Entstehungsdaten:
USA 2016
Regie:
Chad Ferrin
Darsteller:
Timothy Muskatell
Bill Oberst Jr.
Roddy Piper
Noah Hathaway
Zach Galligan
Naomi Grossman
Ezra Buzzington
Trailer
Auf einer gleichnamigen „Graphic Novel“ aus dem Hause „Alterna Comics“ basierend, erzählt der Low-Budget-Horror-Streifen „the Chair“ (2016) die Geschichte des Häftlings Richard Sullivan (Timothy Muskatell), welcher schon seit einigen Jahren in seiner Zelle entweder auf eine Begnadigung oder die Vollstreckung der Todesstrafe wartet, zu der ihn einst ein Gericht verurteilte. Er selbst bestreitet, die ihm zur Last gelegten Verbrechen (nämlich die Ermordung etlicher Leute, unter ihnen 12 Kinder) begangen zu haben, und sieht sich gemeinsam mit den anderen Gefangenen vor Ort regelmäßigen Schikanen und garstigen Übergriffen der zuständigen Wachen (unter ihnen Noah Hathaway, Zach Galligan und Roddy Piper) ausgesetzt, während der nicht minder sadistische Chef der Einrichtung (Bill Oberst Jr.) ebenfalls gern mal persönlich „widerwärtige Dinge“ mit den seiner Aufsicht unterstellten Schwerkriminellen veranstaltet. Als einer seiner „Schicksalsgenossen“ in jenem Rahmen schließlich besonders grausam (mutwillig) getötet wird, setzt sich Sullivan nicht minder brutal zur Wehr – was zugleich spezielle bis dato weitestgehend verborgen und unterdrückt bewahrte Geheimnisse und Erinnerungen zutage kehrt sowie die Lage vollends eskalieren lässt…
In Gestalt ihres Drehbuchs haben Peter Simeti und Erin Kohut ihre eigene Vorlage adaptiert, welche dann wiederum von Chad Ferrin (Regisseur solcher Werke wie „Someone´s knocking at the Door“ und „Easter Bunny, Kill! Kill!“) in Szene gesetzt wurde. Es ist zu erahnen, was diese drei Herren (eventuell) erzielen bzw. erschaffen wollten – nämlich einen möglichst „düster und ungemütlich“ daherkommenden Film, der den Betrachter sowohl „mitnimmt“ als auch ihm „schockierende menschliche Abgründe“ aufzeigt. In gewisser Weise ist ihnen das tatsächlich gelungen – allerdings anders als eigentlich beabsichtigt: Ja, „the Chair“ ist „unangenehm“ und mitunter geradezu „abstoßend“ – was in erster Linie jedoch aus ganz bestimmten stilistischen Entscheidungen sowie einer grundlegenden mangelhaften Qualität resultiert. Beginnen wir in der Hinsicht einfach mal beim Hauptprotagonisten: Sullivan erlebt viel Schreckliches um sich herum – leidet und leistet irgendwann aktiven Widerstand – wobei man als Zuschauer lange über seine Schuld oder Unschuld im Unklaren gehalten wird. Dennoch vermag man nie eine ergiebige (mit Empfindungen wie Sympathie oder Anteilnahme verknüpfte) „Verbindung“ zu ihm aufzubauen – was ja nicht nur innerhalb des vorliegenden Kontexts „arg ungünstig“ ist…
Mehrfach werden einem Flashbacks in Sullivan´s ebenso wenig schöne Kindheit dargereicht – komplett mit Klischees wie einem „unbehaglichen“ Eis-Verkäufer, der es auf „kleine Jungs“ abgesehen hat, und einem „zerrütteten Elternhaus“, in dem er zusammen mit seinem Bruder aufwuchs. Beide Kids wurden mental und körperlich missbraucht – und das sogar durch ihre eigene, von Naomi Grossman (bestbekannt als Pepper in TV´s „American Horror Story: Asylum“) hier förmlich „karikaturesk“ (und mies) portraitierte (meist laut herumschreiende und „handgreiflich“ werdende) Mutter. Subtilität: Fehlanzeige. Entsprechend genervt fühlte ich mich schon bald seitens des Gebotenen. In der Gegenwart ist Sullivan angespannt und „seelisch instabil“ – samt zerzauster Haare und eines dazu passenden Barts. Die unsäglichen Haftbedingungen, seine Mitinsassen, das Auftreten der Wärter, die verstrichene Zeit und seine drohende Hinrichtung haben jeweils „ihre Spuren“ hinterlassen. Ist er im Begriff dabei, sozusagen „seinen Verstand zu verlieren“? Hat die Justiz ihm Unrecht getan – oder hat er die Taten wirklich verübt; sie ggf. verdrängt? Timothy Muskatell („Deadgirl“) spielt ihn zwar per se nicht übermäßig schlecht – allerdings verbleibt einem die Person (wie erwähnt) nunmal „völlig egal“…
