Entstehungsdaten:
USA 2015
Regie:
Iain Softley
Darsteller:
Julianne Hough
Teddy Sears
Penelope Mitchell
Madalyn Horcher
Drew Rausch
Trailer
Bei „Curve“ (2015) handelt es sich um einen Low-Budget-Thriller aus der bestens laufenden „Blumhouse“-Produktionsschmiede, die in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe überaus lukrativer Genre-Veröffentlichungen (á la „Paranormal Activity“, „Sinister“, „the Purge“ plus ihre jeweiligen Fortsetzungen) hervorgebracht hat – ebenso wie einige (im Vergleich zu den genannten) „anders geartete“ Projekte, unter ihnen das „Oscar“-prämierte Drama „Whiplash“ sowie der 2016er Western „In a Valley of Violence“. Für die Realisierung des hier nun zur Besprechung vorliegenden, einen aufgrund seiner wenigen Protagonisten und „begrenzten Locations“ unweigerlich an Filme in der Tradition von „Wrecked“, „Buried“ oder „Brake“ erinnernden Werks verpflichtete man den britischen Regisseur Iain Softley („Hackers“), an welchem es fortan lag, möglichst viel aus der bereits des längeren innerhalb der Branche kursierenden Drehbuchvorlage der zwei Newcomer Lee Patterson und Kimberly Lofstrom Johnson herauszuholen…
Mallory (Julianne Hough) befindet sich gerade auf der Fahrt nach Denver – wo sie ihre eigene Hochzeit erwartet. Da ihr zuletzt einige Zweifel an diesem „gravierenden Schritt“ gekommen waren – u.a. nachdem ihr Verlobter jüngst erst ihre Flitterwochen-Reise nach Europa aufgrund beruflicher Verpflichtungen absagen musste – hat sie sich bewusst gegen die schnellere Strecke zugunsten der „Scenic Route“ entscheiden, welche sie durch eine Menge „einsame Wildnis“ führt sowie ihr die Zeit und Möglichkeit gewährt, über so manches nachzudenken. Als ihr Wagen eine Panne erleidet, nimmt sie (vorsichtig, in Anbetracht der Situation jedoch ohne einer echten Wahl) das Hilfsangebot des sich zufällig in der Gegend aufhaltenden Wanderers Christian (Teddy Sears) an, der das Fahrzeug nach einigen Versuchen tatsächlich wieder in Gang bringt. Zum Dank offeriert sie dem charmanten wie gut aussehenden Herrn, ihn ein paar Meilen (bis zu ihrer Abzweigung in Richtung des nächsten Highways) mitzunehmen – was jener sich (natürlich) nicht entgehen lässt…
An sich geht diese erste Phase von „Curve“ absolut in Ordnung – allerdings weist sie einzelne „Auffälligkeiten“ auf, die den heraufbeschworenen Eindruck jeweils ein Stück weit trüben. Damit beziehe ich mich weder auf die prominente Einbindung des Roxette Songs „Listen to your Heart“ – woraus im Folgenden so etwas wie ein „Running Gag“ wird – noch darauf, dass Mallory meist nur schwachen oder überhaupt keinen Handy-Empfang hat, da das in jener bergig-abgeschiedenen Region ja zweifelsohne realistisch ist. Nein, es sind eher solche Dinge wie dass sie einen eingehenden Anruf mit der Begrüßung „Hey, Sister!“ eröffnet – damit der Zuschauer bloß gleich weiß, wer Ella (Penelope Mitchell) eigentlich ist – dass in jenem Gespräch die Sache mit ihrem Zukünftigen (überflüssigerweise) noch einmal genauer erörtert wird oder dass das Skript ihr kurz danach vorgibt, Cola über ihr Shirt zu verkippen, damit das Publikum sie just mal beim Umziehen beäugen darf. Obendrein ist in dem Kontext ein mit ihrem schwarzen BH verknüpfter „Filmfehler“ zu verzeichnen…
Dass sich Christian schon bald als das Gegenteil eines „netten Kerls“ entpuppt, dürfte wohl niemanden überraschen. Die Art, wie sich die von ihm ausgehende Bedrohung aufbaut, weiß dennoch zu überzeugen. Schicksale á la Vergewaltigung und/oder den Tod fürchtend, bemüht sich Mallory darum, einen Ausweg aus dieser beängstigenden Lage zu erkennen. In Gestalt einer nahenden Kurve sieht sie plötzlich eine potentielle Chance vor sich – wenn auch eine riskante: Da der mit einem Messer Bewaffnete seinen Sicherheitsgurt nicht angelegt hat, entschließt sie sich dazu, den Wagen gezielt von der Straße (die dahinter liegende Böschung hinab) zu lenken – doch stellt sich eben jene als weitaus tiefer als gewähnt heraus, worauf der SUV bis hinunter ins Tal einer Schlucht rutscht, sich im Zuge dessen überschlägt sowie letztlich in der Nähe eines kleinen Bachs zum Erliegen kommt. Mallory wird dabei im Innern eingeklemmt – genauer gesagt ihr Bein im Türbereich des Fußraums – wohingegen Christian zuvor herausgeschleudert wurde. Beide sind von schwereren Verletzungen verschont geblieben…
