Entstehungsdaten:
USA 2016
Regie:
Greg McLean
Darsteller:
John Gallagher Jr.
Tony Goldwyn
Adria Arjona
John C. McGinley
Melonie Diaz
Owain Yeoman
Michael Rooker
Trailer
Bei „the Belko Experiment“ handelt es sich um eine brutale Action-Horror-Thriller-Satire aus dem Jahr 2016, hinter der u.a. die beiden Produktionsfirmen „Blumhouse“ und „Orion Pictures“ stehen und welche sich recht treffend als eine unsubtile Kombination aus „Office Space“, „Die Hard“ und „Battle Royale“ umschreiben lässt. Auf einer Drehbuch-Vorlage James Gunns („Guardians of the Galaxy“) basierend sowie seitens des Australiers Greg McLean („the Darkness“) in Szene gesetzt, entfaltet sich nahezu der gesamte Streifen in den Räumlichkeiten des mehrstöckigen kolumbianischen Filialgebäudes der weltweit operierenden bzw. verbreiteten „Belko Corperation“ – einer Nonprofit-Organisation, die US-Unternehmen im Ausland bei der Vermittlung Schrägstrich Akquirierung qualifizierter Landsleute unterstützt. Achtzig Amerikaner sind in dem betreffenden (ein Stück weit außerhalb der Stadtgrenzen Bogotas gelegenen) Hochhaus tätig – ergänzt um eine Reihe einheimischer Kollegen. Eines Morgens werden letztere zu Dienstbeginn jedoch allesamt von einer Truppe sonst nicht vor Ort stationierter bewaffneter Sicherheitskräfte wieder nach Hause geschickt – offenbar auf der Basis einer akuten Gefährdungslage, wie man spontan einfach mal annimmt...
Just als der Arbeitstag für die Verbliebenen allmählich „an routinierter Fahrt aufnimmt“, ertönt plötzlich über die Intercom-Anlage eine Stimme, welche sie darüber informiert, dass in einigen Stunden die meisten von ihnen tot sein würden – wer genau, das hänge vom Befolgen der ihnen fortan übermittelten Anweisungen ab, deren erste lautet: Binnen dreißig Minuten soll dafür gesorgt werden, dass drei aus ihren Reihen getötet werden – ansonsten drohen „Konsequenzen“. Was eingangs als ein geschmackloser Scherz angesehen wird, erhält rasch eine konkrete „bedrohliche Komponente“, als sich auf einmal massive Stahlplatten vor alle Fenster und Ausgänge schieben und das Gebäude somit hermetisch abriegeln. Unruhe erkeimt – bis nach Ablauf des Ultimatums bei sechs Personen Teile ihrer Köpfe explodieren und offene Panik ausbricht. Es stellt sich heraus, dass die kleinen metallischen Implantate, die ihnen die Gesellschaft eingesetzt hat, keine „Tracker“ (zum Schutz vor Entführungen) sind, sondern in Wahrheit Sprengladungen. Daraufhin die nächste Ansage: Am Ende jetzt anbrechender vier Stunden sollen dreißig weitere von ihnen tot sein – oder das besagte (anschaulich demonstrierte) Schicksal würde erneut die doppelte Anzahl der eigentlich geforderten Opfer ereilen…
1961 führte der Psychologe Stanley Milgram erstmalig ein (nach ihm benanntes) Experiment durch, das die Bereitschaft „durchschnittlicher Individuen“ erforschte, autoritären Anleitungen auch dann Folge zu leisten, wenn sie in direktem Widerspruch zu ihrem Gewissen stehen. 10 Jahre später untersuchten Philip Zimbardo, Craig Haney und Curtis Banks im Rahmen ihres kontroversen „Stanford-Prison-Experiments“ die Facetten menschlichen Verhaltens unter den Bedingungen einer Gefangenschaft. Wie würde man selbst wohl unter solchen Umständen reagieren – zumal im Vorliegenden zusätzliche Faktoren wie Verzweiflung und Schrecken schwer zum Tragen kommen? Gunn´s Plot greift auf derartige Fragen, Tests und Erkenntnisse zurück – worüber hinaus sein gewähltes Setting sogar noch mit weiterem satirisch-kritischem Potential aufzuwarten vermag: In Konzernen und großen Betrieben werden Angestellte öfters geradezu dazu „konditioniert“, sich „frei einer klaren Individualität“ in die vorgegebenen Strukturen, Teams und Bedingungen einzugliedern. Man ist förmlich bloß „ein Rädchen im Getriebe“ – losgelöst einer persönlich verknüpften Relevanz. Bei „Belko“ weiß im Grunde kaum jemand konkret über die Firma an sich Bescheid…
