Entstehungsdaten:
USA-Mexiko 2014
Regie:
Ralph Ziman
Darsteller:
India Eisley
Samuel L. Jackson
Callan McAuliffe
Deon Lotz
Carl Beukes
Zane Meas
Trailer
Der 2014er Action-Thriller „Kite“ basiert auf einem japanischen, 1998 speziell für den „Home Entertainment“-Markt produzierten „Anime“ Yasuomi Umetsus, der aus einem Duo knapp dreißig-minütiger Episoden besteht sowie international meist nur eine stark zensierte Veröffentlichung erfuhr – was vorrangig einer Reihe expliziter pornographischer Szenen (u.a. mit minderjährigen Beteiligten) zuzuschreiben ist. Bei der Realfilm-Adaption verzichtete man dagegen auf letztere Komponente, nahm gewisse Veränderungen an der Materie vor und betraute schließlich Regisseur David R. Ellis mit der Umsetzung des rund 12-Millionen-Dollar-Projekts, welches ihn im Rahmen der Dreharbeiten in Johannisburg erneut mit seinem „Snakes on a Plane“-Hauptdarsteller Samuel L. Jackson „wiedervereinen“ sollte. Leider kam es aber nicht mehr dazu: Am 07. Januar 2013 verstarb Ellis „unter natürlichen Umständen“ im Bad seines südafrikanischen Hotelzimmers – woraufhin sein einheimischer Berufsgenosse Ralph Ziman kurzerhand den Posten übernahm und das Werk im Folgenden realisierte…
In einer nicht gerade fernen, seitens eines „finanziellen Zusammenbruchs“ schwer gebeutelten Zukunft angesiedelt – inklusive stark gestiegener Armut und Kriminalität – bemüht sich die Teenagerin Sawa (India Eisley) darum, den brutalen Mord an ihren Eltern zu rächen. Indirekte Unterstützung erhält die dabei von dem Polizisten Aker (Jackson), der früher ihres Vaters Partner war und sie nun sowohl mit Waffen als auch einer Droge namens „Amp“ versorgt, die neben einer stark berauschenden Wirkung zudem beim „Vergessen“ schmerzhaft-unliebsamer Erinnerungen hilft. Offenbar war der Anführer eines Kinderhändler-Prostitutions-Rings (Zane Meas) für die Tötungen verantwortlich – und so nutzt Sawa ihr attraktives Äußeres und ihre stattlichen Kampfkünste gleichermaßen offensiv aus, um an eben jenen heranzukommen. Nach und nach eliminiert sie zentrale Mitglieder seiner Organisation und hinterlässt im Zuge dessen diverse Leichen und Spuren, welche Aker dann jeweils (sofern nötig) manipuliert oder vernichtet, um seine ermittelnden Kollegen von ihrer „Fährte“ abzulenken…
Selbst wenn man mit der zugehörigen „Original Video Animation“-Vorlage nicht vertraut ist, ruft einem „Kite“ unweigerlich eine Vielzahl anderer Streifen in den Sinn, die von „Nikita“ und „Léon“ bis hin zu „Kick-Ass“ und „Violet & Daisy“ reichen – im Gegensatz zu ersteren aber eher den Eindruck einer dieser uninspirierten Flicks erweckt, an denen Luc Besson heutzutage des Öfteren beteiligt ist. An sich gibt es an einem weiteren Film mit einer coolen jungen Killerin im Mittelpunkt überhaupt nichts auszusetzen – wohl jedoch, wenn dem Publikum im Grunde genommen bloß eine Abfolge altbekannter inhaltlicher wie inszenatorischer Elemente (á la stereotype Figuren und gängige Plot-Versatzstücke) geboten wird. Das Skript aus der Feder von Brian Cox („Shepherds and Butchers“) lässt die Handlung sich hochgradig oberflächlich und linear entfalten: Einzig das finale Drittel wartet mit einer erwähnenswerten „Wendung“ auf, die bis dato verborgene Informationen freilegt – jeden halbwegs aufmerksamen Zuschauer aber ebenfalls nicht wirklich überraschen dürfte…
