Entstehungsdaten:
USA 2013
Regie:
David Slade, Michael Rymer, Peter Medak, Guillermo Navarro, James Foley, Tim Hunter, John Dahl
Darsteller:
Hugh Dancy, Mads Mikkelsen, Laurence Fishburne, Caroline Dhavernas, Kacey Rohl, Lara Jean Chorostecki, Gillian Anderson, Scott Thompson, Hettienne Park, Aaron Abrams, Raúl Esparza, Eddie Izzard, Vladimir Jon Cubrt, Gina Torres, Dan Fogler, Anna Chlumsky, Ellen Muth, Lance Henriksen, …
Trailer
Bei dem Psychiater und kannibalistischen Serienmörder Dr. Hannibal Lecter handelt es sich um eine fiktive Figur aus einer vierteiligen Romanreihe des amerikanischen Schriftstellers Thomas Harris. Das erste Buch wurde 1986 unter dem Titel „Manhunter“ von Michael Mann verfilmt – mit Brian Cox als Lecter sowie William L. Petersen als sein Gegenspieler Will Graham – entpuppte sich im Rahmen seines Kinostarts allerdings als eine ziemliche Enttäuschung an der US-Boxoffice. 1991 erschien dann „the Silence of the Lambs“ von Jonathan Demme mit Anthony Hopkins in der betreffenden Rolle sowie Jodie Foster als FBI-Studentin Clarice Starling: Auf Anhieb avancierte der düstere Thriller zu einem weltweiten Erfolg und wurde obendrein mit insgesamt fünf „Oscars“ ausgezeichnet. Im Folgenden kehrte Hopkins sowohl für das von Ridley Scott in Szene gesetzte Sequel „Hannibal“ (2001) als auch für Brett Ratner´s 2002er Neu-Adaption der ersten Veröffentlichung „Red Dragon“ (dieses Mal mit Edward Norton als Graham) auf die „große Leinwand“ zurück – bevor Gaspard Ulliel den Part des jungen Doktors in Peter Webber´s von Kritikern und Zuschauern „nicht gerade herzlich begegneten“ Prequel „Hannibal Rising“ (2007) übernahm. Parallel dazu ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert, dass Lecter u.a. 2003 vom „American Film Institute“ zum „No.1 Movie Villain“ gekürt sowie im Jahre 2010 mit dem achten Platz auf der „Entertainment Weekly“-Liste „the 100 greatest Characters of the last 20 Years“ bedacht wurde...
Nicht bloß im Angesicht dieser Vorgeschichte sorgte die Ankündigung einer diese Materie aufgreifen wollenden Fernsehserie für weit verbreitete Skepsis – zumal sie auf dem „Network TV“-Kanal „NBC“ laufen sollte, also nicht etwa auf einem Privatsender á la „Showtime“ oder „HBO“, wo als „risikoreicher“ zu umschreibende Projekte (frei strengerer Limitierungen in Sachen Sex und/oder Gewalt) allgemein ja wesentlich besser aufgehoben sind. Angedacht war es, bestimmte Gegebenheiten und Entwicklungen aufzuzeigen, die sich im Vorfeld eben jener in „Manhunter“ bzw. „Red Dragon“ ereigneten – inklusive so einiger bereits vertrauter Charaktere, allerdings mit gewissen „kleinen Veränderungen“ versehen (wie z.B. die Ansiedlung der sich entfaltenden Story in der heutigen Gegenwart). Dieser Herausforderung hat sich Bryan Fuller angenommen – seines Zeichens ein talentierter wie geschätzter Skript-Autor und Produzent, der für mehrere interessante Serien bekannt ist, von denen sich bislang jedoch keine als „allzu langlebig“ herausgestellt hat (siehe nur mal „Wonderfalls“ oder „Pushing Daisies“). Generell gibt es an sich ja beileibe nicht unbedingt viele gelungene Shows auf der Basis eines Kinohits – und wen würde man wohl dazu auserkiesen, in die „mächtigen Fußstapfen“ von Sir Hopkins zu treten? In Gestalt des Dänen Mads Mikkelsen („Casino Royale“) wähnten die Verantwortlichen schließlich, den richtigen Mimen für diese Aufgabe gefunden zu haben – worüber hinaus David Slade („Hard Candy“) mit dem Regie-Posten bei der Pilot-Episode betraut wurde...
