Entstehungsdaten:
Frankreich 2011
Regie:
Stéphane Rybojad
Darsteller:
Djimon Hounsou
Diane Kruger
Benoît Magimel
Denis Ménochet
Raphaël Personnaz
Raz Degan
Tchéky Karyo
Morjana Alaoui
Trailer
Bei dem dramatischen Action-Thriller „Special Forces“ (Originaltitel: „Forces Spéciales“) handelt es sich um eine vom vormaligen Dokumentar-Filmer Stéphane Rybojad co-verfasste und in Szene gesetzte französische Kino-Produktion aus dem Jahre 2011. Erzählt wird die Geschichte der renommiert-engagierten Journalistin Elsa (Diane Kruger), welche im Rahmen kontroverser Recherchen in Südasien eines Tages ins sprichwörtliche „Fadenkreuz“ des Taliban-Führers Zaief (Raz Degan) gerät, der sie daraufhin (gemeinsam mit einigen anderen) schnurstracks in eine Falle locken und entführen lässt. In Anbetracht eines veröffentlichten Videos der Enthauptung einer jener Unglückseligen beschließen einige zuständige Regierungsvertreter Elsas (daheim in Paris) unverzüglich, ein sechzig Mann starkes Spezial-Kommando des Militärs zu entsenden, um sie vor diesem grausamen Schicksal zu bewahren. Plötzlich jedoch wird die Zeit knapp – und so ordnet man an, zumindest erst einmal ein inzwischen bereits vor Ort eingetroffenes sechsköpfiges Vorab-Team mit der Befreiung zu betrauen, ehe es dafür am Ende wohlmöglich zu spät wird. Unter der Führung des erfahrenen Kommandanten Kovax (Djimon Hounsou) gelingt die Aktion – allerdings wird im Zuge der entbrannten Schießerei das Funkgerät der Einheit zerstört und können sie aufgrund des heftigen feindlichen Widerstands die vereinbarte Abholzone nicht erreichen, wodurch sie sich prompt „auf sich allein gestellt“ in einer gefährlichen Grenzregion Pakistans wiederfinden. Mit Zaief und einer ganzen Schar seiner Kämpfer dicht auf den Versen, sehen sie schon bald keine andere Wahl mehr, als zu Fuß den langen wie zehrenden Marsch westlich in Richtung Afghanistan zu wagen – und das mitten durch das ungemein fordernde Hindukusch-Gebirge...
Eröffnet wird mit einer im Kosovo angesiedelten Mission, welche bei strahlendem Tageslicht durchgeführt wird und die Ergreifung eines lang gesuchten Kriegsverbrechers zum Ziel hat: Unterlegt mit einem nicht wirklich optimal passenden Track der Band „Big Audio Dynamite“, fallen einem dabei sogleich einige erfreuliche Unterschiede zu „thematisch ähnlichen“ amerikanischen B-Movies ins Auge – wie z.B. die achtbare Ausstattung mit Militär-Fahrzeugen (etwa mehrere Helikopter vom Typ „Cougar“ und „Tiger“, welche im Verlauf obendrein noch um Transportmaschinen und einen Flugzeugträger ergänzt werden), der Verzicht auf die Verwendung von CGIs und Stock-Footage sowie die generell ziemlich hochwertig-aufwändige Inszenierung des Dargereichten. Eine stolze Leistung für ein Projekt, dessen Budget nur rund zehn Millionen Euro betrug. Aber zurück zum Anfang: Dynamisch arrangiert, wird die Schlagkraft und Effizienz der Truppe prima veranschaulicht – allerdings hat man dabei (aus mir schleierhaften Gründen) ausgerechnet darauf verzichtet, die konkrete Festnahme des ins Visier genommenen Mannes zu zeigen, welcher sich zuletzt in einer geheimen Kammer zu verbergen versucht hatte. Man sieht nur, wie der Zugang zu dem Versteck gefunden und er anschließend hinaus ins Freie geleitet wird – was dazwischen geschieht, bleibt dem Zuschauer jedoch vorenthalten: Eine merkwürdige, für mich nicht unbedingt nachvollziehbare Entscheidung. Eventuell sind die betreffenden Aufnahmen ja irgendwie beschädigt worden oder gar verloren gegangen – wer weiß? Abgesehen von dieser speziellen Auffälligkeit empfand ich (überdies) die Verwendung regelmäßiger „Fade-to-Blacks“ per se als ein weder sonderlich beseelt noch geschickt ausgewähltes Stilmittel...
