Entstehungsdaten:
USA 2015
Regie:
Tony McNamara
Darsteller:
Mickey Rourke
Nat Wolff
Emma Roberts
Sarah Silverman
Kevin Dunn
John Enos III
Michael Lerner
Trailer
Verfasst und in Szene gesetzt von Tony McNamara, handelt es sich bei der 2015er Dramödie „Ashby“ um einen unterhaltsamen „Indie“ mit Nat Wolff in der Haupt- sowie Mickey Rourke in der Titelrolle, der letzterem seinen besten Part seit seinem 2008er Comeback-Film „the Wrestler“ bescherte, nachdem er in den vergangenen Jahren ja erneut recht tief in den von ambitionslos-schwachen Werken á la „the Courier“, „War Pigs“ oder „Skin Traffic“ bevölkerten „B-Movie-Sumpf“ hineingeraten war. Auf seine Karriere wird sich seine Beteiligung an dieser kleinen, unscheinbaren Veröffentlichung zwar nicht groß auswirken – doch hat sie ihm zumindest die Chance geboten, den Zuschauern noch einmal zu beweisen, dass er auch weiterhin zum Abliefern einer schauspielerisch achtbaren Performance in der Lage ist, sofern die betreffenden Umstände (Art des Projekts, Drehbuch-Qualität etc.) denn stimmen…
Gemeinsam mit seiner geschiedenen Mutter June (Sarah Silverman) ist Ed (Wolff) gerade von Oregon nach Virginia gezogen, wo sich der belesene junge Mann sofort daran begibt, sein fest ins Visier genommenes Ziel anzugehen, Mitglied des populären Football-Teams der High School zu werden – u.a. indem er im Garten einen Übungsparcours aufbaut und entsprechend darauf hintrainiert. Die Sache ist bloß, dass er nicht unbedingt „kraftvoll gebaut“ ist und obendrein gar noch Angst davor hat, von seinen Gegnern attackiert zu werden. Parallel dazu freundet er sich mit seiner Mitschülerin Eloise (Emma Roberts) an – ihres Zeichens ein nettes, cleveres, in ihrer Freizeit am liebsten per Zuhilfenahme eines im heimischen Keller stehenden CT-Geräts das menschliche Gehirn erforschendes Mädel, welches ihn auf Anhieb interessant findet sowie ebenfalls zu keiner der „angesagten Cliquen“ gehört…
Als einer seiner Lehrer der Klasse den Auftrag gibt, einen Aufsatz über eine ältere, kundigere Person aus dem Bekanntenkreis zu schreiben, kommt Ed dazu einzig sein nebenan wohnender Nachbar Ashby (Rourke) in den Sinn – von dem das Publikum inzwischen bereits weiß, dass er aufgrund einer fortgeschrittenen (nicht mehr heilbaren) Erkrankung nur noch rund drei Monate zu leben hat. Obgleich nicht sonderlich angetan von der Anfrage, willigt der Herr aber dennoch ein, sich von ihm interviewen zu lassen – sofern sich Ed dazu bereit erklärt, ihn in nächster Zeit zu einigen Terminen zu fahren. Um an ihre Konversationen ergänzende Background-Infos für seine Arbeit zu gelangen, sieht sich Ed eines Tages (heimlich) mal etwas genauer in Ashby´s Haus um – wobei sich herausstellt, dass jener früher mal als Killer im Dienste der CIA über 90 „Staatsfeinde“ getötet hat…
„Ashby“ ist ein unebener, nichtsdestotrotz charmant-unterhaltsamer Film, der eine klassische, sowohl mit einem unaufdringlichen Humor als auch so einigen dramatisch-ernsten Elementen angereicherte Story übers Erwachsenwerden erzählt. Ein US-Kritiker umschrieb ihn als eine Art Kreuzung aus „St. Vincent“ und „3 Days to Kill“ – allerdings mit weit weniger Action und Nonsens als zweitgenannte Luc Besson Produktion. Bereits die Eröffnungsszene bietet einem ein anschauliches Beispiel für das mitunter etwas eigenwillig anmutende Herangehen McNamaras: Im Rahmen dieser erleidet Ashby hinterm Steuer seines Wagens einen Herzanfall – was prompt darin resultiert, dass er fast in eine Gruppe die Straße überquerender Schulkinder hineinfährt. Anstatt sich auf die „beunruhigenden Aspekte“ der Situation zu konzentrieren, wurde sich jedoch dafür entschieden, sie eher mit einer „amüsanten Note“ zu versehen…