Die Handlung eröffnet innerhalb der Strukturen des FBI, als der Chef der Spezialeinheit für Verhaltensforschung Jack Crawford (Laurence Fishburne) an den außerordentlich begnadeten, seit geraumer Zeit allerdings rein als Ausbilder an der Akademie in Quantico tätigen Profiler Will Graham (Hugh Dancy) herantritt, da er dringend einen Durchbruch in einem aktuellen, sich um die Taten eines „the Minnesota Shrike“ genannten Killers rankenden Fall benötigt. Es ist nämlich so, dass Will (u.a. aufgrund einer Empathie-Störung) dazu in der Lage ist, sich in die Gedankengänge und Vorgehensweisen jener Individuen hineinzuversetzen – wodurch er die Abläufe der Verbrechen (in seinem Kopf) jeweils sehr detailliert zu rekonstruieren sowie auf diesem Wege meist auch entscheidende Hinweise und Zusammenhänge zutage zu kehren vermag. Das wiederholte Nutzen dieser Gabe beeinträchtigt seine mentale Verfassung jedoch zunehmend, deren „Stabilität“ jedes Mal eine Verschlechterung erleidet. Um dem entgegen zu wirken, empfiehlt ihm seine gut mit ihm befreundete Kollegin Dr. Alana Bloom (Caroline Dhavernas) irgendwann den renommierten Psychiater Dr. Hannibal Lecter (Mikkelsen), mit welchem er sich fortan regelmäßig zu Gesprächen trifft. Nach und nach wird Lecter immer stärker in die Untersuchungen mit involviert – unterstützt und berät Crawford sowie einzelne Mitglieder seines Teams. Was niemand dabei ahnt: Der hochgebildete ehemalige Chirurg und leidenschaftliche Hobby-Gourmetkoch ist selbst ein Serienmörder, der seine Opfer zum Teil verspeist sowie sein Umfeld auf perfide Weise „nach Strich und Faden“ manipuliert...
Die erste Staffel von „Hannibal“ (2013) besteht aus insgesamt 13 Folgen, welche nach verschiedenen (in französischer Sprache aufgeführten) „Speisen“ benannt wurden: Apéritif, Amuse-Bouche, Potage, Oeuf, Coquilles, Entrée, Sorbet, Fromage, Trou Normand, Buffet Froid, Rôti, Relevés und Savoureux. Die hohe Qualität des Gebotenen – von der dichten Atmosphäre über die kompetente Vorlage und Inszenierung bis hin zu den überzeugenden Darstellern – erleichtert es dem Zuschauer von Anfang an, sich an die „neuen Gesichter“ zu gewöhnen und einen „ersprießlichen Zugang“ zu den dargereichten Inhalten zu finden. Anders als man es (vermutlich) bei dem Titel der Serie erwarten würde, steht nicht etwa Lecter im Mittelpunkt dieser Season – sondern stattdessen Graham, seine spezielle Fähigkeit und die damit verbundenen seelischen wie gesundheitlichen Belastungen. Die Visualisierung der Methode, mit der er sich in die unterschiedlichen Täter „hineindenken“ kann, wird optisch ansprechend präsentiert: Stets eingeleitet von einem „goldenen Lichtstrahl“, der sich im Stile eines Scheibenwischers durch das pechschwarze Bild bzw. Blickfeld bewegt, offenbart er so die einzelnen Bestandteile jener grausiger Schauplätze und erlebt die Morde unmittelbar aus der Perspektive des betreffenden Killers nach. Mehr als nur reines „Eye Candy“, tragen diese und eine Reihe weiterer artverwandter Sequenzen dienlich mit zu der Nachvollziehbarkeit auf Seiten des Publikums bei, welche Empfindungen auf Will einwirken und woran genau er im Laufe der verstreichenden Wochen immer stärker „zu zerbrechen“ beginnt...