Offenkundig war Mallory´s Plan nicht unbedingt der beste – und gerade bei der Umsetzung des Crashs merkt man der Produktion ihre nur eingeschränkten finanziellen Mittel doch recht deutlich an – allerdings wird es fortan nun erst einmal einen Zacken interessanter: Auf dem Rücken liegend sowie unfähig, sich zu befreien, sieht sie sich mit Christian konfrontiert, der sie nach dem Wiedererlangen seines Bewusstseins sowie einigen mit ihr gewechselten Worten kurzerhand einfach allein lässt, anstatt sie anzugreifen oder anderweitiges in der Richtung zu versuchen. Von der Straße aus ist das Wrack kaum auszumachen, Mallory´s Liebsten ist ihre gewählte Route nicht bekannt: Unter den aktuellen Bedingungen sind ihre Aussichten denkbar schlecht. Etliche Stunden später taucht Christian erneut auf und beginnt prompt „Psycho-Spielchen“ mit ihr zu treiben – was sich von dem Punkt an sogar über mehrere Tage hinweg erstreckt: U.a. bringt er sich Essen mit – wovon er ihr aber nichts abgibt – fragt sie nach persönlichen Details und weist sie regelmäßig auf die „Ausweglosigkeit“ ihrer Bredouille hin…
Je weiter die Zeit verstreicht, desto hungriger, durstiger und verzweifelter wird Mallory – worüber hinaus sie sich nachts vor der Kälte schützen sowie einige sich ihr nähernde Ratten abwehren muss. Irgendwann sieht sie sich dazu gezwungen, ihren eigenen Urin zu trinken – zeigt sich findig und mit einem festen Überlebenswillen gesegnet. Nur eine Option hofft sie umgehen zu können: Bei einem seiner „Besuche“ überreicht Christian ihr nämlich eine Säge – „Saw“ und „127 Hours“ lassen grüßen. Das klaustrophobische Szenario bietet einen markanten Kontrast zu den weiten, offenen Landschaften des Einstiegsakts, erinnert einen unweigerlich an gewisse ähnlich gelagerte Streifen und wurde von Softley ebenso abwechslungsreich wie kompetent arrangiert. Positiv ist in diesem Zusammenhang anzumerken bzw. zu registrieren, dass direkt „on Location“ (und nicht etwa in einem Studio) gedreht wurde – negativ indes, dass man sich durchaus einen höheren Spannungsgrad gewünscht hätte…
Der Betrachter verbleibt konstant „an Mallory´s Seite“ – also in ihrem unmittelbaren Umfeld. Wohin Christian immerzu entschwindet, erfährt man strikt aus seinen Erzählungen: Offenbar hat er die Mitglieder einer sich in einem Häuschen nahebei aufhaltenden Familie als weitere Opfer auserkoren. Julianne Hough („Safe Haven“) meistert ihre Hauptrolle prima – und zwar samt der zugehörigen, sich von süß über hilflos-gebangt bin hin zu tough erstreckenden Bandbreite. Überdies sieht sie mit ihrem wunderbar trainierten Körper nicht nur attraktiv aus, sondern wirkt auch glaubwürdig in Sachen Ausdauer und Durchhaltevermögen. Dagegen gelingt es Teddy Sears (TV´s „the Flash“) nicht, Christian´s ruhige, bedrohlich-eindringliche „Aura“ überzeugend zu portraitieren – weshalb er im Ganzen (ohne an sich wirklich schlecht zu sein) wie nicht mehr als ein „Klischee-Baddie“ anmutet. In kleinen Nebenparts sind zudem u.a. noch Penelope Mitchell (TV´s „Hemlock Grove“), Drew Rausch („Battleship“) und Madalyn Horcher („Jack Reacher: Never go back“) mit von der Partie…
Vom Skript her hatte ich mir vor allem bessere Charakterzeichnungen (speziell auf Christian´s Motive und Background bezogen) sowie den Verzicht auf einige „zum Augenrollen animierende Begebenheiten“ (á la das Klingeln eines Handys im ungünstigsten Moment überhaupt) erhofft – von Regisseur Softley („the Skeleton Key“) indes einen „individuelleren Stil“. In diesem Sinne mündet der Verlauf schlussendlich in ein generisch-vorhersehbares, nichtsdestotrotz unterhaltsames Finale – komplett mit grotesk hergerichteten Leichen, einer weiteren Person in Gefahr, den gewohnten Konfrontationen und einigen fiesen metallischen Tier-Schnappfallen – bevor der Zuschauer dann nach knapp 80 durchaus kurzweiligen, handwerklich soliden Minuten in den Abspann entlassen wird. Schade halt nur, dass der Film über keinerlei „Nachhaltigkeit“ verfügt sowie die eine oder andere evidente „Schwachstelle“ aufweist. Nunja, zu guter Letzt kann man jetzt noch erwähnen, dass einstmals Eva Mendes und Mathieu Kassovitz für „Curve“ im Gespräch waren – an dessen Entstehung übrigens auch Jaume Collet-Serra („Orphan“) als Produzent beteiligt war…