Entstehungsdaten:
USA 2013
Regie:
Bernard Rose
Darsteller:
Caitlyn Folley
Ian Duncan
Diana García
Chris Coy
Julie Marcus
Trailer
Some tapes shouldn´t be made…
…lautet die offizielle Tagline des 2014er „Found Footage“-Horror-Flicks „SX_Tape“: Wahre Worte, die einem beim Ansehen (im übertragenen Sinne) leider aber auch in Anbetracht der generellen Qualität dieses mit einem bescheidenen Budget von nur rund einer halben Million Dollar realisierten Streifens durch den Kopf gehen. Neben dem Titel erweckt auf den ersten Blick vor allem die Beteiligung Steve Schneiders eine gewisse Aufmerksamkeit – seines Zeichens ein Produzent artverwandter Genre-Kost á la „the Bay“, „Wer“, „Haunt“ sowie den „Insidious“- und „Paranormal Activity“-Reihen – zusätzlich ergänzt seitens der Tatsache, dass Bernard Rose Regie geführt hat, der entsprechenden Fans dank „Paperhouse“ und „Candyman“ noch immer positiv in Erinnerung verweilt. Es ist bloß so, dass es letzterem bereits in Gestalt seiner 2005er Veröffentlichung „Snuff Movie“ (auf ärgerliche Weise) nicht gelungen war, aus einer von der Ausgangslage her im Grunde nicht unähnlichen, eigentlich sehr reizvollen Kombination aus satirischen, erotisch-pornographischen und abgründig-schreckenerregenden Elementen ein brauchbares Gesamtergebnis zu erschaffen…
Jill (Caitlyn Folley) und Adam (Ian Duncan) sind ein junges, hippes, attraktives Pärchen, das in L.A. wohnt, prima miteinander harmoniert und die Finger nicht voneinander lassen kann. Während sie sich eine Zukunft als Künstlerin erhofft – ihre Malereien sind gar nicht mal so übel – würde er später gern als Filmemacher durchstarten. Kurzum: Konkrete ihren Lebensunterhalt sichernde Karrieren haben beide derzeit noch nicht wirklich in Aussicht. Um das zu ändern – ihre „Träume“ also aktiv voranzutreiben – hat Adam nun aber zwei Ideen parat: Angesichts dessen, dass er sie ohnehin ständig mit einem gezückten Camcorder überall hin begleitet, schlägt er ihr zum einen vor, ein gemeinsames Sex-Video aufzunehmen und ins Internet hochzuladen – da ihnen das ja unweigerlich „Beachtung“ bescheren würde – worüber hinaus er „die perfekte Location“ für eine genau damit zu verflechtende Ausstellung (ganz nach Jills Geschmack) parat hätte: Nämlich eine länger schon stillgelegte Klinik in einer der minder ansprechenden Gegenden der Metropole. Obgleich eingangs noch ein Stück weit skeptisch, hält ihr Zaudern allerdings nicht allzu lange an…
Nach einigen „amourösen Stelldicheins“ (u.a. in einer Umkleidekabine und auf dem Rücksitz eines Wagens) suchen sie im Laufe des Tages das von ihm angepriesene „Vergerus Institute“ auf, welches man vor Jahren mit einem Zaun umringt sowie seinem Verfall überlassen hat und in dem früher allerlei Abtreibungen praktiziert wurden. Jill ist auf Anhieb angetan und drängt Adam dazu, mit ihr die creepy-düsteren Räumlichkeiten ein wenig auskundschaften: Als er sie im Rahmen eines Streichs (Schrägstrich „Vorspiels“) jedoch mal für einige Momente gefesselt in einem Zimmer zurücklässt, ergreift plötzlich eine „Geister-Dame“ von ihr Besitz – was bei ihr fortan wiederkehrendes Nasenbluten und „seltsames Verhalten“ auslöst. Die Stimmung kippt: Sie brechen auf – müssen draußen allerdings feststellen, dass ihr Wagen abgeschleppt wurde. Prompt ruft Jill ihre Freundin Elly (Diana García) samt Boyfriend Bobby (Chris Coy) herbei, um sie abzuholen – doch mündet ihre Ankunft geradewegs in einer (von Provokationen genährten) Ereignis- und Entscheidungsfolge, im Zuge derer sie schließlich erneut gemeinsam das unheilschwangere Gebäude betreten…
„SX_Tape“ bedient sich der altbekannten Präsentationsstruktur, direkt mit einer innerhalb der Chronologie erst nach den Hauptgeschehnissen zu verortenden Szene zu eröffnen: In dieser befragt ein Detective die unverkennbar „mitgenommen“ ausschauende Jill hinsichtlich der von ihr in den vorangegangenen Stunden beigewohnten Vorkommnisse, welche (primär) im Tode Adams sowie dem „Verschwinden“ Ellys und Bobbys resultierten. An die besagte Zeit vermag sie sich jedoch nicht mehr zu erinnern – was für die Cops und ihre Ermittlungen allerdings kein sonderlich gravierendes Problem markiert, da es ihnen inzwischen möglich war, die ausführlichen Video-Aufzeichnungen Adams sicherzustellen. Exakt jenes Material erhält das Publikum in den anknüpfenden 78 Minuten dargeboten. Statt mit diesen (die Schicksale der zentralen Protagonisten preisgebenden) Infos Neugier anzuregen, beraubt sich der Streifen umgehend selbst einem Teil seiner anvisierten Spannung – und ist auch nicht dazu in der Lage, diese unvorteilhafte Gegebenheit mit irgendwelchen anderen Eigenschaften (z.B. einer ausgeprägten Atmosphäre) in ergiebiger Manier wieder „auszugleichen“...
