Entstehungsdaten:
USA 2015
Regie:
David Gelb
Darsteller:
Mark Duplass
Olivia Wilde
Sarah Bolger
Evan Peters
Donald Glover
Ray Wise
Trailer
Aus dem Hause „Blumhouse Productions“ stammend – ihres Zeichens eine vor allem für ihre ebenso kostengünstigen wie lukrativen Genre-Veröffentlichungen (unter ihnen „Paranormal Activity“, „the Purge“, „Sinister“ und „Dark Skies“) bekannte Film-Schmiede – mit einer reizvollen, nach einer modernen „Flatliners“-Variante klingenden Story, einer ansprechenden Besetzung sowie einem interessanten, u.a. für die preisgekrönte Doku „Jiro dreams of Sushi“ (2011) verantwortlichen Regisseur gesegnet, hat es dem 2015er Horror-Thriller „the Lazarus Effect“ – dessen Titel sich natürlich auf eben jenen biblischen Bethanier bezieht, welchen Jesus seinerzeit (dem Johannes-Evangelium nach) von den Toten auferweckt haben soll – wahrlich nicht an Potential gemangelt. Leider enttäuscht das finale Ergebnis auf breiter Flur – und das insbesondere inhaltlich sowie in den Bereichen Suspense und Atmosphäre. Im Grunde hätte es vollkommen ausgereicht, den Streifen „direct to Video“ herauszubringen – aber hey, allein in den amerikanischen Kinos hat er letzten Endes (überwiegend schwacher Kritiken zum Trotz) mehr als das siebenkommasieben-fache seines rund 3,3 Millionen Dollar betragenden Budgets eingespielt…
In einem Kellertrakt der kalifornischen Berkeley Universität arbeitet eine engagierte Gruppe Forscher bereits des längeren an der Erschaffung eines Serums, dessen (mit einem gezielten Elektroschock verknüpfte) Verabreichung Ärzten eines Tages die Möglichkeit offerieren soll, verstorbene Lebewesen vorübergehend wieder „zurückholen“, um sie auf jenem Wege besser behandeln (bzw. im Rahmen dessen retten) zu können. Angeführt seitens der auch privat miteinander liierten Frank (Mark Duplass) und Zoe (Olivia Wilde), steht das überdies noch aus ihren zwei Kollegen Niko (Donald Glover) und Clay (Evan Peters) sowie der alles per Videokamera festhaltenden Praktikantin Eva (Sarah Bolger) bestehende Team unmittelbar vor dem entscheidenden Durchbruch: Dank eines „Geistesblitzes“ Clays schaffen sie es schließlich, die Zusammensetzung des direkt ins Gehirn injizierten Mittels derart zu optimieren, dass es ihnen im Folgenden tatsächlich gelingt, den Kadaver eines Hundes zu reanimieren, welcher bis dato in der Kühlkammer der Einrichtung aufbewahrt wurde. Statt wenig später erneut (wie ursprünglich erwartet) zu versterben, geht es dem Tier fortan jedoch erstaunlich gut – inklusive einer verwunderlichen Heilung einer vorherigen Sehschädigung…
Bei genauerer Untersuchung stellt sich heraus, dass sich der Wirkstoff im Zerebrum keineswegs nach ein paar Stunden verflüchtigt, sondern er stattdessen potenzierte Aktivitäten in jenem Teil des Zentralnervensystems auslöst – worüber hinaus punktuell auftretende gesteigerte aggressive Verhaltensausprägungen als „negative Begleiterscheinungen“ registriert werden. Bevor sie sich weiter mit der Materie beschäftigen können, wird das Projekt jedoch urplötzlich aufgelöst, nachdem die Information, woran exakt sie da eigentlich herumexperimentieren, an die Uni-Leitung sowie einen „lauernden“ Pharma-Konzern durchgesickert war. U.a. mit all ihren Unterlagen beschlagnahmt, stehen die Beteiligten nun quasi „vor dem Nichts“. Zum Glück aber hatten Zoe und Frank einen kleinen „Sicherheitsvorrat“ der milchigen Flüssigkeit angelegt – und so fassen die fünf nun gemeinsam den Entschluss, ins Labor einzudringen und dort den Versuch sowohl zu wiederholen als auch (beweiskräftig) aufzuzeichnen. Im Zuge jener hastig angegangenen Aktion erleidet Zoe allerdings einen tödlichen Stromstoß – wonach sich Frank kurzerhand (auf der Basis einer Kombination aus Emotionen und Schuldgefühlen) daran begibt, das Verfahren erstmals bei einem Menschen anzuwenden…
