Entstehungsdaten:
Australien 2016
Regie:
Brendan Maher
Darsteller:
Molly Daniels
Madeleine Madden
Narek Arman
Jon Prasida
Madeleine Clunies-Ross
Fantine Banulski
Andrew Creer
Trailer
Der Roman „Tomorrow, when the War began“ bildete 1993 den Auftakt einer siebenteiligen australischen „Young Adult“-Buchreihe des Schriftstellers John Marsden, welche sich speziell in ihrem Ursprungsland bis heute großer Beliebtheit erfreut sowie zwischen 2003 und 2006 in Gestalt dreier „Spinoff“-Werke („the Ellie Chronicles“) eine zusätzliche Erweiterung erfuhr. 2010 erschien eine von Stuart Beattie in Szene gesetzte Spielfilm-Adaption, die in „Down Under“ zwar zu einem Hit avancierte, international jedoch nicht allzu einträglich lief – was u.a. den unverkennbaren Ähnlichkeiten mit dem über keinen sonderlich guten Ruf verfügenden 1984er Action-Streifen „Red Dawn“ zugeschrieben wurde. Eingangs hielt man noch eine Zeit lang an der Absicht fest, die Materie zu einer Kino-Franchise auszubauen – allerdings verzögerte sich der ins Auge gefasste Drehbeginn des Sequels im Folgenden immer weiter (etwa aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten, Terminkonflikten und Problemen bei der angedachten Auswahl an Locations), bis der Plan irgendwann schließlich aufgegeben wurde: Eine Entscheidung, die man nur als „sehr schade“ bezeichnen kann…
Neuen Anlass zur Hoffnung und Freude bot den Fans jedoch 2015 die Ankündigung, dass man sich zu einem „Reboot“ im Format einer Fernseh-Serie entschlossen hatte – deren erste (aus sechs einstündigen Episoden bestehende) Staffel dann im Herbst jenes Jahres an verschiedenen Örtlichkeiten in und um Melbourne und Clunes (im Bundesstaat Victoria) realisiert wurde sowie im April 2016 ihre Premiere auf dem einheimischen Sender „ABC3“ feierte. Im Zentrum der Geschehnisse stehen die in Wirrawee ansässigen sieben Jugendlichen Ellie (Molly Daniels), ihr Cousin Homer (Narek Arman), ihre „BFF“ Corrie (Madeleine Madden) samt Boyfriend Kevin (Andrew Creer), die aus reichem Hause stammende Fi (Madeleine Clunies-Ross), der anfangs eher zurückhaltend auftretende Lee (Jon Prasida) sowie die religiöse Robyn (Fantine Banulski). Gemeinsam brechen sie eines Sommers (nach Ende der High School) zu einem Camping-Trip auf, dessen Ziel ein entlegenes und schwer zugängliches, dafür aber wahrhaft „paradiesisches“ (im lokalen Volksmund ironischerweise „Hell“ genanntes) Tal im Hinterland markiert…
Abseits der von Routinen und Pflichten geprägten „Zivilisation“ verbringen die Teenager einige unbekümmerte Tage an eben jenem bewaldeten, friedlich-schönen Fleckchen Erde: Tauschen sich aus, tanzen, rösten Marshmallows überm Lagerfeuer, entzünden Fackeln, bewerfen sich mit „Holi“-Farbpulver und genießen das Leben einfach nur so ausgelassen wie möglich. Das Ganze erhält der Zuschauer mit mehreren „locker-leichten“ Pop-Songs untermalt sowie mit einzelnen Zeitlupen-Sequenzen aufwartend präsentiert: Ein vorweggenommener Kontrast zu dem düsteren Ernst, der schon bald über sie hereinbrechen wird. Rund 30 Minuten haben die Verantwortlichen dieser Phase zugestanden – bevor die kleine Gruppe im Rahmen ihres Rückwegs feststellen muss, dass sich inzwischen wohl „irgendetwas Gravierendes“ ereignet hat: Weder in den Häusern noch auf den Straßen ist jemand anzutreffen, es gibt keinen Strom, Handyempfang und auch sonst keine funktionierende Telefonleitung. Könnte das mit den Militärjets in Verbindung stehen, die Ellie an einem der vorherigen Abende beim Überflug erspäht hatte? Eine Befürchtung, die kurz darauf bereits zur schrecklichen Gewissheit wird…
