Entstehungsdaten:
USA 2016
Regie:
James Franco
Darsteller:
Nat Wolff, James Franco, Vincent D'Onofrio, Ahna O'Reilly, Selena Gomez, Sam Shepard,
Robert Duvall, Analeigh Tipton, Jack Kehler, Ed Harris, Josh Hutcherson, Ashley Greene,
Austin Stowell, John Savage, Scott Haze, Bryan Cranston, Zach Braff, ...
Trailer
Nachdem sich „Tausendsassa“ James Franco im Vorfeld bereits (mit wenig Budget, aber einer Menge Ehrgeiz) an Mainstream-fernen Spielfilm-Adaptionen bekannter literarischer Vorlagen von Cormack McCarthy („Child of God“) und William Faulkner („As I lay dying“ sowie „the Sound and the Fury“) versucht hatte, nahm er sich daraufhin dann John Steinbeck´s 1936er „Great Depression“-Roman „In Dubious Battle“ vor, der hierzulande als „Stürmische Ernte“ erschien, dessen Titel John Milton´s epischem 1667er Gedicht „Paradise Lost“ entnommen wurde und welcher (vor „Of Mice and Men“ und „the Grapes of Wrath“) den ersten Teil der berühmten „Dust Bowl Trilogy“ des gefeierten Pulitzer- und Nobelpreis-Trägers bildet. Für sein bis dato aufwändigstes Projekt als Regisseur war es Franco möglich, eine achtbare Besetzung um sich herum zu versammeln, innerhalb deren Reihen sich solch bekannte Gesichter wie Vincent D'Onofrio („the Magnificent Seven“), Nat Wolff („Death Note“), Sam Shepard („Black Hawk Down“), Selena Gomez („Getaway“), Robert Duvall („Geronimo“), Analeigh Tipton („Viral“), Ed Harris („Snowpiercer“), Josh Hutcherson („the Hunger Games“), Ashley Greene („Kristy“), Bryan Cranston („Godzilla“), Austin Stowell („Colossal“), John Savage („Bereavement“), Scott Haze („the Safe“) und Zach Braff (TV´s „Scrubs“) erspähen lassen…
Auf wahren Begebenheiten beruhend im Jahr 1933 angesiedelt, erzählt die Geschichte von Jim (Wolff), der sich (reich an Ehrgeiz und Eifer) einem „der Partei“ zugehörigen Gewerkschafts-Aktivisten namens Mac (Franco) anschließt und mit jenem ins kalifornische Torgus Tal reist, wo sie sich unter die sich dort für die gerade begonnene Ernte-Saison zusammengefundenen Apfel-Pflücker mischen. Eigentlich wurde den Arbeitern ein Lohn von $3 pro Tag versprochen – doch plötzlich gedenkt der Plantagen-Besitzer Bolton (Duvall) ihnen nicht mehr als $1 zu zahlen. Widerwillig und frustriert fügen sich die auf das Geld angewiesenen Leute „ihrem Schicksal“ – allerdings nutzen Jim und Mac fortan genau diesen Unmut, um ihre Idee bzw. Absicht eines kollektiven Streiks zu propagieren. Anfangs halten die Betroffenen nicht viel davon: Unter ihnen gibt es ältere – ebenso wie Frauen und sogar Kinder – was alles mit in ihre Einstellung einfließt, es wäre zu gefährlich sowie ohne einer realistischen Aussicht auf Erfolg, sich gegen den „Status quo“ aufzulehnen. Um ihr Vertrauen zu gewinnen, bringen sich die zwei Idealisten wo sie nur können ein – u.a. indem sie „medizinische Kenntnisse“ vorschwindeln und so die hochschwangere Lisa (Gomez) unterstützend durch den (in einem Gemeinschaftraum der Belegschaftsbaracke vollendeten) Geburtsprozess ihres Babys begleiten…
Angesichts der kläglichen Bedingungen, unter denen sie hart schuften, stimmt der Anführer der Pflücker-Gruppe (D'Onofrio) schließlich einer „Arbeits-Niederlegung“ zu. Als erste Gespräche mit Bolton scheitern, lässt der kurzerhand neue Männer anwerben: Bei deren Ankunft kommt es prompt zu einem Aufeinandertreffen aller Beteiligten, im Rahmen dessen einer der Streik-Befürworter (Harris) inmitten einer „flammenden Rede“ niederträchtig erschossen wird – was das zugegene „Proletariat“ nahezu sofort gegen den einflussstarken Kapitalisten und seine Crew „vereint“. Wie erwartet, verweist Bolton sie umgehend seines Landes – allerdings hat Mac da bereits (in Voraussicht dieses Schrittes) organisiert, dass sie auf dem unweit entfernt