Bis zu dieser Phase des Geschehens hin funktioniert „the Lazarus Effekt“ noch weitestgehend anständig. Der dargereichte Einstieg (mit einem Schwein als Testobjekt) weiß auf Anhieb Neugier zu erzeugen, die Opening-Credits-Sequenz ist nicht nur optisch überaus cool geraten, die Einführung der Haupt-Protagonisten vollzieht sich bündig wie zweckdienlich und einige wahrhaft anregende Fragen und Ansätze (z.B. die kontradiktorischen Ansichten Schrägstrich Ideologien von Wissenschaft und Religion) werden aufgeworfen. Daraufhin dann der Erfolg mit dem Hund, die damit verbundenen (denkbaren) Auswirkungen auf den künftigen Verlauf der Medizingeschichte – ebenso wie (parallel dazu) das „leicht anormal“ anmutende Gebaren des Vierbeiners, welches zu Beginn noch einer Vermengung von Schock, Verwirrung und dem Einfluss des Serums zugerechnet wird, schon bald jedoch gewisse zähnefletschend-bedrohliche („Cujo“-artige) Schübe hervorbringt: Eine prima Ausgangslage samt einer stetig gedeihenden unheilschwangeren Basis-Stimmung – schließlich ist den meisten Zuschauern (plus der einen oder anderen im Film vertretenen Figur) wohlbewusst, dass es auf jeden Fall eine „Kehrseite des Medaille“ gibt, wenn Menschen in jener Form „Gott spielen“…
Auf einmal wird jedoch ein sich um einen Pharma-Konzern rankender Subplot eingeschoben, der keinerlei Vertiefung erfährt – wohl aber dazu führt, dass die Abteilung mit sofortiger Wirkung stillgelegt, jegliches zugehöriges Material (also Aufzeichnungen, Proben und Ergebnisse) konfisziert sowie Frank obendrein suspendiert wird, da ihm die Obrigkeit der Universität in Anbetracht der eingeschlagenen (kontroversen) Richtung seiner Forschung nun vertragswidriges Vorgehen vorwirft. Da es dem Team allerdings möglich war, einen Restbestand des Mittels in ihrem Besitz zu bewahren – und Eva ihre Key-Card für das Labor nicht aushändigen musste – begeben sie sich noch am selben Abend an ihre vermutlich letzte Chance, das Erreichte irgendwie (per neuerlichem Durchlauf) zu dokumentieren. Leider kommt es dabei zu einem tragischen Unfall: Zoe verstirbt – wird jedoch (infolge einer knapp gefassten Diskussion hinsichtlich des betreffenden Für&Widers sowie eines beherzten Vorstoßes Franks) mit Hilfe ihres in den vergangenen Monaten erarbeiteten Prozedere wiederbelebt. Im Anschluss an ihr Erwachen entwickelt der Streifen seine unheimlichsten Momente – und das in erster Linie dank Wilde´s Performance sowie den Dingen, von denen sie berichtet…
Als Kind wurde Zoe dabei Zeuge, wie mehrere ihrer Nachbarn hinter einer verschlossenen Tür bei lebendigem Leibe verbrannten. Seither suchen sie diese grausamen Erinnerungen regelmäßig in ihren Träumen heim – und auch in der Zeit, in der sie tot war, wurde sie diesem Szenario fortwährend so ausgesetzt, als wäre sie erneut genau dort gewesen. Für sie war es ganz klar „die Hölle“ – in welcher jeder seine entsetzlichste Erfahrung bis in alle Ewigkeit durchleben muss. Es belastet sie schwer, dass sie vor Jahren mal einen gravierenden Fehler begangen hat, für den sie schließlich gar noch „in der Nachwelt“ zu leiden und zu büßen hat – obgleich sie sich seither stets darum bemühte, alles immerzu richtig zu machen bzw. ein „guter Mensch“ zu sein. Sofern man an etwas in der Art glaubt, ist das durchaus ein Gedanke, der bei einem Gänsehaut auszulösen vermag. Unglücklicherweise haben sich die beiden Drehbuchautoren Luke Dawson („Shutter“, 2008) und Jeremy Slater („Fantastic Four“, 2015) ebenso wenig auf die damit verknüpfte psychologische Komponente konzentriert wie auf eine intensivere Auseinandersetzung mit diversen brisanten, teils differierenden (u.a. moralischen und theologischen) Theorien, Fragen, Ansichten und Standpunkte…
Es ist ein massives Ärgernis, dass der Film dem Publikum in seiner zweiten Hälfte absolut nichts zu bieten hat, das über ambitionslos-belanglose Genre-Kost hinausreicht: Alles spielt sich fortan bloß noch in den subterranen Räumlichkeiten innerhalb einer einzigen Nacht ab – wobei besonders gewohnt-gängige (unsubtile, einfallslose, vorhersehbare) „Scare-Tactics“ ihre unerfreuliche Verwendung finden. Es ist nämlich so, dass Zoe „eine finstere Macht von der anderen Seite“ mit in unsere Welt gebracht hat, die es ihr (im Rahmen einer nie vernünftig dargelegten Verbindung mit der verabreichten Substanz, welche ja wiederum die kompletten Befähigungen ihres Gehirns anregt und entfesselt) ermöglicht, beispielsweise die Gedanken anderer Leute zu lesen, ihre eigenen Schreckensbilder auf eben jene zu übertragen sowie per Telekinese allerlei Dinge zu bewegen. Gefangen in dem inzwischen abgeriegelten Trakt, werden ihre „ehemaligen“ Freunde und Kollegen der Reihe nach zu ihren Opfern: Ein klassisches Schema. Unweigerlich geraten einem beim Ansehen so etliche Titel in den Sinn – unter ihnen der erwähnte „Flatliners“, „Pet Sematary“, „Hollow Man“, „Lucy“, „Carrie“ sowie zig weitere Werke, in denen es um „besessene Individuen“ geht…