Als nächstes lernt das Publikum die französische Journalistin Elsa kennen, welche aktuell an einer brisanten Story arbeitet, die nicht bloß die in der islamischen Gesellschaft seit jeher vorherrschende Frauenfeindlichkeit anprangert, sondern außerdem auch – primär dank der Ausführungen einer mutigen jungen Informantin (Morjana Alaoui) – direkte Verbindungen mit dem ranghohen Taliban-Angehörigen Zaief aufweist. Als jener von ihren Treffen erfährt, lässt er beide (zusammen mit zwei männlichen Unterstützern) verschleppen sowie Bildmaterial einer postwendend vollzogenen Hinrichtung überall auf der Welt verbreiten. Infolge dessen autorisieren die verantwortlichen Politiker im Elysée-Palast (mit Nachdruck) eine koordinierte Befreiungsaktion, um ihre prominente Staatsangehörige somit hoffentlich noch vor dem mit jedem verstreichenden Moment akuter drohenden Tode zu retten. Kovax und seine Kameraden befinden sich gerade auf einer Geburtstagsfeier, als man sie über ihren Einsatz in Kenntnis setzt: Wenig später sitzen sie dann schon in einem Flieger gen Osten, wo sie zusätzlich seitens eines neuen Scharfschützen ergänzt werden. Augenblicklich sind diverse Stereotypen der gewohnt-gängigen Art auszumachen: Der ernste, professionelle „heldenhafte Anführer“ (Hounsou), sein öfters mürrischer, nichtsdestotrotz absolut zuverlässiger Kumpane und Stellvertreter (Denis Menochet), der mit Humor gesegnete, mehrfach die Freude an seinem Job proklamierende „Enthusiastische“ der Runde (Alain Figlarz), ein charmanter, aufs weibliche Geschlecht durchaus anziehend wirkender Monsieur (Benoît Magimel), ein sich im Kampf erst noch beweisen müssender Rookie (Raphaël Personnaz) sowie ein „mit allen Wassern gewaschener Vollblut-Soldat“ (Alain Alivon)…
Per Fallschirmsprung gelangt das Team schließlich ins konkrete Zielgebiet – und das ohne der eigentlich vorgesehenen Verstärkung, welche (bis dato) schlichtweg nicht rechtzeitig in der Region einzutreffen vermochte. Just als sie ihre Positionen beziehen, werden sie Zeuge einer Reihe von Exekutionen auf dem Gelände, bei denen u.a. Elsa´s Kontaktperson erschossen wird – ein rasches Eingreifen ist nun also gefragt. Auf Anhieb bewährt sich dabei der junge Sniper: Während er ihnen (aus der Distanz heraus) Feuerschutz gibt und präzise einzelne Widersacher ausschaltet, glückt ihnen die Befreiung der Reporterin sowie ihres einheimischen Begleiters Amen (Mehdi Nebbou). Ebenso packend wie kompetent umgesetzt, profitiert nicht nur diese Sequenz von den Erfahrungen Rybojads, welche er sich (hinsichtlich militärischer Verhaltens- und Vorgehensweisen) bei seiner Arbeit an der 2011er Dokumentation „L'école des Bérets Verts“ aneignen konnte. Auf dem anknüpfenden Weg zur Abholzone treten auf einmal jedoch ernsthafte Komplikationen auf: Die feindliche Gegenwehr ist stärker als angenommen, sie kommen nicht schnell genug voran und verlieren zudem noch jede Möglichkeit, mit der Kommando-Zentrale in Kontakt zu treten – was einem zerstörten Funkgerät zuzurechnen ist. Der lange Fußmarsch durchs Gebirge hin zur Grenze wird beschlossen und in Angriff genommen – stets mit den Verfolgern im Nacken. Zahlreiche Feuergefechte entbrennen: Aufgrund ihrer deutlich besseren Ausbildung und Bewaffnung glückt es ihnen dabei jedoch, ihren Vorsprung (nach und nach) kontinuierlich weiter auszubauen. Ein gewichtiges Problem stellt allerdings das Wissen bzw. die Tatsache dar, dass sie für die zu erwartenden harschen Witterungsverhältnisse (reich an Schnee und Kälte) fern von optimal ausgestattet sind…
