Entstehungsdaten:
USA 2017
Regie:
Franck Khalfoun
Darsteller:
Bella Thorne
Jennifer Jason Leigh
Mckenna Grace
Cameron Monaghan
Thomas Mann
Taylor Spreitler
Jennifer Morrison
Kurtwood Smith
Trailer
Amityville ist ein kleines, auf Long Island gelegenes Städtchen, in welchem sich der auf wahren Begebenheiten beruhende 1977er Roman „the Amityville Horror“ des Schriftstellers Jay Anson entfaltet. Am 13. November 1974 erschoss Ronald DeFeo Jr. dort sechs Mitglieder seiner Familie in ihrem gemeinsamen Haus – bevor eben jenes im Folgenden dann 13 Monate lang leer stand, bis das Ehepaar George und Kathy Lutz mit ihren drei Kindern in das geräumige, im holländischen Kolonialstil erbaute Gebäude einzog. 28 Tage später verließen sie es jedoch wieder und berichteten aufgewühlt, sie wären in der Zeit „von übernatürlichen Phänomenen terrorisiert“ worden. Anson ließ sich davon inspirieren und machte daraus eine unheimliche Grusel-Geschichte, die 1979 auch prompt eine gleichnamige Verfilmung erfuhr. Seither sind insgesamt knapp 20 (!) mit der Materie verknüpfte Veröffentlichungen erschienen: Eine erstaunlich hohe Zahl – zumal die überwiegende Mehrheit der betreffenden Streifen kaum bis gar nicht der Rede wert ist. Als Ausnahmen dieser Einordnung könnte man (neben dem Original und dem soliden 2005er Remake aus Michael Bay´s „Platinum Dunes“-Schmiede) eigentlich bloß das 1982er Prequel „the Possession“ (seiner „Schrägheit“ wegen) sowie das 1983er Sequel „the Demon“ (auf Basis der damals gerade angesagten 3D-Effekte) anführen – obgleich beide ebenfalls fern von gut sind…
Im Zuge des Erfolgs der ersten „Paranormal Activity“ Teile wurde irgendwann beschlossen, im Januar 2012 einen weiteren Betrag zu der hier betrachteten „Pseudo-Franchise“ in die Kinos zu bringen – und das im „Found Footage“-Stil sowie die Titel-Ergänzung „the Lost Tapes“ tragend. Hinter dem Projekt standen „Dimension Films“ und „Blumhouse Productions“, das Skript wurde von Casey La Scala und Daniel Farrands beigesteuert und als Regisseur verpflichtete man Franck Khalfoun („P2“). Fortan kam es jedoch zu einer Reihe von Verzögerungen und Diskussionen hinsichtlich der Ausrichtung des Werks – worauf es schließlich komplett umkonzipiert wurde: In jenem Rahmen verfasste Khalfoun eine ganz neue, u.a. keinerlei „Wackel-Kamera“ mehr benötigende Story und begann im Mai 2014 mit den entsprechenden Dreharbeiten. Das Ergebnis erhielt ein „R“-Rating und einen 2015er Start-Termin – schien die Verantwortlichen allerdings nicht sonderlich zufrieden zu stellen, weshalb das angestrebte Erscheinungsdatum anknüpfend noch einige weitere Male verschoben wurde, man verschiedene Schnitt-Versionen anfertigte und im Februar 2016 obendrein „Reshoots“ durchführte. Am Ende dauerte es bis in die zweite Jahreshälfte 2017, bis „Amityville: the Awakening“ letztlich herauskam – und das relativ „sang- und klanglos“ sowie auf eine „PG-13“-Freigabe „heruntergetrimmt“…
Um näher an ihrer Schwester Candice (Jennifer Morrison) und dem Neurologen Dr. Milton (Kurtwood Smith) zu wohnen, zieht die Witwe Joan (Jennifer Jason Leigh) zusammen mit ihrem komatösen, daheim gepflegten Sohn James (Cameron Monaghan) und ihren beiden Töchtern Belle (Bella Thorne) und Juliet (Mckenna Grace) in die Ocean Street 112. In der Schule wird Belle prompt dafür ausgegrenzt, dass sie nun in dem berüchtigten Haus wohnt, in dem DeFeo genau vier Dekaden zuvor die brutalen Morde beging: Etwas, das ihr so nicht bekannt war – im Gegensatz zu ihrer