Sullivan´s Mithäftlinge bedienen die gewohnten Stereotypen – einer ist ein lauter, aggressiver Widerling, einer ein gebrechliches, labiles „Opfer“ (etc.) – während die Diensthabenden fast ausschließlich boshafte „Drecksäcke“ sind, die u.a. ins Essen urinieren, beleidigen, Gewalt anwenden sowie ständig irgendwelche Formen von Erniedrigungen praktizieren. Und schlimmer noch: An einer Stelle lässt der von Roddy Piper gemimte Ranghöchste aus den Reihen der Beamten einen der Verurteilten vorsätzlich durch eine hydraulische Zellentür „zerquetschen“ – später vergewaltigen er und seine Kollegen einen weiteren der Männer, was einem der Film im Rahmen einer ausführlichen, nahezu sieben-minütigen Sequenz zumutet. Soll man etwa Mitleid gegenüber eben jenem Herrn verspüren, der „draußen“ früher selbst „geschändet“ hat? Sieht man es als „Auge um Auge“ an? Ja, im übertragenen Sinne gibt es „Monster in Menschen-Gestalt“ vielerorts auf dieser Welt – doch scheint Ferrin letztlich an nichts weiter als „Exploitation“ interessiert gewesen zu sein. Solch „platt“ präsentierter Sadismus regt weiß Gott nicht zum Nachdenken oder Hinterfragen an. Vorrangig deswegen scheitern die „Psycho-Drama-Ambitionen“ von „the Chair“ auch dermaßen kläglich…
Kommen wir nun zu dem „Warden“: Wenn er den Gefangenen nicht gerade mit „eisig-ruhiger Stimme“ via Intercom „hoffnungslos-pessimistische Dinge“ erzählt, hört er entweder klassische Musik, sitzt an seinem Schreibtisch oder foltert einen der Sträflinge in einem Nebenraum. Dabei trägt er dann stets eine dicke Lederschürze, große Gummihandschuhe sowie (keine Ahnung warum) eine „Steampunk-Schweißerbrille“ mit roten Gläsern. Im Hinblick auf den „Comic-Ursprung“ akzeptiere das einfach mal so. Mit seiner vernarbten Gesichtshaut und seinem generell eher unguten Aussehen harmoniert Bill Oberst Jr. („Abraham Lincoln vs. Zombies“) an sich prima mit der Beschaffenheit des Parts – allerdings konnte er mich mimisch bislang noch nie vernünftig überzeugen; was sich bis heute nicht geändert hat. Unter seinen Mitarbeitern erkennt der bewanderte Genre-Gucker Akteure wie Zack Galligan („Waxwork“) und Noah Hathaway („Sushi Girl“) – plus Roddy Piper („They Live“) als ihren fiesen „Schichtführer“ Murphy: Es handelt sich bei diesem um einen der finalen Filme des am 30. Juli 2015 verstorbenen ehemaligen Profi-Wrestlers. Seine Darbietung geht in Ordnung – erinnert einen (vom Gebaren her) zum Teil aber unweigerlich an Mickey Rourke, der im Vorfeld mal für die Rolle vorgesehen war…
Eigentlich wollte das Team in einem ungenutzten Gefängnis-Trakt drehen – allerdings wurde sich kurzfristig dann doch dagegen entschieden, da man Probleme mit dem Sound und den angedachten Kamera-Bewegungen befürchtete. Stattdessen errichtete man die betreffenden Kulissen lieber auf einer Sound-Stage – wodurch nun wirklich keiner mehr das Gezeigte mit einem realen Knast verwechseln dürfte: Fünf schlichte Zellen entlang eines kleinen Korridors, das Büro des Direktors, ein wie aus „Hostel“ übernommenes Zimmer (komplett mit von der Decke hängenden Ketten) sowie ein weiteres mit einem elektrischen Stuhl (klassisch-rustikal aus Holz) darin – das war´s. Wären die sich innerhalb dieses kargen Settings entfaltenden Geschehnisse wenigstens irgendwie „packend“ ausgefallen, hätte mir das mit Sicherheit kaum bis gar nichts ausgemacht – so aber wirkt der heraufbeschworene Eindruck in erster Linie „unglaubwürdig und billig“ (sowie weit minder beklemmend als gewiss beabsichtigt bzw. erhofft). Zu allem Überfluss ist die Ausleuchtung phasenweise derart schwach geraten, dass man bisweilen überhaupt nicht richtig mitbekommt, was da just im Bild passiert. Es gibt nunmal einen Unterschied zwischen „düster“ und „zu dunkel“…
Die Kamera-Arbeit Christian Janss' („Parasites“) ist ebenso typisch für Produktionen dieser (niedrigen) „Budget-Klasse“ wie der von Douglas Edwards („Sanitarium“) komponierte Score – während die Regie Ferrins durchweg arm an Gespür für solch entscheidende Faktoren wie Suspense und Atmosphäre anmutet. Anstelle eines abgründig-effektiven „Psycho-Horror-Trips“ erhält man nichts weiter als eine plumpe Aneinanderreihung garstiger Szenen geboten: Die 76-minütige Spieldauer fühlt sich rund ein Drittel länger an als sie tatsächlich ist, spannend wird es zu keiner Zeit – worüber hinaus sich weitere Ärgernisse von „doofen Ideen“ (á la dass die Zellen „unter Strom gesetzt“ werden können) über solch „unvorteilhafte Details“ wie das „lachhafte“ Schussgeräusch eines abgefeuerten Gewehrs bis hin zu den ja bereits angerissenen unsympathischen Charakteren und mauen Performances erstrecken. Ach, und zum Ende hin wird einem obendrein noch ein „Twist“ serviert, der durchaus interessant hätte sein können – wenn man ihn doch nur besser ausgestaltet und dargereicht hätte…
Fazit: Sowohl inhaltlich als auch handwerklich schwach, ist „the Chair“ nichts weiter als ein uninspirierter, abgeschmackter, ununterhaltsamer Horror-Streifen, der mich durchweg angeödet sowie gelegentlich gar echt aufgeregt hat…