Entstehungsdaten:
USA-GB-Belgien-Frankreich 2016
Regie:
Fabrice du Welz
Darsteller:
Chadwick Boseman
Luke Evans
Teresa Palmer
Alfred Molina
Trailer
In „Message from the King“ – einem 2017 veröffentlichten, in Los Angeles angesiedelten Neo-Noir-Selbstjustiz-Streifen des belgischen Filmemachers Fabrice du Welz, welcher zuvor u.a. „Calvaire“, „Vinyan“ und „Colt 45“ in Szene setzte – begleiten wir den Südafrikaner Jacob King (Chadwick Boseman), der unmittelbar zu Beginn des Werks von Kapstadt aus in die Vereinigten Staaten reist, um in der „City of Angels“ nach seiner Schwester Bianca (Sibongile Mlambo) zu schauen, nachdem er vor kurzem (einer längeren kontaktlosen Phase zwischen ihnen folgend) eine beunruhigende Sprachnachricht ihrerseits erhalten hatte. Als sich herausstellt, dass sie an der letzten Jacob bekannten Adresse nicht mehr wohnt, berichtet ihm eine Nachbarin (Natalie Martinez als Trish) von verschiedenen „Schwierigkeiten“, in die sie offenbar hineingeraten war – in erster Linie Drogenkonsum, Schulden, Umgang mit „zwielichtigen Gestalten“ sowie die Trennung von ihrem Ehemann, um dessen Sohn Armand (Diego Josef) sie sich seither kümmert…
In einem günstigen Motel einquartiert, lernt Jacob die freundliche, ihm zu helfen bereite, sich mit ihrer Tochter Boot (Ava Kolker) das Zimmer nebenan teilende Verkäuferin und Prostituierte Kelly (Teresa Palmer) kennen, erhält von Trish einige hinterlassene Habseligkeiten Biancas ausgehändigt und begibt sich fortan beharrlich auf die Suche nach ihr und Armand – was jedoch schon bald dazu führt, dass er ihren verstümmelten, schwer misshandelten Körper in der örtlichen Leichenhalle entdeckt. Angetrieben durch Wut und Schmerz, intensiviert er seine Bemühungen weiter und übt zunehmenden „Druck“ auf eine Reihe von Leuten aus, die auf die eine oder andere Weise mit Bianca in Verbindung standen – unter ihnen der Dealer Frankie (Tom Felton), Mitglieder eines Verbrecher-Rings aus dem Balkan stammender Herrschaften (allen voran Arthur Darbinyan und Lucan Melkonian), der unverkennbar etwas verbergende Zahnarzt Wentworth (Luke Evans) sowie ein reicher, in seiner noblen Villa in den „Hills“ lebender Hollywood-Produzent (Alfred Molina)…
„Message from the King“ eröffnet mit Jacob, wie er am Flughafen dazu befragt wird, was er denn eigentlich in L.A. vorhätte – so ohne einer Hotelreservierung und Kreditkarte sowie mit nur 600 Dollar Bargeld bei sich. Er gibt an, keineswegs etwa illegal in den USA bleiben zu wollen, und kann zudem ein Rückflug-Ticket für die kommende Woche vorlegen – worauf man ihn schließlich ins Land lässt. Er ist ein wortkarger, knallharter, in einer üblen Gegend Kapstadts aufgewachsener Zeitgenosse. Allzu viel mehr erfährt man nicht wirklich über ihn: Eine Gegebenheit, welche es dem Zuschauer nicht unbedingt einfach macht, eine ergiebige „Verbindung“ zu ihm aufzubauen – also seine ihn antreibenden Emotionen „tiefer als bloß oberflächlich“ nachzuempfinden und entsprechend kräftiger mit ihm „mitzufiebern“ – zumal einem auch die Person seiner Schwester nie richtig (über ein paar kurze Erzählungen und verbildlichte Erinnerungsfetzen hinaus) „nähergebracht“ wird; von Armand mal ganz zu schweigen…
Vergleichbar mit du Welz, ist Jacob ein „Fremder“ in der besagten amerikanischen, eine Fülle unterschiedlicher Kulturen, Mentalitäten und Einkommensschichten umfassenden Westküsten-Metropole. Der Verlauf der Geschichte führt ihn von „unglamourösen“ Vierteln wie Glendale über Downtown bis nach Beverly Hills sowie in die umliegenden Berge – zeigt die Spanne der „sozialen Kluft“ sowie einige „übergreifende kriminelle Verflechtungen“ auf. Themenbereiche á la Korruption, der u.a. mit Vorurteilen belastete Umgang mit Minoritäten sowie sich „hinter schicken Fassaden auftuende Abgründe“ werden angerissen – was an sich vollkommen in Ordnung so ist – allerdings werden Homosexuelle hier unschön vordergründig als „lüstern-schräge Stereotypen“ (Pädophilie inklusive) portraitiert, entpuppen sich zwei Cops als anheuerbare Killer und ist ebenfalls gar noch ein Politiker in die Sache involviert, der auf „tabulose Partys“ steht sowie über „Probleme beseitigende Connections“ verfügt. Speziell letzteren Plot-Strang hätte man im Grunde ohne weiteres komplett weglassen können…