Seit dem Tod ihrer Eltern sinnt Sawa auf Vergeltung: Strikt darauf fixiert, blendet sie alles andere weitestgehend aus – u.a. via des entsprechenden Effekts der Droge, nach der sie süchtig ist. Einst hatte sie ein gutes, behütet-harmonisches Leben – wovon ihr inzwischen aber nur noch ein einziges Foto sowie einige „Gedächtnisfetzen“ geblieben sind. Die für das Erreichen ihres Ziels notwendigen Fertigkeiten hat sie sich antrainiert – und so schaltet sie ihre anvisierten Widersacher mit geübten Handgriffen und erbarmungsloser Härte Schritt für Schritt aus: Ihres Zeichens allesamt niederträchtige Gestalten, denen keinerlei Form von Mitleid gebührt. Um in die Nähe der Zuhälter und Schlepper zu gelangen, gibt sie sich meist selbst als Prostituierte aus – bevor sie sie letztendlich (sobald sich ihr die passende Gelegenheit dazu bietet) mit den ihr in der betreffenden Situation zur Verfügung stehenden Waffen „aus dem Diesseits reißt“: Neben einer mit Explosiv-Geschossen geladenen Pistole kommen in der Beziehung mehrfach verschiedene Messer-Arten (unter ihnen ein Fleischerbeil) zum Einsatz…
Oft bunte Perücken und Outfits tragend, ist die zu Zeiten des Drehs damals 19-jährige India Eisley („Underworld: Awakening“) „ein echter Hingucker“ in der Hauptrolle: Schlank, sexy, hübsch und agil, fügt sie sich sozusagen „übergangslos“ in die heraufbeschworene „Style over Substance“-Empfindung des Streifens ein – da Sawa weder über eine sonderlich komplexe Persönlichkeit verfügt noch Eisley ihr eine nachdrücklich-überzeugende „Screen Presence“ zu verleihen vermochte. Unterdessen bringt Samuel L. Jackson („the Hateful Eight“) seinen nicht unbedingt fordernden Part ihres „Lieferanten“ und „Abschirmers“ routiniert über die Bühne und bleibt Callan McAuliffe („I am Number Four“) unvorteilhaft „blass“ als freundlicher, sie aus Kindertagen her kennender (ungefähr gleichaltriger) Oburi, welchem sie im Verlauf begegnet, der sie unterstützt und zudem auch über „bestimmte Dinge“ aufzuklären vermag. Fernerdrein sind u.a. noch Deon Lotz („Mandela: Long Walk to Freedom“), Zane Meas („Tarzan and the Lost City“) und Carl Beukes (TV´s „Dominion“) mit von der Partie…
Ralph Ziman markierte eine interessante Wahl als Regisseur – eigentlich eine viel reizvollere als die ursprüngliche – denn zusätzlich zu zig erschaffenen Musikvideos (bspw. für Faith No More, Ozzy Osbourne und Michael Jackson) sowie den gelobten Filmen „Hearts & Minds“, „the Zookeeper“ und „Jerusalema“ ist der Südafrikaner überdies als politisch-sozialkritischer Künstler tätig: Damit verknüpfte Einflüsse sind ebenso in diesem Werk hier wiederzufinden – allerdings nur in sehr abgeschwächter Ausprägung. Auf der einen Seite wird die Kriminalität, Gewalt und „das schmutzige Geschäft mit der Lust“ angeprangert – auf der anderen hat man auffälligen Wert auf eine möglichst „schicke Präsentation“ der regelmäßig bloß eher spärlich verhüllten Sawa samt ihrer knallharten Aktionen gelegt. Generell waren die Verantwortlichen offenbar (primär im Bereich der Farbgebung) ziemlich angetan von „Kontrasten“ – etwa beim kreierten Look gewisser Kleidungsstücke oder dunkler Hämatome und purpur-roter Blutspritzer auf der hellen Haut des „unschuldig“-schönen Gesichts Eisleys…
Optisch diverse „Anime“- und „Neo Noir“-Einflüsse aufweisend – wozu u.a. kräftige Filter sowie im Hintergrund die urbanen Locations „vernebelnde“ Rauch-Maschinen herangezogen wurden – lässt das Ganze dennoch eine wahrhaft zufrieden stellende Atmosphäre vermissen. Ähnliches gilt für die arrangieren Verfolgungsjagden, Fights, Shootouts und Brutalitäten, die durchweg solide geartet daherkommen sowie mit vereinzelten netten Details (wie ein wenig „Parkour“ oder ein Tod-bringender Vibrator) aufwarten – einen aber trotzdem nie wirklich zu begeistern in der Lage sind (hauptsächlich da man Vergleichbares einfach schon relativ häufig gesehen hat). Untermalt von einem banalen Elektro-Score Paul Hepkers („Tsotsi“), mangelt es der Produktion außerdem an Spannung sowie einer ergiebiger ausgestalteten Entfaltungsentwicklung: Leider ist es nämlich so, dass „Kite“ bereits nach seinen ersten zwei Dritteln seinen „Höhepunkt“ erreicht – bevor anschließend nur noch ein paar „lose Enden“ geklärt bzw. „abgearbeitet“ werden: Schade. Da wäre insgesamt durchaus „mehr“ drin gewesen…