Entstehungsdaten:
USA 2014
Regie:
Jason Momoa
Darsteller:
Jason Momoa
Robert Homer Mollohan
Lisa Bonet
Timothy V. Murphy
Wes Studi
Sarah Shahi
Chris Browning
Michael Raymond-James
Lance Henriksen
Trailer
Bei dem dramatischen Biker-Roadmovie-Krimi „Road to Paloma“ handelt es sich um einen für nur rund 600.000 Dollar realisierten, im Folgenden sowohl von „Anchor Bay Films“ als auch den „WWE Studios“ vertriebenen „Indie“ aus dem Jahre 2014, der sich augenfällig als ein „Herzensprojekt“ seines Regisseurs, Hauptdarstellers, Produzenten und Co-Autoren Jason Momoa (TV´s „Game of Thrones“) charakterisieren lässt. In seinem Werk verkörpert er den amerikanischen Ureinwohner Robert Wolf – seines Zeichens ein sich vorrangig in den ländlichen Regionen Kaliforniens aufhaltender gesuchter Flüchtiger, seit er (im Rahmen eines „klassischen Akts“ von Selbstjustiz) eben jenen Mann tötete, der eines nachts ins Reservat seines Stammes eingedrungen war und im Zuge dessen seine Mutter vergewaltigt und zu Tode geprügelt hatte. Zwar war es Robert´s Vater Numay (Wes Studi) gelungen, den Täter zu fassen und ihn daraufhin den Behörden zu übergeben – allerdings wurde dieser nach einigen Monaten Haft urplötzlich wieder freigelassen: Beileibe nicht das erste Mal im Falle eines „Weißen“, der ein Verbrechen gegen einen Angehörigen des Indianervolkes begangen hat. Während Numay auf dieses „Versagen des Systems“ tief enttäuscht und „in sich gekehrt“ reagierte, nahm Robert die Sache dagegen (aktiv und zielbewusst) „in die eigenen Hände“…
Aufgrund jenes „Backgroundwissens“ hatte der örtliche Verbindungsbeamte des FBI (Charlie Brumbly) die Fahndung nach Robert bislang „eher halbherzig“ vorangetrieben – doch nun will der zuständige Bereichsleiter (Lance Henriksen) endlich „klare Resultate“ sehen, weshalb er kurzerhand einen seiner besten und „bissigsten“ Agenten (Timothy V. Kelly) entsendet, um „den Killer“ entweder zu fassen oder (ein für alle Mal) „zur Strecke zu bringen“. Als Robert davon erfährt, entschließt er sich im Angesicht „des Ernsts der Lage“ sogleich, per Motorrad zu einer zirka 500 Meilen langen Fahrt hin zu einem ebenso abgelegenen wie wunderschönen Bergsee aufzubrechen, wo er die Asche seiner Mutter (im Kontext eines überlieferten Rituals) zu verstreuen gedenkt. Auf dem Weg lernt er den Biker und Musiker Cash (Robert Mollohan) kennen, der u.a. gern des Öfteren mal „einen über den Durst trinkt“ und sich ihm fortan anschließt: Gemeinsam erleben sie verschiedene „Abenteuer“, geraten in die eine oder andere „brenzlige Situation“ und begegnen einer Reihe interessanter Personen – unter ihnen „Freigeist“ Magdalena (Lisa Bonet) sowie Robert´s Schwester Eva (Sarah Shahi) samt ihres Ehegatten Irish (Michael Raymond-James). Bei all dem schwindet sein ursprünglicher Vorsprung gegenüber seinen Verfolgern jedoch zunehmend…
„Road to Paloma“ ist weder ein Action-Streifen noch ein viel Wert auf Suspense legender Thriller – jegliche in diese Richtung tendierende Erwartungen (eventuell ausgelöst seitens der „World Wrestling Entertainment“-Beteiligung) sind demnach weitestgehend fehl am Platze, möglichst zu vermeiden und dürften (sofern denn doch vorhanden) gegebenenfalls geradezu unweigerlich mehr oder minder schwere Enttäuschungen hervorrufen. Stattdessen ließ sich Momoa von bestimmten Veröffentlichungen aus den '60ern und '70ern inspirieren – versuchte (relativ erfolgreich) das in den einsamen Weiten der Natur vorherrschende „Freiheitsgefühl“ heraufzubeschwören und es zugleich den (quasi als kaum ausblendbare „dunkle Schatten im Hintergrund“) untrennbar mit einem „Leben in der Zivilisation“ verknüpften Belastungen, Sorgen, Problemen und Ungerechtigkeiten gegenüber zu stellen. Aus der Perspektive eines amerikanischen Ureinwohners betrachtete er (jeweils ein Stück weit) das Land, die Leute, ihre Traditionen sowie gewisse Aspekte des ihnen auferlegten Schicksals – allen voran die herabsetzende Art, mit der sie bis heute noch vom „weißen Mann“ (einschließlich dessen Rechtssystem) behandelt werden – und das mit Bedacht, Respekt und Würde, wobei auch einige Mitglieder des „Fort Mojave Tribes“ direkt an der Entstehung mitgewirkt haben…
