Entstehungsdaten:
Kanada-USA 2015
Regie:
Lawrence Roeck
Darsteller:
Scott Eastwood
Walton Goggins
Camilla Belle
José Zúñiga
Adam Beach
Samuel Marty
Danny Glover
Joaquim de Almeida
Trailer
Bei Lawrence Roeck´s „Diablo“ (2015) handelt es sich um einen kurz nach seinen Genre-Artgenossen „Slow West“, „Bone Tomahawk“, „the Hateful Eight“ und „the Revenant“ erschienen B-Movie-Western, der u.a. mit prächtigen Landschaftsaufnahmen, einem speziellen „Twist“ und einem „waschechten Eastwood“ in der Hauptrolle aufzuwarten vermag – genau genommen Scott, seines Zeichens der '86 geborene Sohn Clints. Angesiedelt einige Jahre nach Ende des amerikanischen Bürgerkriegs, verkörpert eben jener prominente Nachfahre den Veteranen Jackson, dessen Ehefrau Alexsandra (Camilla Belle) eines Nachts von einer Bande Mexikaner entführt wird, welche ihre abgelegene kleine Farm zuvor sowohl angegriffen als auch in Brand gesetzt hatten. Nur knapp mit seinem Leben davongekommen, nimmt er am nächsten Tag sogleich die Verfolgung auf – durch dichte Wälder, unwegsame Gebirgsregionen und weite Prärieflächen, immerzu auf ihrer Fährte der südlichen Grenze entgegen. Entlang des Weges muss er unterschiedliche Gefahren (wie Shootouts, harsche Wetter-Bedingungen etc.) überstehen, sucht einen alten Militär-Kameraden (Danny Glover) auf, begegnet einigen nur bedingt gastfreundschaftlichen Indianern (unter ihnen Adam Beach) und gerät zudem auch noch mit einem psychopathisch-mysteriösen Killer (Walton Goggins) aneinander, dem das Töten offenkundig eine Menge Vergnügen bereitet. Während er sich darum bemüht, mit all dem fertigzuwerden, fangen ihn überdies grausam-schreckliche Erinnerungen an die Zeiten seines Armee-Einsatzes zu plagen an...
Als Zuschauer wird man unmittelbar ins Geschehen hineinkatapultiert: Der Besitz Jacksons steht lichterloh in Flammen, die Brandstifter reiten mit Alexsandra davon, er selbst kann sich und sein Pferd nur noch „in letzter Minute“ aus dem das Haus und die Scheune völlig zerstörenden Inferno retten – worauf er nach Sonnenaufgang seine Jagd antritt. Es ist so, als würde der komplette erste Akt fehlen – also der einführende, in dem einem die zentralen Beteiligten nähergebracht werden. Aber vielleicht gibt´s fortan ja rhythmisch in den Verlauf mit eingewobene Flashbacks? Nicht wirklich. Nichtsdestotrotz erfahren wir nach und nach einige bedeutsame Details zu seiner Person – wie dass er unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (samt grausiger Visionen seines toten Bruders) leidet, er sich durch sein Engagement und Auftreten im Krieg den Spitznamen „Diablo“ erworben sowie sich nach dessen Ende nichts sehnlicher erhofft hatte, als ein „friedliches Familienleben“ führen zu können. Exakt dafür kämpft er nun – mit unbarmherziger Härte. Generell ist Scott Eastwood („Fury“) ein solider Mime, sofern man ihm anständiges Material zur Verfügung stellt. Im Vorliegenden ist dem nicht unbedingt so. Obendrein ist unverkennbar, wie augenfällig ihn die Verantwortlichen „wie seinen alten Herrn“ auftreten ließen, welcher bekanntermaßen ja „einer der ikonischsten Cowboys aller Zeiten“ ist: Von seinem ganzen Aussehen und Gebaren her (bestimmte Manierismen und Dialogzeilen inklusive) ruft einen seine Figur durchweg „den großen Clint“ in den Sinn – nur dass es seinem Spross „an dem besonderen Etwas“ mangelt, weshalb er hier eher wie eine blasse, ausstrahlungsarme Imitation seines raubeinig-charismatischen Dads anmutet…
Mit einer Lauflänge von nur rund 80 Minuten bewegt sich der Film überwiegend straff und gradlinig voran – vernachlässigt es dabei jedoch, so manchem Protagonisten und Ereignis ein ergiebiges Maß an „Ruhe“ zuzugestehen. Zwischen einsamen Ritt-Passagen und vereinzelten Schusswechseln trifft Jackson immer wieder auf verschiedene Interaktionspartner – u.a. einen ihn angreifenden Indianer-Jungen (Samuel Marty), welchen er allerdings verschont, sowie dessen misstrauisch-feindselige kleine Stammesgemeinschaft, die ihn später (schwer verwundet) aufnimmt und gesund pflegt, da das Kind nach ihrer vorherigen Begegnung ja sozusagen „in seiner Schuld steht“. Leider sind die Szenen mit den amerikanischen Ureinwohnern relativ eindimensional