Nach einem Cyber-Angriff auf das militärische Frühwarnsystem hatte es eine Invasion einer Koalition diverser Anrainer-Staaten gegeben, welche sich die enormen Rohstoff-Vorkommen des Landes anzueignen gedenkt und welcher die überraschten Streitkräfte nur wenig entgegenzusetzen in der Lage waren – während sich die Verbündeten Australiens (unter ihnen die USA) angesichts potentieller globaler Auswirkungen bislang zu keinem aktiven Eingreifen in den Konflikt durchringen konnten. Überwiegend sind die Truppen asiatischer Herkunft – was ja dem realen geopolitischen Kontext entspricht – doch nicht ausschließlich. Obendrein sind auffallend viele Soldatinnen im Einsatz und erhält man (im Gegensatz zum Kinofilm) hier erstmals konkrete Einblicke in ihre Ränge und Strukturen gewährt – maßgeblich da man einen für Wirrawee (plus Umgebung) zuständigen Colonel (James Stewart aus „the Condemned“) prominent in die Handlung mit eingebunden hat. Resultierend aus seinen Anordnungen, wurden alle Bewohner der ihm zugeteilten Region zusammengetrommelt sowie auf dem zentralen Jahrmarkt-Gelände interniert…
Im Schutz der anbrechenden Dunkelheit dringen die Teens in die Innenstadt ein, in deren Straßen schwarz uniformierte (vermummte) Bewaffnete patrouillieren und noch immer einige zerstörte Autos brennen. Unverhofft schnell gelingt es Ellie, einen flüchtigen Kontakt zu ihren Eltern (auf der anderen Seite eines errichteten Stacheldrahtzauns) herzustellen – worüber hinaus sie auf Lee´s Mutter stößt, die sich in einem Gebäude vor den Aggressoren versteckt hatte, zuvor allerdings angeschossen worden war (eine Verletzung, die sie letztlich nicht überlebt). Plötzlich werden die Herumschleichenden entdeckt und sogleich „ins Visier genommen“ – wobei Ellie sich und ihre Freunde gerade noch so vor einer drohenden Gefangennahme oder gar dem Tod retten kann, indem sie mit Hilfe einiger zusätzlicher Liter Benzin einen Rasenmäher zur Explosion bringt, welche wiederum zwei ihrer (sich als kaum älter als sie entpuppenden) Verfolger „ausschaltet“: Ein wichtiger „Schlüsselmoment“, da sie in Anbetracht des Getanen die Grausamkeit dieser neuen, aktuellen Realität erkennt – ebenso wie wozu sie eigentlich (vor genau diesem Hintergrund) sowohl fähig als auch willens ist…
Von dem etwas zu großen Feuerball mal abgesehen, hatte ich mit der Szene an sich – welche übrigens den ersten „Showdown“ bildet – im Prinzip keinerlei „Probleme“. Leider aber wird sie unmittelbar zu Beginn der nächsten Episode erneut gezeigt – und zwar dann mit einem „dynamisch-rockigen“ Elektro-Score unterlegt, der sie prompt wie nichts weiter als ein gängiges Action-Set-Piece (frei des tatsächlich kennzeichnenden „Gewichts“) anmuten lässt. Generell empfand ich den gewählten Soundtrack des Öfteren als eher unpassend: Natürlich ist mir bewusst, dass die Serie vorrangig auf „Young Adults“ ausgerichtet wurde – was jedoch nicht unbedingt auf das regelmäßige Einspielen irgendwelcher mehrheitlich „zu beschwingt“ klingender Songs hätte hinauslaufen müssen. Zugegeben, beim Hinhören gibt es durchaus so manche „melancholisch-ernstere“ Lyrics zu verzeichnen – nichtsdestotrotz vermochte mich die getroffene Auswahl (inklusive des fürs Intro verwendeten Lieds) alles in allem nicht wirklich zufrieden zu stellen. Sollte es künftig noch weitere Seasons geben, würde ich mir nicht nur in dem Bereich gewisse „Kurs-Korrekturen“ wünschen…