Glücklicherweise wurde die wohl Klischee-hafteste Rolle – nämlich Kelly, die sympathisch-hübsche „Teilzeit-Prostituierte mit 'nem Herzen aus Gold“ (plus süßem Töchterchen) – mit jemandem wie Teresa Palmer („Restraint“) besetzt, denn die talentierte Australierin holt eine Menge aus der wenig inspiriert verfassten Rolle heraus und vermittelt im Rahmen dessen vor allem eine im Gedächtnis haftende melancholische Schilderung des oft zehrenden Alltags in der „Stadt der Engel“ rundum ordentlich. Die Performance Alfred Molinas („Prince of Persia“) bewegt sich indes ungefähr „auf einem Level“ mit der „überzogen-groben“ Beschaffenheit seiner Figur – während man Luke Evans („Girl on the Train“) den „glatten“, durchtriebenen Zahnarzt Wentworth anstandslos abnimmt. Ein amüsant-nettes Zitat seinerseits in diesem Zusammenhang:
„Dentists are for men what gynecologists are for women. Once you have them wide open and your hand is inside them, their sense of shame just drops away. You become trusted with their confidences…”
In Nebenparts sind überdies „vertraute Gesichter“ wie Natalie Martinez („Broken City“), Tom Felton („the Apparition“), Jake Weary („Altitude“), Dale Dickey („the Pledge“), Tom Wright („Marked for Death“), James Jordan („Wind River“), Chris Mulkey („the Purge“) und Wade Williams (TV´s „Prison Break“) mit von der Partie, welche jeweils solide Leistungen erbringen. Es ist jedoch Chadwick Boseman („Captain America: Civil War“), der den Film mit seiner Ausstrahlung und Darbietung „trägt“: Schweigsam, entschlossen sowie im Prinzip seit seiner Geburt „ihm vieles abfordernden Lebensumständen“ ausgesetzt, ist Jacob ein „nicht lange fackelnder Mann der Tat“, den Boseman mit einem passablen südafrikanischen Akzent sowie allen übrigen notwendigen Eigenschaften (Statur, kontrolliertes Auftreten etc.) überzeugend zum Besten gibt. Spätestens seit „Marvel“ ihn als „Black Panther“ auserkoren hat, sehen die Karriere-Aussichten des 1976 in South Carolina (mit nach Sierra Leone zurück reichenden „Wurzeln“) geborenen Mimen echt prima aus…
Gekonnt meistert Boseman die durchweg „realistisch“ gehaltenen Action-Sequenzen, die sich vorrangig per Einsatz von Fäusten und Tritten entfalten und deren konkrete Zahl insgesamt nicht sonderlich hoch ist: Klassische Shootouts sucht man vergebens – allerdings weiß Jacob (bspw.) sowohl eine Fahrradkette effektiv „zweckzuentfremden“ als auch eine wirkungsvolle Rohrbombe herzustellen. Die Kamera-Arbeit Monica Lenczewskas („Difret“) präsentiert diverse stimmungsvoll-schicke Aufnahmen verschiedener Locations und Ereignisse, die gewählte Farbpalette gefiel mir gut und der Score Vincent Cahays und Felix Pennys erfüllt seinen Zweck ohne einer Veranlassung zur Klage. Schade, dass die Vorlage des Duos Oliver Butcher und Stephen Cornwell („Unknown“) das eigentliche Potential der Materie mit zunehmender Laufzeit immer geringfügiger auszuschöpfen vermochte bzw. wusste. Trotz eines ruhigen Tempos und der aufgeführten Schwächen ist das Gebotene aber nie langweilig oder „verärgernder Natur“ – nur halt nicht so „erfüllend“ wie ursprünglich erhofft…
Fazit: Gesegnet u.a. mit einem findigen Titel, einer clever-feinen finalen Offenbarung und einer kompetenten Cast&Crew, kommt „Message from the King“ in der Tradition solcher Veröffentlichungen wie Paul Schrader´s „Hardcore“ und Steven Soderbergh´s „the Limey“ daher – wobei es Regisseur Fabrice du Welz zu verdanken ist, dass sich diese gelegentlich „unebene“ Kombination aus einem abgründig-düsteren Thriller-Drama und einem gritty-generischen Selbstjustiz-Streifen „trotz allem“ zumindest ein Stück weit von ähnlich gearteten, meist mit Leuten wie Liam Neeson oder Nicholas Cage als Leads aufwartenden „Routine-Produktionen“ abzuheben vermag…