Mutter, welche die Immobilie daher auch preiswerter erwerben konnte. In Terrence (Thomas Mann) und Marissa (Taylor Spreitler) findet sie jedoch zwei Freunde, denen das egal ist. Im Gegenteil: Für sie ist es „creepy-cool“. Flugs schlagen sie Belle vor, sie über die Vergangenheit und zugehörigen „Mythen“ jenes Ortes aufzuklären – und das bei einem „DVD-Abend“ mit Stuart Rosenberg´s '79er Film-Adaption („standesgemäß“ um 3:15am geschaut, versteht sich). Auf diesem Wege erfährt sie u.a. von dem „Red Room“, der im Keller exakt unter James' Zimmer liegt – wonach sich der Zustand des Teenagers (von da an) plötzlich unverhofft verbessert: Gehirn-Aktivitäten sind registrierbar, er kann sich wieder (ein wenig) bewegen und sogar mit Hilfe eines Computers kommunizieren. Was wie ein „medizinisches Wunder“ anmutet, wird schon bald jedoch zu einer fürchterlichen Gefahr…
Bei „Amityville: the Awakening“ haben wir es mit generischer Genre-Kost zutun, die zwar eine deutlich höhere Qualität als alle der den berühmten Namen nutzenden „Low-Budget-Ableger“ (á la „Vanishing Point“ oder „No Escape“) besitzt – unabhängig dessen aber enttäuschend einfallsarmer Natur ist. Ja, an dem Streifen wurde ausgiebig „rumgebastelt“ – was man ihm gelegentlich unverkennbar anmerkt – allerdings werden einem regelmäßig unvorteilhafte inhaltliche Gegebenheiten gewahr, die offenkundig auf Khalfoun´s Drehbuch-Vorlage zurückzuführen sind. Von Anfang an ist das Verhältnis zwischen Joan und Belle ein gestörtes: Nachdem eine Krebs-Erkrankung ersterer den Gatten nahm, „klammert“ sie sich nun an ihren Sohn, den ein Sturz von einem Balkon in einen „vegetativen Zustand“ befördert hat, welcher wiederum daraus resultiert war, dass er einen Nacktbilder seiner Zwillings-Schwester verbreitenden Ex Belles aufgesucht und zur Rede gestellt hatte – wobei es dann zu einer Rangelei samt des fatalen Unfalls kam. Dass sich Belle deswegen Vorwürfe macht, ist nachvollziehbar – allerdings sieht Joan in ihr ebenfalls die „Haupt-Schuldige“: Eine irgendwie merkwürdig erscheinende Auffassung – schließlich war sie in jenem Kontext ja das ursprüngliche „Opfer“. Joan´s irrational-sture, ihre Töchter vernachlässigende Fokussierung auf James verleiht ihr durchweg einen ungünstig unsympathischen Eindruck…
Der im Vorliegenden gewählte „Meta-Ansatz“ markiert keine unbedingt ergiebige Entscheidung: Sowohl die Erlebnisse der DeFeos als auch bestimmte zugehörige Veröffentlichungen (unter ihnen der Roman Ansons und dessen Verfilmungen) werden erwähnt, zitiert und gar direkt dargezeigt – wodurch es den Protagonisten möglich ist, Parallelen zur Gegenwart zu ziehen und gezielte „Schritte“ einzuleiten. Die Sache ist bloß, dass die besagten Elemente (bis auf ein mit ihnen verbundenes „überraschendes Geständnis“ Joans) weitestgehend „belanglos-lahm“ wirken – insbesondere die Beschaffenheit der Rolle Thomas Manns: Terrence ist nicht mehr als eine uninspirierte Variante von Jamie Kennedy´s Randy in Wes Craven´s „Scream“-Reihe. Selbst ein talentierter Mime wie Mann („Kong: Skull Island“) war nicht dazu in der Lage, da noch etwas „rauszureißen“ – zumal er und Taylor Spreitler („Stalked at 17“) ab einem Punkt (quasi nach geleisteter Exposition) förmlich „aus der Handlung verschwinden“. Generell ist es bei diesem speziellen Haus in jenem Städtchen als Schauplatz nicht gerade schwer vorauszusagen, wie sich gewisse Geschehnisse entwickeln: Ein unweigerlich Suspense vermindernder Faktor, dem das Skript keine nennenswerten „Abweichungen vom gängigen Schema“ entgegengesetzt hat – und so erweckt so einiges einfach nur einen „unbeseelt-konventionellen“ Anschein. Die Erklärung, warum es dort 40 Jahre lang „ruhig“ blieb, ist indes übrigens echt banal geraten…