Anders als in der Buchvorlage und dem Film wird im Vorliegenden auch (recht umfangreich) auf die Schicksale der im „Camp“ festgehaltenen Erwachsenen eingegangen: Gemimt von soliden Akteuren wie Sibylla Budd („the Bet“), Deborah Mailman („Rabbit-Proof Fence“), Spencer McLaren („the Subjects“), Richard E. Young („Red Hill“), Alfred Nicdao („the Great Raid“), Alison Bell (TV´s „Laid“) und Damien Fotiou (TV´s „Neighbours“), machen sie sich Sorgen um ihre Kinder, schmieden Fluchtpläne, versuchen persönliche Unstimmigkeiten zu lösen, sich mögliche Vorteile (bspw. bei der Essensvergabe) zu verschaffen sowie die Belastungen zu überstehen, denen sie sich ausgesetzt sehen (Hitze, mangelhafte Unterbringung etc.). Zudem führen seitens des Colonels veranlasste „Arbeitseinsätze“ u.a. dazu, dass Fi´s Mutter bei ihm als Haushälterin tätig wird – was wiederum Lee´s Vater die Hoffnung verleiht, sie könne ihn bei seinem (als Rache für seine verstorbene Frau geschmiedeten) Vorhaben unterstützen, den Mann zu töten – sowie dass einige Bauern ihre Felder weiter bewirtschaften dürfen und man Corrie´s Mom (getreu ihrer erlernten Profession) zum Krankenschwester-Dienst beordert…
Statt die sich entfaltenden Ereignisse vorwiegend aus Ellie´s Perspektive heraus aufzuzeigen, wurde das Gebotene nun also entsprechend „erweitert“: Eine nachvollziehbare, allerdings nur bedingt ergiebige Entscheidung – primär da die erdachten bzw. dargereichten Konstellationen und Entwicklungen weder herausragend originell noch aufregend ausgefallen sind. Marsden wurde über die markanteren Veränderungen gegenüber seinem Ursprungsmaterial – etwa dass Fi und der später noch zu der Gruppe stoßende Chris (Keith Purcell) hier nun Geschwister sind – frühzeitig informiert und hat den an der Staffel beteiligten Teleplay-Autoren „seinen Segen gegeben“. In ihren Grundzügen ist die Geschichte allerdings gleich geblieben – und so ziehen sich die inzwischen mit Nachdruck Gejagten (einigen kleineren „Scharmützeln“ folgend) erst einmal nach „Hell“ zurück, wo sie sich relativ sicher wähnen und ihre Optionen abwägen: Noch herrscht Uneinigkeit darüber, per Anwenden klassischer Guerilla-Taktiken gezielt „zurückzuschlagen“ – oder doch lieber (ohne sich aktiv in Gefahr zu begeben sowie von sich aus Gewalt auszuüben) vor Ort auszuharren...
Die auf ihre Überzeugungen und Gefühle basierenden Ansichten und Beziehungen unter den Teens – einschließlich des individuellen Umgangs mit der bedrückenden Lage, Differenzen sowie wandelnder Ausprägungen von Zuneigung – sind jeweils passabel, angesichts des Potentials (u.a. im Hinblick auf den Roman und die zur Verfügung stehende Lauflänge) wohl aber ernüchternd oberflächlich ausgestaltet worden. Die „Chemie“ innerhalb des gecasteten Ensembles – zu dem Molly Daniels (TV´s „You´re skitting me“), Madeleine Madden (TV´s „Ready for this“), Narek Arman (TV´s „Packed to the Rafters“), Jon Prasida (TV´s „Hiding“), Fantine Banulski („the Legend of Ben Hall“), Andrew Creer (TV´s „Barracuda“) sowie Newcomerin Madeleine Clunies-Ross gehören – ist registrier- und brauchbar; ihre Performances sind „okay“, ohne jedoch beim Publikum „echte Begeisterung“ auszulösen. Lob gebührt den Verantwortlichen auf jeden Fall dafür, dass sie sich für Darsteller entschieden haben, die sowohl gemäß des jugendlich-jungen Alters ihrer Parts als auch wie „gewöhnliche Kids“ aussehen (Robin ist etwas mollig, Corrie eine Aborigine, Ellie keine „hochgewachsene Grazie“ etc.)...
