Entstehungsdaten:
USA 2016
Regie:
Shawn Crahan
Darsteller:
Kim Coates
Tyler Ross
Luna Lauren Velez
Sona Eyambe
Meadow Williams
Trailer
Basierend auf Joe Casey´s und Chris Burnham´s 2010er „Graphic Novel“ gleichen Namens, haben wir es bei „Officer Downe“ (2016) mit einer ebenso gewalttätig-bunten wie ärgerlich inkompetenten Kreuzung aus „Maniac Cop“, „Scott Pilgrim vs. the World“, „Robocop“ und „Crank: High Voltage“ zutun. Produziert u.a. von Mark Neveldine, der neben letztgenanntem Streifen ja auch an ähnlich missratenen Werken á la „Jonah Hex“, „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“ und „Urge“ beteiligt war, lieferte Slipknot-Bandmitglied Shawn Crahan (seines Zeichen „Nr. 6“ bzw. der Clown eben jener Nu-Metal-Gruppe) mit dieser Veröffentlichung hier sein Spielfilm-Debüt ab, welches diverse durchaus reizvoll-coole „Zutaten“ alles in allem leider zu keinem „ansprechend funktionierenden Ganzen“ zu vereinigen in der Lage war. Als hätte man ein Projekt in der Größenordnung und im Stile von „Punisher: War Zone“ von Leuten realisieren lassen, die sonst im Hause „Troma“ beschäftigt sind und sich vor ihren Arbeitsantritten am liebsten mit „Red Bull“ und/oder Amphetaminen zudröhnen…
Angesiedelt in der „City of Angels“, bietet L.A.P.D.-Chefin Berringer (Lauren Luna Vélez) dem bislang noch unerfahrenen Polizisten Gable (Tyler Ross) eines Tages die Chance an, Teil einer speziellen „Task Force“ zu werden: Gemeinsam mit drei Kollegen (Tracy Vilar, Bruno Gunn und Reno Wilson) gehört er fortan zur „Absicherungs-Crew“ eines bereits seit rund 25 Jahren laufenden „Geheim-Experiments“, in dessen Zentrum der damals getötete „Vollblut-Cop“ Terry Downe (Kim Coates) steht, der mit Hilfe einer „besonderen Technik“ immerzu reanimiert werden kann, sollte er trotz einer „übermenschlichen Widerstandskraft gegenüber Verletzungen“ (Schusswunden etc.) dennoch mal „ausgeschaltet“ werden. Sein primärer „innerer Antrieb“ ist die Verbrechensbekämpfung – welcher er mit extremer Härte nachgeht, während ihm nach jeder „Wiederbelebung“ keinerlei Erinnerungen an vergangene Ereignisse verbleiben: Im Grunde also der perfekte „Aufräumer“ in der Crime-geplagten Westküsten-Metropole…
Neugierig setzt sich Gable über Berringer´s Anweisung hinweg, Abstand zu Downe zu halten – und so entdeckt er im Folgenden u.a. den in einem grünlich leuchtenden Spind in der Mannschaftsumkleide „versteckten“ Zugang zu dem betreffenden Labor, in welchem ein Wissenschaftler (Sam Witwer aus TV´s „Being Human“) eine Reihe von geistesabwesenden Rollstuhl-gebundenen Personen mit Motoneuronerkrankungen (siehe Stephen Hawking) via einer Apparatur miteinander „vernetzt“ hat sowie die daraus generierten „Telekinese-Kräfte“ dazu nutzt, Downe regelmäßig „zurückzuholen“ plus physisch zu „regenerieren“. Besser nicht drüber nachdenken! Politisch unkorrekt, die Sache mit den Behinderten? Etwas – aber kaum der Rede wert. Problematischer ist dagegen, dass Gable ein arg langweiliger Protagonist ist sowie der ihn mimende Tyler Ross („V/H/S 2“) vergleichbar uninteressant und „blass“ agiert – wodurch dem Publikum schlichtweg kein ergiebiger Sympathieträger dargereicht wird und einem die Sorgen und Absichten des „Rookies“ angrenzend gar nicht tangieren…