Die nicht unbedingt optimal beschaffenen und funktionierenden „Schnittstellen“ zwischen der Verwaltungsstruktur innerhalb der Reservate (inklusive eigener kleiner Polizeitruppe) und etwaigen weiteren US-Behörden erfahren eine kritische Erwähnung – allerdings verbleiben jene Ansätze und die damit verbundenen (mit Sicherheit nicht unberechtigten) „Vorwürfe“ stets bloß an der Oberfläche der betreffenden Materie: Momoa hat schlichtweg andere Kernpunkte auserwählt, auf die er sich wesentlich stärker konzentrierte. In diesem Sinne steigt der Film erst eine Zeit lang nach den Vorfällen bzw. der „Kette an Ereignissen“ ein, die Robert zu einem Flüchtigen werden ließen – beleuchtet also primär die Auswirkungen und Konsequenzen dieser. Zu Beginn kann er sich noch verhältnismäßig frei bewegen – stellt beispielsweise für einen älteren Werkstatt-Besitzer Zäune auf, um mit dem Lohn die Reparatur seines Motorrads abzuzahlen – allerdings ändert sich das, als er Kenntnis des intensivierten FBI-Engagements erlangt. Sich über seine „Optionen“ im Klaren, entscheidet er sich dazu, die ihm „noch übrigen“ Stunden oder Tage zu nutzen, um sich von seinen Familienangehörigen zu verabschieden, die Asche seiner Mutter an einen besonderen Ort zu überführen sowie im Zuge dessen wohlmöglich eine Form von „spiritueller Erlösung“ zu finden…
Die erste Station seiner Reise führt ihn ins Haus seines Vaters: Selbst ein (Stammes-) Cop, leidet Numay unter den Vorwürfen, welche er seit jener verhängnisvollen Nacht gegen sich selbst richtet, unter der tiefen Enttäuschung hinsichtlich des „Versagens des Justiz-Apparats“ ebenso wie unter der Aussicht darauf, nach seiner Frau in Kürze auch noch seinen Sohn zu verlieren. Im Anschluss an diese feinfühlig dargereichte Szene erhält der Zuschauer Cash vorgestellt: Betrunken auf der Bühne eines „Rock-Schuppens“ stehend – sowie wenig später in der schmalen Gasse dahinter am Boden liegend. Mitten in der „finalen Phase“ einer belastenden Scheidung steckend, greift er regelmäßig zur Flasche und geht keinerlei Konfrontation aus dem Weg. Während ihm der gemeinsame Trip fortan Ablenkung und Abwechslung beschert, scheint sich Robert indes darum zu bemühen, ihn von seinem eingeschlagenen „selbst-zerstörerischen Kurs“ abzubringen. Nach und nach entwickelt sich daraus eine „brüderliche Verbindung“, die ihnen in ihrer derzeitigen Situation jeweils (unverkennbar) zuträglich ist. Mag sein, dass sich diese Freundschaft etwas rasch und „holprig“ vollzieht und festigt – doch erfüllt sie ihren „angedachten Zweck“ dennoch ergiebig und überzeugt zudem dank der ausgeprägten „Chemie“ zwischen beiden Akteuren…
Da es ihnen an Geld mangelt, müssen sie u.a. nach einem Essen an einer Raststätte die Rechnung in der Küche per Geschirr-Spülen abarbeiten – allerdings hat Robert postwendend eine Idee, wie sie zügig an einige Dollars gelangen könnten: Von früher her kennt er nämlich noch einige Leute, die illegale Faustkämpfe veranstalten – und so lässt er Cash prompt mal bei einem dieser antreten. Der besagte Hinterhof-Fight wurde ungemein „roh und wuchtig“ arrangiert – und markiert in diesem Rahmen die einzig „echte“ Action-Sequenz des gesamten Verlaufs. In annähernd „episodenhafter Weise“ entfaltet sich ihr Trip weiter bis hin zum Erreichen von Eva´s Wohnort – mit einem leidenschaftlichen One-Night-Stand Roberts (nachdem er einer „reizvollen“ Dame mit Wagenproblemen behilflich war) sowie einer (einen Zacken zu „zusammenhangslos“ in die Geschehnisse integrierten) Vereitelung einer Vergewaltigung als die markantesten Stationen Schrägstrich Erlebnisse entlang ihrer Route. Parallel dazu kommen die zwei „Feds“ dem Flüchtigen auf der Basis ihrer (zunehmend eindringlicher geführten) Befragungen und Ermittlungen schrittweise näher – und obgleich der grundlegende Ausgang des Streifens eigentlich ja von Anfang an absehbar ist, weichen spezifische Details letztlich dann doch (zumindest geringfügig) vom Erwarteten ab…