Anders als in Werken á la „Identity“, „Unknown“ oder der „Saw“-Franchise kennen sich die meisten Betroffenen schon seit einiger Zeit – schließlich verleben sie diverse Stunden der Woche miteinander. Es sind also keine Fremde, die hier zu Widersacher werden: Unter ihnen gibt es durchaus Freundschaften zu verzeichnen – was das Verlangte (theoretisch) umso schwieriger macht. Dem Film gelingt es gut, eine Vielzahl an Charaktere einzuführen und dem Publikum einige von ihnen ergiebig „näher zu bringen“. Da wäre z.B. der sympathische „Regular Guy“ Mike (John Gallagher Jr.), seine Freundin Leandra (Adria Arjona), ihr eher unangenehmer, u.a. auf sie fixierter Kollege Wendell (John C. McGinley), Hausmeister Bud (Michael Rooker), Neuzugang Dany (Melonie Diaz) sowie ihr aller Chef, COO Barry (Tony Goldwyn). Im Angesicht der immer ernster werdenden Lage versucht letzterer die Ordnung zu bewahren – was zunehmend schwieriger wird, sobald man sich mit den ersten Toten sowie der zweiten, noch drastischeren Ansage konfrontiert sieht, das Verbot auferlegt bekommt, sich die Implantate (etwa durch Herausschneiden) zu entfernen sowie von Scharfschützen davon abgehalten wird, vom Dach aus „SOS“-Banner an die Gebäudeseiten zu hängen…
Unerbittlich tickt die Uhr runter – es bilden sich Fraktionen: Während einzelne die Nerven zu verlieren beginnen, bemüht sich Mike ums Achten moralischer Werte sowie um die Suche nach einem möglichen Ausweg aus dem albtraumhaften Dilemma. Parallel dazu scharrt Ex-Soldat Barry eine Gruppe „Alphas“ um sich herum: Sie wollen lieber dreißig töten, anstatt am Ende sechzig „zu verlieren“, sagen sie – also bewaffnen sie sich und fangen damit an, eine Auswahl zu treffen, die vor allem Ältere und Singles mit einschließt; sich unweigerlich jedoch auch darüber hinaus erstrecken muss. „Lord of the Flies“ lässt grüßen. John Gallagher Jr. („Hush“) und Tony Goldwyn („Divergent“) verkörpern ihre Parts ebenso überzeugend wie Adria Arjona (TV´s „Emerald City“) die toughe, seitens ihrer Einstellung zum Ganzen nicht starr festgelegte Leandra, ein gewohnt agierender John C. McGinley („Alex Cross“) ist mal wieder als „fieses Arschloch“ zu sehen und in (nicht selten stereotyp gearteten) Nebenrollen sind überdies u.a. noch Owain Yeoman (TV´s „the Mentalist“), Melonie Diaz („Fruitvale Station“), James Earl („the Lazarus Effect“) sowie die beiden „James Gunn Regulars“ Michael Rooker („Cliffhanger“) und Gregg Henry („Jason Bourne“) mit von der Partie…
Ab einem bestimmten Punkt erhält der Betrachter schlussendlich den ja bereits auf der Basis solch vieler „Partizipanten“ förmlich „angekündigten“ hohen „Bodycount“ präsentiert: Köpfe platzen auf, Menschen werden hingerichtet, erschlagen, erschossen, erstochen, zerquetscht, verbrannt oder auf sonstige Weise ins Jenseits befördert. McLean und seine Crew arrangierten diese chaotisch-blutige Eskalation der Dinge ebenso ungeniert wie graphisch – und das zum Teil in Großaufnahmen und Zeitlupen-Sequenzen sowie dabei eindrucksvoll-fiese Prosthetics- und Make-up-Kreationen zur Schau stellend. Obgleich es zwei bis drei nette Überraschungen zu registrieren gibt, vollzieht sich die Entwicklung der Ereignisse nichtsdestotrotz meist eher vorhersehbar und gelegentlich zudem ein wenig repetitiv: Bspw. kann man sich leicht denken, auf welche Zahl an „gewünschten Überlebenden“ die ihnen übermittelten Anordnungen letztlich hinauslaufen. Einigermaßen unterhaltsam bleibt der übrigens mit einigen amüsanten südamerikanischen Cover-Versionen bekannter Pop-Songs (á la „I will survive“) plus einem ordentlichen Score Tyler Bates' („John Wick“) untermalte Film dennoch – u.a. dank seines hohen Tempos und ein paar echt reizvoller Momente…
Gedreht in Bogota, sieht man dem Werk sein geringes Budget primär an den limitierten Sets und der Qualität der CGIs an, mit denen die Außenansichten des Gebäudes kreiert wurden. Die Cinematography Luis David Sansans' („Captive“) ist solide – die gewählte Farbpalette passt. Leider mangelt es dem Geschehen an wahrer Spannung und sind sowohl Gunn als auch McLean per se nicht unbedingt für Subtilität bekannt – siehe etwa „Super“ oder „Wolf Creek 2“ – was in gewissen Bereichen schlichtweg einträglicher gewesen wäre. Schade etwa, dass die Führungskräfte hier mal wieder überwiegend „böse“ sind – oder dass man erneut eine ausschweifende Mord-Szene mit klassischer Musik unterlegt hat. Sobald die Gewalt ausbricht, wird eine Menge Potential unausgeschöpft belassen – wobei der Humor zwischen unaufdringlich-clever (Stichwort: Nonprofit-Organisation) und uninspiriert-banal schwankt sowie evidente Satire-Elemente und psychologische Vertiefungsansätze rasch „in die Hinterhand geraten“. Im Zuge dessen mündet „the Belko Experiment“ dann auch in einer oberflächlich-unoriginellen (pseudo-sozialverhaltensforschungs-kritischen) „Offenbarung“, die einen mit kaum mehr als einem müden Schulterzucken in den Abspann entlässt…