geraten und umfassen sogar eine unbehagliche Halluzinationen erzeugende Peyote-Zeremonie in einer traditionellen Schwitzhütte, die dem Betrachter einen (arg oberflächlichen) Einblick in seine zerrüttete Psyche gewährt. In diesem Kontext wird Scott´s „Suicide Squad“-Co-Star Adam Beach („Windtalkers“) ebenso wenig gefordert wie Tzi Ma („Rapid Fire“) als Immigrant, den Jackson um Hinweise bezüglich der eingeschlagenen Richtung der verfolgten Reiter bittet – welcher ihm allerdings „nur zum richtigen Preis“ zu helfen bereit ist. Besser ergeht es da Danny Glover („Shooter“) als ihm noch von früher her vertrauter, um ihn besorgter sowie zusammen mit seiner Enkelin (Nesta Cooper) an einem ruhigen, entlegenen Ort lebender Rancher: Trotz einer ähnlich limitierten Screen-Time hat ihm das Skript zumindest einige ordentliche „dramatische Momente“ zugestanden, welche er so routiniert wie überzeugend meistert…
Walton Goggins (TV´s „Justified“) portraitiert den eiskalten Killer Ezra auf genau die Weise, die wir inzwischen von ihm kennen – also bedrohlich, mit ruhig gesprochenen Worten etc. – was fraglos in die Rubrik „Type-Casting“ fällt, einen unabhängig dessen aber passabel zufrieden zu stellen vermag. Theoretisch hätte man seinen Part im finalen Drittel wesentlich stärker in den Vordergrund rücken können – das dann allerdings merklich zu Lasten der Präsenz Jacksons innerhalb des Geschehens: Etwas, das bei bestimmten Entscheidungsträgern gewiss nicht viel Anklang gefunden hätte – schließlich ist klar, dass man bei dem Projekt Herrn Eastwood unangefochten im Mittelpunkt stehen haben wollte. Schade eigentlich. Nach ihrer ersten Begegnung hält sich Ezra beharrlich in Jackson´s Nähe auf und sorgt in seinem direkten Umfeld regelmäßig für Blutvergießen (bspw. unter den Indianern) – während jener wiederum Alexsandra und den Mexikanern auf der Spur bleibt. Letztere erhalten keinerlei „Tiefe“ verliehen, werden von Akteuren wie Joaquim de Almeida („Fast Five“) und José Zúñiga („the Call“) verkörpert und sind zum Teil bloß nur ein paar Sekunden lang im Bild zu sehen. Speziell Alexsandra´s Rolle hätte von zusätzlichen Background-Infos zweifelsohne profitiert. An sich kommt die Performance Camilla Belles („Push“) frei eines Anlasses zur Klage daher – allerdings wurde die hübsche Kalifornierin mit brasilianischen, britischen, deutschen und französischen „Wurzeln“ (so wie ja gleich mehrere ihrer Kollegen hier) im Prinzip fast vollständig „verschenkt“. Immerhin aber waren alle Involvierten mit erfreulich zu registrierendem Ernst und Engagement bei der Sache…
Das mit Abstand Beste an „Diablo“ ist die malerische Schönheit der kanadischen Drehorte in der Wildnis Albertas, welche der versierte Cinematographer Dean Cundey („Jurassic Park“) u.a. mit Hilfe von Flugdrohnen eingefangen hat: Besonders gefielen mir dabei diverse coole „God´s Eye View“-Perspektiven/-Aufnahmen. Untermalt seitens eines eindeutig Ennio-Morricone-inspirierten Scores von Tim Williams („Red Sky“) und Kirpatrick Thomas („Dust Up“) wird eine klassische Western-Atmosphäre heraufbeschworen, die den Anforderungen des Genres in jener Hinsicht weitestgehend gerecht wird. Mit einer besser ausgearbeiteten Vorlage hätte durchaus ein sehens- und empfehlenswertes Ergebnis entstehen können. Unglücklicherweise wirken alle Bereiche des Inhalts im Vorliegenden jedoch „unvorteilhaft unterentwickelt“ – was dem Ganzen schwer schadet. Kommen wir im Folgenden nun zu dem eingangs erwähnten „Twist“, der viel zu früh (etwa per Verschweigen spezifischer Details) angedeutet sowie gar schon nach einer knappen Stunde offenbart wird: Grundsätzlich ist er als „okay“ einzustufen – allerdings mutet sowohl das Timing als auch die Art seiner Darreichung „eher ungeschickt“ an. Zum Ende hin wäre er mit Sicherheit ersprießlicher aufgehoben gewesen – zumal es dem vorrangig aus einem konventionell arrangierten (mitunter zudem recht schwach geschnittenen) Shootout bestehenden Showdown an dem nötigen „Gewicht“ mangelt, um einen wahrhaft effektiven Eindruck heraufzubeschwören. „Unterm Strich“ resultiert das alles in einer enttäuschend mittelprächtigen, hinter den Erwartungen zurück bleibenden Veröffentlichung…