Entstehungsdaten:
USA 2015
Regie:
Afonso Poyart
Darsteller:
Anthony Hopkins
Colin Farrell
Jeffrey Dean Morgan
Abbie Cornish
Marley Shelton
Sharon Lawrence
Xander Berkeley
Janine Turner
Autumn Dial
Trailer
Der düstere, übernatürliche Elemente aufweisende Serienkiller-Thriller „Solace“ (übersetzt: Trost) ist einer dieser Filme, die eine lange, holprige Entstehungsgeschichte hinter sich haben. Ursprünglich hatte man im Hause „New Line Cinema“ vor, aus der Materie eine Fortsetzung des wegweisenden Genre-Klassikers „Se7en“ (genannt „Ei8ht“) zu stricken – was David Fincher allerdings missfiel und daher nie zustande kam. In den folgenden 15 Jahren erfuhr das einst von Ted Griffin („Ocean´s Eleven“) und Sean Bailey (TV´s „Push, Nevada“) verfasste Drehbuch dann multiple Überarbeitungen – u.a. von James Vanderbilt („Zodiac“) und Peter Morgan („the Queen“) – während sich zeitweise Personen á la Shekhar Kapur (als Regisseur) und Bruce Willis (als Lead) im Gespräch befanden. Es dauerte bis Anfang 2013, bevor das Projekt schließlich „vor die Kameras ging“ – und zwar im kostengünstigen Atlanta unter der Führung des Brasilianers Afonso Poyart, der im Vorfeld mit seinem Low-Budget-Action-Crime-Flick „2 Coelhos“ in gewissen Kreisen für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, sowie mit einer durchaus ansprechenden Besetzung aufwartend, allen voran Anthony Hopkins und Colin Farrell. Endlich fertig gestellt, verschwand das Werk daraufhin jedoch prompt im „Giftschrank“ des verantwortlichen Studios – bis im letzten Quartal 2015 überraschend mehrere Kinostarts angekündigt wurden. Im Zusammenhang mit der „Relativity Media“-Insolvenz strich man jenen in den Vereinigten Staaten allerdings nur ein paar Wochen später erneut gleich wieder, wohingegen der Streifen in einigen anderen Ländern tatsächlich anlief – und das in unseren Breitengraden unter dem Titel „die Vorsehung“…
Angesichts einer Reihe aufgefundener Leichen, die offenkundig demselben Täter auf identische Weise zum Opfer fielen und deren Ableben zudem jeweils speziell (u.a. vom Ambiente her) „arrangiert“ wurden – an sich jedoch in keiner erkennbaren Verbindung zueinander stehen – sieht sich das örtliche Police Department vor einem dringlichen Rätsel. Aus diesem Grund nimmt der FBI-Beamte Joe Merriweather (Jeffrey Dean Morgan) eines Tages gemeinsam mit seiner Partnerin Katherine Cowles (Abbie Cornish) Kontakt zu seinem alten Freund John Clancy (Hopkins) auf – seines Zeichens ein pensionierter Psychologe, der sich nach dem zehrenden Krebs-Tod seiner Tochter von seiner Frau abgewandt sowie aufs Land zurückgezogen hatte. Das Besondere an jenem ist, dass er über „eine spezielle Gabe“ verfügt, durch die er sowohl in die Vergangenheit als auch Zukunft blicken kann und auf deren Basis er die Behörden früher bereits des Öfteren im Rahmen ähnlicher Verbrechen erfolgreich unterstützen konnte. Eingangs lehnt er ihre Bitte um Mitwirkung ab – doch „natürlich“ ändert er seine Meinung nicht lange danach und lenkt die Ermittlungen infolge dessen auf die richtige Spur: Es scheint, dass der Killer (Farrell als Charles Ambrose) die Absicht verfolgt, künftiges Leid der von ihm Auserwählten dadurch verhindern zu wollen, indem er sie (möglichst rasch und schmerzfrei) „im Vorhinein erlöst“. Wie er das wissen und den Cops immerzu „ein Schritt voraus“ sein kann? Er selbst besitzt ebenfalls „seherische Fähigkeiten“ – und zwar solche, von denen Clancy schon bald glaubt, dass sie seinen eigenen überlegen sind. Obendrein befürchtet er, dass Ambrose sie alle geradewegs in eine vorbereitete Falle lockt…