Ed ist jemand, der eigentlich in die Rubrik „freundlich-einnehmender Streber-Typ“ fällt – sich in der neuen Umgebung aber möglichst rasch von dieser „klischeehaften Kategorisierung“ abgrenzen will, indem er eine Position in der lokalen Football-Mannschaft anpeilt. Er möchte Anerkennung erfahren, die eigenen Unsicherheiten kaschieren sowie seinen Dad auf diesem Wege stolz auf ihn sein lassen. Zwar verfügt er weder über die Statur noch die „gängige Einstellung“ im Hinblick auf diesen arg körperbetonten Sport – wohl allerdings über Wendigkeit, Tempo und Ausdauer: Fähigkeiten, die ihn von seinen Kameraden abheben und ihm somit tatsächlich einen Platz in der Truppe einbringen. Eingangs wird er noch belächelt, später seitens einzelner als „Konkurrent“ beäugt sowie schlussendlich gefeiert, als ihm ein Spiel-entscheidender Touchdown gelingt…
Nat Wolff („Paper Towns“) portraitiert den zunehmend breitere Akzeptanz gewinnenden Ed im Grunde perfekt: Generell besitzt der 1994 geborene Kalifornier die passende Ausstrahlung sowie das nötige Talent nicht allein nur für Parts wie diesen hier – was ihm eine solide Zukunft innerhalb der Branche sichern dürfte. Obwohl die „Auffassung von Geschichte“ der meisten seiner Mitschüler (bspw.) eher solche Ereignisse wie „Kim Kardashian´s erste Hochzeit“ beinhaltet, möchte Ed kein Außenstehender sein – sondern sich und speziellen Angehörigen seines Umfelds demonstrieren, dass er durchaus ebenfalls „dazuzugehören“ vermag. Auf einer Party nach einem Sieg mit seinem Team knutscht er sogar (angetrunken) mit einer Blondine herum – sehr zu Eloise´s Enttäuschung. Einiges, das in diesem Kontext offeriert wird, ist so stereotyp wie lebensnah: Eine in gewisser Weise „Vetrautheit“ erweckende Kombination...
Die Freundschaft zwischen Ed und Eloise – aus der „natürlich“ schon bald romantische Gefühle entsprießen – ist angenehm mitzuverfolgen: Sie selbst ist spitzfindig und „individuell“, mit ihrem „Randplatz im High-School-Gefüge“ zufrieden, beobachtet das Verhalten anderer aufmerksam und geht einem ambitionierten Interesse nach – nämlich Gehirne mit Hilfe eines Computer-Tomographen ihres Vaters zu studieren, der ein vielbeschäftigter Neurologe ist. Angefangen hatte sie damit, als ihre Mutter an einer Gehirnblutung gestorben war – und derzeitig untersucht sie die Auswirkungen erlittener Treffer bzw. Schläge auf die Köpfe einer Auswahl örtlicher Sportler. Schade, dass dieser Subplot bloß nur relativ oberflächlich und „zweckdienlich“ mit eingebunden wurde. Zumindest ist Emma Roberts – übrigens Wolff´s Co-Star aus „Palo Alto“ – Zitat: „So süß wie ein Korb voller Kätzchen...“
Seit ihrer Scheidung sehnt sich Ed´s Mutter danach, wieder als „begehrenswert“ angesehen zu werden sowie erneut einen liebenswürdigen Partner zu finden – weshalb sie sich neuerdings mit einigen Männern verabredet, die sie über ein Online-Dating-Portal kennengelernt hat. In diesem Teil der Handlung muss Ed lernen, seinen immer wieder Besuche verschiebenden Dad nicht zu verklären und stattdessen seiner Mom beistehende Unterstützung zu leisten. Als June präsentiert sich Sarah Silverman („A Million Ways to die in the West“) klasse wie eh und je: Unabhängig dessen, dass sie im Rahmen einer (echt vergnüglichen) Oralsex-Szene ins Geschehen eingeführt wird, kommt ihre Rolle mit diversen subtileren Momenten aufwartend daher – was einen beim Ansehen (so wie im Falle von Emma´s Eloise) im Ganzen wünschen lässt, das Skript hätte ihr umfangreicheres, substanzielleres Material zur Verfügung gestellt...