Um ihre Chancen zumindest etwas zu erhöhen, nehmen sie kurzerhand die traditionell sehr ausgeprägte Gastfreundschaft der Bewohner eines nahe ihrer Route gelegenen Dörfchens an: Von ihnen erhalten sie u.a. Zuflucht und einige wärmende Kleidungsstücke (wie Decken und Mützen) überlassen. Erst als sie erneut wieder aufbrechen wollen, wird ihnen das durch ihr Handeln heraufbeschworene „moralische Dilemma“ umfassend bewusst: Zaief würde diesen Leuten gewiss nicht verzeihen, seinen Feinden Unterstützung gewährt zu haben! Für Amen ist die Entscheidung klar: Er bleibt. Als unmittelbar darauf allerdings auch die anderen erblicken, wie der erzürnte Taliban-Führer mit seinen Schergen unter den wehrlosen Menschen ein regelrechtes Blutbad anzurichten beginnt, greifen sie ebenfalls aktiv ins Geschehen ein. Generell weiß die präsentierte Action hervorragend zu gefallen: Ansehnlich, kraftvoll und (von den angewandten Taktiken und Verläufen her) überwiegend realistisch dargeboten, kommen Genre-Freunde hier definitiv auf ihre Kosten. Dezimiert, erschöpft, zum Teil verwundet, von einer personellen Übermacht gehetzt sowie mit einer zu beschützenden Zivilistin plus schwindenden Munitions-Reserven wiederholt in zehrende Kämpfe verwickelt, steht ihnen „ihr mächtigster Gegner“ allerdings erst noch bevor – nämlich „Mutter Natur“ höchstpersönlich, in all ihrer gleichermaßen gefährlichen wie erhabenen Schönheit. Um die angepeilte Grenze zu erreichen, liegt es fortan an ihnen, eisige Temperaturen, kräftige Stürme sowie das extrem fordernde Terrain des Hindukuschs zu überwinden – und so wandelt sich der Streifen in seinem letzten Drittel zu einem waschechten, an sich durchaus effektiven, im Gesamtkontext jedoch eher „ein zweischneidiges Schwert“ markierenden Survival-Thriller…
Je nach Anschauungsweise, Empfinden und Geschmack mag dieser Abschnitt der Geschichte bei einigen mit Sicherheit einen tendenziell „antiklimaktischen“ Eindruck heraufbeschwören. Mich selbst hat das keineswegs irgendwie gestört oder verärgert – im Gegensatz zu der geradezu „holprigen“ Einbindung eines arg konventionellen, simultan aber auch überraschend knapp gefassten Showdowns, in dessen Rahmen die noch verbliebenen Angehörigen beider Partien aufeinander treffen. Nach diesem nicht wirklich befriedigenden finalen Shoot-Out folgen im Anschluss dann noch einige weitere solide „Überleben in der Wildnis“-Minuten, die etwas später in einem relativ „klassisch“ gearteten Ausklang münden. Immerhin aber wird nicht einfach nur alles „von der Kavallerie zusammengeschossen“ und/oder „mit einem Bomben-Teppich überdeckt“, so wie in diversen amerikanischen „Vorbildern“ (á la „Tears of the Sun“). Das von Rybojad, Michael Cooper und Emmanuelle Collomp verfasste Drehbuch ist nicht unbedingt originell geraten – u.a. da es die meisten der üblichen inhaltlichen Versatzstücke ähnlicher Veröffentlichungen aufweist – allerdings ist zu registrieren, dass sich die Autoren zumindest um einige „zusätzliche Facetten“ innerhalb bestimmter Story-Bereiche bemüht haben: Die Franzosen sind zwar ebenso „von Grund auf“ gut wie die Taliban-Islamisten böse – doch wird die breitere einheimische Bevölkerung dagegen angenehm „ausgewogen“ portraitiert. Flüchtig wird die Unterdrückung von Frauen in der dortigen Gesellschaftsform thematisiert – und am Ende gibt eine eingeblendete Texttafel unmittelbar vorm Einsetzen des Abspanns außerdem noch bekannt, dass der Film all den Journalisten und Soldaten gewidmet ist, die in eben jener Region (im Zuge des betreffenden Konflikts) bislang ihre Leben verloren…