Ich muss gestehen, anfangs durchaus Gefallen an der Figur der Jill gefunden zu haben: Ihre lockere, quirlig-verspielte Art rief mir stracks ein Mädel ins Gedächtnis zurück, mit dem ich mal zusammen war, die „erotischen Abenteuer“ von ihr und Adam sind „relativ realistisch“ gehalten worden, ihren Wunsch, sich unbedingt die verlassene alte Klinik ansehen zu wollen, konnte ich absolut nachvollziehen – und dass die sie verkörpernde Miss Folley eine keineswegs unattraktive junge Dame ist, hat sicher ebenfalls einen Anteil daran gehabt. Zudem weist Caitlyn privat eine ähnlich flippige Persönlichkeit wie Jill auf und hat sogar alle im Werk zu sehenden Malereien selbst beigesteuert. Adam indes taucht fast nie vor der Kamera auf und nervt einen u.a. regelmäßig damit, dass er nicht auf andere Leute hört, wenn diese ihn (mehr oder minder nachdrücklich) dazu auffordern, sie in den betreffenden Situationen doch bitte nicht zu filmen. Nachdem das Pärchen jedenfalls einige Male miteinander intim war und eine Handvoll Mitmenschen verärgert hat, lotst er sie kurz darauf (nach einer knappen Viertelstunde) zu der von ihm empfohlenen Örtlichkeit...
Gedreht wurde mal wieder in dem bis 1991 betriebenen Linda Vista Community Hospital in Los Angeles, welches gern für vergleichbare Projekte (à la „the Atticus Institute“) verwendet wird und dem Ganzen geradezu „automatisch“ (aufgrund seines aktuellen Zustands, seiner Historie und architektonischen Beschaffenheit) ein wunderbar unheimliches Setting offeriert. Ersprießlich nützt letzteres den jeweiligen Verantwortlichen allerdings stets bloß „in aktiver Wechselwirkung“ mit einem überzeugenden (inhaltlichen oder zumindest inszenatorischen) „Drumherum“ etwas – man betrachte dazu nur mal die qualitativen Unterschiede zwischen einem anständigen Genre-Vertreter wie „Grave Encounters“ und der Masse an ambitionslos produzierter „Ramsch-Ware“ im Stile von „616: Paranormal Incident“ oder „100 Ghost Street: the Return of Richard Speck“, welche beide übrigens auf demselben Gelände wie „SX_Tape“ entstanden. Die üblichen Klischees (flackernde Lichter, merkwürdige Geräusche etc.) dürfen da „natürlich“ genauso wenig fehlen wie die zugehörigen Logikpatzer – unter ihnen die noch immer einigermaßen intakte Stromversorgung der bereits lange geschlossenen Einrichtung…
Adam´s und Jill´s Lust auf Sex in einer Umgebung wie der vorliegenden ließ mich sofort an den Anfang der „American Horror Story: Asylum“-Staffel denken: Ihr wisst schon – an den Teil mit Adam Levine und seiner heißen Serien-Partnerin (vor ihrer Begegnung mit „Bloodyface“). Als sich Jill in diesem Kontext „aufreizend“ auf ein versifftes Krankenbett niederlegt und sich obendrein noch (mit vorhandenen Fixierungsriemen) an Knöcheln und Handgelenken fesseln lässt, hat Adam im Folgenden „nichts Besseres zutun“, als sich aus ihrer Nähe zu entfernen und ihr den Eindruck zu vermitteln, sie erst am kommenden Morgen wieder losschnallen zu wollen – weshalb er auch nicht mitbekommt, dass sie just in der Phase von einer weiblichen „Geister-Gestalt“ angefallen wird. Details bleiben dem Zuschauer weitestgehend verborgen, da die Aufnahme nach ein paar Sekunden abbricht. Bei seiner Rückkehr verhält sie sich nicht allzu ungewöhnlich – scheint nicht einmal sonderlich sauer auf ihn wegen seines „Scherzes“ zu sein: Postwendend nimmt er sie dabei („POV-Style“) auf, wie sie es miteinander treiben – bis ihre Nase plötzlich heftig zu bluten beginnt und sie den stürmischen Akt abbrechen…
Die Entscheidung wird getroffen, nach Hause zu fahren – allerdings wurde ihr Wagen in der Zwischenzeit abgeschleppt, äußern ihre herbeigerufenen Freunde beim Anblick des Gebäudes sogleich den Wunsch, selbst mal das Innere erkunden zu wollen, und schließt sich Jill ihnen (überraschenderweise) nahezu unverzüglich an: Eine irrationale Sinneswandlung, die nicht nur Adam schwer verwundert. Darüber hinaus behandelt sie ihn fortan zunehmend schlechter und zeigt parallel dazu sich stetig intensivierendes (ihn provozierendes) Interesse an dem arg „maskulin-machohaften“ Bobby – was irgendwann gar so weit geht, dass sie mit ihm (in Elly´s Beisein, wohlgemerkt) schläft, nachdem sie und Adam sich zuvor heftig gestritten und aus den Augen verloren hatten. Es wird nie klar herausgestellt, inwieweit sie denn nun konkret „besessen“ ist bzw. in welchem Umfang das eigentlich ihre relativ häufig auftretenden, teils extrem gearteten sowie kaum nachempfindbaren „Stimmungsschwankungen“ beeinflusst. Nicht gerade sympathisch und außerdem noch schlicht gestrickt, sind einem die einzelnen Charaktere generell ohnehin schon bald im Grunde komplett egal...
