Entstehungsdaten:
USA 2014
Regie:
Robert Rodriguez, Eduardo Sánchez, Joe Menendez,
Dwight H. Little, Fede Alvarez, Nick Copus
Darsteller:
D.J. Cotrona, Zane Holtz, Eiza González, Jesse Garcia, Robert Patrick, Madison Davenport,
Brandon Soo Hoo, Wilmer Valderrama, Don Johnson, Jake Busey, ...
Trailer
Basierend auf einem Drehbuch Quentin Tarantinos sowie mit Darstellern wie George Clooney, Harvey Keitel, Juliette Lewis und Salma Hayek aufwartend, schuf Regisseur Robert Rodriguez mit „From Dusk till Dawn“ (1996) einen Film, dem seine Kino-Veröffentlichung zwar nur mäßige Kritiken und einen eben solchen finanziellen Gewinn bescherte, der sich in den daran anknüpfenden Jahren „auf Video“ allerdings einen unbestrittenen „Kult-Status“ zu erwerben vermochte. Jeweils banaler Natur und kostengünstig produziert, folgten mit „Texas Blood Money“ und „the Hangman´s Daughter“ drei Jahre später dann sowohl ein Sequel als auch ein Prequel der ursprünglichen, sich von einem ernsten Gangster-Crime-Roadmovie hin zu einem überzogenen Vampir-Splatter-Flick entwickelnden Geschichte, bevor es erst einmal längere Zeit ruhig um die „Franchise“ wurde – bis sich irgendwann überraschend die Meldung zu verbreiten begann, Rodriguez würde die Materie (frei einer Beteiligung Quentins) zu einer Fernsehserie für den von ihm mitgegründeten (primär an Latinos gerichteten) Sender „El Rey“ ausbauen. In Anbetracht des Erfolgs vergleichbarer TV-Projekte (á la „Hannibal“ oder „Bates Motel“) sowie der „abschüssigen“ Karriere Roberts – siehe nur mal die beiden Flops „Machete Kills“ und „Sin City 2“ – eine durchaus nachvollziehbare, nichtsdestotrotz mit einer gehörigen Portion Skepsis begegnete Entscheidung. Schauen wir also mal, wie sich Season 1 (2014) so schlägt…
Nachdem Seth Gecko (D.J. Cotrona) von seinem Bruder Richard (Zane Holtz) aus dem Knast befreit wurde, hat das kriminelle Duo nur wenig später eine Bank überfallen, dabei stolze $30 Millionen in Wertpapieren erbeutet und befindet sich seither auf der Flucht vor den emsig nach ihnen fahndenden Behörden, da der Überfall ab einem gewissen Punkt „aus den Fugen geraten“ war – was einige Leichen und Verletzte hervorgebracht hatte. Mit einer Verschleppten (Samantha Esteban) im Kofferraum, bemühen sie sich nun darum, es über die südliche Grenze nach Mexiko zu schaffen, wo ihnen der einflussreiche Kartell-Chef Carlos (Wilmer Valderrama) „sicheren Unterschlupf“ offeriert – gegen einen sich lohnenden Anteil der Summe, versteht sich. Als sie kurz mal an einem Laden („Benny´s World of Liquor“) anhalten, ohne weiter auffallen zu wollen, suchen Richard plötzlich „seltsame Erscheinungen“ heim, die ihn u.a. dazu veranlassen, seine Waffe zu ziehen und mit jener zwei Mädels sowie den Angestellten hinterm Tresen zu bedrohen. Zur Verschärfung der Lage trägt unmittelbar darauf die Ankunft des Sheriffs Earl McGraw (Don Johnson) samt seines Zöglings Ranger Freddie Gonzalez (Jesse Garcia) bei: Wiederum dank Richard´s impulsivem Handeln geht der an und für sich gefasste Plan, keinerlei Konfrontation heraufzubeschwören, schnell schief – was u.a. in Earl´s Tod resultiert, während die Geckos fliehen können, ein Feuer ausbricht und der nur von seiner Schutzweste gerettete Freddie den Tätern gnadenlose Rache für das Getane schwört…
Zudem lernt das Publikum die Familie Fuller kennen – vorgestanden seitens des ehemaligen Pastors Jacob (Robert Patrick), der nach dem Tod seiner Gattin Jenny (Joanna Going) „seinen Glauben verloren“ hat sowie jüngst gemeinsam mit seinen jugendlichen Kids Kate (Madison Davenport) und Scott (Brandon Soo Hoo) in ihrem geräumigen Campingmobil zu einer sie eventuell an einen neuen Wohnort führenden Reise aufgebrochen ist, da Jacob eigentlich nicht in seine alte Gemeinde zurückzukehren gedenkt. Zu ihrem Unglück kreuzt sich ihr Weg mit dem der Brüder an einem Hotel, in welchem sie jeweils einchecken. Als Seth Richard eine Weile allein auf´m Zimmer mit der Geisel lässt, um nahebei eine Freundin (Adrianne Palicki) wiederzusehen, tötet der die verängstige Bank-Bedienstete auf grausame Weise – animiert durch eine weitere ihn