Bei „Solace“ ist es notwendig, sich als Zuschauer auf die übersinnliche Prämisse einzulassen, um dem Ganzen etwas abgewinnen zu können – denn darüber hinaus bietet sich dem Publikum (inhaltlich wie stilistisch) leider bloß nur eine Kombination bekannter Genre-Versatzstücke, was u.a. dazu führt, dass man mit ein wenig Aufmerksamkeit im Prinzip jeden „Twist“ (mehr oder minder zeitnah) vorauszusehen vermag. Bei einem Starttermin zirka anno 2000 wäre der erzeugte Eindruck in der Hinsicht gewiss ein besserer gewesen. In einem passablen Maße unterhaltsam ist Ergebnis trotzdem – allerdings weder unbedingt originell noch umfassend zufrieden stellend. Als dem Betrachter erstmalig eine der Vorsehungen aufgezeigt werden, die Clancy meist blitzartig befallen, ist das ein intensiver Moment, der seine Wirkung nicht verfehlt. Je häufiger das im Verlauf geschieht, desto stärker nutzt sich das Gebotene jedoch ab – mutet punktuell sogar leicht unfreiwillig komisch an. Stets schick anzusehen sind diese abstrakt-symbolischen Images bzw. schnell geschnittenen Montagesequenzen dennoch – und das unabhängig dessen, dass sie mich (unweigerlich) nicht allein nur an Rupert Wainwright´s „Stigmata“ sowie diverse stylish gestaltete Serien-„Opening Credits“ erinnerten. Überdies verschmelzen bei Clancy gelegentlich Visionen vergangener oder künftiger Ereignisse mit der Gegenwart. Selbst verschiedene potentielle Entscheidungen sowie ggf. daraus resultierende Veränderungen erfahren sporadisch ihre Verbildlichung: Wer die missratene Phillip K. Dick Adaption „Next“ (2007) noch nicht vollständig verdrängt hat, der weiß haargenau, wie (also mit welchem Effekt erschaffen) das im Vorliegenden ausschaut…
Im Zuge der voranschreitenden Mörderhatz kommt es irgendwann zu einer Verfolgungsjagd, bei der ein Verdächtiger in einem gestohlenen Taxi flüchtet, während Clancy und Cowles (in ihrem Streifenwagen) innerhalb des regen City-Verkehrs an ihm dranzubleiben versuchen. Als sie ihn mal verlieren, weist er sie dazu an, am Ende einer bestimmten Gasse zu warten, da er prophezeien kann, dass der Gesuchte in Kürze dort vorbeifahren wird – worauf sie ihm sofort erneut nachbrausen, als dies geschieht. Stracks ging mir durch den Kopf, warum sie ihm nicht einfach den Weg versperrt oder ihn gerammt haben? Lieber nicht allzu viel über so manches Dargereichte nachdenken. Seinen ersten „echten“ Auftritt hat Ambrose übrigens nicht vorm Überschreiten der „Eine-Stunde-Marke“ – und zwar als er eines Abends unverhofft am Tisch seines in einer Bar verweilenden „Widersachers“ auftaucht: Eine von ihm ausgehende Form der Kontaktaufnahme, die eine weitere Parallele zu „Se7en“ markiert – nämlich zu John Doe´s Betreten des Polizei-Präsidiums. Das daran anknüpfende Gespräch der zwei „Seher“ kann man getrost als das Highlight des Films bezeichnen. Des Killers Motiv ist inzwischen klar: Er tötet ausschließlich Menschen, die (obgleich sie überwiegend selbst davon noch nichts wissen) sterbenskrank sind und nur noch eine begrenzte, von extremen Schmerzen geprägte Lebensdauer vor sich haben – wobei er ihnen jeweils immerzu eine „angenehme Umgebung“ herrichtet (z.B. eine Badewanne voller Blüten für eine Frau mit Beziehungsproblemen, ein leckeres Speise-Eis auf dem Spielplatz für ein Kind etc.) und ihnen dann mit einem einzelnen gezielten Dolchstoß ins Genick den „Gnadentod“ beschert…