Als „Lead“ überzeugt Bella Thorne („the Babysitter“) mit einer die zahlreichen Belastungen, mit denen sich Belle konfrontiert sieht, glaubhaft vermittelnden Performance. Der Umzug, die Situation innerhalb ihrer Familie, mysteriöse Träume und Beobachtungen, die Sorge um eine „schreckliche Eskalation der Dinge“: Es gibt so manches, dass sie berücksichtigen, abwägen und verarbeiten muss. Als zickige Teenagerin ist Miss Thorne ebenso prima wie als toughes „Final Girl“ und beherzte Beschützerin Juliets – treffend gecastet: Mckenna Grace aus Bernard Rose´s „Frankenstein“ – die Szenen zwischen Belle und ihrem Bruder sind die emotionalsten des gesamten Films. Enttäuschend dagegen ausgerechnet der Auftritt Jennifer Jason Leighs („Morgan”), welche die eigennützig agierende, sich von Gott im Stich gelassen fühlende Joan viel zu reserviert (unmotiviert?) portraitiert: Da wäre eine kraftvollere Darbietung wirklich zu wünschen gewesen. Schade zudem, dass Jennifer Morrison („Warrior“) und Kurtwood Smith („Robocop“) in kleineren Nebenparts schlichtweg „verschenkt“ wurden. Als die meiste Zeit nur via seinen Augen kommunizieren könnender James geht Cameron Monaghan (TV´s „Shameless“) derweil in Ordnung: Gelähmt und zum Teil „unnormale“ (angrenzend groteske) Körper-Positionen einnehmend, sind seine Blicke, sein kränkliches Aussehen sowie sein späteres Gebaren durchaus der Kategorie „unheimlich“ zuzuordnen…
Je schneller James (unerklärlicherweise) wieder „fit“ wird, desto klarer wird Belle, dass die Gefahr für sie und ihre Liebsten anwächst – zumal er sie selbst mal warnt, als er für ein paar Sekunden gegen die Macht der von ihm Besitz genommenen „dämonischen Kräfte“ ankommt. Im finalen Akt greift er schließlich zu einer Schrotflinte – worauf sich die Vergangenheit zu wiederholen droht. In dieser Phase steigt die Spannung zwar ein wenig an – doch folgen die Abläufe den altbekannten „Genre-Mustern“ und fallen einem obendrein evidente „Gewalt-Kürzungen“ (in Form von „Wegblendungen“) auf. Immerhin wurde weitestgehend auf den Einsatz von CGI-Effekten verzichtet – mit prominenter Ausnahme eines kläglich getricksten Fliegenschwarm-Angriffs. Den Score Robin Couderts („Horns“) und die Bebilderung Steven Posters („Donnie Darko“) vermag man jeweils als „routiniert“ zu charakterisieren, der Look erinnert an den des Remakes und die Regie-Arbeit Khalfouns (dessen 2012er „Maniac“-Neuversion ich sehr schätze) ist an sich eine rundum solide Angelegenheit – allerdings entsprechen die zu verzeichnenden „Jump Scares“ überwiegend dem gerade noch zu akzeptierenden „Mindest-Standard“ und ist die gebotene Atmosphäre nie so „dicht“, wie man sie sich eigentlich erhofft hatte. Einzelne starke Momente bzw. Impressionen – wie als James Joan mal über den Rücken streicht oder Juliet ihn eines Nachts in ihrem Wandschrank entdeckt – reichen da leider nicht aus…
Fazit: Obgleich düster, ansprechend besetzt und handwerklich kompetent arrangiert, entpuppt sich „Amityville: the Awakening“ letzten Endes bloß als ein weiterer relativ klischeehafter, originalitätsarmer, inhaltlich mauer „08/15-Horror-Streifen“, von denen einem heutzutage inzwischen ja mehr als genug (auf Streaming-Plattformen, in Videotheken und Kaufhäusern) zur Auswahl stehen…
gute