In der Hauptrolle überrascht Jason Momoa (bestbekannt aus dem 2011er „Conan“-Reboot) mit einer charismatischen, selbstsicheren Performance. Seitens seines Wesens ist Robert Wolf ein friedfertiger, freundlicher, von Wut und Schmerz auf jene „Bahn“ gelenkter Mann, der sich den Respekt seiner Mitmenschen (im Vorfeld) allerdings auch „auf physischem Wege“ erworben hat: Ein achtbarer „Antiheld“, der eine Menge über seine Blicke und Körpersprache vermittelt. Robert Homer Mollohan („Bowman“), welcher ebenfalls das Skript mitverfasst hat, agiert als „Sidekick“ Cash dagegen ab und an leicht „over the Top“ – wie ein öfters betrunkener, streitlustiger Zeitgenosse halt – wobei sein Part definitiv ein Stück weit schwächer ausgearbeitet wurde als jener Roberts, er diesen (meiner Meinung nach) nichtsdestotrotz jedoch annehmbar solide meistert. Generell kann sich die Besetzung sehen lassen: Wes Studi („Geronimo“) ist klasse wie eh und je, Lisa Bonet („Angel Heart“) gibt sich verführerisch und sieht für ihr Alter noch immer echt attraktiv aus, Sarah Shahi („Static“) tritt angenehm „natürlich“ in Erscheinung, Lance Henriksen („Aliens“) ist bloß flüchtig in Form eines Cameos mit von der Partie und Chris Browning („Let me in“) sowie Michael Raymond-Jones (TV´s „True Blood“) rufen jeweils keinerlei Veranlassung zur Klage hervor…
Das Drehbuch, an welchem zudem noch Jonathan Hirschbein („Bad Country“) beteiligt war, bietet dem Publikum eine Story, die frei von Innovationen oder herausragenden Eigenschaften daherkommt – unabhängig dessen aber dennoch zufrieden zu stellen vermag, sofern man „per se“ mit einer derart gestrickten und dargebotenen Geschichte einigermaßen etwas anzufangen weiß. Weder die portraitierten Personen noch die konkrete Handlung sind allzu komplex oder originell geraten – viel gewichtiger geht es um die mit diesen Individuen, ihren Begegnungen, Entscheidungen und Taten verbundenen Empfindungen und Konsequenzen, also die daraus entstehenden „Gemütsregungen“ und „inneren Entwicklungen“. Auf ein hohes Tempo und eine straffe Plot-Entfaltung wurde (absichtlich und bewusst) zugunsten verschiedener „Schlenker“ verzichtet – unter ihnen die entspannte, geradezu unbeschwerte Zeit, die Robert mit Magdalena verlebt. Den Protagonisten und ihren Umfeldern sozusagen angeglichen, klingen die Dialoge relativ „ungekünstelt“ und lassen sich die meisten Verhaltensweisen weitestgehend nachvollziehen – von der forciert anmutenden „Wandlung“ eines der FBI-Agenten hin zu einer arg skrupellos vorgehenden „klassischen Villain-Figur“ jetzt mal abgesehen, welche Timothy V. Murphy („Appaloosa“) aber immerhin „sehr effektiv“ zum Besten gibt…
Momoa hat sein Werk mit geringen Ressourcen und einem erstaunlich kleinen Team realisiert – welches teilweise nur aus acht seiner Freunde bestand. Mit einigen seiner Co-Stars hatte er bereits mal in der Vergangenheit zusammengearbeitet – mit Lisa Bonet ist er bekanntermaßen seit Ende 2007 verheiratet. Ein „höchst persönliches“ Projekt also, das durch gewisse dieser Umstände bzw. Gegebenheiten auf jeden Fall (sichtlich wie auch „spürbar“) profitiert hat: Die Locations in den betreffenden Städtchen (fernab reicher Gegenden und moderner Metropolen) sind absolut authentisch in ihrer „Unglamourösität“, künstliche Beleuchtung wurde nur selten verwendet und die atemberaubenden Landschaften dieser Region Amerikas (u.a. Monument Valley) warten ohnehin „ganz für sich allein“ mit mehr als genügend Atmosphäre und Schauwerten auf. Majestätische Berge, fantastische Sonnenuntergänge, Nächte am Lagerfeuer unterm Sternenhimmel – dazu noch das „Freiheitsgefühl“ auf den entlegenen Straßen: Alles überaus stimmig. Unterlegt mit einem klangvollen, angepassten Score und Soundtrack, fing Cinematographer Brian Mendoza etliche feine Einstellungen und Impressionen ein – aus deren Reihen ich den malerischen Anblick einer nächtlichen Tankstelle sowie den eines Blitzes im Bildhintergrund (über der Wüste) als meine Favoriten benennen würde...
Fazit: „Road to Paloma“ (2014) ist eine ambitionierte Kombination aus Drama, Thriller, Biker- und Buddy-Roadmovie, in Gestalt derer Jason Momoa auf beiden Seiten der Kamera eine Menge „ungeschliffenes Talent“ und Potential beweist: Ein ruhiger, reflexiver, abseits des Mainstreams zu verortender Film, der deutlich mehr Wert auf visuelle und emotionale Eindrücke legt als auf solche Dinge wie Action, Suspense oder selbstschöpferische Inhalte...
gute