heimsuchende, erneut mit einer speziellen geheimnisvoll-betörenden Dame (Eiza González als Santánico Pandemonium) im Zentrum stehenden Vision. Mit Gonzalez ihnen dicht auf den Versen, sieht Seth in Gestalt der Fullers die Gelegenheit, unbemerkt in ihrem RV die Grenze zu überqueren – wozu er und Richard sie im Folgenden unter Gewaltandrohung dann auch zwingen. Als dies gelingt, lautet ihr nächstes Ziel ein abgelegenes Striptease-Bar-Etablissement namens „Titty Twister“, in welchem sie mit Carlos verabredet sind: Es ist dort, dass diverse involvierte Parteien schließlich aufeinander treffen und das Ganze rasch in eine blutgetränkt-wüste Nacht einmündet…
Die zehn Episoden umfassende erste Staffel von „From Dusk till Dawn“ hält sich größtenteils an die Story des Kino-Films – inklusive übernommener Szenen-Abläufe, Dialoge und Sets – bietet Kennern in der Hinsicht entsprechend nur wenig Neues. Und dennoch fanden markante „Erweiterungen“ der durchaus interessanten Art statt – etwa im Bereich der Figuren sowie der mit den Vampiren verbundenen Mythologie. Eröffnet wird bspw. mit einem Prolog, der weit in die Vergangenheit zurück reicht und einem zusätzliche Hintergründe dazu liefert, wie aus Santanico eben jene „Person“ wurde, die sie in der Gegenwart der Handlung ist: Zwar machtvoll – aber trotzdem eine „Gefangene“ sowie in der Hierarchie unter ihresgleichen nicht allzu hoch angesehen. Ihre Verbindung zu Carlos entstand zu Zeiten der Konquistadoren – als er in ihren „Bann“ geriet und sich für sie gegen seine Kameraden wandte. Sie ist es, die „aus der Ferne“ auf Richard einwirkt: Ihm erscheint, zu ihm spricht und ihn – der das mit ihm Geschehende lange nicht richtig begreifen und einordnen kann – zu so manchen nur schwer nachvollziehbaren Erkenntnissen, Entscheidungen und Taten bewegt. Dieser Faktor ist neu in der Serie und definitiv als ein Plus zu werten. Im Gegensatz zur Konzeption der Rolle Quentins ist Richard im Vorliegenden kein reiner Psychopath – sondern jemand, der in Addition zu seinem zweifellos „gestörten Wesen“ (u.a. hat er im Kindesalter seinen Vater bei lebendigem Leibe verbrannt) unter „externem Einfluss“ agiert…
Die 1996er (in „Benny´s World of Liquor“ angesiedelte) Einstiegssequenz erstreckte sich über knapp 10 Minuten hinweg – hier füllt sie im Grunde die komplette Länge der Startfolge aus. Eingewobene Rückblenden warten mit ergänzenden Infos auf, es werden andere Perspektiven geboten und neue Details hinzugefügt – so wie der eigens als Pro- bzw. Antagonist erschaffene Part des Texas Rangers Freddie Gonzalez oder dass Seth zwei zugegene Mädels „vor seinem inneren Auge“ sporadisch als „dämonische Kreaturen“ sieht. Obgleich das klar auf Kosten des Tempos und der Suspense geht, ist es nichtsdestotrotz reizvoll. Überdies sollte einem ja von Anfang an bewusst sein, erst einmal eine Menge Vertrautes präsentiert zu bekommen. Sicherlich hätte man das eine oder andere straffen können – doch öde wird es nie, was u.a. der non-linearen Chronologie-Struktur, den Charakter-Entwicklungen sowie einer Reihe Action- und Spannungsmomente zuzurechnen ist. Verfasst von gestandenen Teleplay-Autoren wie Diego Gutierrez (TV´s „Without a Trace“) und Juan Carlos Coto (TV´s „Nikita“), wurden mehrfach schwarzhumorige Beigaben und „locker-lässige“ Dialoge eingebunden – getreu des ursprünglichen Stils Tarantinos, der seine Geschichten ja ebenfalls gern mal nicht unbedingt gradlinig erzählt. Mit dem Überschreiten der Halbzeit-Marke (und dem Betreten des „Titty Twisters“) beginnt der Verlauf dann zunehmend eigenständiger zu werden – inklusive eines sich in einer Art „alternativen Parallelwelt“ entfaltenden „Mind-Trips“…