In der Titel-Rolle überzeugt Kim Coates (TV´s „Sons of Anarchy“) mit einem „'70er-Porno-Schnurrbart“ und einer akzentuiert-amüsanten stoischen Performance. Schade bloß, dass ihm das Skript nicht ersprießlicheres Material als das vorliegende eindimensionale zu offerieren vermochte: Downe mag zwar ein „Badass“ sein – doch wenn man es mal genau betrachtet, ist er eigentlich ein eher mieser Cop, der ständig die gesetzlichen Vorgaben bricht (welche ihm ja angeblich ach so wichtig sind) sowie nahezu keinen Einsatz unversehrt übersteht. Dazu lässt er wiederholt Oneliner vom Stapel, die noch lahmer und „abgegriffener“ sind als die Arnold Schwarzeneggers in „the Expendables 2“ oder TV´s „Celebrity Apprentice“. Im Gegensatz zu Alex Murphy in „Robocop“ ist Downe quasi eine „leere Hülle“ – was den Momenten einen umso deplatzierteren Eindruck verleiht, in denen er plötzlich doch „Emotionen“ zeigt. Restlos nichts an diesem Streifen wirkt vernünftig durchdacht – weshalb er stärker dem Resultat eines wilden Brainstormings als einer mit Mühe ausgearbeiteten Schöpfung ähnelt…
Kommen wir nun zu den Baddies der Story. Die Stadt wird von der kriminellen Organisation „the Fortune 500“ kontrolliert, an deren Spitze drei „Tierwesen“ stehen: Ein Löwe, ein Geier und ein Tiger – hinter deren Köpfen/Masken sich wiederum Regisseur Crahan („the Devil´s Carnival“), Slipknot-Percussionist Chris Fehn („Rollerball“) und Lindsay Pulsipher („the Rambler“) verbergen. Mit menschlichen Schädeln als Trophäen an der Wand ihres Business-Zimmers hängend, schmieden sie u.a. Pläne, regen sich über allerhand Dinge auf, empfangen Blowjobs und heuern den mysteriösen, sich teleportieren könnenden Killer Zen Master Fash (Sona Eyambe aus „Wolf Warrior“) an, um Downe „aus dem Weg zu räumen“. Die asiatische Sprache jenes Attentäters wird anfangs noch per Untertitel übersetzt – bis er höchstpersönlich seine Unzufriedenheit darüber äußert sowie im Anschluss daran flugs hin zu einer schlechten Synchro (so wie bei zahlreichen älteren Kung-Fu-Flicks aus Fernost) gewechselt wird: Ein „Meta-Gag“, der einem tatsächlich (zu Beginn) ein verdientes Schmunzeln entlockt…
Unvorteilhaft ist, dass das mächtige Schurken-Trio nie aktiv ins Geschehen involviert wird: Downe gelangt bspw. nicht einmal in die Nähe der Typen. Vielleicht wollte man sich das für ein Sequel aufheben? Keine Ahnung. Auch in diesem Bereich gibt es einfach kein „großes Ganzes“ – sondern im Prinzip nur lose aneinander gereihte Sequenzen und Set-Pieces. Neben Flash und seinem Ninja-verwandten Gefolge legt sich Downe zudem mit einer Gruppe schwer bewaffneter Nonnen an, die von Mother Supreme (Meadow Williams aus „Reach me“) und ihrer „rechten Hand“ Sister Blister (Alison Lohman aus „Drag me to Hell“) angeführt werden. Die Villains hier sind Comic-haft schräg und nicht ohne Reiz – zugleich allerdings frei jeder Form von Substanz oder Hintergrund, was sie unweigerlich „zur Belanglosigkeit verdammt“. In weiteren Parts dieser Kategorie sind überdies noch die beiden Slipknot-Angehörigen Corey Taylor („Fear Clinic“) und Sid Wilson („Blood Bath“) als „Headcase Harry“ und „Crook #1“ zu erspähen – ebenso wie Jason Trost („the FP“) als ein Downe mitfolternder Knast-Insasse…