Obgleich nahezu jede Episode mit einem neuen Gejagten (m/w) aufwartet, der aufgrund einer oder auch multipler (vorwiegend bizarr-grotesker) Tötungen ins Visier von Crawford´s Einheit gerät, gibt es diverse zentrale Plot-Stränge zu verzeichnen, die sich über längere Zeitspannen hinweg kontinuierlich weiter entwickeln und gekonnt in die Geschehnisse sowie miteinander verflochtenen Figuren-Konstellationen mit eingebunden wurden. Ein anschauliches Beispiel dafür liefert Will´s zur Strecke bringen des „Minnesota Shrikes“: Jener von ihm im Zuge einer Haus-Erstürmung erschossene Mann sucht ihn fortan in seinen Albträumen und Visionen heim, sein Einsatz tödlicher Gewalt bedrückt ihn schwer und eine (seinem Gewissen entstammende) Kombination aus Selbstvorwürfen, Verantwortungsgefühl und Fürsorgedrang bewegt ihn letzten Endes dazu, sich dessen (an jenem Tage selbst lebensgefährlich verletzten) Tochter nach ihrem Erwachen aus der zugefügten Bewusstlosigkeit anzunehmen. Jeder zusätzliche Fall und Leichnam intensiviert den psychologischen Druck auf Will – was u.a. in irrationalem Verhalten, Blackouts und symbolträchtigen Phantasien resultiert sowie ihn noch deutlicher als ohnehin schon von der Mehrheit seiner Mitmenschen distanziert und isoliert. An einer Form des „Asperger-Syndroms“ leidend, ist Graham ein ebenso intelligenter wie geistig zerrütteter und von Unsicherheiten geplagter „Getriebener“ seiner ungewöhnlichen Begabung: Ein reizvoller, komplexer, von dem Briten Hugh Dancy („King Arthur“) ganz hervorragend verkörperter Protagonist, welchem schrittweise „sein Verstand zu entgleiten“ scheint...
Sich auffallend von der doch recht „vordergründig“ angelegten bzw. ausgerichteten Rolle in den Werken Scotts und Ratners abhebend, kommt Dr. Lecter im Vorliegenden als ein ruhiger, berechnender, angrenzend emotionsloser, kultiviert-vornehmer, durchweg elegant gekleideter Intellektueller daher, der „aus dem Verborgenen heraus“ (mit „verinnerlichtem Vergnügen“) die sprichwörtlichen „Fäden“ getreu seines arglistigen Beliebens zieht. Nicht allein dank seiner beherrschten, regungsarmen, seitens etlicher feiner Nuancen gekennzeichneten Mimik und gewohnt „kühlen“ Ausstrahlung markiert die Besetzung dieses „ikonischen“ Parts mit Mads Mikkelsen („Valhalla Rising“) eine unverkennbar inspirierte Wahl, bei der auch sein Akzent die „geheimnisvolle Andersartigkeit“ Hannibals in dieser Interpretationsvariante unterstreicht, welche ihn quasi als ein „Fels“ inmitten einer „tosenden Brandung“ aus Chaos, Leid sowie der Suche nach Antworten positioniert. Nur selten offenbart sich der „Wahnsinn“ hinter seiner nach außen hin (öffentlich) getragenen „Fassade“ – mein Kompliment an Mikkelsen für eine wahrhaft hochklassige Performance! Hannibal wird nicht nur „auf beruflicher Ebene“ vom FBI konsultiert – Leute wie Crawford, Bloom und Graham verkehren zudem ebenfalls privat mit ihm, vertrauen ihm Ängste, Befürchtungen und Informationen an, die er dann wiederum gegen sie verwendet sowie ihm eine noch größere Überlegenheit bescheren. Das Publikum fiebert dabei anhaltend mit – verfolgt gespannt seine angewandte Raffinesse und die entsprechenden Auswirkungen auf Personen, Ereignisse und Beziehungen…
Rasch nimmt die (u.a. „ins Freundschaftliche“ hinein tendierende) Verbindung zwischen Lecter und Graham einen gewichtigen, ungemein anregenden Stellenwert ein – in einigen Augenblicken glaubt man ersterem beinahe, dass er tatsächlich um den Geisteszustand Wills besorgt ist. Wir erinnern uns aber noch an den Ratschlag, den Crawford Starling in „the Silence of the Lambs“ mit auf den Weg gibt: „Believe me, you don´t want Hannibal Lecter inside your head.