Die Besetzung muss natürlich „große Fußstapfen ausfüllen“ – meistert das aber erstaunlich gut. D.J. Cotrona („G.I. Joe: Retaliation“) hat´s dabei am schwersten: Er spielt Seth anständig – doch erreicht er leider nie die extreme „Coolness“, die Clooney seinerzeit an den Tag legte. Als sein unberechenbarer Bruder ist Zane Holtz („Battle Scars“) dagegen klasse: Äußerlich wie eine Kreuzung aus Brendan Fraser, Michael Shannon und Wentworth Miller ausschauend, kommt seine ebenso interessante wie creepy-düstere Performance nicht so „over the Top“ wie die Quentins daher und markiert im Rahmen dessen eine wirklich gelungene „Neuinterpretation“ Richards. Jesse Garcia („Re-Kill“) portraitiert den u.a. von Rachewillen getriebenen Cop Gonzales (mit Frau und Kind daheim) ordentlich, während Robert Patrick („Cop Land“) – der ja bereits in „From Dusk till Dawn 2“ mitgewirkt hat – den desillusionierten Pastor Jacob ohne einer Veranlassung zur Klage mimt, Brandon Soo Hoo („Bedeviled“) als sein Adoptivsohn Scott leider etwas blass verbleibt sowie Madison Davenport („the Possession“) sein nach und nach immer tougher werdendes Töchterchen Kate überaus sympathisch und ansprechend zum Besten gibt. Die Krise, in der sich Jacob´s Familie seit dem Tod der Mutter/Gattin befindet, offeriert indes verschiedene gehaltvolle Themenansätze (bspw. im Hinblick auf den persönlichen Glauben) und verleiht dem Werk somit zugleich eine ergiebige dramatische Komponente…
Innerhalb der Nebenrollen fällt vor allem Don Johnson („Cold in July“) als Texas Ranger Earl McGraw positiv auf – ein Part, welchen Michael Parks bislang schon mehrfach (u.a. in „Kill Bill“ und „Grindhouse“) verkörpert hat – wussten mir die Auftritte Jake Buseys („the Killing Jar“) als Professor Tanner Schrägstrich „Sex Machine“ überraschend solide zuzusagen, schauen Adrianne Palicki („John Wick“) und James Remar („Horns“) jeweils kurz mal vorbei und darf William Sadler („Die Hard 2“) im Zuge seiner eingeschränkten Screen-Time sogar eine „Bill and Ted“-Anspielung mit einbringen. Auf Seiten der Vampire schlägt sich Wilmer Valderrama (Fez aus TV´s „That '70s Show“) als Gangsterboss Carlos unverhofft brauchbar und ist Eiza González („Baby Driver“) überaus sexy als Santánico Pandemonium, deren erweiterter Part zu gefallen weiß – auch wenn man letztlich keine „echte Verbindung“ zu ihr aufzubauen vermag. Verwandelt, weisen diese Kreaturen Eigenschaften von Schlangen und anderen Reptilien auf – was hervorragend mit dem geographischen und mythologischen Setting harmoniert. Zudem gehen sie „nicht gerade zimperlich“ zur Sache: Der Gewaltgrad ist recht hoch, die meisten Effekte sind erfreulich „praktischer Natur“, können sich sehen lassen und wurden bloß punktuell seitens unvorteilhafter „digitaler Ergänzungen“ (á la CGI-Blut oder ein Flügelpaar Santánicos) „verschandelt“. Anzuführen ist dabei, dass es insgesamt durchaus „ernster“ zugeht – man es also nicht wirklich mit klassischem „Fun-Splatter“ zutun hat…
Inszenatorisch sowie vom Production Design her stellt einen „From Dusk till Dawn“ absolut zufrieden: Die Sets und Kulissen sind wertig, die Arbeit der Cinematographer Eduardo Enrique Mayén („Event 15“) und Michael Bonvillain (TV´s „Alias“) ebenfalls – und als Regisseure haben Rodriguez, Eduardo Sánchez („the Blair Witch Project“), Joe Menendez („Ladrones“), Fede Alvarez („Don´t breathe“), Nick Copus (TV´s „Salem“) und Dwight H. Little („Marked for Death“) dafür gesorgt, dass alles adäquat und vernünftig arrangiert bzw. umgesetzt wurde. Inhaltlich hat man den Original-Stoff passabel aufs Serienformat übertragen und angereichert – und nicht nur das Ende dieser ersten Season offenbart ein stattliches Maß an Potential für nachkommende, eigentlich ersprießlich auf diese geschaffene „Basis“ aufbauen können dürfende Staffeln. Natürlich wirkt einiges ein wenig „gestreckt“, ist nicht alles logisch (etwa warum 30 Millionen Dollar bestimmen „Leuten“ derart wichtig sind) und hinterlässt das Projekt im direkten Vergleich zum Film weiterhin einen gewissen tendenziell zwiespältigen Eindruck – doch wie bereits erwähnt: Das Gebotene ist keineswegs ununterhaltsam und die neu eingeschlagene Richtung reizvoll. Am Ende dieses bewegten Tages – denn ja, alle 10 Folgen entfalten sich binnen 24 Stunden (wenn man von den Rückblenden mal absieht) – ist es nämlich u.a. so, dass Richard noch am Leben ist, sich mit seinem Bruder allerdings überworfen hat, und Seth Kate nicht einfach vorm „Titty Twister“ stehen lässt, sondern sie mit ihm in seinem Wagen davonfahren darf…
knappe