfach bloß eine „schlichte“ Persönlichkeit „in groben Zügen“ zum Besten gibt. Sein Aussehen, inklusive Glatze und Latzhose, ergänzt um seine Blicke, Bewegungen und Taten, wirkt des Öfteren unfreiwillig komisch: Jemand in der Tradition von John Steinbeck´s Lennie (vgl. „Of Mice and Men“) ist er jedenfalls nicht – eher ein „wandelndes Klischee“. Obendrein sieht er dem ihn als Kiddie mimenden Deke Garner („Hyphen“) in keinster Weise ähnlich…
Ohne Sissy gibt es niemanden mehr, der Jacob noch „beruhigen“ kann – und so wiederholen sich die grausamen Ereignisse dann auch in der zweiten Generation der betreffenden Familie. Otis wird sein erstes Opfer: Dank seiner immensen Kraft ist es Jacob möglich, ihm im Zuge des entbrannten Kampfes einen Arm auszureißen – worauf er ihn u.a. mit genau diesem totgeprügelt. Ein von Zorn genährter Akt der Vergeltung und Bestrafung für alles zuvor: Nachvollziehbar. Als er die Leiche seiner Schwester anschließend in Richtung Friedhof trägt, trommelt der Sheriff kurzerhand einige bewaffnete Männer aus dem Ort zusammen und eröffnet die Jagd auf „das Monster“: Ein klassisches, weit in die Genre-Vergangenheit zurück reichendes Motiv, fast so wie damals schon bei „Frankenstein“. Die Kills sind allesamt sehr brutal sowie in Form ansehnlicher „Old-School-Effekte“ gestaltet worden: Da wird (z.B.) ein Körper mit einer Schrotflinte aufgespießt, ein anderer halb durchgeschnitten, wird eine Kehle zertreten sowie ein Baseball-Schläger (mit einem daran befestigten Sägeblatt) hart gegen einen Schädel geschlagen. Alles in allem vermag einen die gebotene F/X-Arbeit (speziell vorm Hintergrund der geringen finanziellen Ressourcen) ganz prima zufrieden zu stellen…
Das Problem an der Sache ist jedoch, dass der Zuschauer erst einmal stolze 50 unaufregende Minuten (voller zu lang laufender Sequenzen) „durchstehen“ muss, um an diesen Punkt der Story zu gelangen – und selbst danach entfalten sich die Geschehnisse weder unbedingt „packend“ noch spannend. Dem unfokussierten Plot mit seinen vielen Stereotypen mangelt es an Reiz, auf so manches (wie die kompletten „paranormalen Eigenheiten“) hätte man getrost verzichten können und die generelle Inszenierung kommt zwar ambitioniert Schrägstrich bemüht daher – ohne aber die genannten Schwächen in einer ergiebigen Weise kaschieren zu können. Zudem sehen die „gealterte Haut“ darstellen sollenden Make-up-Kreationen herausragend schlecht aus. Und was gibt es Positives zu vermelden? Cinematographer Stacy Davidson („Sweatshop“) hat den Film optisch relativ ansehnlich „ins rechte Licht gerückt“, einschließlich einer fein arrangierten (unweigerlich an „the Shining“ erinnernden) Rückblende, das lange Zeit schon verlassene Haus sieht wunderbar creepy aus und verschiedene schicke Oldtimer konnten für das Projekt „zusammengetragen“ werden – unter ihnen ein bei John Carpenter´s Stephen King Adaption „Christine“ zum Einsatz gekommner '58er Plymouth Fury. Insgesamt jedoch eindeutig „zu wenig“ – gerade in Anbetracht des Rests. Das (vorhersehbare) Ende lässt übrigens die sprichwörtliche „Tür“ für eine Fortsetzung weit offen – auf eine solche kann ich allerdings gut und gern verzichten…
Fazit: Geprägt von unterdurchschnittlichen Performances sowie einem markanten Mangel an Suspense und Originalität, handelt es sich bei „Jacob“ (2011) um einen uninspirierten dramatischen Horror-Thriller, der sich selbst ein unvorteilhaftes Stück weit zu ernst nimmt sowie nicht genügend aus dem Potential herauszuholen vermochte, das in dem einen oder anderen Bereich der Produktion durchaus noch immer (zumindest ansatzweise) auszumachen ist…
zu verorten nahe der Grenze zur