gelegenen Grundstück eines anderen Apfel-Anbauers (Shepard) ihr Camp errichten dürfen. Während die Tage verstreichen, beginnt die Moral allmählich zu sinken: Die Versorgung verschlechtert sich, feige Übergriffe seitens einzelner Schergen Boltons nehmen zu – wodurch schon bald entweder ein Abbruch der Protestaktion oder eine gewalttätige Auseinandersetzung beider Parteien droht. Obendrein wird Jim immer deutlicher gewahr, wie manipulativ und verbissen Mac tatsächlich vorgeht, um das anvisierte Ziel zu erreichen – allerdings befindet auch er sich selbst im Laufe einer in eben jene Richtung tendierenden „charakterlichen Wandlung“…
„In Dubious Battle“ beleuchtet einen der zig Aufstände in den 1930ern, welche letztlich darin resultierten, dass die Regierung unter Präsident Franklin D. Roosevelt in Verbindung mit Reformen zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise so manche gewichtige Veränderung am Sozialsystem (wie die Einführung eines bundesweiten Mindestlohns) vornahm. Am Ende eines langen, zehrenden, oft nicht unblutigen Kampfs erhielten die Arbeiter das Recht, Gewerkschafts-Mitglieder zu werden und sich entsprechend vertreten zu lassen. Als Steinbeck seinen Roman verfasste, legte er bei dessen Gestaltung höheren Wert auf einen „dokumentarischen Touch“ (u.a. über die Auswirkungen bestimmter Gegebenheiten, Ideologien und Handlungen) als auf eine tiefschürfende Zeichnung der Persönlichkeiten seiner Protagonisten – etwas, das bei der Drehbuch-Adaption Matthew Ragers („the Institute“) so nicht anders ist, welche sich zudem (partiell den Voraussetzungen und eingeschränkten Möglichkeiten der Produktion geschuldet) auf ausgewählte Inhalte und Schlüssel-Szenen konzentriert und daher die ursprünglich vorhandene Komplexität der Materie nicht mehr aufzuweisen vermag. Woran sich Rager indes gar nicht erst herangewagt hat, war es, potentielle Verknüpfungen zur gegenwärtigen Lage in den USA herzustellen – was den Streifen strikt als „historisches Drama“ klassifiziert…
Für Steinbeck waren die Aktivisten geradezu noble, ihren Idealen folgende Menschen, die sich aus Überzeugung in Gefahr begaben, um sich für die Verbesserung eines unfair beschaffenen Systems zu engagieren. Im Film dagegen gehen sie wesentlich rücksichtsloser „zum Wohle der Sache“ vor: Kommunistisch „links“ gesinnt, erstrecken sich ihre Methoden von Lügen übers Arrangieren kleinerer „Unfälle“ bis hin zum aktiven Provozieren einzelner Todesopfer, um auf jenem Wege die betreffenden Leute zu beeinflussen, „emotional anzuregen“ und zu mobilisieren. Für Mac und seine ordentlich von Ahna O'Reilly („the Help“) verkörperte „Organisatorin“ Edie ist „das große Ganze“ entscheidend – wobei der Zweck die Mittel heiligt. In den Augen all jener, die ihre Art (und Taktik) durchschauen – inklusive des Publikums – raubt ihnen dieser „Pragmatismus“ unweigerlich Sympathien. Wenn verzagte Ausgebeutete selbst ab einem gewissen Punkt zu Gewalt greifen, um sich zu wehren und dabei auch ihre (an sich legitimen) Forderungen „durchdrücken“ zu wollen, ist ein „zynischer Beigeschmack“ evident registrierbar. Die Frage erkeimt, wie man dazu steht und damit umgeht – woran bspw. ein die Streikenden betreuender Arzt (Jack Kehler aus „Dirty Girl“) konkret zu hadern hat. Der Story-Ansatz Ragers, dass Mac und Jim die Pflücker quasi „infiltrieren“, gefiel mir übrigens prima…