Von den gewählten kräftigen Farben her wartet der Film mit einem zu der „Graphic Novel“ passenden Look auf – allerdings tragen die restlichen Komponenten der Optik eine Menge dazu bei, dass das Endergebnis derart unansehnlich ausgefallen ist: Cinematographer Gerardo Madrazo´s („the Vatican Tapes“) „Shaky-Cam“ übertrifft die der „Jason Bourne“-Franchise in Sachen „Unruhe“ mit Abstand – worüber hinaus es zig „Lens Flares“ und sonstige „visuelle Mätzchen“ zu verzeichnen gibt sowie Editor Meg Ramsay („Project: S.E.R.A.“) das eingefangene Bild-Material zu allem Überfluss auch noch viel zu chaotisch und schnell zusammengeschnitten hat. Resultat dieses „Overkills“: Statt die Action-Szenen mit „Energie“ anzureichern, beraubt sie der forcierte Stil nahezu ihrer kompletten Wirkung. Wenn Downe etwa (teils wie bei einer Kirmes-Attraktion) eine „sinistere Schwesternschaft“ dezimiert oder er zum Klang des lässigen Billy Squire Tracks „Everybody wants you“ loslegt, springt der sprichwörtliche „Funke“ so leider in keinerlei vernünftigen Weise über…
Der Gewaltgrad ist hoch und neben einigen mäßigen CGIs fanden etliche achtbare „practical Effects“ Verwendung. Das Budget wurde einträglich ausgeschöpft, der Soundtrack ertönt laut und „zügig vorantreibend“ – und dennoch mutet alles ernüchternd lahm und öde an. Die vor Plot-Löchern nur so strotzende Handlung entfaltet sich holprig – gelegentlich repetitiv – die gern gewitzt wärenden, meist „hölzern“ rezitierten Dialoge (in denen u.a. Frankenstein und Martin Riggs erwähnt werden) sind weder originell, clever noch wertig. Das von Casey himself verfasste Skript ist banal, uninspiriert und hat obendrein merklich wenig für seine weiblichen Charaktere übrig, welche vorrangig bloß als „Mittel zum Zweck“ dienen (inklusive einer nicht zu leugnenden „misogynen Ader“). Lauren Luna Vélez´s Chefin-Rolle erinnert natürlich klar an ihre ähnliche in der geschätzten Hit-Serie „Dexter“ – doch die Qualitätsunterschiede sind enorm. „Möchtegern“ (spaßig, cool, „edgy“ etc.) ist das zentrale Wort, das mir beim Sichten wiederholt in den Sinn kam. Als Regisseur hat Crahan jedenfalls kläglich versagt…
Fazit: „Officer Downe“ bemüht sich emsig darum, ein unsubtil-kultig-wüstes „Over-the-Top-Midnight-Movie“ zu sein – krankt jedoch an einer bitteren Kombination aus mangelndem Talent und schlecht getroffenen Entscheidungen. An einer Stelle schlägt Terry ungehalten auf sein Radio ein – in Anbetracht des Gebotenen (samt all des ungenutzten Potentials) möchte man das am liebsten auch mit Crahan und/oder dem Film an sich tun, der bis auf ein paar einsame brauchbare Momente im Grunde ein einziges Ärgernis ist. Bezüglich der Vorlage meinte Burnham mal:
„This book will ruin your 11-year-old’s life – but it will blow your 13-year-old’s mind!“ Tja, diese Adaption ist definitiv nichts für Kids – allerdings kommt sie einem (dank solcher Dinge wie einem gleich zweimal im Verlauf eingeblendeten „Orgasm Counter“) tatsächlich so vor, als wäre sie speziell für „pubertär-retardierte ADHS-ler“ (oder halt entsprechende Erwachsene) produziert Schrägstrich realisiert worden…