Frank ist ein sachlicher Wissenschaftler – wohingegen Zoe über einen religiösen Background verfügt. Zugunsten ihrer Arbeit haben sie ihre Hochzeit aufgeschoben – was wiederum dem vormals innigen Verhältnis ihrer Beziehung geschadet hat. Mark Duplass („the One I love“) portraitiert ersteren zwar achtbar – wirkt im späteren Geschehen gelegentlich jedoch leicht gelangweilt sowie mit vereinzelten Schwächen behaftet, wenn es darum geht, überzeugend „blankes Entsetzen“ darzustellen. Die „Chemie“ mit seiner Screen-Partnerin Olivia Wilde („In Time“) passt indes frei einer Veranlassung zur Klage – und jene ist mit sichtlicher Spielfreude bei der Sache. Eingangs spendiert ihr das Skript noch den einen oder anderen Augenblick, in dem sie ihr mimisches Können unter Beweis stellen darf – wie bei einem Gespräch mit ihrem seit jeher in sie verlieben Kollegen Niko – bevor sie letztlich aber nicht viel mehr als nur „eisig-fies“ dreinblicken muss. Während Evan Peters (TV´s „American Horror Story“) und Donald Glover (TV´s „Community“) dank ihrer banal gestrickten Rollen keinerlei bleibenden Eindruck hinterlassen können, punktet Sarah Bolger („the Moth Diaries“) zumindest auf der Basis ihres regen physischen wie mimischen Engagements im finalen Drittel…
Bereits 2013 abgedreht sowie eine Lauflänge von unter 80 Minuten aufweisend, wird man das Gefühl nicht los, dass so manch eine Szene es nicht in die endgültige Schnittfassung geschafft hat: Vielleicht ein weiterer Auftritt von Ray Wise („Excision“), der hier als Pharma-Abgesandter bloß ein flüchtiges Cameo absolviert – oder andere inhaltliche, u.a. auf bestimmte Personen und Subplots bezogene (ein zusätzliches Maß an Substanz liefernde) Ergänzungen? Immerhin entfaltet sich alles in der vorliegenden Form angenehm straff – im Gegenzug jedoch auch unverkennbar oberflächlich und spannungsarm. Cinematographer Michael Fimognari („Oculus“) hat den Streifen kompetent bebildert, die Qualität der gebotenen F/X ist anständig und einige Einstellungen sind zweifellos echt „creepy-cool“ anzusehen – á la Zoe inmitten von Flammen, wie sie sich (unter einem Laken) „von den Toten erhebt“ oder in einem Spiegel „spezielle Veränderungen“ zum Vorschein treten – und doch wartet man auf das Erkeimen wahrer Grusel-Atmosphäre vergebens. In der Hinsicht reicht es einfach nicht aus, sich primär auf laute Geräusche, flackernde Lichter sowie den Anblick der des Öfteren plötzlich irgendwo auftauchenden (blassen sowie aus pechschwarzen Augen dreinblickenden) untoten Schönheit zu verlassen…
Alles in allem entpuppt sich „the Lazarus Effect“ als ein enttäuschend uninspiriert verfasster und umgesetzter Horror-Thriller, der sein durchaus vorhandenes Potential (was sowohl seine reizvollen Handlungsansätze als auch die zusammengestellte Cast&Crew betrifft) schlichtweg in keinem ergiebigen Umfang auszuschöpfen wusste. Die zu vernehmenden Dialoge sind überwiegend trivialer Natur, auf einige dargereichte Details hätte man gern verzichten dürfen (wie Clay ständig „lässig“ eine E-Zigarette rauchen zu lassen), die Gewalt ordnet sich dem auferlegten „PG13“-Rating unter (wobei die präsentierten Ableben ohnehin nicht sonderlich kreativ ausgefallen sind, quasi im Einklang mit dem gesamten Kontext) – worüber hinaus auf gelegentlich eingebundene Camcorder- und Überwachungskamera-Aufnahmen ebenso wenig verzichtet wurde wie auf altbekannte Klischees plus unschwer vorausahnbare „Erschrecker“. Der Showdown kommt am Ende dann noch einmal reich an einer „Extra-Portion“ CGIs daher und die abschließenden Sekunden offerieren den Verantwortlichen zudem die Möglichkeit, unproblematisch ein direkt daran anknüpfendes Sequel zu konzipieren – welches die Welt aber nun wirklich nicht braucht…