An einem Punkt erläutert Ed, dass Hemmingway derart fixiert auf das Thema „Maskulinität“ gewesen sei, da dessen Mutter ihn als Kind dazu zwang, Kleider zu tragen. Auch er sehnt sich nach väterlichem Einfluss bzw. einer entsprechenden Begleitung während seines „Übergangs“ hin zu einem Erwachsenen. Es ist also keinerlei Überraschung, dass sich aus dem ursprünglichen „Ergebnis-orientierten Zusammenschluss“ zwischen ihm und Ashby (Fahrer/Erzähler) zuerst eine Form von Schüler/Mentor-Verhältnis entwickelt, welches sich im Folgenden dann weiter zu einer Konstellation verfestigt, bei der letzterer immer deutlicher zu einer „Vater-Figur“ für den verunsicherten Teenager wird. Ihre glaubwürdig anmutenden sowie stark von einer ausgeprägten Chemie der beiden Akteure profitierenden Interaktionen verleihen dem Film in jenen Phasen ein wohliges „Buddy-Movie-Feeling“...
Ashby ist „ein Mann der alten Schule“ – also einer mit klaren, idealistischen Prinzipen. Im Einklang damit gibt er Ed Ratschläge gemäß seiner über die Jahre hinweg gesammelten Ansichten und Erfahrungen, ermutigt ihn u.a. dazu, ruhig mal einen harten Drink zu sich zu nehmen, und lehrt ihm überdies das Landen eines ergiebigen Punches. Auch Ed´s Englischlehrer und zwei Coaches – jeweils erheiternd gemimt von John Davis („Seeking Justice“), Kevin Dunn („Warrior“) und John Enos III („Toxic“) – trauern den „vergangenen Zeiten“ hinterher, in denen „die jungen Leute“ noch nicht so unfokussiert wie „die meist nur daheim auf dem Sofa „Playstation“-zockenden Millennials heutzutage“ waren. Es ist just in diesem „finalen Akt“ seines Lebens, dass Ashby dahinter kommt, dass ausgerechnet seine ehemaligen Vorgesetzten sein in sie gesetztes Vertrauen auf üble Weise missbraucht haben...
Als todgeweihter Ex-Killer liefert Haudegen Mickey Rourke („Angel Heart“) eine erfreulich zurückhaltende wie hochwertige Darbietung ab – vermittelt den abgehärteten, gesundheitlich nun aber kontinuierlich abbauenden sowie so manches (insbesondere in Bezug auf seine Familie) bereuenden Geheimdienst-Veteran mit einer stimmigen Kombination aus „Tough-Guy-Attitüde“ und Emotionalität. Auf eine Anregung Eds hin recherchiert Ashby erstmals danach, wer eigentlich die Personen waren, die er „im Auftrag der Vereinigten Staaten“ ausgeschaltet hat – und stellt dabei fest, dass zumindest einer auf der Basis strikt finanzieller Motive seiner Chefs „zum Töten freigegeben“ wurde: Eine bei ihm u.a. Wut und Selbstzweifel auslösende Entdeckung – schließlich war er bislang immerzu davon ausgegangen, stets nur „Feinde“ ins Jenseits befördert zu haben, und niemand unschuldiges...
In Anbetracht des Erfahrenen nimmt sich Ashby vor, die Verantwortlichen (unter ihnen Steve Coulter und Michael Lerner) zur Strecke zu bringen – was fortan in mehreren brutalen Szenen resultiert, deren Einbettung innerhalb des Verlaufs gewisse „tonale Holprigkeiten“ zur Folge hat: Des Öfteren wechselt das Gebotene von einem Augenblick zum nächsten von locker-amüsant zu vollkommen ernst und wieder zurück. Zwischen Pancake-Essen und einer Entschuldigung Eds bei Eloise entfaltet sich etwa prompt mal eine blutige Schießerei. Ed hat mit den „Tücken der Jugend“ zu kämpfen – während Ashby in Kürze sterben wird, bei seinen Taten eiskalt agiert, nach „Wiedergutmachung“ strebt sowie auf „Erlösung“ hofft (Priester-Konsultation inklusive). Wahrhaft gestört hat mich dieser Sachverhalt zwar nicht – auffällig ist er dennoch und wirkt sich demnach auch unweigerlich auf den Gesamteindruck aus...
Fazit: Mit „Ashby“ hat Tony McNamara eine sympathische, prima besetzte, handwerklich ordentliche, verschiedene klassisch-bewährte Botschaften sowie inspiriert verfasste Dialoge aufweisende „Coming of Age“-Dramödie erschaffen, die einen trotz einiger unverkennbarer „Unebenheiten“ alles in allem recht anständig zu unterhalten weiß....