Passend zu diesem Ansatz ist der „Butcher of Kabul“ Zaief nicht nur ein eiskalter Terrorist und blutrünstiger Krieger, sondern obendrein ein mit seinen Männern gelegentlich Englisch sprechender Akademiker, der sein Studium in Cambridge absolviert hat und dabei auch von einigen „westlichen Ansichten und Eindrücken“ (punktuell/leicht) „beeinflusst“ wurde – z.B. weiß er den Geschmack von „Schokolade aus der Tube“ sichtlich zu schätzen und kann sich einfach nicht dazu durchringen, eigenhändig eine Frau zu töten. Die Taliban sieht das wiederum als Schwäche an und setzt ihn dementsprechend unter Druck: Sein Schicksal wird untrennbar mit jenem Elsas verknüpft – ein Entkommen ihrerseits würde zugleich also (unweigerlich) in „seinem Ende“ resultieren. Verkörpert wird er von Raz Degan („Alexander“) – und das zwischen „annehmbar“ und „unvorteilhaft over-the-Top“ schwankend. Diane Kruger („the Host“) liefert derweil eine ordentliche Performance ab – doch wird ihre Figur seitens der Vorlage leider weitestgehend „verschenkt“: Vor ihrer Entführung hatte sie u.a. Militär-kritisch berichtet, sich dadurch in den Reihen der Streitkräfte nicht sonderlich beliebt gemacht – und während des Einsatzes nun beeinflusst ihr Verhalten mehr als nur einmal „die Richtung“ der Missions-Entfaltung, etwa indem sie die Erörterung der Frage erzwingt, inwieweit ein Abweichen von dem strikten Auftrag im Angesicht spezieller Sachlagen denn tatsächlich legitim bzw. gar notwendig ist. Anstatt sie des Öfteren bloß irgendwo in Deckung gehen zu lassen, hätte man ihr gern „zusätzlichen Raum“ zugestehen dürfen. Ach, und unabhängig dessen erfährt man in einem der Gespräche übrigens noch von dem „Leitsatz“, dass sich „ein pflichtbewusster Befehls-Empfänger“ nicht wirklich um etwaige „politische Verstrickungen im Hintergrund“ kümmert...
Als Kovax überzeugt Djimon Hounsou („Blood Diamond“) auf ganzer Linie – und auch seine Kameraden Benoît Magimel („La Pianiste“), Denis Ménochet („Inglourious Basterds“) und Raphaël Personnaz („Anna Karenina“) agieren allesamt anständig – allerdings wäre es schön gewesen, wenn man ihre Charaktere gehaltvoller ausgearbeitet und ihnen weniger Klischee-durchtränkte Dialogzeilen vorgegeben hätte. In Nebenrollen kann man zudem noch Morjana Alaoui („Martyrs“) und Tchéky Karyo („Bad Boys“) entdecken – wobei jener den „Tom-Skerritt-Part“ aus dem erwähnten US-Streifen Antoine Fuquas übernommen hat. Wie so oft bei Flicks dieser Art – egal aus welchem Ursprungsland sie denn nun stammen mögen – ist das Skript „unterm Strich“ erneut also als eine markante, dem Endergebnis eine höhere Qualität und Wertung verwehrende „Schwachstelle“ auszumachen. Prima in Szene gesetzt wurde das Erdachte (oder besser: das aus anderen Werken abgeschaute und variierte) nämlich unverkennbar: Unterlegt mit einem brauchbaren Score Xavier Berthelots, bewegt sich alles in einem straffen Tempo voran, sind etliche atemberaubend schöne (u.a. an Locations in Dschibuti und Tadschikistan eingefangene) Landschaftsaufnahmen zu bewundern und entspricht die arrangierte Optik dem „zeitgemäß-modernen Genre-Standard“ – womit in diesem Zusammenhang solche Stilmittel wie verwackelte Zooms und rasche Schnittfolgen gemeint sind. Zugegeben, auf so manchen „auf episch getrimmten“ Helikopter-Shot hätte man getrost verzichten können und mehr in die Geschehnisse injizierte Spannung hätte ebenfalls beileibe nicht geschadet – aber immerhin ist festzuhalten, dass keinerlei Langeweile entsteht und so einige Set-Pieces höchst ansprechend und unterhaltsam präsentiert daherkommen...
Fazit: „Special Forces“ (2011) ist ein relativ aufwändig und kompetent realisierter, trotz aller Schwächen zumindest vergleichbaren amerikanischen B-Movies (á la den „Behind Enemy Lines“-Sequels) ein Stück weit überlegener dramatischer Action-Thriller, welchen man sich (bei generellem Interesse an der Materie) durchaus mal ansehen kann...
gute