“ Exakt das geschieht hier – was postwendend in ein abgründiges „Katz&Maus-Spiel“ einmündet. Zur Seite steht Will seine von der fabelhaften Caroline Dhavernas („Breach“) portraitierte Kollegin Dr. Alana Bloom, welche ihn immerzu „vor sich selbst“ sowie den negativen Einflüssen seiner (vorrangig mental) zehrenden Arbeit zu schützen versucht. Wäre es nach ihr gegangen, hätte er gar nicht wieder in den Außendienst zurückkehren dürfen – doch Hannibal´s Einschätzung dient Jack in jener Hinsicht merklich besser, und so nehmen die Dinge ihren Lauf. Etwaige Gefühle, die sie füreinander empfinden, betrachte ich als prima dargelegt – die vorherrschende „Chemie“ stimmt. Als Chef der „Behavioral Science Unit“ des FBI „beerbt“ Laurence Fishburne („the Matrix“) nun also Dennis Farina, Scott Glenn und Harvey Keitel – eine Casting-Entscheidung, die keinerlei Veranlassung zur Klage hervorruft, zumal Laurence das notwendige Maß an Talent und Charisma mit sich bringt. Jack ist sich über das Risiko im Klaren, welches seinem Schutzbefohlenen droht, wenn er auf dessen Befähigung zurückgreift – geht es aber nichtsdestotrotz ein, schlichtweg weil dadurch Verbrechen verhindert, Killer gefasst und Leben gerettet werden…
In der literarischen Vorlage (ebenso wie im Fall von Dr. Bloom) ursprünglich eigentlich ein Mann, kommt Sensations-Reporter Freddy Lounds nun in Gestalt der hübschen Lara Jean Chorostecki („Antiviral“) daher: Sie ist ambitioniert, geht oft rücksichtsarm vor und schreibt (reißerisch wie Publicity-trächtig) für eine angesagte Seite im Internet – mischt sich mehrfach in aktuelle Ermittlungen ein und gefährdet diese teils auch durch öffentliche Anschuldigungen und Preisgebungen spezifischer Details und/oder Hintergründe. Schade, dass es sich bei ihr bloß nur um eine weitestgehend stereotype, vorausschaubar agierende Figur handelt. Beseelter hat man da den Schlüssel-Part der Abigail Hobbs konzipiert: Von Kacey Rohl („the Client List“) rundum anständig verkörpert, befindet sich die Jugendliche, bei der man eine Zeit lang nicht wirklich weiß, ob sie eher ein Opfer oder eine Komplizin ist, fortwährend unter dem Einfluss mindestens eines dominanten Individuums – sei es unter dem ihres Vaters (ein berüchtigter Frauen-Mörder), Wills, Hannibals oder Freddys. Darüber hinaus brilliert ausgerechnet Gillian Anderson (TV´s „the X-Files“) als Lecter´s Psychiaterin Dr. Bedelia Du Maurier: Es ist jedes Mal ein Vergnügen, ihren mit starken Dialogen gesegneten Sitzungen beizuwohnen. Des Weiteren geben sich u.a. noch Raúl Esparza („My Soul to take“) als Dr. Chilton, Eddie Izzard („Valkyrie“) als inhaftierter Dr. Gideon, Vladimir Jon Cubrt („the Wall“) als „Minnesota Shrike“, Gina Torres („Serenity“) als Crawford´s Ehegattin, Scott Thompson („the Pacifier“), Hettienne Park („Young Adult“) und Aaron Abrams („Amelia“) als FBI-Teammitglieder sowie Anna Chlumsky („My Girl“), Dan Fogler („Fanboys“) und Ellen Muth (TV´s „Dead like me“) in Nebenrollen die Ehre – ergänzt um einen erwähnenswerten Cameo-Auftritt Lance Henriksens („Pumpkinhead“)…
Erquicklich haben die Autoren das Vorwissen der meisten Zuschauer hinsichtlich der „wahren Natur“ Lecters beim Verfassen ihrer Teleplays mit berücksichtigt. Besonders deutlich wird dies im Rahmen der Szenen, in denen Hannibal mal wieder eines seiner beeindruckenden Gourmet-Gerichte zubereitet, welche er obendrein gar regelmäßig gemeinsam mit einigen geladenen Bekannten (unter ihnen Will, Alana, Abigail, Jack und dessen Frau) im edlen Ambiente seiner exquisit eingerichteten „heimischen vier Wände“ verspeist. Obwohl einem bewusst ist, dass die servierten „Fleischvariationen“ von Menschen stammen, läuft einem dabei dennoch immerzu unweigerlich „das Wasser im Munde zusammen“ – auch weil alles derart „schmackhaft“ (sowie in kräftigen Farbtönen gehalten) arrangiert wurde, dass man fast schon von „Food Porn“ sprechen kann – und so freue ich mich auf den Tag bzw. die Reaktionen seiner Gäste, wenn sie schlussendlich davon erfahren, was genau sie da gegessen haben. Es ist