Eigentlich wollten Ellie und Corrie nach der Schule eine Weile gemeinsam umher reisen – doch hatte letztere kürzlich das Angebot angenommen, an einem sozialen Projekt im Ausland teilnehmen zu können. Obendrein „kriselt“ es zwischen ihr und Kevin. In der Vergangenheit hatte Homer´s „rebellisches Verhalten“ ihm wiederholt Ärger mit Lehrern und dem Gesetz eingebracht – während Fi sehr strebsam war und Robyn aus einer Missionarsfamilie stammt. Punktuelle (bündige) Flashbacks veranschaulichen einige ausgewählte Erinnerungen daran. Konfrontiert mit der Invasion, dem damit verbundenen Leid und der ungewissen Zukunft, müssen die Adoleszenten plötzlich „Reife“ und Verantwortung beweisen. In diesem Kontext gefiel mir ein emotionaler Moment Corries, in dem ihr die Situation erstmals richtig gewahr wird, ansprechend prima – doch kam mir vieles insgesamt einfach „nicht beschwerlich genug“ wirkend daher, was ebenso auf den „Alltag“ der Eltern im Internierungslager zutrifft. Konkretere Zeit-Angaben und das ins Bild rücken „ungemütlicherer Details“ (á la die vorherrschenden hygienischen Umstände) wären da mit Sicherheit von Vorteil gewesen...
Allgemein hatte ich mir facettenreichere Charaktere und eine höhere Dialogqualität erhofft – wie auch eine kompetentere und konsequentere Präsentation der feindlichen Truppen, die sich mehrfach haarsträubend unvermögend anstellen (bspw. sind sie ziemlich miese Schützen sowie offenbar nicht allzu geübt im Umgang mit ihren Bikes). Des Weiteren bemühte man sich darum, sie einige Male „bewusst menschlich“ zu portraitieren: U.a. hat einer der Soldaten eine Freundin, zwei verschweigen ihren Vorgesetzten einen Angriff auf sie, bei welchem sie „ungebührlich leicht“ überwältigt wurden – und es gibt sogar einen Deserteur, dem Robyn begegnet, der ihr hilft sowie mit ihr zusammen im Wald ein Gebet spricht. Überdies wurden etwaige „Gewalttätigkeiten“ (getreu der anvisierten Freigabe) meist bloß nur angedeutet oder gleich komplett „ins Off verbannt“, gibt es kaum Opfer Schrägstrich Tote zu registrieren und mutet die heraufbeschworene Atmosphäre nie sonderlich beklemmend oder düster an (unabhängig dessen, dass die australischen Dreh-Locations per se ja überwiegend farbenfroh-prächtiger Natur sind). Anderen „Young Adult“-Shows ist das merklich besser gelungen...
Regisseur Brendan Maher (TV´s „the Passing Bells“) hat alle Episoden in Szene gesetzt – und das rundum konventionell sowie frei einer erkennbaren „Handschrift“. Nicht nur da mir vollkommen klar ist, dass dem Projekt nicht das Budget so manch einer US-Produktion zur Verfügung stand, will ich mich eigentlich überhaupt nicht über den gebotenen Aufwand (Sets, Ausstattung, vereinzelte CGIs) beklagen: Der geht nämlich durchaus in Ordnung. Nein, es sind vor allem die uninspiriert und unaufregend arrangierten Action-Sequenzen, die (in Kombination mit Spannungsarmut und einem phasenweise schleppenden Tempo) unschön negativ zu Buche schlagen. Egal ob nun im Rahmen einiger Verfolgungsjagden (mit Quads und Motorrädern), eines Befreiungsvorhabens (inklusive Ablenkungsmanöver) oder des Staffelfinales, bei dem die Sprengung einer Brücke im Zentrum der Ereignisse steht: Im Angesicht verschiedener zur Schau gestellter Banalitäten und Unglaubwürdigkeiten musste ich beim Ansehen des Öfteren (sinnbildlich) geradezu mit den Augen rollen und/oder mit dem Kopf schütteln – was „unterm Strich“ natürlich (unweigerlich) schwer ins Gewicht fällt...
Fazit: Den besten Anklang dürfte „Tomorrow, when the War began“ (Season 1) wohl bei Teens im Alter von zirka zwölf bis fünfzehn Jahren finden, die weder John Marsden´s Buchvorlage noch Stuart Beattie´s 2010er Spielfilm-Adaption kennen. Allen anderen vermag ich leider keine Empfehlung auszusprechen. Meine Wenigkeit wurde jedenfalls herbe enttäuscht…