Als willens- und durchsetzungsschwacher Adam ist Ian Duncan („Luster“) fast nur zu hören sowie bloß kurz vor der Kamera zu sehen, während Diana García („Sin Nombre“) Elly zumindest frei einer Veranlassung zur Klage verkörpert und Chris Coy („Kristy“) Bobby überaus aufdringlich und unangenehm portraitiert – so wie vom Skript verlangt. In der Hauptrolle bemüht sich Caitlyn Folley („the FP“) indes mit registrierbarem Engagement darum, ihren Part bestmöglich zu meistern – allerdings bringt das nur bedingt etwas, wenn die Vorlage dermaßen missraten ausgefallen ist wie diese hier aus der Feder des Newcomers Eric Reese. Spätestens als Jill an einem Punkt des Geschehens blutüberströmt, verwirrt weinend sowie unruhig auf und ab hüpfend Adam anfleht, ihm doch bitte „einen blasen“ zu dürfen, kann einem Caitlyn förmlich leid tun. Das rundum oberflächlich verfasste Drehbuch kommt prall gefüllt mit Klischees und miesen Dialogen daher – selbst die finstere Backstory der Klinik (Abtreibungen, sexuell missbrauchte Hilfesuchende etc.) erfährt so gut wie keinerlei Vertiefung: Verschenktes Potential...
Das „Vergerus Institute“ beherbergt die „rastlose Seele“ einer ehemaligen Patientin (Julie Marcus aus „Imaginary Boyfriend“) – welche im Verlauf jedoch nur recht selten auftaucht, einen unerwartet nebensächlichen Stellenwert einnimmt und deren Erscheinen jedes Mal die inzwischen „gewohnt-gängigen“ Bild- und Ton-Störungen hervorruft. Es gibt nur wenige Momente, die man als „halbwegs creepy“ bezeichnen könnte – allerdings sind jene dann jeweils eher den gegebenen Räumlichkeiten (alte Akten-Archive, dunkle Keller und Korridore sowie Zimmer mit betagten medizinischen Möbeln und Instrumenten) samt der arrangierten Sound-Kulisse als der Inszenierung an sich zu verdanken. Sträflich mangelt es dem Werk an Spannung und einer effektiven (beständigen und dichten) Atmosphäre. Mehrfach passiert minutenlang nichts, das in irgendeiner Weise „belebend“ oder von Belangen ist – was immer wieder Anflüge von Langeweile zur Folge hat – und auch die kontinuierliche „Shaky-Camcorder-Handheld-Optik“ so eine (Geschmacks-) Sache für sich...
„SX_Tape“ ist eine umso frustrierendere Angelegenheit, da kein unerfahrener Debütant hinter dem Streifen steckt, sondern ein gestandener Filmemacher wie Bernard Rose, welcher sich bei dem Projekt übrigens ebenfalls als Editor und Cinematographer betätigte. Was eine einträgliche, zeitgemäße Verknüpfung des heutzutage ja weit verbreiteten „Selbstdarstellungsdrangs“ etlicher Leute mit verschiedenen innigen, seit jeher existenten Affekten und Gemütszuständen á la Angst und Lust (inklusive der entsprechenden psychologischen Komponenten) hätte werden können, entpuppt sich letzten Endes als ein fern von origineller, enttäuschend unambitionierter sowie bloß ungenügend auf- und anregender „Found Footage“-Horror-Flick, der nicht wirklich aus dem Schwall ähnlicher Low-Budget-„Bargain-Basement“-Produktionen herauszuragen vermag, an denen kein namhafter Regisseur beteiligt war. Nicht einmal im Sinne eines „Guilty Pleasures“ funktioniert das Ganze – und das trotz einiger durchaus in diese Richtung tendierender Augenblicke, wie z.B. die finalen Einstellungen bzw. Sekunden unmittelbar vorm Einsetzen des Abspanns...