übrigens erst nach etwa der Hälfte der Staffel, dass man Hannibal „direkt“ jemanden töten sieht. Grundsätzlich stehen nicht die verschiedenen Gewaltakte an sich im konkreten Fokus – vielmehr wird die Psychologie der Täter und jene der mit ihren Vergehen Konfrontierten (Gesetzeshüter, Ärzte, Angehörige etc.) beleuchtet. Inhaltlich wurden die Geschehnisse fach- und sachkundig ausgearbeitet sowie mit diversen cleveren Ideen bestückt dargereicht, die Kombination aus der typischen „Procedural“-Struktur gängiger Crime-Serien und einer „überdauernden zentralen Geschichte“ funktioniert vollkommen zufrieden stellend. Zugegeben, punktuelle Logikschwächen sind nicht von der Hand zu weisen – allerdings ist man dank des generellen Entertainment-Werts leichter zu einem „Hinnehmen“ dieser bereit…
Vorrangig in und um Toronto realisiert, konnte sich Fuller bei der handwerklichen Umsetzung auf das Können solch gestandener Regisseure wie David Slade („30 Days of Night“), John Dahl („Red Rock West“), James Foley („the Chamber“), Peter Medak („Romeo is bleeding“) und Tim Hunter („River´s Edge“) verlassen. Akzentuiert seitens eines feinen Scores Brian Reitzells („Red Riding Hood“) sowie von den beiden Cinematographern James Hawkinson („the Hitcher“) und Karim Hussain („Hobo with a Shotgun“) wunderbar düster-atmosphärisch bebildert, entfaltet sich der komplette Verlauf mit einem sehr kühlen (beunruhigenden) „Vibe“ behaftet. Herausragend anregend anzusehen sind Graham´s „Rekonstruktionen“ der einzelnen Tat-Hergänge, seine Halluzinationen, in denen des Öfteren u.a. ein majestätischer schwarzer Hirsch vorkommt, sowie die überwiegend extrem grausam, kreativ und grotesk zugerichteten „Unglückseligen“: Einige von ihnen wurden an Geweihe aufgespießt, andere lebendig begraben, ihre Körper als „Nährboden“ für Pilze missbraucht, weiteren hat man aus ihren Rückenpartien „Flügel“ aus Haut herausgeschnitten oder ihre zerstückelten Leichen (in jenem Fall: 17 an der Zahl) zu einem meterhohen Totempfahl am Rande eines Sees aneinander gefügt. Auch einige „Perspektiven“ der gestörten Killer werden veranschaulicht – welche bestimmte Gesichter nur brennend oder verschwommen erkennen können – und doch wird eine Menge der Fantasie überlassen, nimmt die Gewalt nie Überhand und trägt ihre höchst stilisierte Präsentation dazu bei, dass eine Ausstrahlung auf einem „Network TV“-Sender noch immer möglich ist. Ebenso unterhaltsam wie prall gefüllt mit ungemütlichen Entwicklungen, ist ein solide ausgeprägter Suspense-Grad kontinuierlich vorhanden, während man beschwingte oder humorvolle Momente durchweg vergebens sucht…
Fazit: Stimmungsvoll und spannend, in einer schicken Optik dargeboten, kompetent erdacht und produziert sowie mit einem hervorragenden Cast-Ensemble aufwartend, entpuppt(e) sich Season No.1 von „Hannibal“ (aller vorherigen Zweifel und Vorbehalte zum Trotz) als eine erfreulich sehenswerte Angelegenheit, die (meiner bescheidenen Meinung nach) gern längerfristig fortgeführt werden darf – sofern das Niveau künftig (zumindest einigermaßen) gehalten werden kann, natürlich. Aktuell erhofft sich Fuller, insgesamt sechs Staffeln „stemmen“ zu können (bzw. in Anbetracht eher mäßiger Quoten: zu dürfen) – wobei er in der dritten die in „Red Dragon“ geschilderten Ereignisse zu erreichen sowie im Rahmen der weiteren die verbliebenen Lecter-Romane zu adaptieren gedenkt. Dazu muss ihm „MGM“ allerdings noch spezielle Rechte an der Verwendung gewisser Figuren (u.a. Clarice Starling) gewähren – was dem derzeitigen Stand nach wohl nicht unbedingt als „allzu einfach“ einzustufen ist. Nunja, bis dahin enden diese ersten 13 Folgen jedenfalls in Gestalt einer absolut großartigen, sozusagen „ironisch gespiegelten“ finalen Sequenz, welche definitiv „das nächste Kapitel“ (nicht nur in der Beziehung zwischen Hannibal und Will) aufschlägt…
knappe