Wolff spielt Jim – einen motivierten „Youngster“, der „die Fußstapfen seines Vaters ausfüllen“ und am liebsten „die Welt verändern“ will: Er wird mit Mac in Kontakt gebracht, zieht mit ihm los, bemüht sich ums Kommunizieren der Ideen, Perspektiven und Absichten – und lernt in diesem Kontext rasch die nicht selten von Rückschlägen, Frust und Enttäuschungen geprägte „Realität vor Ort“ kennen. Den anfänglichen (naiven) Elan, die wachsenden Zweifel und die zunehmende Ernüchterung seiner Figur vermittelt er anständig – obgleich ihm eine „markantere Ausstrahlung“ zu wünschen gewesen wäre. Mac wird sozusagen zum Mentor Jims: Aus der Erfahrung heraus weiß er, wie er seine Zuhörer „packen“ kann – worauf sie reagieren und woran er bei ihnen appellieren muss. Er ist wortgewandt und „bekehrend“ – doch scheint ihm nicht allzu viel an den „Individuen“ zu liegen; ähnlich einem Kommandanten, der eine hohe Zahl Truppen in verschiedene Schlachten führt. Es ist eine ambivalente Rolle, die Franco solide meistert. Generell ist zu erwähnen, dass man mit keinem hier wirklich „warm“ wird, niemand eine allzu gehaltvolle „Charaktertiefe“ besitzt und bis auf die beiden Leads die verbliebenen Akteure durchweg nur über eingeschränkte Screen-Time verfügen – sie jeweils aber mindestens eine „Szene zum Glänzen“ zugeschrieben erhalten haben…
Gomez etwa ist in den Minuten als Lisa ihr Kind zur Welt bringt richtig gut – bloß ist es schon ein wenig unglaubwürdig, dass jemand mit ihrem „natürlich-wohlgenährten“ Aussehen eine unter mies versorgten Arbeitern lebende junge Dame mimt. Da wirken Tipton und Greene deutlich „authentischer“ – unabhängig dessen, dass Ashley´s Part dem Bolton-Clan angehört: Alice ist seine Tochter und soll das Unternehmen später mal übernehmen – und um das nicht irgendwie (durch diese Protestler) zu gefährden, ist sie auch dazu bereit, ihre Sexualität einzusetzen. Als Lisa und Jim ein Paar werden und die Stimmung unter denen im Camp im Zuge der vergehenden Wochen sinkt, lässt sich Vinnie (ein „blass“ verbleibender Josh Hutcherson) von Alice verführen und begeht Verrat – was eine Eskalation der Ereignisse zur Folge hat. D'Onofrio agiert indes kompetent wie eh und je, es ist stets ein Vergnügen, Duvall jemanden wie Bolton (mächtig, drohend, von seinem Recht überzeugt) darstellen zu sehen, Harris ist klasse als passionierter, seitens etlicher gewalttätiger Konfrontationen gezeichneter „Veteran der Bewegung“ und Shepard hält einem erneut vor Augen, was für einen charismatisch-feinen Vertreter seiner Zunft die Welt da 2017 verloren hat. Einige Cameo-Auftritte (á la der Cranstons) hätten gern länger ausfallen dürfen – während man auf einzelne andere (wie auf den Braffs) ruhig hätte verzichten können…
Steinbeck´s Vorlage ist ein „nüchtern“ erzähltes Werk – und Franco´s Regie könnte man ähnlich beschreiben: Der gebotene Stil, zu welchem ebenso die Kamera-Arbeit Bruce Thierry Cheungs („the Adderall Diaries“) zählt, mutet „altmodisch“ an – in erster Linie „aufzeigend“ sowie bloß nachrangig aufs Darreichen etwaiger „Schauwerte“ bedacht – wogegen der kreative Score des deutschen Komponisten Volker Bertelmann (aka Hauschka) einige interessante „klangliche Akzente“ zu setzen vermag. Trotz seines eingeschränkten Budgets – welches Franco u.a. dazu bewog, anstelle zusätzlicher Stuntmen punktuell einfach sich zu den von ihnen gewünschten Aktionen bereit erklärende Komparsen zu nutzen – kann sich die Ausstattung (Kleidung, Fahrzeuge etc.) sehen lassen und kommt bisweilen ein gediegenes Maß der angestrebten „ärmlich-trostlosen“ (auf die Lebensumstände bezogenen) „Atmosphäre“ auf. Dreh-Locations in Washington und Georgia „doubelten“ Kalifornien zweckdienlich – und mit unter zwei Stunden „zieht“ sich die Laufzeit nicht unnötig. Alles in allem haben wir es bei „In Doubious Battle“ also mit einer akzeptablen, allerdings „oberflächlich-komprimierten“ Literatur-Adaption zutun: Ein zwar mit diversen namhaften Beteiligten aufwartendes „Indie“-Geschichts-Drama, das insgesamt aber weder sonderlich „emotional involvierend“ noch „nachhaltig“ daherkommt…
tendenziell eher knappe