Ethisch-moralisch-philosophische Fragen werden aufgeworfen und thematisiert: In Kombination mit einer Reihe religiöser Elemente geht es u.a. um Erlösung, Euthanasie und Vorherbestimmung – das jedoch (da es sich primär ja um einen entsprechend ausgerichteten Thriller handelt) erwartungsgemäß oberflächlich. Clancy trägt die Bürde, sowohl das Leiden seiner an Krebs verstorbenen Tochter hat miterleben zu müssen als auch im Rahmen seiner „Begabung“ aktuell nun den baldigen Tod von Cowles und Merriweather vorauszusehen. Lassen sich ihre „Schicksale“ noch abwenden? In der Hauptrolle überzeugt „Oscar“-Preisträger Anthony Hopkins („the Rite“) – allerdings ohne wirklich gefordert zu werden. Ihm zur Seite stehen der sich gewohnt „kernig“ präsentierende Jeffrey Dean Morgan („Heist“), dessen Figur starkes Vertrauen in die ungewöhnlichen Fähigkeiten seines Freundes setzt, sowie die zum wiederholten Male „unterfordert-verschenkte“ Australierin Abbie Cornish („Sucker Punch“) als seine rationale, eingangs sehr skeptische Partnerin, welche quasi wie eine Kreuzung aus Dana Skully und Clarice Starling wirkt sowie vom Skript aus wie kaum mehr als „ein Mittel zum Zweck“ verwendet wird. Seine begrenzte, aufs finale Drittel konzentrierte Screen-Time bringt Colin Farrell („Dead Man Down“) indes solide über die Bühne: Ambrose´s aktives Eingreifen ins Geschehen „belebt“ den Streifen spürbar – nichtsdestotrotz hätte ich mir ein insgesamt noch packender und nachhaltiger geartetes Duell der beiden Mimen gewünscht. Ergänzend sind in Nebenparts u.a. noch Marley Shelton („Sin City“), Autumn Dial („Barely Lethal“), Sharon Lawrence (TV´s „Wolf Lake“) und Xander Berkeley („Taken“) mit von der Partie…
Das von unterschiedlichen Autoren überarbeitete Drehbuch weist eine hohe Zahl an Déjà-vus-auslösenden Augenblicken bzw. Eigenheiten auf, die einem (jeweils phasenweise) nicht nur Stephen King´s „the Dead Zone“ und/oder die Serie „Medium“ ins Gedächtnis rufen, sondern zudem auch zig weitere Vertreter des Genres – was der stetig anwachsenden Vorhersehbarkeit nicht unbedingt abträglich ist. An sich kommt die Regie-Leistung Poyarts brauchbar daher – bloß schimmern seine „Wurzeln“ als Werbefilmer immer wieder arg auffällig durch: Speziell beim „ins rechte Licht rücken“ der Fahrzeuge sowie in Anbetracht der breiten Palette an gewählten Stilmitteln – welche von Zeitlupen- und Zeitraffer-Aufnahmen über eigenwillige Zooms bis hin zu „Bullet-Time“ sowie „auf die Kamera-Linse spritzendes Blut“ reichen. Da sind er, Editor Lucas Gonzaga („Entre Nós“) und Cinematographer Brendan Galvin („Immortals“) nicht gerade subtil zu Werke gegangen – worüber hinaus der Score Brian Wayne Transeaus („Stealth“) belanglos klingt und einige eingebundene Songs obendrein ein wenig deplatziert anmuten. Zumindest sorgt ein straffes Tempo mit für einen sich kurzweilig entfaltenden Verlauf (samt einzelner sich im Nachhinein nur als Visionen entpuppender Ableben) und mündet das alles schließlich in dem erwarteten dramatischen Showdown zwischen Clancy und Ambrose, in dessen Kontext u.a. eine hochemotionale Offenbarung preisgegeben wird – worauf man dann allerdings noch ein Ende nachgereicht erhält, das in der Form echt nicht hätte sein müssen. Es ist einfach schade, dass die Verantwortlichen das eigentlich vorhandene Potential des Projekts in keinem wirklich ergiebigen Maße auszuschöpfen wussten…
Fazit: Trotz seiner ansprechenden Besetzung, Atmosphäre und Optik sowie dem Ausbleiben von Langeweile schafft es „Solace“ letztlich leider nicht übers Mittelmaß hinaus – was vor allem dem markanten Mangel an Spannung, Originalität und Nachhaltigkeit dieses ebenso „unbeseelt“ wie vergleichsweise „zahm“ arrangierten Thrillers zuzurechnen ist…
eher knappe